• Inka Ruinen bei Cusco

    October 10 in Peru ⋅ ☁️ 12 °C

    Die Tempel in der Stadt Cusco selbst sind heute entweder sehr zerfallen, oder es sind nur noch die Fundamente zu sehen. Viele wurden nach der Eroberung durch die Spanier abgerissen und an ihrer Stelle Kirchen errichtet – oft mit denselben Steinen, die zuvor Teil der Inka-Tempel waren. Im Umland jedoch gibt es noch einige besser erhaltende, beeindruckende Ausgrabungsstätten zu besichtigen, die einen faszinierenden Einblick in die Architektur und Spiritualität der Inka geben.

    Ich nahm mir ein Taxi und fuhr die Serpentinen hinauf in die Berge über Cusco, bis zu der am weitesten entfernten Anlage, die ich mir ansehen wollte: Tambomachay. Von dort wollte ich gemütlich zurück ins Tal wandern und unterwegs drei weitere Tempelstätten besuchen.

    Gleich am Anfang traf ich zufällig wieder auf Ellen aus London – sie hatte ich beim Wandern im Colca Canyon kennengelernt. Es ist wirklich witzig, wie oft man in Peru denselben Leuten begegnet, aber klar – die wichtigsten Sehenswürdigkeiten liegen nun mal auf den gleichen Routen. Sie hatte sich ein Taxi für den ganzen Tag gebucht und nahm mich spontan bis zur nächsten Ruine mit. Danach ging ich zu Fuß weiter, vorbei an kleinen Bauernhöfen mit Lamas, Alpakas, Schafen und Pferden, durch winzige Dörfer, wo Kinder winkten und Hunde faul in der Sonne lagen. Es war eine sehr schöne Strecke – und im Vergleich zum Colca Canyon wirklich entspannt zu laufen.

    Tambomachay, die erste Anlage auf meiner Route, wird oft als „Bad des Inka“ bezeichnet. Sie liegt auf etwa 3.700 Metern Höhe und besteht aus terrassenförmigen Mauern mit perfekt gearbeiteten Wasserkanälen, die bis heute frisches Quellwasser leiten. Vermutlich diente der Ort nicht nur rituellen Waschungen, sondern auch als eine Art Heiligtum für Wasser – eines der wichtigsten Elemente im Inka-Glauben.

    Nur wenige hundert Meter weiter liegt Puka Pukara, was „Rote Festung“ bedeutet. Die Anlage erhielt ihren Namen von der rötlichen Färbung des Gesteins im Sonnenlicht. Vermutlich war sie ein militärischer Posten oder Kontrollpunkt am Eingang zum Heiligen Tal, vielleicht auch eine Raststation für Reisende oder königliche Boten. Von hier aus hatte man eine großartige Aussicht über das Tal und die umliegenden Berge.

    Weiter bergab kam ich nach Q’enqo, einem mystischen Ort mit labyrinthartigen Gängen, in den Fels gehauenen Altären und Opferstellen. Der Name bedeutet „Labyrinth“ oder „Zickzack“. Hier fanden vermutlich rituelle Zeremonien statt, möglicherweise auch Opfergaben zu Ehren der Sonnengöttin Inti und der Erde Pachamama. In den Felsen sind noch heute Kanäle zu erkennen, durch die einst Blut, Wasser oder Chicha (Maisbier) geflossen sein sollen. Die Anlage hat eine ganz besondere Atmosphäre – irgendwie still, kühl und gleichzeitig geheimnisvoll.

    Die letzte und größte Ruinenstätte auf meiner Wanderung war Sacsayhuamán – nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt und auf einem Hochplateau gelegen. Von hier oben hat man eine unglaubliche Aussicht über ganz Cusco, das dicht bebaut das weitläufige Tal ausfüllt. Die gewaltigen Mauern aus riesigen, perfekt behauenen Steinen sind einfach beeindruckend. Manche dieser Steine wiegen über 100 Tonnen, und doch passen sie millimetergenau ineinander – ganz ohne Mörtel. Die größte Mauer ist in drei Terrassen angelegt, jede fast 400 Meter lang. Sacsayhuamán war ursprünglich eine Tempel- und Festungsanlage, wahrscheinlich auch ein zeremonielles Zentrum, das der Verehrung des Sonnengottes diente. Später nutzten die Spanier viele der Steine für den Bau von Kirchen in Cusco – nur die größten Blöcke blieben, weil die Kunst diese zu bewegen die Fähigkeiten der Eroberer überstieg.

    Abends traf ich Ellen wieder, diesmal zusammen mit einer anderen Reisenden aus den USA. Wir gingen gemeinsam in ein kleines Restaurant in der Altstadt – gutes Essen, interessante Gespräche und ein schöner Abschluss meiner Zeit in Cusco. Die fünf Nächte hier haben sich wirklich gelohnt. Ich habe viel gesehen, aber längst nicht alles. Kein einziges Museum und es gibt noch viele weitere Ruinen und Tempel in der Umgebung, die man besuchen könnte. Auch zu den Rainbow Mountains habe ich es nicht geschafft – alles gute Gründe, eines Tages wiederzukommen.
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