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- Day 98
- Saturday, October 4, 2025
- ☁️ 14 °C
- Altitude: 3,393 m
PeruSangalle15°36’35” S 71°57’51” W
Wandern im Colca Canyon - der Abstieg
October 4 in Peru ⋅ ☁️ 14 °C
Ein beliebtes Ausflugsziel von Arequipa aus ist der Cañón del Colca, auch zum Wandern. Ein paar Busstunden entfernt, gilt er als der dritttiefste Canyon der Welt – mit einer Tiefe von bis zu 3.270 Metern (an der tiefsten Stelle zwischen den Orten Canco und Tapay). Das ist schon außergewöhnlich viel, an den meisten Stellen ist er immernoch entspannte 1000 Meter tief. Als ich davon erfuhr, sah ich mir die verschiedenen Angebote an: Die Eintages-Tour führte nur mit dem Bus zu ein paar Aussichtspunkten und beinhaltete kein Wandern – das war mir zu wenig.
Die Drei-Tages-Tour erschien mir als eher unerfahrenem Wanderer zu viel, also entschied ich mich für die Zwei-Tages-Wandertour – das sollte doch machbar sein.
Vom Hostel aus gebucht (und dabei etwas überbezahlt) wurde ich zusammen mit anderen Wanderlustigen morgens um 3 Uhr von einem kleinen Bus abgeholt. Während der Fahrt schliefen die meisten zunächst, bis wir irgendwann entlang des Canyons fuhren – und es ordentlich etwas zu sehen gab: beeindruckende Berglandschaften, geprägt von unzähligen Terrassen, die die Inka vor mehr als 600 Jahren an die teils steilen Hänge des Canyons bauten, um hier Landwirtschaft zu betreiben.
An der Oberkante steht man auf gut 3.400 Metern. In dieser Höhe wachsen besonders Mais, Kartoffeln, Bohnen und Kürbis gut. Weiter unten im Canyon herrscht ein ganz anderes Klima – hier gedeihen Avocados, Papayas, Trauben und andere tropische Früchte.
Die namensgebenden colcas (Lagerhöhlen) sind kleine Kammern, die von den Inka in die Felswände gegraben wurden, um Agrarprodukte zu lagern. Durch die Kälte in der Höhe wirkten sie wie natürliche Kühlschränke – daher der Name des Flusses Río Colca und des gesamten Canyons.
Am Aussichtspunkt Cruz del Cóndor war es ziemlich voll, doch wir sahen tatsächlich einige der majestätischen Andenkondore – wenn auch aus so großer Entfernung, dass man ihre bis zu 3,2 Meter Spannweite kaum erahnen konnte.
In der Nähe des Dorfes Cabanaconde begann schließlich unsere Wanderung. Auf Empfehlung unseres Guides kaufte ich mir für 5 soles (≈ 1,25 €) einen Bambusstab – denn ich hatte keinen Wanderstock – und dann ging es los.
Ich wusste zwar, wie viele Kilometer es ungefähr werden sollten, unterschätzte aber völlig die Steigung und die Höhenmeter. Irgendwie dachte ich, wir würden gemütlich entlang der Seiten auf ordentlichen Wegen wandern … nix da!
Am Rand des Canyons wurde mir klar, dass wir das Ding komplett hinunter und irgendwann auch wieder hinauf müssen.
Die erste Etappe führte rund 5 Kilometer bergab – über 1.000 Höhenmeter bis zur Brücke über den Fluss. Der Weg hatte alles: halb in den Fels geschlagene Stufen, Geröll, Steine, Kies, Sand und Staub – kaum ein Stück war gerade oder eben. Irgendwann begannen meine Beine zu zittern, was in Kombination mit dem losen Untergrund zu einer rutschigen Angelegenheit wurde. Die Konzentration war permanent gefordert.
Ellen aus London hatte zusätzlich mit ihrer Höhenangst zu kämpfen – an den teils steilen Abhängen keine angenehme Sache. Man wäre vermutlich nicht weit gestürzt, weil einen die Kakteen aufgefangen hätten – aber ob das wirklich besser gewesen wäre?
Wir nahmen uns die Zeit, die wir brauchten, und bildeten zusammen das Schlusslicht unserer Gruppe.
Unten, an der Brücke, gab es die erste längere Trinkpause – zehn Minuten. Ich trank zu schnell zu viel Wasser, was mein Magen beim anschließenden Aufstieg auf der anderen Seite prompt reklamierte …
Nur wenige Minuten später erreichten wir ein kleines Dorf mit einem Restaurant für unsere Mittagspause. Ich bekam kaum etwas herunter, obwohl die frische Avocado und die Kartoffelsuppe wirklich lecker waren. Nach einem kurzen Nickerchen im Schatten war ich einigermaßen bereit für die acht Kilometer lange Nachmittagsetappe.
Durch kleine Dörfer an den Seiten des Canyons ging es mal hoch, mal runter, mal gerade. Richtige Wege oder gar Straßen gab es keine. Alles, was es hier im Canyon gibt, wird entweder angebaut oder mit Eseln und Maultieren hierher transportiert. Größere Gegenstände – wie Kühlschränke – müssen von Männergruppen getragen werden, weil sie zu schwer und unhandlich für Nutztiere sind.
Wir liefen die meiste Zeit zwischen den Gärten der Bauern hindurch, entlang kleiner Bewässerungskanäle. Diese ausgeklügelten Systeme verteilen Quellwasser gerecht auf die einzelnen Felder der Bauernfamilien– eine Technik, die schon auf die Inka zurückgeht.
Hier und da hielten wir an, und unser Guide – diesmal Jan Carlos – erzählte uns über die Landwirtschaft, das Leben der Dorfbewohner und die besonderen Heilpflanzen der Region, die hier seit Jahrhunderten genutzt werden.
Landschaftlich war es ein absoluter Traum, den ich leider immer weniger genießen konnte. Ich war erschöpft, hatte zu viele unnötige Dinge in meinem viel zu großen Rucksack dabei, und der Gedanke an den bevorstehenden Aufstieg am nächsten Morgen um 4 Uhr jagte mir echte Angst ein. Wie sollte ich das bloß schaffen?
Doch dann kam mir eine Idee, die mich hoffen ließ. Zuerst musste ich aber unser Ziel erreichen: die Oase Sangalle, tief unten im Canyon. Dort gab es leider schon um 17 Uhr keine Sonne mehr, der Pool war kalt, und auch in der Dusche gab es kein warmes Wasser.
Beim Abendessen fragte ich unseren Guide, wann die nächste Gruppe dieselbe Tour machen würde – ob ich also eine zusätzliche Nacht und einen Erholungstag in der Oase verbringen und mich dann dieser Gruppe für den Aufstieg anschließen könnte.
Das ging!
Ich fiel um 20 Uhr wie ein Stein ins Bett und störte mich kein bisschen daran, dass um 4 Uhr das Licht anging, als meine Zimmerkollegen sich auf den Weg machten – ich durfte ausschlafen!Read more


























Traveler
Krasse Aussicht. Sehr geil.
Traveler
Du solltest öfter Hut tragen.
LKuppers😬