Kurz mal nach Norwegen

September 2019
Ganz spontan, ohne Plan, dem Wetter nach, mit dem Möppi Read more
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  • Day 1

    Vorwort

    September 7, 2019 in Germany ⋅ ⛅ 14 °C

    Die Reise wird aus zwei Gründen ein kleines Selbstexperiment.
    1. Ich werde allein reisen.
    2. Ich werde nicht vorab planen.

    Mal schauen, ob das was wird. Eher einsam oder doch intensiver? Werde ich dem Planungsdrang widerstehen können?

    Eine kleine Packliste hatte ich die Woche erstellt und mich so auf max 7 Tage festgelegt.

    Die Fähre von Dänemark nach Norwegen und das Hotel in Kristiansand wurden 2 Tage vor Abfahrt gebucht.

    Wichtig ist das Wetter! So schön Norwegen auch ist, bei Dauerregen mit dem Motorrad macht es nirgendwo Spaß. Die Prognose sieht auf jeden Fall gut aus!

    Also los!
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  • Day 1

    800 km Autobahn

    September 7, 2019 in Norway ⋅ ⛅ 10 °C

    Der Tag beginnt mit Aufstehen (welch Überraschung). Gepackt wird, wie immer, direkt vor der Abreise. Die Packliste schnell abgehakt und gefreut, daß alles in den Rucksack passt. Klamotten, Thermo-Inlays, Beautycase und das Techniktäschchen finden ihren Platz.

    Da ich spätestens um 19:45 in Norddänemark an der Fähre sein muss, sollte 10 Uhr als späteste Abfahrtszeit passen. Ich muss nicht erwähnen, dass ich keine Minute zu früh starte. Es bleibt aber genug Luft für Pausen und ungeplante Dinge, wie Staus oder Starkregen.

    Die Fahrt ist mit "unspannend" noch nett beschrieben. Eine der wenigen Situationen, wo ich mir ne BMW wünsche - die hat sogar nen Tempomaten. Das Wetter ist eigentlich perfekt - so um die 20 Grad und leicht bewölkt. Nur nördlich von Hamburg immer mal wieder Regenschauer. Nicht heftig genug, um den Rucksack einzupacken oder die Handschuhe zu wechseln.

    An der Grenze zu Dänemark dann die obligatorische Kontrolle um illegaler Einwanderung auf die Spur zu kommen. Ein Vorteil des Motorradfahrens: man wird direkt durchgewunken.

    Trotz Musike im Helm wird die nun auf 130km/h limitierte Fahrt nicht aufregender.
    Man bemerkt dann so Dinge, wie die bessere Fahrbahnqualität der dänischen Autobahn oder das jeder Däne ein Boot zu besitzen scheint, nur um es auf dem Anhänger durch die Lande zu kutschieren.

    Die Fähre wird pünktlich erreicht. Mit mir sind nur zwei andere Biker auf dem Schiff. Norweger auf der Rückreise von Italien.

    Nach dem verzurren der Goldelse (so heißt mein Motorrad) falle ich sofort über das opulente Buffet her. Kurz die Idee einfach an Bord zu bleiben und sich durchzufuttern. Dank der ruhigen See war erst nach dem 5. Gang Schluss.

    In Kristiansand dann schnell in's Hotel und gleich in's Bett. 800 km durchknüppeln mit anschließender Völlerei ist schon anstrengend.
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  • Day 2

    Die Schäfchen in's Trockene bringen

    September 8, 2019 in Norway ⋅ ⛅ 15 °C

    Ich hab nicht wirklich gut geschlafen - ist bei der ersten auswärtigen Nacht immer so. Schnell gefrühstückt und die Kombi mit den Thermo-Inlays ausstatten - sind schließlich nur 10 Grad. Da fährste halt nicht wie im Sommer.

    Die Else springt trotzdem ohne Murren an, so gehört sich das für ne Sport-Enduro. Die Norweger sind mehrheitlich noch im Bett oder beim Frühstücken, was für freie Straßen sorgt.

