• Lehrer:innenmangel, was tun?

    September 2, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 21 °C

    https://www.deutschlandfunk.de/lehrermangel-106…

    Während ich den Artikel vom Deutschlandfunk lese, kam mir das Zitat von Albert Einstein, das ich erst neulich zitiert habe, in den Sinn:

    "Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind." (Albert Einstein)

    Und ich stelle fest, dass kaum ein Bundesland in der Lösungssuche, um den Lehrer:innenmangel zu verringern, den Mut hat, „out of the box“ zu denken!

    In allen Konzepten, die im Artikel aufgeführt werden, wird die Lehrer:innenrolle und ihre damit einhergehenden Aufgabenfelder nicht angerührt. Bis auf Sachsen-Anhalt, die die 4 Tage-Woche vorschlagen (ich hätte da für den 5. Tag noch ein paar andere Ideen, dazu später mehr), traut sich auch keine:r die Struktur und das System an sich in Frage zu stellen.

    Ich erkenne lediglich verzweifelte Reaktion en auf die jahrelang ignorierte Personalführung in den Bundesländern.

    Bevor das System Schule sich grundlegend transformieren kann, brauchen wir Politiker:innen oder Berater:innen, die 1. Eigene Lehrerfahrung und somit tiefe Einblicke ins echte Schulleben haben (um wirklich qualitative, wirksame und nachhaltige Entscheidungen zu treffen) und 2. reflektierte Persönlichkeiten die Mut, Kreativität und Transformationsfähigkeit besitzen, um große Veränderungen in die Welt zu bringen! (Siehe hierzu z.B.: Elke Fein, integrale Politik)

    Meine Gedanken zur NRW Verzweiflungstat „Teilzeitanträge“ kürzen:

    - Ihr wollt wirklich primär MÜTTERN verweigern, die Vereinbarung von Arbeit und Familie zu ermöglichen?? (Kommen dann nicht noch mehr Kinder in die Ganztagsbetreuung, die wiederum mehr Personal brauchen??)

    - Ihr wollt Lehrer:innen die teilweise leidenschaftliche Lehrer:innen sind evtl. aber auf ihre Gesundheit acht geben und somit nur Teilzeit in der Schule sind, dazu zwingen, die volle Zeit in Schule zu sein? Glaubt ihr das ist eine gute, NACHHALTIGE Idee?? Dann könnt ihr direkt noch eine weiter Stelle für den Vertretungsplan generieren!!!

    - Viele Teilzeitangestellte gehen noch einer weiteren Erwerbstätigkeit nach. Sie beschäftigen sich zum Beispiel mit der Transformation des Bildungswesens, führen Unternehmen, gehen Leistungssport nach oder tragen in irgendeiner anderen Form zum Gemeinwohl der Gesellschaft bei. Diese Kollegen und Kolleginnen haben meistens einen Weitblick und sie bringen ihre Erfahrung von außen in die Schulwelt ein. Es braucht diese Bindeglieder und diese Personen „zwischen den Welten“ um Schulen offen und am Puls der Zeit zu halten!

    - Glaubt ihr wirklich, dass es ZEITGEMÄSS ist, Menschen in Arbeitsbedingungen zu ZWINGEN?

    Lösungsansätze:

    Ich gehe mit den Lösungsansätzen der GEW, die sie im Heft 04/23 „Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel“ veröffentlicht haben. Ich möchte jedoch an der ein oder anderen Stelle noch eigene Ansätze ergänzen:

    - Die GEW fordert Lehrkräfte zu entlasten, indem sie von nicht pädagogischen Aufgaben befreit werden. Die Aufzählung vom IT-Support und Verwaltungsassistent ist mir zu klein gedacht. Ich bin der Meinung, dass die Aufgabenverteilung in Schule komplett neu gedacht und strukturiert werden sollte. (Welche Aufgaben hat eine Lehrkraft wirklich zu erfüllen und welche könnte von einem Arzt, oder Ärztin, Therapeut:in, Gärtner:in, Sekretär:in, Einkäufer:in, Veranstaltungskaufmann:frau, Hausmeister:in, Personaler:in uvm. übernommen werden?)
    Ebenso sollten die Schulleitungen ihre Aufgabenbereiche auf wesentlich mehr Schultern verteilen und nach Potential, statt nach Stellenbeschreibung verteilt werden.

