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  • Day 7

    Mandalay Tag 1

    September 19, 2019 in Myanmar ⋅ ☁️ 33 °C

    Der erste Tag in Mandalay: Tuktuk Fahren zur Rush Hour, Thanaka im Gesicht, das größte Buch der Welt und der Aufstieg zum bezauberenden Mandalay Hill.

    Die alte Königsstadt Mandalay ist nach Yangon die zweitgrößte Stadt Myanmars mit 1,5 Mio. Einwohnern und jeder Menge Tempel und Pagoden. Also sollte auch hier unser erstes Ziel wieder eine berühmte Pagode werden :)

    Nachdem wir ein wenig geschlafen haben, bestellten wir uns gegen Mittag zum ersten Mal ein TukTuk, mit dem wir durch den dichten Verkehr und mit viel Gehupe zur Kuthodaw Pagode, auch als das "größte Buch der Welt" bekannt, fuhren. In über 700 etwa drei Meter hohen Mini-Stupas stehen hier Steinplatten mit der Tipitaka, der Lehre des Theravada-Buddhismus. Steinmetze benötigten űber sieben Jahre, um die Texte in die Tafeln einzumeiseln, die in Summe das größte Buch der Welt repräsentieren. Als wir an einem Nebenausläufer der Hauptpagode ausstiegen und in die erste Anlage hineinliefen, wurden wir relativ schnell von einer älteren Frau angesprochen. Während sie uns noch holprig fragte, wo wir herkamen, holte sie schon ihre Dose mit Thanaka Creme aus der Tasche und sagte, dass sie uns gern schminken würde. Bevor wir widersprechen konnten, begann sie mit vielen "sooo beautiiiful" Untermalungen, Saufi schon das erste Blatt auf die Wange zu malen! Thanaka ist in Myanmar traditionell auf allen Gesichtern, vor allen aber bei den Frauen und Kindern zu sehen. Es ist eine gelblich-weiße Paste aus einer fein geriebenen Baumrinde und wird salopp als birmanisches Make-up bezeichnet. Die Creme soll vor Haualterung und auch Sonne schützen, da es aber ein Naturprodukt ist, ist die Wirkung nicht wirklich nachgewiesen.
    Nachdem auch ich beblättert wurde, holte die Dame ihre Sammlung bunter Postkarten hervor, ihr Vater hätte diese angeblich selbst gemalt und eine Karte würde uns NUR 5.000MMK kosten, also mehr als die 6km mit dem TukTuk dahin aber die Karten sind schließlich selbstgemacht (...) ! Ich hatte es irgendwie schon wieder geahnt, obwohl einerseits die Menschen extremst nett sind, sind solche vermeintlich netten Aktionen nie ohne Nachspiel.. Also diskutierten wir, dass wir keinen Platz im Rucksack hätten, was bei einer Postkarte nicht so überzeugend war, sagten, wir hätten kein Geld und gaben ihr schließlich 2.000 MMK ( 1,10€), damit sie uns endlich in Ruhe ließ. Zusammen mit der unglaublichen Hitze waren wir somit schon wieder kurz satt aber einige Schritte weiter sahen wir die vielen kleinen, weißen Stupas und nahmen es gelassen, uns gehts gut und wir hofften nur, dass sie das Geld für ihre Familie oder Kinder nutzen würde.

    Von der Nebenplattform liefen wir mit unseren Blättern und viel Schweiß im Gesicht zur Hauptpagode, wo wir uns in Ruhe umsahen, durch die kleinen Stupas hindurch schlenderten und natürlich auch von den meisten Anwesenden wie immer belächelt wurden. Die Kuthodaw-Pagode liegt im Norden der Altstadt, sozusagen am Fuße des Mandalay Hills. Da wir aber noch einiges an Schritten nach oben vor uns hatten, riefen wir uns ein Tuktuk, um uns zum Haupteingang des Mandalay Hills fahren zu lassen.
    Der Hügel ist an sich nur 240m hoch aber der Aufstieg bei knapp 40 Grad und tausenden Treppen doch mehr als nur ein kleiner Spaziergang und somit auch sehr anstrengend! Natürlich läuft man auch hier komplett barfuß, weil nicht nur die Spitze sondern der ganze Berg heilig ist. Als wir also noch am Fuße die Schuhe auszogen, kam eine Frau auf uns zu und signalisierte uns, dass wir unsere Schuhe in ein Regal stellen sollen, dabei zog sie ein kleines Papierschild mit 200MMK drauf hervor und hielt ihre Hand zu uns hin... Langsam wurde es verrückt aber da wir zunehmend wussten, was normal ist und was nicht, steckten wir unsere Schuhe in die Tasche und winkten dankend ab...Tourist sein ist auch nicht immer leicht!
    Man kann auch entspannt mit dem Taxi bis zur Aussichtsplattform fahren aber da man zu Fuß immer am meisten sehen kann, meisterten wir auch hier entschlossen mit einigen kurzen Trinkpausen die zahlreichen Stufen. Auf dem Weg nach oben begegneten wir wieder vielen Verkäuferinnen, Buddhastatuen, Getränkestände und viele Familien, die in kleinen Blechcontainern im Mandalay Hill wohnen. Überall waren streunende Hunde und Katzen, die bei der Hitze müde herumlagen und teilweise ganz schön traurig aussahen, was auch mich traurig machte aber das ist ja leider hier die harte Realität...
    Nach ca. einer Stunde Aufstieg erreichten wir die obere Plattform und wurden gegen ein kleines Eintrittsgeld wieder mit dem Besuchersticker markiert. Mandalay selbst mag kein beeindruckendes Stadtbild abgeben, aber der Ausblick über die gesamte Landschaft ist unbeschreiblich schön. Man sieht unzählige Pagoden, eine wunderbar grüne und vielfältige Vegetation, und ganz in der Ferne sogar Sagaing. Die Su Taung Pyi Pagode auf dem Mandalay Hill ist ebensfalls wunderschön und glitzert wie in Tausend und einer Nacht im Sonnenlicht. Während wir also wieder mal absolut beeindruckt unsere Runde drehten, sprachen uns einige burmesische Studenten an, um ihr Englisch zu verbessern! Sie fragten uns vorab sehr höflich, ob dies ok ist und da wir keinen Stress hatten und der Sonnenuntergang noch eine Stunde auf sich warten ließ, unterhielten wir uns mit ihnen und hatten dabei sehr viel Spaß! Natürlich wurde im Anschluss noch das obligatorische "ich habe mit weißen Touristen geredet" Bild gemacht, doch da alle immer so extrem freundlich sind, ist auch dies vollkommen in Ordnung! Es erweitert schließlich auch unsere Galerie der Myanmar Bekanntschaften und auch wir lernen immer wieder etwas Neues über die Menschen in dem Land, in dem wir reisen :)

