• Rurrenabaquae

    October 21 in Bolivia ⋅ ☀️ 33 °C

    Dieses kleine, aber wachsende Örtchen liegt ein Stückchen flussabwärts des Pilón Lajas Territorio Indígena y Reserva de la Biósfera (Indigenes Territorium und Biosphärenreservat) am Río Alto Beni. Aus diesem Grund ist es für Touristen ein beliebter Ausgangspunkt für Expeditionen in den Dschungel und in die Pampa.

    Die Busfahrt hierhin war schon ein kleines Abenteuer und auch nicht ungefährlich, denn das erste Stück aus La Paz hinaus ins Amazonas-Tal im Osten Boliviens führt entlang der „Death Road“. Eine in den steilen Fels gesprengte Straße ohne Sicherungen am Abgrund. Dank der andauernden Ausbaumaßnahmen wird sie zwar sicherer, dennoch verunglücken hier regelmäßig Fahrzeuge im Abgrund der Andenschlucht. Der Bus war alt, bis unter die Decke vollgestopft und oben drauf wurde noch alles Mögliche aufgeladen, denn die Busgesellschaft Trans Pando liefert auch Waren in die abgelegenen Teile des Landes. Vor der Abfahrt sah ich zu, wie Matratzen, Kühlschränke, Kochausstattungen und zahlreiche weitere Kisten oben auf den Bus geladen und mit Planen und Seilen gesichert wurden. Die Busse fahren zum Glück sehr langsam an den kritischen Stellen, auch später ging es nicht schneller voran. Aus den angekündigten 13 Stunden wurden 16 oder vielleicht auch mehr – ich weiß es nicht mehr genau - auch dank der zahlreichen Toilettenpausen, denn im Bus gab es keine.

    In Rurrenabaque angekommen, suchte ich mir das Lobo Hostel direkt am Fluss mit Pool aus. Zum Sonnenuntergang ging ich mit ein paar Reisenden aus dem Hostel auf die große Brücke, die die beiden Hälften des Ortes verbindet. Die Aussicht bot einen tollen Vorgeschmack auf das, was mich die kommenden Tage erwarten würde: ganz viel Dschungel.

    Für die zwei Nächte im Dschungel, eine in der Pampa und eine dazwischen, mache ich separate Posts. Hier packe ich noch die kleinen Geschichten sowie Fotos und Videos vom Tag danach, zurück in Rurrenabaque, dazu.

    Ich kehrte zunächst in dasselbe Hostel zurück und freute mich unverhältnismäßig über die Tatsache, dass das gleiche Bett, welches ich bei meinem ersten Aufenthalt hier hatte, nochmal frei war. Ein bisschen Gewohnheit nach vier Tagen Abenteuer.

    Nach der überfälligen Dusche brach ich am Abend zunächst alleine auf, um ein Restaurant zu finden. Auf der Straße, keine 200 Meter vom Hostel entfernt, sprach mich Ivan an. Ein super spannender Mensch – er kommt aus England, ist heute schätzungsweise in seinen sechzigern, und hat als Kind ein Buch über einen Entdecker gelesen, der hier in der Gegend um 1910 unterwegs war. Mittlerweile lebt er seit über 30 Jahren in Rurrenabaque, arbeitet als Funk-Techniker oder Handwerker, Übersetzer und manchmal auch als Tour Guide. Alleine geht er gerne 5–10 Tage tief in den Dschungel, um dort Gold zu schürfen. Ich lud ihn ein, mich in ein Restaurant zu begleiten. Auf dem Weg dorthin liefen uns Deborah aus Frankreich (die ich noch aus dem PeruHop-Bus kenne) und Sebastian (den ich in den letzten Tagen kennlernte) über den Weg. Zu viert hatten wir einen sehr spannenden Abend mit tollen Geschichten, die Ivan uns über seine Erfahrungen hier im Ort und im Dschungel erzählte. Leider habe ich keine Fotos gemacht.

    In der Nacht fing es an zu regnen, in einer Menge und Lautstärke, wie ich es selten erlebt habe. Es wurde angenehm kühl im 8-Personen-Schlafsaal, es gab so gut wie keine Fenster, überall waren lediglich Moskitonetze in die Maueröffnungen gespannt. Die Geräuschkulisse war herrlich zum Schlafen. Am nächsten Morgen regnete es immer noch. Der Graben hinter dem Pool hatte sich über Nacht komplett gefüllt (siehe Foto).

    Der Bus zurück nach La Paz fuhr erst am Abend ab, und ich wollte die Gegend noch etwas auf eigene Faust erkunden. Daher lieh ich mir für 5 Stunden ab dem Nachmittag ein Motorrad aus. Das Ding hatte weder Kennzeichen, noch funktionierende Blinker, aber die verwendet hier soweiso keiner. Dafür einen vollen Tank, nicht unbedingt selbstverständlich, da Bezin hier oft knapp ist. Der Regen hatte größtenteils aufgehört, und so wollte ich dem Ganzen eine Chance geben. Mein Plan war es, zuerst in das 55 km entfernte Nachbardorf Tumupasa zu fahren. Ivan erzählte mir am Vorabend, das würde sich lohnen. Man fährt dorthin durch den Dschungel und die Aussicht ist schön, aber die Straßen sind schlecht. Natürlich hatte er Recht. Der Asphaltbelag hörte nur kurz hinter der Ortsgrenze von Rurrenabaque auf. Ich fuhr ca. die Hälfte der Strecke ganz vorsichtig mit 20–30 km/h über die matschige Schotterpiste und wurde dabei gut durchgeschüttelt und von unten ziemlich eingesaut. Es gab zwar viele Pfützen, aber der Regen hatte das Ganze nicht zu schlammig gemacht – zumindest am Anfang. Als es später doch zu tiefe Schlaglöcher und matschige Passagen gab, entschied ich mich umzudrehen. Hier wollte ich nicht wegrutschen – erst recht nicht ohne gute Schutzausrüstung.

    Stattdessen fuhr ich dann nach Reyes. Ein weiteres Nachbarörtchen in anderer Richtung, und von der Fahrt in die Pampa, die hier vorbei führte, wusste ich, dass die Straßen asphaltiert und sehr gut waren. Angekommen drehte ich ein paar Runden um den zentralen Platz und fand einen Markt, auf dem ich Teigtaschen und Käsebrötchen von lokalen Verkäuferinnen kaufte.

    Abends ging es mit dem Bua zurück nach La Paz. Ich kann Rurrenabaque wirklich nur empfehlen, auch wenn es sehr ärmlich und vieles heruntergekommen ist, so ist das halt in Bolivien. Meine wahren Erlebnisse hier - Dschungel und Pampa kommen in den nächsten Posts, da könnt ihr euch echt drauf freuen!
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