• Der erste Wasserfall des HT

    9 de junho, França ⋅ 🌙 12 °C

    Oft miterlebt und niemals gedacht, dass ich selbst Opfer von werde...

    Nach einer unruhigen Nacht, da ich vergessen habe, mein Kopfkissen zu befüllen, stehe ich als Vorletzter auf und packe mein Schlafplatz zusammen. Unten stelle ich fest, dass ein Loch in meinem Sack mit Essen ist und Frage mich, was scharfes in meinem Rucksack das wohl gemacht hat. Beim zweiten Mal hinschauen weiß ich, dass da eine Maus am Werk war. Ich am Vorabend noch darüber gewitzelt und den Sack nicht richtig verstaut und nun darf ich mit den Konsequenzen leben.

    Die Nüsse, das Brot und die Chips wurden leicht angeknabbert, soweit provisorisch erstmal mit Tape zugeklebt. Die beiden Wanderer gehen noch vor uns aus der Hütte und vergessen ein Regenschutz, den wir erstmal mitnehmen. Da eine weitere Wasserquelle nach dem Abstieg angezeigt wird, nehmen wir eine leicht andere Route zurück auf den Trail und da treffen wir doch direkt nochmal die zwei Männer, die den zu diesem Zeitpunkt noch nicht vermisst hatten.

    Für uns geht es dann erstmal auf die Spitze des Schneeberges (961m) von wo aus man einen schönen Blick Richtung Süden hat. Auf dem Gipfel eine Felsenformation, die gut über Treppen zu besteigen ist. Nun folgen wir der Linie des Hexatreks, die auf keinem eingezeichneten Weg verläuft und merken mehr und mehr, dass dieser Weg ganz bewusst blockiert wurde. Auf dem eigentlichen Weg liegen reihenweise Bäume kreuz und quer und nach und nach wurde sich ein Weg darum gebahnt, den wir versuchen zu verfolgen.

    Mit Handy in der Hand und nach allen paar Metern eine Navigationsprüfung finden wir wieder zurück auf den officiellen Weg durch die Vogesen.
    Wir steigen ab und müssen bei der Wasserquelle feststellen, dass diese aktuell nicht existiert. Ich suche einen alternativen Weg an dem wir Wasser aus einem Bach auffüllen können und kommen kurze Zeit später wieder auf den HT an einem Turm raus. Da wir es aber alle nicht abwarten können, zum ersten Wasserfalls des Trails zu kommen, laufen wir direkt weiter bergab ins Tal.

    Ich setze den Rucksack ab und springe am Geländer entlang, um doch noch keinen Wasserfall sehen zu können. Auch ganz am Rande vom oberen Ende sind zu viele Büsche im Weg, aber das Tal selbst mit Felswänden gibt schon ein fantastisches Bild her. Über Treppen und Serpentinen geht es dann runter zum unteren Ende des Wasserfalls, wobei ein Dusche sich eher schwierig gestaltet.

    Da ich noch vom frühen Morgen meine zweite Lage Kleidung anhabe, lege ich kurz eine Pause ein und renne dann den anderen beiden Richtung Café nach. Anne und ich denken schon, dass Didier bestimmt schon seinen zweiten Sandwhich isst, den er sich ausgemalt hatte. Wir treffen ihn kurz vorher wartend auf einer Bank und anstelle eines Sandwhiches gibt es eine Pizza an einem Pizzawagen, wobei das Café noch nicht geöffnet hat. Wir setzen uns für das zweite Frühstück an einen Tisch und für mich gibts vor einem Stück Pizza noch die angeknabberten Chips.

    Der Weg führt uns durchs Tal ein Stück die Straße entlang und dann kommen wir an eine Abzweigung, bei der an einer geschlossenen Schranke Absperrband hängt. Wir nehmen also den einzigen offenen Weg und laufen gemütlich an einem Bach entlang weiter durchs Tal. Irgendwann frage ich mich, wann wir denn nicht mehr einem rptwn Rechteck folgen dürfen und da sehe ich, dass wir an der Abzweigung falsch abgebogen sind. Über 600m laufen wir also wieder gemütlich zurück und dann an der Schranke vorbei den Berg hoch.

    Ich mit meinem Tempo komme ca. 25min vorher auf dem Mutzig (1009m) an, wo wir das erste Mal die 1000m knacken. Auch wieder schöne Felsformationen zum Verweilen und Picknicken und während der Wartezeit probiere ich mit dem Solarmodul mein Handy zu laden, was bei dem teils bewölkten Himmel sich schwieriger gestaltet. Unser Ziel läst sich anhand eines Sendeturmes gut erkennen und nach einem ausgiebigen Mittagessen geht es für mich etwas zeitverzögert zu den andern beiden wieder weiter.

    Auf einem leicht abschüssigen Forstweg überholt uns ein Fahrradfahrer im rassanten Tempo, wobei dieser dann auf einem schmalen Wanderweg doch absteigen und schieben muss, um an den dünnen und felsigen Stellen vorbeizukommen. Zurück auf einem Forstweg macht er eine Pause, weshalb wir ihn dann antreffen und es stellt sich heraus, dass er eine Radtour von Leipzig nach Barcelona macht. Ich quatsche kurz mit ihm während die anderen weiterlaufen und zum einholen renne ich neben ihm her, wobei ich fasst die Abzweigung verpasse, die wir nehmen.

    Kurze Zeit später fährt er nochmal an uns an einer Wegkreuzung vorbei. Wir folgen weiter einem Forstweg bis wir mal wieder eine alternative Route nehmen, um an eine Wasserquelle zu gelangen. Auf dem Weg laufen wir an vielen kleinen Bunkeranlagen vorbei, die teilweise kaum sichtbar im Berg versteckt sind. Natürlich erkunde ich auch zwei, wobei die zweite sich als Tunnel herausstellt und ich 30m weiter woanders wieder rauskomme.

    Nachdem das Wasser aufgefüllt ist, die Blasen entleert sind und ein kleiner Energieschub gefuttert wurde, widmen wir uns dem letzten Anstieg. Oben angekommen, werden wir von einer atemberaubenden Aussicht belohnt. Ein Tempel auf einer schönen Felsformation und ein weiter Blick ins Tal. Wir steigen erstmal ab zu unserem Zeltplatz und bereiten alles vor. Wie ich dann Abendessen möchte, erinnere ich mich, dass ich mit einer Freundin telefonieren wollte, aber mein Flugmodus wieder an ist.

    Natürlich ein verpasster Anruf. Ich rufe direkt zurück und irgendwann laufe ich wieder hoch zum Tempel, um mir den Sonnenuntergang anzuschauen. Nach dem Telefonieren überrascht, dass Anne noch oben ist und Tagebuch schreibt, gehen wir auch schon bald nach ein paar Liegestütz und Handstandversuchen zurück zum Zelt und beenden den Tag.
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