• 28.11. Varanasi: hilfreiche Begegnungen

    30 ноября 2024 г., Индия ⋅ 🌙 16 °C

    Der erste Tag hier war wirklich (wieder) ein Tag, wo mir von quasi jeder Person, die ich angesprochen oder auch nur nach dem Weg gefragt habe, GEHOLFEN wurde - ohne Geld zu erwarten bzw. ohne dieses anzunehmen- wirklich unglaublich!
    Marie Christine und Jerome - ein älteres französisches Paar (er 72, sie etwas jünger), die alleine im Ashish- Cafe saßen, als ich dort frühstücken wollte. Ich fragte sie etwas, sie zeigten mir etwas auf ihrem Handy in googlemaps und Zack: schon saß ich bei ihnen am Tisch und sie lösten beim Frühstück meine
    Probleme 1 und 2:
    1. Neue bessere Unterkunft finden - wo?
    Lösung:
    Singh Guesthouse (Luftlinie 400 m, zu Fuß etwas länger). Es liegt genau hinter diesem Märchenschloss- Ashram (siehe Foto mit dem großen "Hakenkreuz" = Svastika-Symbol auf der schrägen Damm-Mauer zum Ganges, das ich am Ende der "Pilgerreise Indien" bereits erklärt habe).
    Sie priesen den Garten und die Ruhe dort.

    2. Wo Essen gehen UND Bier trinken?
    Lösung: z.B. im Kharki- Restaurant hinterm Assi- Ghat: im Obergeschoss, angeblich immer selbst gemachte Pasta (aber genau die hatten sie dann zur Zeit leider nicht). Bier/ Alkohol gibt's im heiligen Varanasi ja offiziell nicht...
    Beides - Pasta und Bier - hat mich an diesem Tag happy gemacht!

    3. Den Weg zum Singh- Guesthouse ohne Internet finden im Gassen- Labyrinth
    4. Indisches Telefonguthaben neu aufladen
    Lösung für Probleme 3 und 4:
    Lösung für 3.: Zwei junge Männer schauten auf ihrem Handy in googlemaps nach. Ich war schon fast dort...
    Lösung zu 4.:
    Nach meiner Erklärung, dass ich - weil ohne Internet - außerdem auf der Suche nach einer Auflademöglichkeit fürs Handyguthaben bin, zückte der eine gleich sein Handy, fragte nach meiner indischen Mobil- Nummer und versuchte selbst, es aufzuladen. Das dafür aufgebrachte Geld (immerhin 350 Rupien = gute 3,50 €) von SEINEM privatem Konto wollten er auf GAR keinen Fall (!) in bar annehmen! Das sei nun wirklich kein hoher Betrag... (Das stimmt für die meisten Leute hier eben NICHT - dafür bekommt man hier eine komplette Mahlzeit. Umso verblüffter war ich über dieses großzügige Angebot - von mir völlig Fremden!)

    4. ATM finden und hinkommen:
    VOR allem anderen brauchte ich dringend Bargeld aus einem ATM- Automaten. Aber in der Assi- Road gebe es keinen, der funktioniere, wurde mir gesagt. Entweder 1,5 km weiter rechts oder 1,5 km weiter links.
    Lösung: Nach meinen entsetzten Blicken (für mich war die Angabe 1,5 km viel zu ungenau - in diesem bunten Straßen- und Ladengewirr so einen unscheinbaren ATM-Automaten zu finden?), versuchte der Mann, mir eine Rikscha zu bestellen. Da der erste Rikschafahrer in seinen Augen mit seiner Forderung von 100 Rupien - statt 10 - zu unverschämt war und der zweite das Ziel nicht verstand oder nicht verstehen wollte, brachte er mich schließlich selbst mit seinem eigenen Roller (Scooter) hin.

    5. Geld ERHALTEN aus dem ATM-Automaten:
    Auch das klappte keineswegs auf Anhieb.
    Ich bin nicht nur jedes Mal unsicher, was ich eingeben soll mit den diversen Auswahlmöglichkeiten "Cash withdrawal", "current", "savings" etc. Auch die Höhe des Betrages ist offenbar entscheidend. In Nepal konnte ich viel mehr auf einmal abheben als hier und die Gebühren wurden offen gelegt. Hier war wieder trial and error angesagt und das ist ja immer aufregend.
    Der Mann hinter bzw neben mir am anderen Gerät versuchte mir zu helfen - bei ihm kam Geld raus, bei mir nicht - mit keiner meiner Karten!
    Er riet mir, in die Bank nebenan zu gehen und zu fragen. Die Dame am Schalter war sehr nett, hatte aber auch keine wirkliche Ahnung. Sie meinte, es könne sein, dass der Automat leer sei - kein Geld mehr drin. Was ja nicht stimmen konnte, denn der Mann hatte ja nach mir Geld erhalten!
    Ich solle zur nächsten Bank 30 m weiter rechts gehen... Das tat ich.
    Jedenfalls bekam ich nach weiterem Fehlversuch am dortigen ATM-Gerät- wieder am Bankschalter und nach Anfrege bei der nächsten Mitarbeiterin - heraus, dass die Höchstsumme für mich 10.000 Rupien sind. Das entspricht etwa 110 €. Diese kann ich aber auch mehrmals hintereinander heraus holen.
    Lösung: Nach einigen weiteren Versuchen bzw einem Mann, der mich Schritt für Schritt am Bildschirm begleitete, klappte es endlich - juhu!

