• Tag 26: Arzúa - Santiago de Compostela

    March 17, 2024 in Spain ⋅ ☁️ 16 °C

    Die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen, da ereignete sich schon das erste Drama…
    Ich verließ die Herberge um 6:30 Uhr als erster und war heilfroh, den viel zu heißen Schlafraum hinter mir zu lassen.
    Ich freute mich auf die letzte Etappe und auf Santiago.
    Am ersten Abstieg wollte ich den Trekkingst… nehmen… da war kein Trekkingstock…!
    So weh es tat, aber ich musste die ersten zwei Kilometer wieder zurück laufen, um ihn aus der Herberge zu holen.
    Somit hatte ich fast 6 km zurückgelegt, ohne richtig vom Fleck gekommen zu sein - und das bei einem geplanten 40 km-Tag.
    Na prima, da hab ich mal wieder ne typische Leo-Aktion gebracht…

    Nachdem der erste Ärger überwunden war, freute ich mich wieder auf den Tag. Die Vögel trällerten in allen Facetten und dazu dieser himmlische Duft der Eukalyptusbäume. Kaum zu beschreiben, dieser angenehme Geruch! Wie kann etwas nur so intensiv riechen…?

    Nach und nach holte ich die Pilger ein, die mir vorher noch Entgegenkommen waren.
    Es war ein eigenartiger Tag.
    Wie so oft, wird einem erst am Ende klar, dass es vorbei ist. Voller Melancholie wanderte ich die Hügel hoch und runter. Ich wollte ankommen und doch nie ankommen.
    Das Pilgern/Wandern lebt vom gesteckten Ziel. Hat man es erreicht, lebt die Reise vom Weg.

    Ich durchlebte nochmal all die Erlebnisse, Begegnungen und Erkenntnisse. Neben Wehmut empfand ich vor allem Dankbarkeit. Dankbarkeit für so viel Unvorhersehbares. Für viel Lachen, für Tränen, für Zeit.
    Trotzdem hatte ich Respekt davor, endgültig in Santiago anzukommen. Wie würde es mir gehen? Was würde ich fühlen? Würde ich alleine feiern müssen?

    Je näher ich meinem Ziel kam, desto stärker wurde der Regen. Bald war ich mal wieder nass bis auf die Haut.
    Plötzlich tauchte die Stadt vor mir im Nebel auf - wie würde sie mich empfangen?
    Die ersten Passanten zogen trotz Grüßen keine Miene. Das war die Hauptstadt des Camino?!
    Ich hatte diesen Gedanken noch nicht richtig ausformuliert, da hörte ich auf einmal Jubelschreie. In einer Bar saßen unbekannte Pilger unter einer Laube und klatschten mir Beifall… Hach, ja… der Camino und ihre Menschen!
    Die Herberge als festes Ziel, platschte ich durch die Stadt. Hier kehrte ich in „The last Stamp“ ein.
    Nachdem meine höchste Priorität, wieder trocken zu werden, gestillt war, schaute ich auch schon mit Basti (GER) aus Dresden BVB - SGE. Er hatte, ausgegangen von seiner Camino-Erfahrung von vor 5 Jahren, seine Immobilienmakler-Karriere an den Nagel gehangen und eine Kneipe in seiner Heimatstadt eröffnet. Mega Geschichte!

    Danach war ich mit Sascha (GER) verabredet, mit dem ich nach Pamplona einige Tage immer wieder zusammen gelaufen war. Gemeinsam feierten wir in einer Kneipe unverhofft den „St. Patrick‘s Day“ mit Live-Mukke und einem Guiness! Nen Hut gab’s auch noch dazu!
    Dann ging es noch etwas essen. Ich hatte bisher nur gefrühstückt und es war 20:00 Uhr…
    Wir tauschten unsere Erlebnisse und Geschichten aus. Es war genau das Richtige, um unsere Reisen im positivsten Sinne noch einmal wirken zu lassen.

    Morgen kommen dann Mike (UK) und vielleicht Alex (SWE) in Santiago an.
    Dann wird nochmal ausgiebig gefeiert, bis es dann am Dienstag Richtung ‚Kap Finesterre‘ geht. Das bedeutet, dass in 2-3 Tagen noch die ca. 90 km bis an die Westküste des Atlantiks zurücklegen möchte. Ich freue mich riesig auf die nächsten Tage.
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