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  • Day 75

    Pai - Conserve Natural Forest

    November 26, 2019 in Thailand ⋅ ☀️ 26 °C

    Nachdem ich am heutigen Morgen ausgeschlafen hatte, packte ich meine Sachen zusammen und gab diese für den Tag im Gepäckraum ab. Ich hatte mir für heute einen kleinen Ausflug in den "Conserve Natural Forest" gebucht, zu dem wir am Markt um die Ecke vom Hostel um 13 Uhr abgeholt wurden.

    Conserve Natural Forest ist eine non-profit Umweltorganisation, die seit ein paar Jahren besteht und für nachhaltige Aufforstung sowie Landwirtschaft in Thailand kämpft. Das circa 8 qkm große Areal war vorher runtergebrannt worden und eigentlich für neue Gästehäuser und Investitionen vorgesehen. Die Organisation kaufte die Grundstücke und fing an wieder neuen Wald und Anbauflächen zu pflanzen. Heute arbeiten hier neben den Gründern einige Thailänder und zahlreiche Praktikanten von überall her, die sich nicht nur um das Areal kümmern, sondern ebenfalls in Schulen gehen und Farmer einladen, um im Rahmen der Community die verschiedenen Möglichkeiten nachhaltiger Landwirtschaft auch verbreiteter zu lehren. Obwohl ich das Projekt schon in seinen Grundlagen toll fand, gab es noch einen anderen Grund für meine Besuch - dieser war 33 Jahre alt, um die 4.000 kg schwer, hatte super faltige, graue Haut und hieß "Mama", liebevoll auch Drama Queen genannt :). 

    Rund um Chiang Mai gibt es zahlreiche "Elephant Sanctuaries" - sog. Auffangstationen für Elephanten, die man für viel Geld als Tourist besuchen kann. Meist leben hier ganze Herden von angeblich geretteten Elephanten, die vorher als Arbeitstiere schlecht behandelt wurden und nun ein besseres Leben (in Gefangenschaft) haben. Sicher ist an den ein oder anderen auch was dran aber sofern man sich mit dem Thema intensiver beschäftigen möchte, findet man immer wieder zwispaltige Berichte darüber. Es war definitiv nicht das Geld, was mich daran störte, denn sicher war es toll einmal im Leben mit vielen Elephanten zu baden und mit diesen zu kuscheln aber für mich persönlich fühlte es sich nicht richtig und natürlich an, einem eigentlich wilden Tier so nah zu kommen - und ob es den Tieren wirklich so gut geht, wie es die Anbieter den Touristen erzählen, ist für mich auch zweifelhaft. Wenn man in Thailand oder auch woanders reist, lernt man viele Sachen kennen, die erst überhaupt aufgrund des Massentourismus und dem damit einhergehenden Geschäft ins Leben gerufen wurden und deren Authentizität für mich demnach fraglich ist, jedoch sollte natürlich auch jeder selbst für sich entscheiden, was er macht - ich habe lang gesucht und wurde mit Conserve Natural Forest bei einem Projekt fündig, was sich für mich definitiv richtig anfühlte.

    Also warteten wir - eine Famiile aus den Niederlanden, zwei Schweizerinnen, eine Australierin und ich - nach einer kurzen Einführung zum Projekt am Fluss auf Mama, die irgendwo im Dschungel mit ihrem Aufpasser rumirrte und für ihre tägliche Fütterung gegen 14.30 Uhr erwartet wurde. Der große Dickhäuter wird rund um die Uhr von vier verschiedenen Paten für jeweils 6 Stunden begleitet und kam hierbei wohl auch schon einmal abhanden :). Sie ist seit zwei Jahren in der Betreuung des Projekts und soll planmäßig nach drei Jahren wieder in den Nationalpark der Königin ausgewildert werden - 5 Jahre wäre hier angeblich das längste, was ein Elephant im CNF verbringt und sie war die vierte, die sie nun beaufsichtigten und für das Leben in Freiheit wieder vorbereiteten. Unser Guide Sue erzählte uns, dass ein Elephant in der Anschaffung durchschnittlich circa 2,2 Mio. Baht (ca. 66.000 Euro) und um die 1.800 Euro monatlich für Pflege, Ernährung, etc. kostet - demnach hätten sie aktuell als Non-profit-Organisation nur ein Tier, da sie sich allein aus Spenden finanzieren und sich aktuell keinen weiteren Elephanten leisten können. 
    Ich hatte keine Vorstellung von dem Aufwand und den Kosten, den so ein Tier verursachte aber mir wurde so einiges klar als der eine Pfleger anfing, massenhaft Maiskolben zu schälen - auf Mama wartete ihr täglicher Snack von 50 kg Zuckermais und Bananen, wobei sie wohl pro Tag insgesamt 200 kg Nahrung vertilgt :)!

