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  • Day 56

    Willkommen auf Nusa Penida

    November 7, 2019 in Indonesia ⋅ ☀️ 28 °C

    Am nächsten Morgen wurden wir liebevoll vom Tschilpen der kleinen Küken geweckt, die den ganzen Tag zusammen mit ihrer Hennenmutti vor unserer Tür und durch die Anlage spazierten. Nach einem eierreichen Frühstück mieteten wir uns für 75k IDR (ca. 5€) optimistischerweise einen Roller, um am heutigen Tag auszuprobieren, ob wir zurecht kommen würden - die Straßen könnten ja schließlich nicht auf der ganzen Insel so schlecht sein... hofften wir!

    Das Preisniveau auf Nusa Penida ist generell für so ziemlich alles höher als auf dem Festland - der persönliche Fahrer, den sich wahrscheinlich die meisten Touristen gönnen, fährt pro Tag meistens nur 3-4 Spots auf einer Seite der Insel an, das Ganze kostet einen um die 40-45€ - die komplette Insel zu sehen (was gar nicht wirklich möglich ist) ungefähr das Doppelte! Da wir lieber unabhängig unterwegs waren und auch scheinbar unterschwellig das Abenteuer suchten (dazu später mehr) , entschieden wir uns also für den Roller. Unser Hotel hatte allerdings keine freien mehr zur Verfügung und bot uns vom Nachbarn eine etwas ältere, klapprige Ausführung mit mangelhaften Frontlichtern an - Helme hätte er keine, "trägt man auf der Insel auch nicht" (was nicht stimmte) und wir sollten einfach los...die Alarmglocken in meinem Kopf gingen natürlich sofort an und wir lehnten dankend ab - lebensmüde muss man nun auch nicht sein und irgendwie war uns der Typ von unserer Unterkunft auch generell nicht ganz geheuer. Also probierten wir ein Hotel weiter nochmal unser Glück und bekamen einen Roller, der vertrauenswürdiger aussah inklusive zwei Helmen, die mehr oder weniger gut passten!

    Allein die ersten paar Meter auf der Schotterpiste waren schon ein kleines Abenteuer aber es dauerte nicht lang bis die Asphaltstraße beim Crystal Beach begann und wir die Geschwindigkeit bis zur nächsten Anhöhung erhöhen konnten. Generell ging es ziemlich viel hoch und runter auf der Insel, es gibt viele Kurven und Serpentinen, so dass man für ein paar Kilometer eine Weile unterwegs ist aber wir hatten ja kein Stress und konnten demnach auch entspannt die Aussichten genießen. Was mir allerdings auf Nusa Penida recht schnell auffiel, war, dass die Natur wahnsinnig trocken war. Die Regenzeit hatte offiziell seit einer Woche begonnen (was man nicht merkte) aber nach mehreren Monaten Hitze waren viele Reisfelder und Wälder so vertrocknet, dass das Landschaftsbild zwar schön aber leider auch sehr braun und leblos aussah!
    Unser erstes Ziel am heutigen Tag sollte der Kelingking Beach sein - der Hotspot auf Nusa Penida und das wohl bekannteste Fotomotiv der gesamten Insel. Auf dem Weg dahin kamen wir noch an einem Schild zum Tempeling Forest vorbei und entschieden diesen zuerst zu besuchen! Der Tempeling Forest ist ein relativ großer Wald bzw. Dschungel an der Südküste der Insel, durch den ein kleiner, steiler Weg! zu einem wunderschönen Strand mit Naturpools führen sollte. Unser Wegweiser führte uns irgendwann auf eine abenteuerliche Schotterpiste in ein kleines Dorf, wo wir unseren Roller unter einen Baum neben einem Schweinchen parkten und ein wenig skeptisch den Weg zum Strand suchten! Zwei Männer sprachen uns schließlich an, wobei der Eine mit seinem gebrochenen Englisch meinte, wir würden einen Guide brauchen, um uns zurechtzufinden und dass der Weg recht undurchsichtig durch die vielen Abzweigungen (verstanden wir erst später) sein würde. Wir dachten, wir wüssten es besser und kämen klar also traten wir den Marsch allein durch trockenes Gebüsch ab in den ebenso trockenen Dschungel an! Es dauerte circa eine halbe Stunde bis wir feststellten, dass wir keine Ahnung hatten, wohin wir laufen sollten, ab und an eine Abzweigung nahmen, verwirrt unser GPS aktualisierten und wieder kein Ende sahen also beschlossen wir doch umzukehren und zurück zum offiziellen Eingangsschild, was wir vorher passierten, zu fahren - sicher ist sicher aber an der Ausschilderung sollte man hier definitiv nochmal etwas verbessern :) - zum Glück gibt es Smartphones, die einen immer wieder "retten"...!

