Malaysia
Sungai Sabut

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    • Day 11

      Reise nach Kuching

      August 3, 2023 in Malaysia ⋅ 🌧 26 °C

      Als wir auf der Insel Tioman ankamen stand noch nicht fest wann wir den Ort wieder verlassen würden. Wir hatten zwar einen Flug am 3. August um 16 Uhr von Johor Bahru (Grenzstadt zu Singapur) nach Kuching (West Borneo), jedoch wussten wir nicht wie viel Zeit wir für den Transport mit Taxi, Fähre, Bus und nochmals Taxi benötigen würden bis Johor Bahru. Da uns die Insel so gut gefiel haben wir uns entschieden das Maximum herauszuholen und verliessen die Insel am Morgen des 3. Augusts mit einem strengen Zeitplan für den Tag.

      Der nicht ganz unriskante Plan sah wie folgt aus:
      05:30 Aufstehen
      06:00 Taxi Juara - Tekek
      07:00 Fähre Tekek - Mersing (2h)
      10:15 Erster Bus Mersing - Johor (3h)
      13:15 Taxi Johor - Flughafen (30 min)
      14:30 Späteste Ankunft am Flughafen für Gepäckaufgabe

      Sodann packten wir am Abend vom 2. August unsere sieben Sachen damit wir am nächsten Morgen nur noch aufstehen und uns kurz vorbereiten mussten, um pünktlich um 6 Uhr für die Taxifahrt bereit zu sein. In der Nacht vom 2. auf den 3. August zog ein heftiger Sturm auf. Es Donnerte laut und der Regen klatschte auf das Wellblechdach von unserem Bungalow als würden 100 1. Mai Demonstranten gleichzeitig ihre Pflastersteine auf einen Kastenwagen der Polizei werfen. Selina und ich lieben es wenn es draussen Gewittert und so schliefen wir hervorragend.

      Als es am Morgen vom 3. August losging regnete es noch immer und wir waren leicht nervös. Würde unser Taxi wohl die 45 Grad Steigung bei diesen nassen Strassen schaffen? Ist die Strasse unbeschädigt vom Sturm? Und ist die Fähre trotz Sturm in Betrieb? Unser Zeitplan war wie ein Kartenhaus, wenn nur eine Karte wegfällt, bricht alles in sich zusammen. Immerhin stand unser Chauffeur, der Sohn des Fahrers mit der Mogli Frisur der uns vor ein paar Tagen nach Juara brachte, pünktlich um 6 Uhr, natürlich mit laufendem Motor, bereit. Er war ebenso gut gebaut, nur etwas jünger und mit einer etwas kürzeren Frisur. Noch im Dunkeln fuhren wir los, die Passstrasse hoch. Bereits kurz nach dem ersten Anstieg kam uns ein Fahrzeug entgegen. Unser Fahrer hielt auf der Seite, liess die Scheibe herunter und unterhielt sich mit dem Fahrer des anderen Fahrzeugs auf Malaysisch. Was hatten die beiden früh am Morgen so ausgiebig zu diskutieren? Wir hatten eine Fähre zu erwischen und keine Zeit für Klatsch & Tratsch.

      Nach ein paar Minuten fuhren wir langsam weiter. Wir fragten unseren Fahrer ob alles in Ordnung sei. Er sagte kurz und knapp dass die Strasse möglicherweise blockiert sei. Die zuvor kleinen, verschlafenen Pupillen von Selina weiteten sich zu hellwachen weit aufgerissenen Glubschaugen, als hätte jemand den Schalter von Standlicht auf Nebelscheinwerfer verstellt. Obwohl wir vorerst mal noch weiterfuhren, dachten wir, dass dies bereits das Ende unseres Zeitplans und des Flugs nach Borneo sein würde.

      Nach wenigen Minuten fahrt weiter die Passstrasse hoch sahen wir nun was unseren Weg blockierte. Aus dem Fahrzeug sahen wir nur ein Dickicht von Blättern doch als wir ausstiegen und uns dem Hinderniss näherten sahen wir einen ca. 20 Meter hohen Baum welcher umgeknickt und halb über der isolierten Stromleitung hängend auf der Strasse lag. Sofort stieg ich über das Blätterdickicht hin zum Stamm und versuchte mit aller Kraft den Baum beiseite zu drücken - natürlich erfolglos.

      Unser Fahrer versuchte über sein Smartphone Hilfe zu organisieren, während sich dahinter die Scheinwerfer weiterer Fahrzeuge näherten. War dies vielleicht bereits die Feuerwehr oder ein Gemeindearbeiter mit Werkzeug? Der Gedanke verflüchtigte sich sogleich, als weitere Touris ausstiegen die ebenfalls die 7 Uhr Fähre erreichen wollten. Gemeinsam mit Selina und einem Engländer (Mensch nicht Werkzeug) versuchte ich nochmals den Baum zu verschieben, wieder erfolglos. Es hätte vielleicht klappen können wenn alle Touris und Fahrer mitangepackt hätten. Sich im Regen gegen einen Baum zu stemmen, schien den meisten Anwesenden bereits eine Anstrengung weit hinter dem Horizont des Möglichen zu sein.

