• Die Grande Fache

    September 19 in Spain ⋅ ☀️ 18 °C

    Der dritte und letzte 3000er der Pyrenäen und der sechste des HTs den ich besteige. Die Grande Fache (3005m) ist anspruchsvoller als der Petit Vignemale, sowohl körperlich als auch mental, da ich nicht zu 100 Prozent schwindelfrei bin.

    Die ersten Wandernden erscheinen schon vor 4 Uhr Nachts mit Stirnlampen aus Richtung des Parkplatzes, wobei wir uns noch einige Male im Schlafsack umdrehen, bevor wir in der Morgendämmerung unseren Tag starten. Ein langer Anstieg steht bevor, wobei es erstmal gemütlich eine Bergstraße das Tal entlang geht. Dabei kommen wir am Paradissee vorbei, der aber eher für Tiere als für uns ein Paradies darstellt. Kurz nach dem See befinden wir uns unerwartet aber erwünscht in einer warmen Luft. Nach der nächsten Kurve ist es dann nochmal schön kalt, bevor wir im Sonnenschein eine sehr moderne und große Berghütte erreichen. Ein halbrundes Dach, das auf einer Seite über Holzbalken bis zum Boden verlängert ist und eine Holzverkleidung, zwischen der noch alte Steinmauern zum Vorschein kommen. Auf der Terrasse genießen wir unser Frühstück und wärmen uns in der aufsteigenden Sonne.

    Am naheliegenden Bach füllen wir auf dem Weitermarsch unsere Flaschen auf und da es unterhalb der Brücke ein sehr tiefes Becken gibt, springe ich von einem Felsen in das eiskalte Wasser. Gestärkt und erfrischt folgen wir dem HT zur spanischen Grenze, auf der auch die Grande Fache liegt. Wie ich auf dem Weg überlege, welche Spitze es wohl sein könnte und mich dabei immer wieder umentscheide, so liege ich letzten Endes bei allen drei geratenen Spitzen falsch. Am Pass lassen wir unsere Rucksäcke liegen und starten den einstündigen Aufstieg. Anfangs noch ein Weg erkennbar, verliert dieser sich im felsigen Geröll, welches steil ansteigt und viele Steinmännchen unterschiedliche Möglichkeiten ergeben. Beim Zurückschauen sehe ich oft einfachere Wege als über die Felsen zu klettern. Das letzte Stück am Grat entlang, wo ich bei einer steil abfallenden Stelle die Anspannung in mir spüre.

    Geschafft! 54 Minuten für 360Hm auf 750m, um das unglaubliche 360° Panorama zu bestaunen. Wie auch auf den anderen Spitzen ein befreiendes Gefühl der Schwerelosigkeit. Die Welt scheint hier in Ordnung zu sein und die Natur großteils unberührt. Kurz nach dem wir den Abstieg beginnen, kommen uns zwei Männer entgegen. Am Pass angekommen, genießen wir etwas spät unser Mittagessen und beobachten dabei wie ein Läufer den Berg in kürzester Zeit runterspringt. Wir steigen hingegen in normalem Tempo nach Spanien ab. Wir kommen an einen See, wo wohl ein Staudamm geplant, aber nur halb fertig gestellt wurde. Ein Haus und Mauer befindet sich neben dem See, wobei die Staumauer nur teilweise mit einer Lücke in der Mitte steht. Der Höhe nach hätte der Stausee mindestens die fünfache Größe gehabt und wie so oft ein wunderschönes Tal versenkt, wie es beim nächsten See der Fall ist.

    An diesem liegt eine Berghütte, die eigentlich auf dem Weg liegt, aber der direkte Zugang ist gesperrt, weshalb wir im Bogen am Berghang vorbei weiterlaufen. Der nächste als Biwakplatz markierte Ort liegt knapp über 3km entfernt an einem See. Zwar könnte man neben der Staumauer Zelte aufstellen, aber wir hatten eigentlich einen See im Sinn, der knapp 7km entfernt ist und somit wollen wir wenigsten den nächsten noch erreichen. Überraschendee Weise finde ich neben Blaubeeren immer noch Himbeeren auf dem Weg. Die Dunkelheit bricht ein und so auch der Pfad kurz bevor wir ankommen. Der ehemals gut ausgebaute Wanderweg ist an einer Stelle abgerutscht und während Anne am Felsen entlang klettert, steige ich auf das abgerutschte Stück ab und wieder hoch.

    Ein Wasserfall, wo ich die Flaschen auffülle, verschwindet an der Stelle zwischen den Felsen. Am Biwakplatz stellen wir fest, dieser bietet wenig geeignete Zeltfläche und Anne bekommt an ihrem Platz kaum die Heringe in den Boden. Im Dunkeln kochen wir das Abendessen und beobachten anschließend den Sternenhimmel, bis es so kalt wird, dass wir uns in unseren Schlafsäcken verkriechen.
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