    6. Problem: Daten aufs Handy kriegen bei bereits aufgeladenen Guthaben
    Lösung:
    Der Franzose Jerome hatte mir zwar gesagt, wo ich einen Laden finde, der hier hilft: An der Asi Chowk (Kreuzung) direkt neben dem "Green Lassi"-Shop(das bedeutet Lassi mit Cannabis - es gibt aber auch normales Lassi dort).
    Ja, da war ein Handystand. Aber nein - Guthaben aufladen können sie nicht - ich solle rüber zu dem kleinen Tabakladen. Dieser bestand aus einem ca 2 m breiten, sehr wild aussehenden Stand voller bunter - in Girlanden herabhängenden - Alupäckchen (mit Kautabak etc), in dem ein dünner jüngerer Mann im Schneidersitz saß und irgendwelche natürlichen Zutaten in grüne Blätter rollte. Er nickte zu meiner Frage nur und tippte dann auf meinem Handy herum. Ja, Guthaben war drauf, Telefonieren könnte ich, aber die mobilen Daten waren irgendwie blockiert: 2 Gigabyte täglich bekommt man ja für einen Monat für weniger als 4 Euro. Er wirkte bei allem sehr konzentriert und routiniert. Ich solle mich neben bzw. vor ihn auf die Stufe da setzen, bedeutete er mir.
    Ständig wurde er beim Versuch, mein e Handydaten frei zu schalten, auvon ausschließlich männlichen Kunden unterbrochen, die einzelne Zigaretten oder diese kleinen Folienpäckchen und vor allem das "Pan" kauften- alles für je 5 - 10 Rupien pro Stück.
    Er entschuldigte sich dafür, aber ich sagte, dass ich Zeit habe und betrachtete fasziniert aus der Froschperspektive das Geschehen: wie er auf je eins der grünen Blätter eine hellbraune weißliche Paste schmierte, Zuckerperlen, verschiedenfarbige Pülverchen, etwas Tabak, drüber mit Messer und Mörser zerstoßene "Nüsse" (offenbar Bethelnuss- er gab mir ein Stückle zum Probieren) drüberstreute, nochmal eine dunkle Paste drüber, zum Schluss Pülverchen und dann alles blitzschnell einwickelte, das gerollte Blatt flachklopfte und noch mehrmals faltete. Zum Schluss das Päckchen ordentlich mit einem Grashalm verschnürte... Ich fragte, was er da mache? Dies war eine ganz besondere kulinarische Handarbeit ;-)
    Offenbar ist das eine Art Kautabak für arme Leute, die das - statt zu rauchen- kauen. Sie haben den Mund dann ganz voll für mindestens 10 Minuten und können so auch nicht sprechen. Wenn sie das länger bzw öfter am Tag tun - und das scheint hier in Varanasi besonders üblich zu sein-, sind sie nicht nur über Stunden unfähig zu sprechen, sie werden offenbar ein kleines bisschen" high" (aber nicht so stark wie von Alkohol oder Gras), sondern müssen auch dauernd roten Schleim ausspucken... :-(
    Zurück zum Handy: Er schaffte es leider NICHT - auch nicht mit meinen Versuchen, die deutschen Angaben ins Englische zu übersetzen.
    Er schickte mich dann bedauernd zum Kopierstand schräg gegenüber. Dort dasselbe Spiel. Ich wartete geduldig, bis Telefonate erledigt und alles mögliche - z.B. Daten eintippen durch mich - ausprobiert war: gute 15 Minuten konzentrierter Tätigkeit des jungen Mannes dort: nichts! So langsam wuchsen meine Zweifel. Der Helfer baute die beiden SIM- Karten ein und aus bzw vertauschte sie, reinigte sie - tippte wieder und endlich: YES!!! Große Freude auf beiden Seiten: Take five! Ich gab ihm 50 oder 100 Rupien, die er wirklich nicht annehmen wollte, aber ich bestand darauf. Auch dem Pan- Faltkünstler gegenüber, der schon vorhin jede Bezahlung vehement abgelehnt hatte, legte ich kommentarlos einige kleine Scheine hin- er hatte mir ja den Retter vermittelt! - bevor ich glücklich weiterzog.

    7. Laden finden für Riegel, Kräutertee, Haarfärbemittel, Wasser, Klopapier etc.
    Gleich 2 Shops weiter war einer der üblichen Kioskartigen TanteEmma- Straßenläden. Ich sah verpackte Burgerbrötchen, wollte aber nur eines statt einen ganzen Viererpack.
    Hier gab es natürlich keine Gratislösung meiner Wünsche.
    Aber toll war, dass mir die Ladenbesitzerin im Inneren ihres vermeintlichen kleinen Straßenstandes ihre Vorräte in den fast 3 Meter hohen Regalen zeigte - unglaublich, welche Fülle und Vielfalt von Waren in so einen winzig kleinen Laden passt! Von den ersehnten Kräutertees hatte sie gleich mehrere Sorten der edlen Biomarke zu bieten, die ich schon aus Rishikesh kannte. Und dann tatsächlich auch eine Einmalpackung Haarfärbemittel einer bekannten europäischen Marke ( Garnier o.ä.). Das und Snickers- Riegel machten mein Einkaufsglück perfekt!
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