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- Day 13
- Friday, February 21, 2025 at 5:12 PM
- ☁️ 24 °C
- Altitude: 461 m
MoroccoDjemaa el Fna31°37’34” N 7°59’21” W
Djemaa el Fna @ Marrakesch

Nach dem lebhaften Abend gestern stehe ich erneut auf dem Djemaa el Fna, dem zentralen Markt in Marrakesch. In der Hand halte ich einen Becher mit frisch gepresstem Orangensaft – süß, erfrischend und genau das Richtige, um den neuen Tag zu begrüßen. Doch anstatt mich direkt ins Getümmel zu stürzen, bleibe ich einfach stehen und beobachte.
Der Platz wirkt jetzt noch anders als am Vorabend. Während gestern die Garküchen den Markt beherrschten, ist es am Morgen erstaunlich aufgeräumt. Keine Streetfood-Stände, keine Rauchschwaden von brutzelndem Fleisch, keine flackernden Lichter – stattdessen sehe ich eine freie Fläche, über die eine Straße führt. Doch lange wird es nicht so bleiben.
Langsam beginnt die Verwandlung. Die Straße ist nun nur noch von Fußgängern bevölkert, und die Polizei patrouilliert über den Platz. Gleichzeitig tauchen die ersten Streetfood-Verkäufer auf und schieben kunstvoll ihre hölzernen Handkarren an ihren Platz. Innerhalb weniger Stunden wird hier wieder eine kulinarische Welt entstehen – ein Ritual, das sich jeden Tag aufs Neue wiederholt.
Während sich der Markt neu formiert, erfüllt eine Mischung aus Geräuschen, Stimmen und Musik die Luft. Die ersten Schlangenbeschwörer haben sich bereits in Position gebracht, und ihre Flötenklänge vermischen sich mit dem rhythmischen Trommeln einiger Musiker. Touristen lassen sich Schlangen um den Arm wickeln, posieren für Fotos und zahlen bereitwillig für das exotische Erlebnis. In einer anderen Ecke sitzen Frauen mit Hennapaste und bieten kunstvolle Tattoos an, während ein Ballonverkäufer mit bunten Heliumballons durch die Menge streift.
Ich beobachte die Szene weiter. Sonnenbrillenverkäufer stehen mit ihren Boards voller gefälschter Designerbrillen in kleinen Gruppen beisammen, während einige Schritte weiter Männer mit Affen auf den Schultern versuchen, Touristen für ein Foto zu überreden. Die Affen wirken nervös, gezwungen zum Stillhalten – ein Anblick, der nicht nur faszinierend, sondern auch fragwürdig ist.
Neben mir preist ein Orangenverkäufer seine frischen Säfte an, während ein anderer Mann versucht, nebenbei noch Kreditkarten oder mobiles Datenvolumen zu verkaufen – ein kurioser Mix aus traditionellem Markt und moderner Geschäftsidee. Auf den umliegenden Dachterrassen der Cafés und Restaurants sitzen vor allem Touristen. Mit Tee oder Kaffee in der Hand beobachten sie das bunte Treiben von oben – eine etwas distanzierte, aber entspannte Perspektive auf das Chaos des Marktplatzes.
Plötzlich fällt mir ein Mann auf, der auf dem Platz herumläuft und einen Fußball-Weltmeisterpokal verkaufen will. Was zunächst skurril wirkt, passt irgendwie in das Gesamtbild dieses Ortes: Hier gibt es nichts, was es nicht gibt.
Und natürlich bleibe auch ich nicht unbemerkt. Immer wieder werde ich angesprochen – eine Frau versucht mir ein Päckchen Papiertaschentücher zu verkaufen, nur ein einzelnes. Direkt neben ihr bettelt jemand um ein paar Dirham, während ein Händler mich freundlich, aber bestimmt auf seine Waren aufmerksam macht.
Marrakesch zeigt sich hier in seiner ganzen Intensität – ein endloses Schauspiel aus Menschen, Waren, Klängen und Gerüchen. Der Djemaa el Fna ist kein gewöhnlicher Markt. Er ist eine Bühne, eine Tradition, ein tägliches Spektakel, das nie stillsteht. Und ich stehe mittendrin – mit meinem Orangensaft in der Hand und staune über das, was sich um mich herum entfaltet.Read more