• Hermann Joseph Stübben

    January 30, 2018 in Germany ⋅ ⛅ 7 °C

    Hermann Joseph Stübben, (1845-1936), war ein Großer seiner Zeit. Für rund 125 Städte in ganz Europa hat er während seiner Schaffenszeit Erweiterungen entworfen und Bebauungspläne vorgelegt. Eine lange und wichtige Phase seines Lebens hatte er in Köln, und darüber möchte ich jetzt berichten.

    Nach dem Gewinn eines Planungswettbewerbes 1880 zur Stadterweiterung für Köln führte ihn sein Weg also 1881 hierher nach Köln, wo er dann fast 20 Jahre tätig sein sollte und Köln aktiv mit- und umgestaltete. Wenn ich mir anschaue, wo er überall seine Finger im Spiel hatte, frage ich mich ernsthaft, warum mir der Name vorher kaum etwas sagte. Hier mal ein paar kurz Auszüge seiner Arbeiten hier in Köln. Ausbau der total brachliegenden Kanalisation, Neuanlage vieler Straßen, Erhaltung der Stadttore, Modernisierung der Hafenanlagen, Erbauung des Hohenstaufenbades, um nur ein paar Eckdaten zu nennen. Auch Bücher publizierte er, sein berühmtestes Werk war sicherlich das Buch "Der Städtebau". Es erschien in vielen Sprachen und war lange Zeit wegweisend in seiner "Branche".

    Dies alles spiegelte sich natürlich auch in seiner Karriere wider. So wurde er 1889 zum Stadtbaurat ernannt, er wurde zum Beigeordneten befördert, kurz darauf bekam er den Titel eines Baurates, ab 1892 führte er den Titel eines Geheimen Baurates.

    Ab 1881 also leitete Stübben den Ausbau des neuen Stadtgebietes, so wurde ein Entwurf zur baulichen Gestaltung des Festungsgeländes der Stadt Köln von Karl Henrici und Joseph Stübben erstellt. Kernstück dieser "Aktion" war der Abriss der Festungsmauer und an diesem Ort dann die Errichtung des Ringboulevards. Im Jahre 1886 bereits wurde die Kölner Ringstraße fertiggestellt und in Betrieb genommen. Ja, damals ging es scheinbar noch zügiger voran in unserer Stadt.

    Natürlich gab es einige Städte, an denen Stübben sich ein wenig orientierte. So schaute er sich die großen Plätze mit ihren sternförmigen Kreuzungspunkten in Wien, Paris und Antwerpen ab. Aber nicht alles lief immer rund, damals wurden öffentliche Bedürfnisanstalten an den größeren Plätzen errichtet. Meist stand dann ein Holzhäuschen mitten auf einem Platz, wie am Hohenzollernring. Dies wurde lange heftig kritisiert. Auch damals war der Spagat zwischen Tradition und Neuerung nicht einfach.

    Trotzdem setzte an den Ringen ein wahrer Bauboom ein. Am Kaiser-Wilhelm-Ring entstanden hübsche Grünanlagen mit langen Baumalleen und natürlich dauerte es nicht lange, bis hier großartige Wohnpalais für die Reichen entstanden und die Neustadt entlang dieses neuen Ringes entstand. Leider stiegen hier die Grundstückspreise rasant und die nicht so finanzkräftigen Familien und kleineren Firmen zog es also gezwungenermaßen vor die Stadt, was den Vororten wie Ehrenfeld, Nippes oder Bayenthal unerwartet großen Zuwachs bescherte. Ausgelöst, wenn auch so nicht geplant, durch die Pläne Stübbens.

    Aber die Stadt wurde auch deutlich grüner, und auch daran hatte Joseph Stübben seinen Anteil. So wurde 1890 der Volksgarten eröffnet. Geplant war alles ganz anders. Schon 1881 hatte Stübben diesen Volksgarten in seinen Plänen, allerdings sollte er zwischen Lindenstraße und Zülpicher Straße entstehen. Dieses scheiterte an Grundstückskäufen und wurde zu den Akten gelegt, bis der Stadtverordnete Wilhelm Kalenberg sich der Sache annahm. Aber darüber erzähle ich ein andermal, das ginge heute zu weit. Auch die Geschichte des Rathenauplatzes beginnt hier, ist aber auch eine eigene Geschichte. Aber ihr seht, was Stübben alles "losgetreten" hat.

    Auch als Stübben mit 53 Jahren aus den Diensten der Stadt ausschied, blieb er Köln noch einige Zeit treu. Er arbeitete als Architekt, wurde Stadtverordneter, und saß im Vorstand der Helios AG in Ehrenfeld. Erst 1904 endete seine Zeit in Köln und er zog nach Berlin.

    Egal ob, Neustadt, Ringe oder Volksgarten, er hat unsere Stadt ein Stück weit verändert und geprägt, und wir profitieren heute noch davon. Er ist vielleicht gar nicht so bekannt in Köln, aber unsere Stadt sähe anders aus ohne ihn.

    Am Hahnentor ist ihm zu Ehren eine Plakette angebracht. Und ich freue mich sehr, dass ich heute hier bei Kölschgänger an ihn erinnern darf. Denn seine Leistungen sind auch nach so langer Zeit immer noch zu sehen in unserer sich laufend verändernden Stadt.

    Euer Ronald
    Read more