• In der Abkürzung stecken geblieben

    10月10日, フランス ⋅ ☀️ 20 °C

    Der Platz für die Mittagspause liegt 50m auf der anderen Kanalseite, der bei Ebbe fasst trocken liegt. Da es gut machbar aussieht und der Weg uns einen Kilometer drum herumführt, ziehen wir die Schuhe aus und laufen in den Kanal. Womit wir nicht gerechnet haben, ist der Meter tiefe Schlick.

    Die Lichter gehen um 8 Uhr wieder an, wobei die ersten schon früher zum Sonnenaufgang zur Düne an uns vorbeilaufen. Wir packen zusammen und folgen der Hauptstraße durch die Küstensiedlung Richtung Arcachon. Zwischendurch nehmen wir eine Seitenstraße, um dann am Strand zu laufen, aber wir stellen fest, dass es hier keinen Strand gibt. Die Wellen brechen bei Hochwasser bis an den Rand der Grundstücke, die bis an den Strand bebaut sind. Also weiter die Straße entlang, bis wir über eine Fahrradstraße mehr im Inland nach Arcachon gelangen. Auf einem Markt versorgen wir uns mit Gemüse und Obst, sowie Käse, der uns beiden sehr gut schmeckt. Beim Supermarkt kaufen wir den Rest und ich erhitze etwas Schokolade in einer Mikrowelle. Dabei veranstalte ich eine Sauerei, da ich meinen Becher zu lange drin lasse. Nachdem ich die Mikrowelle geputzt habe, packen wir alles ein und gehen zur Strandpromenade um unser Frühstück zu genießen. Da ich meinen Löffel nicht finden kann, renne ich nochmal zurück zum Supermarkt, wo dieser auf der Mikrowelle liegt.

    Nach einem Toilettenbesuch folgen wir nun einem markierten Weg entlang der Biscay Bucht, die uns weit ins Inland führt. Es geht durch eine wunderschöne Gezeitenlandschaft, die alle paar Stunden neu gestaltet wird. Da gerade Ebbe ist, befindet sich in den Prielen bzw. Kanälen kaum Wasser. Einer davon trennt uns 50m vom Ort, an dem wir Mittagspause machen möchten, wobei die nächste Brücke über einen halben Kilometer im Landesinneren liegt. Ohne Sorge ziehen wir unsere Schuhe aus und gehen in den fasst trockenen Priel, der aktuell abfließt. 15m vor der Mitte wechselt der Boden von Sand zu Schlick und ich sinke nach wenigen Metern bis über die Knie ein. 3m mich vom sandigen Boden in der Mitte und ich sinke tiefer. Mit viel Kraft ziehe ich mein Bein aus dem Schlick und 50cm weiter verschwindet es wieder bis zum Oberschenkel im Schlick. Auf den letzten 2m lässt die Tiefe nach und ich stelle meinen Rucksack in der Mitte ab.

    Wie ich zu Anne zurückblicke, sehe ich, dass sie mit beiden Beinen ganz drinne ist. Sie bestätigt leicht genervt ein Paar auf der gegenüberliegenden Seite, die darüber reden, dass sie wohl fest steckt. Diese bieten einen Notruf daraufhin an, welchen Anne ablehnt. Ich steige zurück zu Anne um ihr erst die Schuhe und Stöcke abzunehmen und beim zweiten Mal den Rucksack. Dennoch kann sie ihr rechtes Bein nicht mehr bewegen. Ich fange an, das Bein auszugraben und greife unter ihren Fuß. Da noch kaum Bewegung zu erkennen ist, grabe ich weiter, bis sie es lockern kann. Zwischendurch lachen wir aufgrund der tatsache, dass die Abkürzung länger dauert, als der eigentliche Weg. Zudem haben wir zum Schluss noch etwas für die "never again" bzw. "niemals wieder" Liste. Die letzten 3m nimmt sie meine Einsinklöcher und wir erreichen mit schwarzen Beinen die Mitte.

    Nach einem groben Waschgang steigen wir durch niedrigen, aber rutschigen Schlick auf der anderen Seite hoch und beschäftigen uns eine Stunde damit, den Schlick möglichst von uns und unseren Sachen zu entfernen. Zwischendurch spricht ein Herr mit Anne, der das ganze Geschehen begeistert verfolgt hatte und uns Bilder schicken wollte. Zudem sagt er zu Anne, dass dies seine heutige Geschichte für Polar Steps sein wird. Nach einer Ewigkeit fühlen wir uns bereit für das nun überfällige Mittagessen. Durchs Grün geht es entlang der Bucht, bis wir einen Supermarkt anpeilen, um die 200km Marke nach dem HT mit Eis zu feiern. Kurz darauf sitzen wir in einem kleinen Burgerladen und genießen jeweils einen Burger mit geteilter Pommes. Für die Nacht habe ich einen Ort rausgesucht, wo ein Unterstand im freien neben einem Hafen eingezeichnet ist. Wie wir diesem näher kommen, ertönen immer lauter die Musik einer Band, bis wir neben dem Segelhafen eine offene Festhalle entdecken.

    Lärm ist das letzte was wir jetzt wollen, aber viel weiter gehen wollen wir auch nicht. Der Unterstand ist leider sehr offen und direkt neben dem vollen Parkplatz. Der Spielplatz bietet leider auch keinen Schutz und direkt vor den Toiletten klingt eher nach einer Notlösung. Da entdecken wir einen Aussichtsturm auf der anderen Seite des Hafenbeckens und versuchen dort unser Glück. Wir atmen entspannt durch und freuen uns endlich, einen halbwegs geschützten Schlafplatz gefunden zu haben. Wir hören Stimmen auf dem Turm, wobei diese diesen wenig später, ohne uns zu bemerken, verlassen. Auch die Liveband verstummt und wir können in Ruhe einschlafen.
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