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  • Day 105–109

    "Da hinten ist was!"

    October 23, 2023 in the United States ⋅ 🌬 23 °C

    Tennessee, Arkansas, Oklahoma: Das ist die kürzeste Strecke, um Richtung Westen nach Colorado und Utah zu kommen. Uns macht der anstehende Winter Beine und so verlassen wir Chattanooga nach einem Besuch der Ruby Falls, dem höchsten Wasserfall in einer Höhle - nach Disneyart illuminiert.
    In Tennessee folgen wir dem "Trail of tears": Zwischen 1831 und 1839 wurden die Stämme der Cherokee, Muskogee, Seminolen, Chickasaw und Choctaw aus den fruchtbaren und waldreichen Südstaaten in vom Militär begleiteten Trecks nach Oklahoma deportiert. Ein Viertel der First Nation starben schon auf dem Weg an Hunger und Kälte, die Übrigen - kulturell entwurzelt und geschwächt - mussten sich mit den in der Prärie heimischen Stämmen auseinander setzen. Später wurden die letzten Reste wegen des steigenden Siedlungsdrucks der Europäer auch aus den neuen Reservaten vertrieben.
    Die Siedlungen an der Strecke geben auch Grund zum Weinen und wir beginnen die Wut und Verzweiflung der Menschen zu verstehen. Ein Trump verspricht einfache Lösungen.

    Wir fahren und fahren. In Memphis werfen wir einen Blick auf den Mississippi und werden mit dem Hinweis auf Grobi gewarnt: Bleibt nicht in der Stadt, sie ist berüchtigt für Carjacking. Habt ihr die Vermummten mit den halbautomatischen Waffen nicht gesehen? Hatten wir nicht ...
    Aus dem leicht hügeligen Land mit Baumwoll- und Maisfeldern wird flaches Grasland mit einer unbeschreiblichen Weite. Einzige Erhebungen sind schwarze Rinder und hin und wieder niedrige Bäume. Tage vergehen. Wir wechseln uns beim Fahren ab, Jörg hat gerade "Dienst". Ich döse vor mich hin, das Radio dudelt Countrymusik. Plötzlich reißt mich Jörg aus den Tagträumen: "Du! Da hinten ist was!" Ich werde ganz hibbelig, hektisch. Nach tagelangem Nichts erhebt sich in der Ferne etwas Größeres, das weder Baum noch Rind ist. Ein Berg! Capulin Volcano, erloschen vor 60000 Jahren, ragt mit seinen 2494m Höhe stattliche 300m über die Prärie empor. Damit wird klar, dass wir im Auto unmerklich fast 2200m Höhe erreicht haben. Wir umrunden den Krater zu Fuß und genießen den Rückblick auf die Ebene der Prärie und in entgegen gesetzter Richtung den Ausblick auf die Rocky Mountains.
    Die Nacht wird kalt und windig. Wir klappen das Dach nicht auf.
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