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- Monday, March 29, 2021
- ⛅ 15 °C
- Altitude: 34 m
GermanyKasselberg51°2’27” N 6°56’10” E
St. Amandus

St. Amandus - die kleine Schwester von St. Gereon
Warum kleine Schwester? Nun, St. Gereon ist eine der zwölf großen romanischen Kirchen, St. Amandus eine der dreizehn kleinen romanischen Kirchen. Das allein hebt aber noch nicht den "Verwandtschaftsgrad" hervor...
Bei einem Besuch in St. Gereon vor einiger Zeit, kam ich mit der Kirchenaufsicht ins Gespräch über diese Kirche. St. Gereon ist für mich persönlich nach dem Dom die schönste Kirche in Köln. Klar, das ist wie alles Geschmackssache, aber hier in dieser Umgebung hatte ich schon beim ersten Mal das Gefühl, Geschichte spüren zu können. Obwohl auch hier der zweite Weltkrieg tiefe Spuren hinterlassen hatte, und die Basilika erst wieder aufgebaut werden musste, so sind doch einige Teile erhalten geblieben. Aber zurück zu unserem Gespräch. Ich fragte, ob er schon einmal eine vergleichbare Kirche gesehen hätte, bzw. ob er wüßte, wo es eine solche noch einmal geben würde. Er nannte mir St. Amandus in Rheinkassel...
"Neugierig war ich schon immer"
Als Kölschgänger hat man nunmal die Angewohnheit, neugierig zu sein. Wobei die Wurzeln bei mir tiefer liegen, ich war es quasi schon immer. Nicht die beste Eigenart, aber wer hat schon nur gute?
Diese Neugier brachte mich dann an den Ort, den der nette Herr in St. Gereon beschrieben hatte. Ich war schon etwas überrascht, als ich dann vor St. Amandus stand. Ein sehr hübsches kleines Kirchlein, mit Blick auf den Rhein. Bisher konnte ich allerdings noch keinerlei Ähnlichkeit mit der "großen Schwester" feststellen. Also ging ich hinein. Aber auch da...ein sehr ansprechender Innenraum, aber Übereinstimmungen mit St. Gereon fand ich auch hier keine. Als ich die Kirche verließ, und mein Blick auf eine Säule fiel, verstand ich allerdings, was gemeint war. Auf dieser Säule steht die Figur des Heiligen Gereons, des Märtyrers, der für seinen Glauben sein Leben verloren hatte. Und die Pfarrei St. Amandus gehörte von 1156 bis 1806 zum Stift St. Gereon. Da hatte ich die "Ähnlichkeit". Zwar nicht so, wie ich das ursprünglich gemeint hatte, aber trotzdem sehr aufschlussreich. Ich finde es immer wieder faszinierend, wie verwoben in dieser Stadt alles miteinander ist.
"Ein kleiner Überblick"
Amandus...schöner Name, aber woher kommt er? Amandus von Elno, adlig geboren im Ende des sechsten Jahrhunderts in Frankreich. Mit 20 Jahren trat er in ein Kloster ein, lebte 15 Jahre lang, oder sagen wir besser 15 lange Jahre "eingeschlossen" in Inkluse und wurde, als er dann von einer Reise nach Rom wiederkehrte, im Jahre 630, zum Bischof geweiht. Mehrere Kirchen und Klöster verdanken ihm ihr Dasein. Im Laufe seines kirchlichen Lebens hatte er verschiedene Ämter inne, unter anderem als Bischof von Maastricht, Vertrauensmann von Papst Martin I. und als Abt des Klosters, dessen Namen er trägt. Dort starb er ca. 680. In ganz Köln gibt es nur diese eine Kirche mit seinem Namen. Aber wann nun wurde dieses Kirchlein denn gebaut?
Der Besitz dieses Geländes ging bereits im Jahre 899 an die Abtei Elno. Wann genau der Bau begonnen hatte, kann ich leider nicht sagen, aber bekannt ist, dass sich im 10./11. Jahrhundert hier eine kleine karolingische Saalkirche befand. Nachdem die Kirche im Jahre 1156 samt Grund und Boden sowie die ganze Ortschaft Rheinkassel bis zur Säkularisierung dem Besitz des Stiftes St. Gereon zu Köln einverleibt worden war, entbrannten mehrjährige Streitigkeiten, wer denn nun Eigentümer der Kirche samt Kloster Knechtsteden sei. Letztendlich sprach der damalige Erzbischof Engelbert I. dem Gereonsstift Kirche und Pfarrei zu.
"Veränderungen"
Im 13. und 14. Jahrhundert erhielt St. Amandus erst die Form einer dreischiffigen Basilika. Der Grundriss entsprach der "großen Schwester" St. Gereon. Ihr wisst ja, dass es in Köln schon mal so etwas gibt. Groß St. Martin hat auch ein kleines Gegenstück, eben Klein St. Martin, auch wenn davon nur noch der Turm erhalten ist. Aber ich schweife ab. Hier sollte es nun also ein Klein St. Gereon geben. Im Laufe der späteren Jahrhunderte kam es noch zu einigen Um- und Anbauten.
"Die Legende"
Wir wären nicht in Köln, wenn es nicht auch hier eine Legende gäbe. Links neben dem Eingang zu St. Amandus befindet sich ein kleiner Totenkopf. Gruselig an einer Kirche, aber durchaus keine Seltenheit. Früher befand sich rund um die Kirche ein Friedhof, an den diese kleine Skulptur erinnern soll. Die Legende erzählt jedoch etwas anderes...einst soll am Kirchhügel, auf dem St. Amandus heute steht, eine Wasserleiche angeschwemmt worden sein. Er soll eine Menge Gold sowie ein Testament bei sich gehabt haben, in welchem stand, dass er hier beerdigt werden solle und eine Kirche auf seinem Grab gebaut werden solle. Und wie es bei Legenden so ist...ein Fünkchen Wahrheit scheint es auch hier zu geben. Denn als vor rund 50 Jahren Renovierungsarbeiten hier stattfanden, fand man tatsächlich diverse Überreste.
Ein kleines Kirchlein - und hat doch so viel zu erzählen.
Eure RamonaRead more