    Bis zum zur Holzrutsche sind es knapp 30 km. Als ich März dort war, lag da meterhoch Schnee. Heute aber kann man rd. 3 km der Holzkonstruktion begehen. Sie wurde quasi als Umfahrung gebaut, damit die Holzsstämme nicht in den Stromschnellen des Flusses hängen bleiben.

    Mein nächstes Ziel, die Gletschertöpfe, ist leider unerreichbar. "Vej stengt" verkündet ein rotes Schild. Vielleicht hätte ich es drauf ankommen lassen sollen, aber nach 15 Kilometern feststellen zu müssen, dass es wirklich nicht weiter geht, ist auch nicht so prickelnd.

    Schließlich ist ja der Weg das Ziel. Und der ist einfach nur traumhaft. Unberührte Natur wohin das Auge blickt und ständig wechselnde Landschaften. Von saftigem Grün bis zu kargen Steinlandschaften ist alles dabei. Und zwischendrin taucht immer mal wieder eine Hütte auf.

    Als heutiges Ziel habe ich mir irgendwann unterwegs Lysebotn am Ende des Lysefjords ausgesucht. Das Zimmer für "günstige" 110€. Selbst im Schlafsaal ist man noch mit 40€ dabei. Die Straße dorthin einfach Wahnsinn, super Belag und genau die richtige Breite für ein Auto und ein Motorrad. Die hat bestimmt jemand gebaut, der sonst Achterbahnen entwirft. 30 Kilometer Fahrspaß pur, die am Ende mit 27 Haarnadelkurven gekrönt werden.

    Unterwegs stehen sie immer wieder unmotiviert am Wegesrand rum: die Rentiere des Südens - Schafe. Da es langsam Richtung Winter geht, werden die wolligen Brüder (und Schwestern) nun eingesammelt und per Anhänger in's Tal gefahren. Nix Fjellabtrieb - Willi Wollspender lässt sich chauffieren.

    In der Unterkunft dann die herbe Enttäuschung: nur deutsche Touristen.
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  • Day 3

    Wasser von allen Seiten

    September 9, 2019 in Norway ⋅ ☁️ 13 °C

    Lysebotn hat nur zwei ganzjährige Einwohner. Im Sommer bevölkern aber allerhand Touris den kleinen Ort am Ende des Fjords. Hier kann man kletterwandern, basejumpen oder einfach nur profan mit dem Kajak durch die Gegend paddeln.

    Um von Lysebotn wegzukommen gibt es nur zwei Möglichkeiten: Die Serpentinenstraße von gestern oder die Fähre durch den Fjord. Getreu dem Motto "keinen Weg zweimal" entscheide ich mich für das Schiff, auch wenn es sehr frühes Austehen bedeutet.

    Um zehn nach 7 stehe ich mit noch einer handvoll Anderen am Kai. Nur ist weit und breit kein Schiff zu sehen. Am Horizont ist allerdings ein weißer Punkt auszumachen. Mit norwegenuntypischen 20 Minuten Verspätung ist das eher kleinere Fährschiff nun endlich da. 20 Minuten Schlafverlust!

    Direkt nach mir kam ein Norweger der unter wilden Gesten der Crew wieder vom Schiff fahren musste. Er war vorwärts draufgefahren - hier wird allerdings rückwärts geparkt. Die Else wurde noch verzurrt - und dann ging sie los, die wilde Fahrt - vorbei am Kjeragbolten und später noch am Preikestolen.

    Nach zwei Stationen verlasse ich das Schiff und widme mich wieder den einsamen Fjellstraßen. Ab und an lassen die Norweger die alten Passstraßen auch nach dem Tunnelbau bestehen. Manchmal sogar nagelneu asphaltiert. Eng und kurvig schrauben sie sich den Berg hinauf, wo man dann mit grandiosen Aussichten belohnt wird.

    Heute stehen diverse Wasserfälle auf dem Programm. Ein Tagesziel gibt es allerdings noch nicht. Damit es anspruchsvoll bleibt, regnet es natürlich auch ab und zu. Aber es wäre nicht Norwegen, wäre es anders. Den Engabreen-Gletscher bekomme ich auch noch zu Gesicht - allerdings ist das Eis schon ziemlich dezimlert.