      Es war 6 Uhr 20, stockfunkel und immernoch am regnen. Die Autoscheinwerfer beleuchteten die Strasse und den Baum während Selina und ich uns anschauten mit Sorgenfalten so tief wie der Röstigraben bei der Abstimmung zum Minarettverbot. Was sollen wie blos tun? Unsere Fahrer standen inzwischen in einem Kreis, jeder mit einer glühenden Zigarette in der Hand. Wir hätten 40 Minuten um zu Fuss mit 25 Kilo Gepäck 7-8 km und ca. 300 HM zu überwinden. Ich kann zwar gut und zügig mit Gepäck laufen, doch selbst mir schien das, trotz chronischer Selbstüberschätzung, etwas zu ambitioniert - und Selina wollte ich eine solche Hetzjagd erst recht nicht aufbrummen. Da fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen. Ich hatte eine Lösung!

      Ich rannte zu meinem Rucksack im Wagen und öffnete das Bodenfach mit all dem Campingmaterial und da lag es - das Schweizer Taschenmesser mit integrierter Säge!
      Und darunter eine ca. 30 cm kleine Axt. Ich griff sofort zur Axt, rannte zurück zum Baum und fing sofort an auf die oberschenkeldicken Äste einzuschlagen. Nach wenigen Sekunden hörte ich die Stimme unseres Fahrers rufen - unbeirrt hackte ich weiter auf den Baum ein. Unser Chauffeur stieg über die Äste und schaute mir zu. Der erste Ast war abgetrennt und Selina half mir das abgetrennte Stück beiseite zu schaffen. Sofort machte ich mich an den nächsten Ast und ich schlug so schnell und hart ich konnte darauf ein. Spähne flogen durch die Luft und ich atmete als wäre ich im Schlussspurt von einem Marathon. Der Fahrer beugte sich zu mir und machte eine Geste um zu übernehmen als der Ast halb und ich völlig durch war. Dankend übergab ich ihm die Axt mit dem Gedanken dass wir nun abwechslungsweise die verbleibenden Äste abtrennen würden. Doch anstelle dass er an meinem Aststück weiterarbeitete ging er zur nächsten Astgabelungen und startete kleinere Äste abzutrennen. Gemächlich schlug er auf das armdicke Holz ein und mir leuchtete nicht ein weshalb man anstelle der Schlange den Kopf abzuschlagen, sich langsam Stück für Stück abmühte. Wir hatten eine Fähre zu erwischen und so konnte ich dem Treiben nicht mehr länger zuschauen. Ich nahm die Axt wieder an mich und machte weiter wo ich soeben aufgehört hatte. Nach weiteren zwei Ästen waren wir fast soweit dass eine 3 Meter breite Spur frei war. Nun kam auch noch ein hagerer Typ vom Dorf auf einem Mofa mit einer Machete in der Hand herangefahren. Leicht erschöpft überliess ich es ihm die restlichen Äste abzutrennen und begab mich mit Selina zu unserem Fahrzeug.

      Es war 6 Uhr 40, ich war durchnässt von Schweiss und Regen, Holzspähne klebten überall an meinem Körper und mein weisses T-Shirt sah aus als hätte ich damit ein Jahr lang auf einem Bauernhof gearbeitet. Ich war bereits wieder etwas müde doch wir würden es schaffen und die Fähre knapp aber pünktlich erreichen

      Die weiteren Anschlüsse und Transfers klappten alle reibungslos und wir erwischten unseren Flieger nach Kuching / Borneo.

      Obwohl mir die Axt im Verlauf der Reise noch ein kleines Loch in den Rucksack schnitt bin ich extrem froh dass ich dieses nützliche Werkzeug mitgeschleppt habe. Eigentlich war die Axt vor allem für allfällige Campingabenteuer gerechnet aber anscheinend ist sie auch so auf Reisen ein nützlicher Begleiter.

      Man kann sich nicht immer auf andere verlassen und sollte selber für gewisse Not- & Zwischenfälle vorsorgen. Daher schleppe ich noch das eine oder andere Kilo zusätzlich mit, was sich andere wohl sparen würden. Dazu gehören bspw:

      - etwas Panzertape
      - ca. 20 Meter Schnur
      - Chlortabletten (für Wasseraufbereitung)
      - Notration
      - Diverse Ersatzbatterien
      - Vaseline (als Creme oder für Feuer)
      - Sackmesser, Multi-Tool
      - und eben manchmal eine Axt 😅
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