Satellite
Show on map
  • Day 46

    Das soll eine Bestrafung sein?

    November 14, 2017 in Australia ⋅ ⛅ 18 °C

    Nachdem wir zugegebenermaßen gestern eher ein wenig lahm unterwegs waren (das bislang hohe Tempo forderte seinen Tribut), sind wir am heutigen Tage wieder ausgeschlafen und voller Tatendrang gewesen. Fit wie ein Turnschuh entschieden wir uns für eine Free Walking Tour. Unser Guide Jake sollte uns durch Sydney führen, uns ein wenig über Geschichte der Stadt erzählen und uns natürlich die Sehenswürdigkeiten auf der Südseite der Stadt zeigen. Bei vollem Bewusstsein konnten wir nunmehr auch die Stadt ein wenig eher genießen. Nachdem wir gestern noch nicht so sicher waren, was wir über die Stadt denken sollten, waren wir heute jedoch Feuer und Flamme. Es ist doch echt nett hier und der Frühling in Down Under mit seinen blühenden Blumen, Bäumen und den Lebendigen Tieren tut sein weiteres. Zurück zur unserer Tour. Nachdem wir uns an der Town Hall trafen und die viktorianische Architektur bewundern konnten, zeigte uns Jake auch die daneben stehende Kathedrale, die leider - aus heutiger Sicht - falsch herum ist, da die Front zu einer Seitenstraße zeigt. Jake erklärte uns, dass dies zu den Zeiten der ersten Siedler ein Friedhof und die Gegend für den schlechten Geruch bekannt war. Hintergrund ist, dass man die Leichen nicht tief eingegraben hat und die ersten Siedler die Sonne unterschätzten hatten... naja, man kann es sich ungefähr vorstellen... von dort ging es jedenfalls zum sprechenden Hund, der über einen Brunnen thront, in dem Münzen geworfen werden, die einer Stiftung für blinde Kinder zugute kommt. Der Hund erzählt in unregelmäßigen Abständen davon und die Stimme stammt von einem bekannten Radiomoderator, der den Text mit einem Woof Woof beendet, was nach Jake ziemlich lustig sei, da man ja das Gebell eines echten Hundes hätte nehmen können. Gegenüber vom sprechenden Hund findet sich eine Queen Victoria Statue, die in London aussortiert wurde und dadurch nach Sydney kam. Daneben steht dann auch das Queen Victoria Building, welches ein Einkaufszentrum ist (für viele das schönste Einkaufszentrum der Welt). Hier befindet sich auch ein Brief von Queen Victoria, der aber erst in 15-20 Jahren geöffnet werden darf. Nach Jake war - wie für fast alle historischen Gebäude - zwischenzeitlich der Abriss geplant gewesen, um ein Parkhaus zu errichten. Die Pläne haben sich glücklicherweise selten durchgesetzt. Und wie in jeder vernünftigen westlichen Stadt wird nunmehr auch versucht den Autoverkehr in der Innenstadt auf ein Minimum zu reduzieren. Nachdem wir uns gestern über die Baustellen gewundert haben, gab es dann auch heute die Auflösung: Viele Teile - insbesondere die George Street als Hauptstrasse - wird komplett umgebaut, um sie als reine Fussgängerstrasse auszubauen, bei der eine Strassenbahn in der Mitte verläuft (Bau bis 2019). Sydney hat sich das Ziel gesetzt den Autoverkehr massiv zu reduzieren. Vom Queen Victoria Building ging es dann durch das Tunnelsystem zur Pitt Street. Das Tunnelsystem ist ein Überbleibsel anderer Nahverkehrspläne, als man eine U-Bahn in Sydney - nach Londoner Vorbild - errichten wollte. Da die Regierenden aber irgendwann feststellten, dass Sydney jedoch die kritische Größe einer Stadt mit U-Bahn nicht erreicht hat und auch nicht mit London vergleichbar sein, wurden die Arbeiten eingestellt. In vielen der Tunnel und „Bahnhöfe“ finden sich heute Bars und Geschäfte. Von der Pitt Street und der Aussicht auf den höchsten Turm der Stadt (Sydney Tower) ging es dann zum Hyde Park. Auch dieser ist selbstverständlich nicht mit demjenigen in London vergleichbar. Nachdem uns gestern aufgefallen ist, dass hier viele bei Rot über die Straßen gehen, fand auch Jake eine Erklärung dafür: es fließt noch immer das Blut der Straftäter in den Australiern (Zwinker). Nachdem