    Als wir die offizielle und größer beschilderte Abzweigung an der Hauptstraße zum Wald bzw. Strand wiederfanden, riefen uns die Rollertaxifahrer (für diejenigen, die nicht hinunterfahren wollten), dass wir ruhig fahren sollten - "it's gonna be OKKK" - also los ging es ab(wärts) ins nächste Abenteuer! Tobias konnte definitiv spätestens hier seine Fahrerqualitäten noch mehr ausbauen und ich meine Art und Weise auf dem Rücksitz zu sitzen, ohne dass mir der Po weh tat - Fazit: unmöglich! Es war teilweise so steil, eng, ruckelig und abenteuerlich, bei jeder Unebenheit hüpfte mein Hinterteil hoch und runter ... einfach alles in allem ein Weg auf dem niemand zu Hause auf die Idee käme, sich mit irgendetwas fahrbaren fortzubewegen! Aber wir sind ja nicht zu Hause und meisterten wie immer mit viel Spaß und Erfurcht die Strecke bis es uns (bzw. mir) dann doch zu verrückt wurde! Wir parkten den Roller an der Seite und liefen den Rest des Weges in der prasselnden Hitze bis nach unten! Auf dem letzten Stück führten uns dann die angelegten Steintreppen hinab zu einem kleinen Tempel, einer Höhle mit hunderten Steinpyramiden sowie schließlich dem Strand und mehreren Naturpools zum Baden - die Strapazen hatten sich definitiv gelohnt! Wir kauften uns zwei Colas und ein paar Kekse, breiteten unsere Handtücher im weißen Sand aus und legten uns im Schatten nieder mit Blick auf die tolle Bucht! Im Laufe der nächsten Stunde entspannten wir also hier, beobachteten u. a. eine Sportgruppe, die gemeinsam ein paar Steine in einem der "Naturbecken" stemmte, die Wellen, die immer wieder die kleinen Abschnitte flutete und genossen das angenehm, kalte Wasser im zum Baden angelegten Naturpool! Da wir noch zurück zum Kelingking Beach wollten, brachen wir schließlich wieder auf und schleppten unsere schwitzenden Körper die Treppen sowie den steilen Hang bis zum Roller hinauf - wie immer ich eher jammernd hinten und Tobias motiviert voraus :)!

    Nachdem wir auch den Rückweg auf diesem abenteuerlichen Pfad meisterten, ging es weiter auf einer asphaltierten Straße bis zur nächsten Kurve, die in einer wieder eher sandigen und staubigen Angelegenheit endete! Offensichtlich wird auf Nusa Penida aktuell wahnsinnig viel gebaut aber uns wurde schon langsam klar, warum man hier das Geld für einen Fahrer ausgab - viele der Straßen waren für unser Empfinden "nicht normal" und das Fahren mit dem Roller demnach definitiv anstrengender als überall anders! Nach weiteren circa 45 Minuten erreichten wir schließlich den Parkplatz des berühmten Aussichtspunkt über dem Kelingking Beach und parkten unseren Roller neben hundert anderen! Wir brauchten hier erstmal eine kleine Stärkung und kehrten demnach in einem der zahlreichen Warungs ein, die den Weg zum Ziel säumten. Die Besitzerin war sehr nett also schwätzen wir nach dem Essen ein wenig zusammen (ihr Bruder lebe wohl auch in Deutschland), während uns ihre vielleicht 7-jährige Tochter noch ein paar Mangos schenkte und wir anschließend weiterzogen! Am Karang Dawa Viewpoint angekommen, wurde es dann ein wenig voller, obwohl wir offensichtlich die Massen bereits hinter uns ließen - es war später Nachmittag und somit der größte Ansturm vorbei!
    Der Ausblick auf die Bucht war schließlich wie erwartet atemberaubend - links und rechts befanden sich riesige Felswände, an denen das Meer immer wieder aufbrausend aufschlug und vor einem lag der bekannte, kurze Landstreifen, der auf so ziemlich jedem Urlaubsfoto wiederzufinden ist. Der untenliegende Kelingking Strand soll einer der schönsten überhaupt sein und ist aber nur über einen sehr abenteuerlichen und extrem steilen Weg begehbar - ich denke, hier muss man schon etwas lebensmüde sein und sehr gute Nerven haben, um diesen Abstieg zu meistern! Zugegeben fingen wir an, trotzdem den Weg nach unten zu erkunden aber schnell wurden aus den anfänglichen Treppen nur noch hohe Steine oder letztlich unebener, senkrechter Abhang mit ein paar Wurzeln. Da es schon recht spät war, wir wahrscheinlich nach Erreichen des Strandes gleich zurück gemusst hätten und es bereits bis auf halber Strecke extrem anstrengend war, kehrten wir schließlich um! Die Leute, die uns von unten entgegen kamen, sahen auch teilweise nicht mehr so glücklich aus und zum ersten Mal fühlten auch wir uns nicht so sicher, so dass wir dieses Abenteuer diesmal schweren Herzens ausließen! Oben angekommen, waren wir wie immer schweißgebadet, nahmen noch ein kühles Getränk zu uns und begaben uns dann zurück zum Roller, um wieder Richtung Unterkunft zu fahren!

    Beim Crystal Beach schließlich angekommen, packten wir unser zuvor gekauften Biere aus und schauten wie am Vortag entspannt der Sonne zu, wie diese langsam über dem Meereshorizont unterging! Später saßen wir noch im Restaurant des Nachbarhotels und beendeten den Abend mal nicht mit indonesischen Essen, sondern Club Sandwich, Pommes und Chicken Nuggets - eine willkommene Abwechslung für unsere Geschmacksnerven!
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