    Morgen soll es an der Westküste schönes Wetter geben, also wird irgendwann Bergen für den heutigen Tag auserkoren.

    Irgendwo beim Warten auf eine Fähre steht hinter mir ein Land Rover aus München. Also mal eben den Fahrer angequatscht. Drin sitzt Moritz, der auch gerade einen Norwegen-Roadtrip macht. Zufällig sind wir in Bergen im gleichen Hotel, also verabreten wir uns auf ein Tagesendbierchen. Das artete aber unerwarteter Weise dermaßen aus, dass der Footprint einen Tag zu spät erscheint.

    Ständig stand jemand an unserem Tisch und wollte reden. Die Themen waren dabei sehr vielfältig: Vom Dialekt der Dänen über die Hells Angels bis hin zu Tesla. Gesprächig sind sie ja, die Wikinger. Aber nicht sehr trinkfest. Skål!
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  • Day 4

    An der Küste entlang

    September 10, 2019 in Norway ⋅ ☁️ 14 °C

    Strahlend blauer Himmel und Sonnenschein erwarten mich heute Morgen. Der Weg führt entlang der Küste Richtung Stavanger - mangels Alternative auf der relativ stark befahrenen Europastraße. Nach zwei Fährüberfahrten umfahre ich Stavanger um mir noch ein, zwei Sehenswürdigkeiten anzuschauen.

    Dann ist ein Tunnel gesperrt, der einen Fjord unterquert. Normalerweise kein Problem, doch wenn die Umleitung 30 Kilometer extra bedeutet und es langsam dunkel wird, steigt die Spannung.

    Das Hotel in Farsund wurde in den Berg gebaut. Der Eingang war im Erdgeschoss, die Zimmer auf 5 Ebenen darunter. So hatten alle Fjordblick - praktisch.
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  • Day 5

    Auf der Flucht vor Dorian

    September 11, 2019 in Norway ⋅ ⛅ 13 °C

    Aus dem Westen rauscht Dorian an, zumindest die Reste davon. Der ehemalige Hurrikan, der den Südwesten der USA so ziemlich verwüstet hat, ist hier immerhin noch ein ausgewachsenes Tiefdruckgebiet.

    Der Plan ist also recht früh zu starten, um ihm quasi davon zu fahren. Als ich um 9 nach draußen gehe, merke ich, dass der Plan nur halb aufgeht, denn es regnet bereits. Da Farsund keinen Bahnhof hat, ist bleiben keine Alternative.

    Vermutlich bin ich zu spät gestartet, denn ich fahre im Dauerregen. Mal schauen, wie weit ich komme...
    Irgendwann an einer Tankstelle treffe ich zwei norwegische Biker, die ähnlich spontan unterwegs sind, denn sie suchen gerade nach einem Hotel für die nächste Nacht.

    Die Kombi, die eigentlich wasserdicht sein sollte, ist es leider nicht - eben so wenig, wie die Handschuhe. Mein Handy hat auch irgendwann meinen Fingerabdruck nicht mehr erkannt, weil die Finger so verschrumpelt waren.

    In Kragerø habe ich dann ein nettes kleines Hotel gefunden, was im alten Zollboden eingerichtet wurde. Die Klamotten werden im Bad verteilt und die Fußbodenheizung auf volle Energie eingestellt. Schließlich soll morgen wieder alles trocken sein.

    Nach dem Abendessen unterhalte ich mich noch ein wenig mit der Rezeptionistin. Sie kommt ursprünglich aus Ungarn und hat nach mehreren Stationen in Italien, Finnland und Schweden nun hier ihr Glück gefunden. Nach 7 Jahren im Land darf sie morgen zum Einbürgerungstest. Ich drücke ihr alle Daumen.
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  • Day 6

    Im Sägewerk Bad Seegeberg

    September 12, 2019 in Sweden ⋅ ☁️ 14 °C

    Heute sieht es deutlich besser aus, als gestern. Die Sonne scheint, als ob es kein Morgen gibt. Da die Straßen aber noch nicht vollständig trocken sind (meine Klamotten übrigens auch nicht), ist Vorsicht angesagt. Irgendwie in Richtung Schweden soll es gehen.

