• Cusco - Hauptstadt der Inka

    Oct 7–12 in Peru ⋅ ☁️ 14 °C

    Der letzte Stopp auf meiner Busreise mit Peru Hop sollte Cusco sein. Die Stadt hat rund 430.000 Einwohner, liegt auf etwa 3.400 Metern über dem Meeresspiegel und zählt damit zu den höchstgelegenen größeren Städten der Welt. Ich hatte ein paar Tage eingeplant, um mich weiter an die Höhe zu gewöhnen, die Stadt und die umliegenden Ruinen zu erkunden und auch, um etwas zu entspannen und vielleicht einen oder zwei Tage das Hostel mal nicht zu verlassen.

    Hier hatte ich wirklich Glück. In meinem Dreibettzimmer war ich der einzige Gast. Eine 1,40 Meter breite Matratze und ein recht schickes Badezimmer ganz für mich allein. Nachts zog es zwar an allen Ecken und Enden durch dieses obere Stockwerk – ordentlich gebaut ist hier kaum etwas – aber dafür gab es genug schwere Wolldecken. Der Regen prasselte auf die zusammengeschusterten Wellblechdächer, doch in meinem Zimmer blieb alles trocken. Nur unten im Flur standen immer ein paar Eimer bereit, denn hier und da tropfte es hinein. In Küche kochte ich seit langem mal wieder selbst, das hatte mir gefehlt. Das Ganze für 6 Euro pro Nacht – da blieb ich gerne eine oder zwei Nächte länger.

    Das Wetter war insgesamt durchwachsen. Es regnet hier inzwischen täglich ein paar Stunden, denn die Regenzeit beginnt langsam. Nachts ist es frisch bis kalt und wenn tagsüber mal die Sonne rauskommt braucht man Hut, Sonnenbrille und eigentlich keine Jacke.

    Roman aus Aachen, den ich bereits in Lima kennengelernt hatte, riet mir zu einer Walking Tour, die er selbst schon gemacht hatte – und trotzdem nochmal ein Stückchen mitkam. Auf dem Mercado San Pedro gab es wieder einmal eine unglaubliche Vielfalt an Früchten, dutzende Sorten Mais und Kartoffeln zu bestaunen.

    Cusco ist historisch eine der bedeutendsten Städte Südamerikas. Vor der spanischen Kolonialisierung war sie die Hauptstadt des Inkareichs – des größten Reichs, das jemals in Südamerika existierte. Das Reich der Inka, genannt Tawantinsuyu („Land der vier Regionen“), erstreckte sich einst über weite Teile der Anden, Wüsten- und Dschungelregionen des heutigen Kolumbiens, Ecuadors, Perus und Boliviens bis hinunter nach Chile und Argentinien. Der neunte Inka-Herrscher, Pachacútec, gilt als jener König, der die vier Regionen vereinte und Cusco zu ihrem Mittelpunkt machte. Hauptstraßen der vier Königreiche laufen in Cusco zusammen, wo sich das politische, religiöse und wirtschaftliche Zentrum über ca. 130 Jahre entwickelte.

    Heute heißt der zentrale Platz „Plaza de Armas“ – wie fast alle Hauptplätze in den von Spanien kolonisierten Städten. Auffällig sind die zwei Kirchen. Eigentlich gestattete der Vatikan damals nur den Bau einer Kirche pro Platz, aber die Inka hatten hier zwei bedeutende Tempel erbaut und weil es gute Kolonialmanier war jegliche Tempel und überreste fremder Religionen abzureißen und an selber Stelle, aus den gleichen Steinen, Kirchen zu bauen, gestatte der damalige Papst hier eine Ausnahme. Ich finde es unfassbar traurig und tragisch, was die Spanier und Kirche hier alles kaputt gemacht haben... so viel Kultur sowie Wissen über Natur ist verloren gegangen, welches wir bis heute nicht zurück erlangt haben. Wenn ich hier in dieser Stadt stehe macht mich wütend auf die gierigen Europärer und den damaligen Zeitgeist.

    Typisch für die Inka-Baukunst sind die perfekt behauenen Steine, die millimetergenau ineinandergreifen, ohne dass Mörtel nötig war. Die daraus entstehenden Gebäude sind dazu noch Erdbeeben sicher. Der berühmte „Zwölf-Ecken-Stein“ in der Hatunrumiyoc-Straße ist eines der bekanntesten Beispiele (unser Guide zeigte uns einen mit 13 Winkeln). Auch die trapezförmigen Türen und Fenster sind charakteristisch. Viele dieser alten Mauern sind noch heute erhalten, oft im unteren Teil moderner Gebäude. Ab einer Höhe von zwei bis drei Metern wurden sie in und nach der Kolonialzeit mit simpleren Baumethoden aufgestockt. Selbstverständlich nachdem die Spanier damals alles auseinender genommen und kaputt gemacht haben... man vermutete in den meisterhaft gefertigten Steinen verstecktes Gold....

    Jeder der 13 Inka-Herrscher ließ sich in Cusco ein eigenes Haus bauen – meist mit mehreren Innenhöfen, Tempeln und Wohnräumen für seine vielen Frauen und Kinder. Der nächste Herrscher wurde meist aus den Söhnen des Königs gewählt, wobei nicht das Alter, sondern Fähigkeiten, Gesundheit und Herkunft der Mutter eine Rolle spielten. Das Reich bestand bis ins 16. Jahrhundert, als die Spanier einmarschierten und den letzten legitimen Inka-Herrscher, Atahualpa, welcher sich eigentlich auf Verhandlungen einlassen wollte, 1533 hinrichten ließen.

    Am Plaza de Armas traf ich später auf einen Einheimischen, etwas jünger als ich. Mit ihm bin ich lange per ChatGPT-Übersetzer ins Gespräch gekommen. Er stellte viele spannende Fragen über das Leben in Deutschland, und ich lernte dabei einiges über den Alltag in Cusco und die aktuelle politische Situation in Peru. Die ehemalige Präsidentin Dina Boluarte steht derzeit massiv in der Kritik und musste sich vor Gericht verantworten, während gleichzeitig über vorgezogene Neuwahlen diskutiert wird – ein Thema, das viele hier beschäftigt.
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