    Als die Sonne unterging sprachen uns erneut junge Mönche an, die der selben Intention folgten, ihr Englisch zu verbessern und erzählten uns, dass Touristenorte wie der Mandalay Hill die einzigen Gelegenheiten bieten, wirklich in Ruhe sprechen zu üben. Als wir uns umsahen, stellten wir fest, dass wirklich so ziemlich alle erkennbaren Touristen in Unterhaltungen verwickelt waren, keiner von ihnen sah aber damit unzufrieden aus!
    Also tauschten wir uns auch hier über viele Themen unseres Lebens aus und bemerkte kaum, dass sich der Himmel zuzog, es langsam anfing zu gewittern und auch plötzlich die Beleuchtung der Pagode ausging. Also standen wir da, im fast Dunkeln, 240m auf einem Hügel mit ein paar Mönchen und realisierten, dass wir wahrscheinlich zeitnah den Rückweg antreten sollten. Während der Mönch mir noch erzählte, ich soll mich entspannen, Gewitter und Regen sind toll, sah ich nur im Augenwinkel wie so ziemlich alle Anderen fluchtartig die Plattform verließen! Wir schafften es auf die ersten überdachten Stufen nach unten bevor der Platzregen anfing! Und da war es wieder...es könnte ja auch einfach mal nix dazwischen kommen aber dann wäre es wahrscheinlich auch nicht so aufregend!
    Also fluchte ich innerlich ein wenig und versuchte krampfhaft meine Taxi App in Gang zu bekommen aber natürlich funktionierte diese auf dem Berg nicht! Die ersten vorm Regen Flüchtenden hatten alle Taxis besetzt und wir sahen durch die Wellblechdächer keine mehr auf uns warten! Also hieß es auf dem Berg bleiben oder im Dunkeln den ganzen Weg wieder runterlaufen! Da Ersteres sicher nicht unser Ziel war, beschlossen wir zugunsten unserer Sicherheit und entgegen der religiösen Vorschriften (schon wieder) unsere Schuhe anzuziehen und den Weg in Angriff zu nehmen! Mit Handylicht, meiner Offline Map und unserem Gedächtnis meisterten wir auch diesen Abstieg und waren heilfroh als wir ohne Stürze und Verlaufen unten an der Straße ankamen.
    Das nächste Tuktuk brachte uns dann nach Hause und wir konnten lachend schon wieder nicht glauben, wie dieser Nachmittag ablief.
    Im Hotel angekommen wollten wir uns eine wohlverdiente Dusche gönnen bis kurzer Hand noch der Strom ausfiel! Als dieser nach einiger Zeit nicht anging, duschten wir im romantischen Tischlampenlicht (danke an dieser Stelle an meinen lieben Freund und dieses tolle Geschenk) und hofften auf Erleuchtung! 20min später riefen wir die Rezeption an und zwei sehr nette Burmesen versuchten eher unbeholfen durch Betätigen aller Schalter irgendwas zu reparieren! Dann ging das Licht wieder für einen Moment an aber als die Tür zufiel, verließ auch der Strom uns wieder...dieses Spiel wiederholte sich so ca. 4mal bis wir vor Lachen nicht mehr konnten und sie uns ein neues, größeres Zimmer anboten. Somit schleppten wir kurz vor 23 Uhr unsere Sachen ins andere Zimmer und gönnten uns endlich unseren wohlverdienten Schlaf...
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