    Als der kleine Junge kurz aufgeregt aufschrie, wussten wir dass Mama im Anmarsch war und als ich mich umdrehte, sah ich sie schon durch den Fluss auf uns zuschreiten, es war auch für mich total aufregend. Mama platzierte sich tiefenentspannt unter dem Bambusdach vor den Korb mit Maiskolben und wartete drauf, dass man anfing, sie zu füttern. Damit verbrachten wir auch die nächsten 1,5 Stunden, denn 50kg zu verfüttern, dauerte seine Zeit :)! Die Stimmung war wahnsinnig entspannt, das Tier definitiv auch und so schlabberte Mama mit ihrem dicken Rüssel so einige Maiskolben und Bananen aus meiner Hand. Als sie so vor mir stand, war ich absolut fasziniert von diesem Lebewesen und sehr froh, dieses Erfahrung in dem von mir gewählten Umfeld ohne große Aufregung, 40 anderen Touristen und verschiedenen Aktionen zu genießen - allein sie nur anzusehen, war irgendwie toll :)!

    Nachdem Mama dann erstmal satt war und uns den Hintern zukehrte, liefen wir noch ein wenig im Areal umher und gelangten schließlich zu einem Pflanztisch, an dem wir dann jeweils 10 neue Samen und spätere Bäume eintüten durften. Einen der bereits gewachsenen Keimling bekamen wir hiernach in die Hand gedrückt, um ein paar Meter weiter symbolisch einen neuen Baum zu pflanzen - Ziel der Organisation war es aufgrund der verstärkten Abrodung innerhalb der thailändischen Nationalparks, mindestens eine Millionen neuer Bäume zu pflanzen - einen davon steckte ich schließlich auch in die Erde :)!

    Anschließend gingen mir nochmal zum Ausgangspunkt zurück, um zu schauen, ob Mama nochmal Lust hatte, sich zu zeigen. Als sich gerade die Familie verabschiedete und ging, kam der Dickhäuter aus dem hohen Gras gestampft und leistete uns nochmal etwas Gesellschaft. Wir plauderten noch etwas mit Sue bis wir uns schließlich gegen 17.30 Uhr auf den Rückweg machten. Die Australierin, Melody, hatte die glorreiche Idee, dass wir ja auch für einen besseren Blick auf der Ladefläche des Pickups sitzen könnten - schließlich macht das ja hier jeder so also Gesagt, Getan. Der Wind pfiff uns um die Ohren und die Stimmung war ausgelassen - die Sicht absolut fantastisch!

    Eine halbe Stunde später wieder beim Hostel angekommen, schnallte ich mein Gepäck auf und lief mit Melody zu meiner neuen Unterkunft. Ihr Hotel war nicht weit von mir entfernt und somit konnte ich zumindest meinen kleinen Rucksack für die 2km an sie abdrücken:)!
    Als ich mich in meiner kleinen Hütte schließlich eingerichtet hatte, pflanzte ich mich erstmal sehr zufrieden in meine Hängematte und entspannte bei Vogelgezwitscher und raschelnden Palmenblättern bis schließlich die Sonne unterging und ich mich auf zum Abendessen machte. Nicht sehr überraschend ging ich wieder auf den Nachtmarkt, der nun auch nur noch einen Katzensprung von mir entfernt lag und aß wieder einen dieser wahnsinnig leckeren, veganen Wraps. Da ich nur noch einen Tag in Pai hatte, buchte ich mir für den morgigen eine weitere Halbtagestour, um nochmal die Hauptspots von Pai anzusehen. Eigentlich ist man rund um Pai am entspanntesten mit dem Roller unterwegs aber da ich mir nicht wirklich sicher war, wie viel Spaß es mir allein in der prallen Hitze brachte, durch die Gegend zu fahren, entschied ich mich für die Alternative im Minibus für umgerechnet 10 Euro - wer weiß, vielleicht lern ich hier auch gleich ein paar lustige, neue Leute kennen :)!

    Nach meinem Rundgang auf dem Markt, gönnte ich mir noch eine Fußmassage im Salon an der Ecke, die wie immer super entspannend war. Von da aus konnte man die Live-Musik der Bar nebenan hören und da diese ausgesprochen gut war, begab ich mich nach der Massage spontan noch auf einen Drink ins Getümmel - ehrlich gesagt, das erste Mal, dass ich allein in eine Bar ging aber die Sängerin war einfach zu gut! Als die Zugabe kam, fand ich mich mit ein paar Touristen, Thais und Ladyboys bei "I will survive" auf der Tanzfläche wieder und feierte ausgelassen die Freiheit, das Leben und die Leichtigkeit - der Tag hätte nicht schöner und spaßiger enden können, gute Nacht Pai :)!
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