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- Day 120
- Sunday, October 26, 2025
- ☁️ 31 °C
- Altitude: 158 m
Bolivia14°10’1” S 66°49’18” W
Anakonda-Suche in der Pampa
October 26 in Bolivia ⋅ ☁️ 31 °C
In der Unterkunft teilten wir alle eine der auf Stelzen erbauten Hütten (Kaiman- und Schlangenschutz) mit recht bequemen Betten und Moskitonetzen und einem Bad.
Den Sonnenuntergang schauten wir nur schräg gegenüber des Flusses von unserer Unterkunft aus. Hier gab es eine schöne Aussicht über Felder mit ein paar Kühen, Pferden und Hühnern, leider etwas bewölkt an diesem Abend. Außerdem gab es hier eine Bar und viele der Boote, die wir tagüber sahen, brachten ihre Touristen ebenfalls hier hin. Ich traf wieder auf Deborah aus Frankreich, die ich noch aus dem Peru Hop Bus kenne. Zurück an unserer Unterkunft gab es ein üppiges Abendessen für die kleine Gruppe, zu dem wir uns ein paar Flaschen Wein teilten, die wir vorsorglich mitgebracht hatten. Anschließend etwas Entspannung in Hängematten und später ging es nochmal auf den Fluss. Diesmal mit Stirnlampen ausgerüstet. Etwa eine halbe Stunde fuhren wir den Fluss langsam und leise hinauf, dann ließen wir uns ohne Motor in der Stille zurücktreiben. Noch auf der Hinfahrt sahen wir wieder einen der riesigen Kaimane. Das mindestens 5 Meter lange Tier lag zunächst seitlich am Fluss, die Augen offen. Der Fahrer des Bootes verlangsamte das Gefährt zunächst und fuhr noch ein kleines Stück zurück, damit wir das Monster besser betrachten und Fotos machen konnten. Dann passierte es: Das Ungetüm setzte sich in Bewegung. Langsam und mit kalter tödlicher Absicht hinter den emotionslosen Augen. Nervöses Gelächter brach auf dem Boot aus und ich bin sicher, nicht nur mein Herz übersprang einen Schlag in diesem Moment. Schnell schmiss der Fahrer den Motor wieder an und brachte uns da weg, allerdings kam das Tier dem Boot verdammt nahe, welches es ohne Probleme hätte kippen können. Uff... das war krass.
Etwas Derartiges passierte anschließend nicht mehr – mehr oder weniger auch besser so. Als wir den Fluss hinabtrieben, war es absolut still. Jeder schaute mit seiner Kopflampe entlang der Ufer, wir sahen viel weniger Tiere als zuvor. Gerade Vögel, von denen es hier jede Menge tagsüber gab, waren nun nur noch ganz oben in den Bäumen zu sehen oder gar nicht mehr. Entlang der Ufer konnte man schon aus weiter Ferne die vielen orange farbenen Augenpaare der Kaimane im Lichtkegel der Lampen reflektieren sehen. Nun waren alle im Wasser und auf der Jagd. Meist tauchten sie ab, wenn das Boot näher kam. Angespannte Stille und Kopflampen, die die Ufer wie Suchscheinwerfer absuchten, begleiteten den Rest der Fahrt in dieser Nacht.
Die Nacht war recht kurz, denn zum Sonnenaufgang fuhren wir zu einem anderen Ort entlang des Flusses – leider wieder recht bewölkt. Ein üppiges Frühstück an der Lodge später ging es nochmal mit dem Boot etwas weiter den Fluss hinauf in die Pampas. Wir wollten eine (riesige) Anakonda finden. Dazu legte der Guide an einer Stelle an, an der man gemütlich und kaimanfrei das Ufer hinauf in die Weiten der Pampas gehen konnte. Durch ein Schilfgrasfeld gelangten wir auf eine halb offene Fläche, die hier und da von buschähnlichen Schilfgräsern bedeckt, aber größtenteils frei war. Der Boden bestand aus flachen Pflanzen, die wild ineinander verwachsene Wurzeln hatten. Die ganze Fläche stand 10–50 cm tief im Wasser und wenn man mit den Gummistiefeln dort entlang stapfte, sank man mal mehr, mal weniger ein. Nur der Guide hatte diesmal eine Machete, wir nahmen ein paar lange Stöcke mit, die vermutlich jemand aus den Gruppen vor uns am Ufer zurückgelassen hatte. Hilfreich, um das Gleichgewicht zu halten und auch um vor sich den Morast abzutasten, damit man eine Anakonda frühzeitig aufscheuchte und zumindest nicht direkt darauf trat. Wir bildeten eine Kette mit je 3–4 m Abstand zwischen den Personen und durchstreiften das Gelände. Zuerst passierte eine ganze Weile gar nichts. Dann irgendwann fand unser Guide einen Kaiman an einer etwas tieferen Stelle. Ups, die gibt es hier auch? Mit seiner Machete stocherte er nach dem Tier, um es uns zu zeigen... verrückt (siehe Video). Etwas später, als ich etwas abseits der anderen auf Anakonda-Suche war, trat ich auf etwas ungewöhnlich Hartes. Hinter mir stocherte ich mit meinem Stock etwas im Morast, da schnappte ein eher kleiner, aber dennoch gefährlich aussehender Kaiman nach meinem Stock... uff, das war knapp. Wir betrachteten das Tier eine Weile und machten unsere Fotos. Als es anfing, mit der Schnauze unterzutauchen und dabei auszuatmen, was blubbernde und etwas angsteinflößende Geräusche verursachte, wussten wir, es war Zeit, mehr Abstand zu gewinnen und den Kaiman in Ruhe zu lassen.
Eine Anakonda sahen wir leider nicht.
Anschließend fischten wir im Fluss nach Piranhas. Das war sehr schwer, denn die gefräßigen Fische knabberten nur die Köder am Haken weg, bissen aber nie richtig an. Sobald man den Haken an der Leine – eine richtige Angel gab es nicht – ins Wasser warf, fühlte man direkt etwas Action daran. Außer kleinen Köderfischen schafften wir es leider nicht, einen richtigen großen Piranha ins Boot zu holen. Halb so wild, es machte trotzdem Spaß.
Nach einem, mal wieder sehr guten Mittagessen in der Lodge ging es mit dem Boot die drei Stunden zurück bis zum Auto und dann zurück nach Rurrenabaque.
Auch wenn die Pampas für mich lange nicht so eindrucksvoll wie der Dschungel war, hat es sich trotzdem gelohnt. Wir haben so viele Tiere und neue tolle Landschaften gesehen. Das bolivianische Tiefland im Amazonas hat viel zu bieten und ich kann mir gut vorstellen, eines Tages wiederzukommen.Read more



















