• Sãu Paulo

    August 30 in Brazil ⋅ ☁️ 22 °C

    São Paulo ist die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates – auf Portugiesisch „capital do estado de São Paulo“ – und mit knapp 12 Millionen Einwohnern innerhalb des Stadtgebietes die größte Stadt Südamerikas. Die gesamte Metropolregion zählt rund 21 Millionen Menschen.

    Ich hatte mir das vorher nicht vorstellen können, aber es ist wirklich gigantisch – nicht nur wegen der zahlreichen Hochhäuser in den verschiedenen Zentren der Stadt, entlang des Rio Tietê (Tietê-Fluss) und im Bankenviertel, sondern auch wegen der endlosen Wohngebiete, darunter auch Favelas, die sich um das Zentrum herum ausbreiten. Der Rio Tietê ist heute leider stark verschmutzt und kann gewaltig stinken.
    São Paulo gilt als wirtschaftliches Herz Brasiliens – hier wird rund ein Drittel des brasilianischen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet. Kein Wunder also, dass das Bankenviertel von modernen Wolkenkratzern geprägt ist.

    Man weiß, dass Südamerika gefährlich sein kann, aber hier erlebe ich dieses Gefühl zum ersten Mal intensiv. Es gibt deutlich mehr Sicherheitspersonal als in Mexiko – vor allem privates, zum Beispiel in den meisten Wohngebieten oder Mehrfamilienhäusern. Zum Glück erklären mir Marcello und seine Eltern, wo ich besonders vorsichtig sein muss. Es gibt Gegenden, in denen vom Roller aus im Vorbeifahren Handys geklaut werden oder in denen man eher Gefahr läuft, ausgeraubt zu werden, als anderswo. Auch kurze Strecken mit dem Auto oder per Uber zurückzulegen, ist hier eine Frage der Sicherheit – besonders nachts.

    Eine Besonderheit im Stadtverkehr ist das „Rodízio Veicular“: An Werktagen dürfen bestimmte Autos je nach Endziffer ihres Kennzeichens zu festgelegten Uhrzeiten nicht in die Innenstadt fahren. Damit soll der chronische Stau gemildert werden – eine Herausforderung in einer Stadt, die als Helikopter-Hauptstadt der Welt gilt (meisten Helikopter pro Einwohner) weil die, die es sich leisten können fliegen, um den Verkehr zu umgehen.

    Im alternativen Viertel Vila Madalena sind wir die Beco do Batman entlanggelaufen. Wörtlich übersetzt heißt es „Balkon des Batman“ – dabei ist ein „beco“ eigentlich eine kleine, enge Gasse. Hier ist jede Wand eine Leinwand: Das gesamte Viertel ist über und über mit beeindruckenden Graffitis bedeckt, oft auch Batman-Motieve, die Street-Art-Künstler aus aller Welt geschaffen haben. Ein lebendiger, urbaner Outdoor-Kunstgarten inmitten dieser extremen Stadt.

    Einen Tag sind wir mit Marcellos Eltern durch die Innenstadt gelaufen. Carlos, der ein wandelndes Geschichtsbuch ist, hat mich auf viele Besonderheiten aufmerksam gemacht: historische Gebäude un Plätze sowie einige interessante Anekdoten aus der Stadtgeschichte. Zum Mercado Municipal de São Paulo (Stadtmarkt von São Paulo) sind wir auch gegangen – dieses große, bunte Marktgebäude ist ein echtes Highlight. Dort haben wir leckere pastéis (gefüllte Teigtaschen) mit Käse oder Fleisch, in diesem Fall mit Fisch, und Mortadella Sandwiches gegessen, begleitet vom Trubel des Markttreibens und dem Aroma frischer Früchte und Gewürze.

    Inzwischen habe ich auch schon einige von Marcellos Freunden kennengelernt. Gemeinsam waren wir in verschiedenen Bars unterwegs – darunter auch die bekannte Baramah (benannt nach dem gleichnamigen Bier). Außerdem waren wir in einem Tanzlokal für Forró, einem aus dem Nordosten Brasiliens stammenden Paartanz. Er wird meist im engen Körperkontakt getanzt, begleitet von Akkordeon, Triangel und Trommel, es wirkt mal schwungvoll und ausgelassen, mal sehr romantisch. Und dann war da noch diese andere Bar – zwar mit Tanzmusik, aber wir standen größtenteils draußen auf der Straße und teilten eiskaltes Bier aus großen Flaschen in kleinen Gläsern. So kalt, dass kleine Kristalle darin schwammen.
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