uns Jake ein wenig über die Geschichte von Sydney erzählte - von den ersten Aborigines vor ca. 65.000 Jahren (nach wohl neuesten Funden), zu den Auswirkungen des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, welcher einer der Gründe war, warum die Straftäter nach Australien gesendet wurden, über größenwahnsinnige Gouverneure (die alles nach sich benannten) hin zur Teilnahme Australiens im 1. Weltkrieg, um im hier und jetzt zu landen. Auch war uns soweit auch die Rivalität zwischen Sydney und Melbourne bisher nicht so präsent, die aber letztendlich dazu führte, dass Canberra als Hauptstadt errichtet werden musste. Nachdem wir dann an alten Gefängnisbaracken vorbeikamen, erzählte uns Jake auch vom Leben der Strafgefangenen. Diese durften sich zunächst frei bewegen. Als sie jedoch begannen sich gegenseitig zu ermorden und zu bestehlen, baute man dann doch wieder Barracken, in denen sie Nachts einkehren mussten. Auch mussten alle Strafgefangenen Arbeiten errichten, die von ihrer Fortbildung abhängig waren und somit Straßen und Gebäude errichten. Wenn sie sich gut benahmen, durften sie dann entscheiden: zurück nach England segeln oder ein Stück Land zu bekommen. Unabhängig wurde die Kolonie jedoch erst mit den freien Siedlern, die Australien domestizierten und die eigene Nahrungsproduktion bewerkstelligten. Vorher wurden zahlreiche Schiffe von England nach Australien versendet, sodass auch dies - nach drängen Englands - eingestellt werden konnten. So nach der kleinen Geschichtsstunde dann weiter vorbei am Rum Hospital. Das Rum steht in diesem Zusammenhang auch tatsächlich für das alkoholische Getränk. Denn um das Krankenhaus zu finanzieren, wurden Lizenzen zum Alkoholbrennen herausgegeben. Im Gegenzug wurde ein für Sydney viel zu großes Hospital gebaut. Dieses war aber nur bedingt bezugsfertig, da die Lizenzinhaber bei ihrer Gegenleistung ein wenig gespart haben. Auch wurde kurz überlegt die Stadtverwaltung dort einziehen zu lassen, was dann aber ebenfalls an der alkoholischen Vergangenheit des Gebäudes gescheitert ist. Kurz danach war dann auch bald Halbzeit und wir machten eine kurze Pause. Jake gab uns in dieser Zeit ein paar Restauranttips und es ging dann weiter durch die Pitt Street an dem Zeitungsmann vorbei. Das ist eine Statue eines Mannes der eine Zeitung liest, die auf das Datum nach dem Nationalfeiertag (irgendein Jubiläum) datiert ist und sehr detailliert dargestellt ist. Danach kamen wir an einer Kanone vorbei, die die ersten Siedler provisorisch mitgebracht haben. Eingesetzt wurde sie jedoch nie. Kleine Anekdote am Rande: die Franzosen machten Sydney als leicht annehmbares Ziel um 1802 aus und der Offizier empfahl es baldmöglichst zu erobern. Erst Napoleon hat dann nach ein paar Jahren den Auftrag erteilt und dem Gouverneur irgendeiner Insel den Auftrag gegeben, die Stadt zu erobern. Bis der Brief aber bei dieser Insel ankam, war sie bereits in britischer Hand und verständlicherweise weigerte sich der britische Gouverneur die britische Kolonie einzunehmen (Zwinker die Zweite). Mit Jake ging es dann zum Hafen, wo wir einen guten Blick auf die Sydney Opera und die Harbour Bridge hatten. Von dort ging es dann für uns alleine weiter. Dabei machten wir am Wasser entlang zum nächsten Hafen dem Harbour Darling. Dabei kamen wir am wunderschönen Barangaroo Park vorbei und genossen am Darling Harbour ein frühes Abendessen. Anschließend machten wir uns weiter durch die Stadt und genossen das gute Wetter, die netten Menschen und schliefen nach vielen Stunden unterwegs am Abend in Frieden ein. Noch zu erwähnen wäre unser spätes Abendessen im Hostel, wo wir uns in der Küche wunderbare Sandwichs machten und Steffi beim Ausdrücken der Knoblauchcreme einen Lachkrampf nach dem anderen bekommen hat. Morgen heißt es frühes Aufstehen, da es in die Blue Mountains geht.Read more