    - In keinem der vorgeschlagenen Lösungsansätze wird sich bisher auf die strukturelle Veränderung der Lernformate, der Raumplanung, der Auflösung von Klassenverband und Fachunterricht bezogen. Dabei gibt es bereits gute Beispiele des selbstständigen Lernens, in dem Lehrkräfte zu Lernbegleitungen werden die 20 min. Inputs in Themenbereiche geben, die die Lernenden anschließend in Lernbüros vertiefen oder in der Lernlandschaft mit ihren Mitschüler:innen selbstständig zusammen erarbeiten. Die Lehrkräfte haben Zeit für wöchentliche Einzel-Coachings mit den ihnen zugeteilten Lernenden. (Die innere Haltung der Lernenden und Lernbegleiter:innen, das Raumkonzept, die gute Vorbereitung der Lernpläne, Digitalität sind für den Erfolg entscheid)
    Diese Konzepte durfte ich an der Dr.-Georg-August-Zinn Gesamtschule in Gudensberg bereits kennenlernen (siehe hierzu Blogeintrag: „Hospitationen“, 16.6.23), die sich wiederum an der Allemannenschule Wutöschingen orientieren, die vor ein paar Jahren den deutschen Schulpreis gewonnen hat.

    https://www.instagram.com/p/CwXTGWmIHVK/

    In der Dokumentation: Plan B „Da geht was, Deutschland!“, (Wer wappnet unsere Kinder für die Zukunft) in der ZDF Mediathek

    https://www.zdf.de/gesellschaft/plan-b/plan-b-d…

    wird die Alemannenschule ebenfalls als gutes Beispiel vorgestellt. Der Schulleiter ist der festen Überzeugung, dass „Lernen statt Lehren“ in den Fokus gestellt werden muss, um das Bildungswesen zu reformieren.
    Der Mathe-YouTube-Star Daniel Jung, der in der Doku zu Wort kommt, ist der Überzeugung, dass Lehrer:innenmangel behoben werden kann, in dem alle Schulen auf die gleiche Lernplattform zugreifen können, die von gut ausgebildeten Lehrkräften und Professor:innen gefüllt wird.

    - Eine Forderung der GEW erscheint mir mit die Wichtigste, um langfristig den Lebensraum Schule für alle Beteiligten zu einem lebenswertschätzenden Raum werden zu lassen: eine Gesamtkonzeption des Wandels, die sowohl Schulen als auch Universitäten und Lehrerausbildungsseminare mit einbezieht, um den Beginn einer neuen Lernkultur im Bildungswesen zu ermöglichen. Denn die Zahl der Uniabsolvent:innen ist rückläufig und die Studienabbruchsquote ist hoch, so die GEW (4/23).

    Hierzu entwickle ich gerade mit einer Gruppen von integralen Coaches und integralen Organisationsentwickler:innen ein Seminar für Lehramtsanwärter:innen an Universitäten in Deutschland. Der Prototyp startet im Oktober an der Uni Münster mit dem Titel: „LernKulturZeit goes Uni“. Aktuelles zu diesem Projekt poste ich zukünftig in meinem Blog.

    https://findpenguins.com/76wtvcjygz2dg/trip/634…

    Über die transformative Hochschulbildung des Zentrums für gutes Leben, habe ich ja bereits im letzten Blogeintrag geschrieben.

    - Die GEW führt neben weiteren Punkten den mittelfristigen Lösungsansatz hinzu, die Qualität des Seiteneinstiegs zu verbessern und fordert Coaching in den ersten zwei Berufsjahren und Mentoringprogramme für Seiteneinsteiger:innen.
    Meiner Meinung nach kommt auch diese Forderung zu kurz: Ich bin der Überzeugung, dass es für eine Transformation zu einer neuen Lernkultur Menschen in Schule braucht, die sich mit sich, ihrer Persönlichkeit und ihrer eigenen Transformation auseinandergesetzt haben, um Teil und Akteur:innen einer Bildungstransformation sein zu können. Daher ist es notwendig jeder am Schulleben beteiligten Person ein wöchentliches Coaching für die kommenden zwei Jahre zu ermöglichen!

    Und damit komme ich nochmal auf die Idee der 4-Tage-Woche zu sprechen:

    Bzw. in meinem nächsten Blogeintrag.
    Fortsetzung folgt…

    Welche Ideen hast du, um dem Lehrer:innenmangel zu begegnen? Du ganz persönlich oder auch konzeptionell? Welche „Lösungen“ werden gerade bei dir an der Schule umgesetzt?
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