• Ins Gesicht geschrieben

    20 ноября 2018 г., Германия ⋅ ⛅ 3 °C

    Kennt ihr das? Es gibt Orte, zu denen man sich immer wieder hingezogen fühlt. Wo man immer wieder hin muss und die bei zu langen Abständen auch wirklich fehlen. Der Kölner Dom ist für mich so ein Ort. Betrete ich ihn, betrete ich eine andere Welt. Eine Welt, die mich in verschiedene Epochen führt. Bin ich hier, umgibt mich etwas, was ich auch für mich selbst immer wieder versuche, in Worte zu fassen, was mir aber aufgrund der Vielfältigkeit nicht recht gelingt.

    Zum einen ist es sicher das Wissen, dass hier etwas "schwebt", was schon über 1000 Jahre alt ist, denn vor unserem Dom gab es ja an derselben Stelle schon den "Alten Dom" oder "Hildebold-Dom" genannt. Über den ersten Erzbischof des Erzbistums Köln, Hildebold, werde in an anderer Stelle berichten.

    Zum anderen ist es die Geschichte um seine Entstehung. Meister Gerhard, der Baustop und schließlich die Vollendung. Der Geist aller, die daran beteiligt waren, ist hier zu spüren.

    Aber es gibt noch etwas, was hier vermutlich oft in den Hintergrund gerät. Klar, der Kölner Dom ist die Sehenswürdigkeit Nr. 1 in Deutschland mit täglich über 20.000 Besuchern und in der nun bald kommenden Adventszeit auch sehr vielen mehr...aber der Dom ist vor allem eines, nämlich Kirche...ein Haus Gottes. Und wenn wir uns auf einen Rundgang begeben, sind wir auch begleitet von Heiligen, Engeln und biblischen Malereien. Und auf einem meiner Rundgänge, die ich am liebsten mache, wenn der Dom noch nicht oder nicht mehr so gut besucht ist, also ganz früh morgens oder abends, ist mir etwas aufgefallen, was mich fasziniert hat und worüber ich dann auch mehr wissen wollte...

    In der Kreuzkapelle, am Eingang zum Kapellenkranz mit seinen sieben Chorkapellen, befindet sich ein 2,88 m hohes und 1,66 m breites Kreuz aus Eichenholz. An diesem zu sehen der gekreuzigte Jesus. Das Besondere daran ist aber, dass dieses Abbild Christi ihn im Moment seines Sterbens zeigt. Zuvor wurde er oft in aufrechter Position dargestellt und als Held. In dieser monumentalen Skulptur aus dem 10. Jahrhundert aber ist das anders. Erstmals wird hier ein leidender Mensch dargestellt. Viele spätere Bildnisse des gekreuzigten Jesus Christus im Mittelalter orientierten sich an dieser Skulptur, die auch unter dem Namen Gerokreuz bekannt ist.

    Benannt nach seinem Stifter, Erzbischof Gero, der dieses Amt in Köln von 969 bis 976 bekleidete. Man vermutet, dass er derjenige war, der dieses Kreuz in Auftrag gab. Gero hatte während eines längeren Verweilens in Konstantinopel die byzantinische Kunst kennengelernt und nutzte seinen Einfluss, diese Kunst in die Gestaltung des Kreuzes mit einfließen zu lassen. Lediglich der Strahlenkranz, der das Kreuz umgibt, wurde nachträglich im Jahre 1683 vom Domherren Heinrich Friedrich von Mering gestiftet.

    Seit über 1000 Jahren befindet sich das Gerokreuz nun im Kölner Dom. Den Brand des "Alten Domes" 1248 überstand es und wurde 1270 am Sarkophag des Erzbischofs Gero, welcher sich noch heute in der Stephanuskapelle befindet, wieder aufgestellt. Ca. im Jahre 1351 dann fand es seinen Platz dort, wo es sich noch heute befindet.

    Wenn auch ihr einen Rundgang durch den Dom macht und dann vor diesem Kreuz steht, macht euch bewusst, dass ihr vor dem ältesten Großkruzifix steht, welches es nördlich der Alpen gibt, und all die Zeit überdauert hat.

    Mit all diesen Reliquien und Geschichten nimmt er mich immer wieder gefangen. Zauberhafter Kölner Dom.

    Eure Ramona
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