    Die Landschaft wird immer weniger schroff, dafür mehr hügelig. Das wird natürlich intensiv für Landwirtschaft genutzt. Irgendwo in der Pampa kommt mir ein Google-Auto entgegen, mit dem Street-View-Aufnahmen gemacht werden. Muss unbedingt demnächst mal nachschauen, ob ich da jetzt verewigt bin.

    Oslo wird südlich per Fähre umfahren. Ich liebe Fähren. Man kommt zur Ruhe und es kommt leichtes Seefahrerfeeling auf. Die Überfahrten sind zeitlich so überschaubar, dass es nicht langweilig wird.

    Auf einer super kurvigen und wenig befahrenen Straße erreiche ich Schweden. Dort soll über den langgezogenen See "Stora Le" übergesetzt werden. Leider ist die Fähre wegen Wartungsarbeiten bis 21 Uhr außer Betrieb. Ab 21 Uhr wäre mir lieber. Hilft alles nix, dann eben diesseits des Sees Richtung Süden.

    Es folgen 30 Kilometer nüscht. Kein Ort, kein Haus. Einfach nur Wald und ein Sägewerk. Aber eine traumhafte Straße. Mein Kurvendrang wird bei Kilometer 20 jäh durch den einsetzenden Regen gebremst...
    Eigentlich will ich weiter Richtung Osten - da ziehen aber nun die ganzen fiesen, dunklen Wolken hin. Dann eben nach Süden.

    Schnell ein Hotel in Vänersborg am Südende des größten Sees Schwedens gebucht und damit das Tagesziel fixiert.

    Als ich zum Einkaufen und Abendessen aufbreche, kommt so nen Turbo-Roller (sieht aus wie ein Roller, ist aber eigentlich ein Motorrad) aus Bad Seegeberg, mit zwei Leuten drauf, entgegen. Respekt, denke ich, so ne Tour zu zweit mit so einer Hütte...

    Zurück im Hotel, sitzen die beiden in der Lobby. Tja, eigentlich sind sie mit zwei Motorrädern unterwegs. Nur steht eins grad in der Werkstatt. Einer hat einen (unfreiwilligen) Ausflug in's Grüne unternommen und ist dabei mit dem Motor über einen Stein gerutscht. Der hat darauf mit Ölverlust geantwortet. Weiterfahrt unmöglich. Ihm und dem Gepäck (was zu 50% aus deutschen Bier bestand) ist glücklicherweise nix passiert.

    Hoffentlich bekommen die Vänersborger die Maschine wieder flott.
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  • Day 7

    Nachts über die Ostsee

    September 13, 2019, Baltic Sea ⋅ ⛅ 15 °C

    Auch heute wieder strahlender Sonnenschein beim Frühstück. So kann es weiter gehen.
    Seit gestern überlege ich, wie ich nach Hause komme. Trelleborg steht als Abfahrtshafen schon mal fest. Entweder die Spätfähre, die um 1 Uhr in Rostock ist oder die Nachtfähre.

    Bei der Spätfähre bräuchte ich noch ein Hotel in Rostock, wo man um die Zeit auch noch einchecken kann (ist schwieriger als man denkt). Die andere Option hat den Charme, dass ich am Morgen gleich starten kann und gleichzeitig noch Strecke gemacht habe. Nur beginnt der Morgen dann bereits um 6 - noch habe ich aber genug Zeit, mir darüber Gedanken zu machen.

    Schweden ist so ein Land, bei dem alle Klischees stimmen. Gefühlt 90% der Bevölkerung wohnen in den bunten Holzhäuschen, haben einen sehr gepflegten Garten und fahren Volvo oder Saab. Nur IKEA findet man hier eher weniger - der einzige, den ich auf der Reise gesehen habe, war in Norwegen. Köttbullar gibt es leider ebensowenig - dafür Fastfood an jeder Ecke.

    Und es gibt wenige Motorradfahrer, sehr wenige. Ganze 2 Stück sind mir begegnet. Muss wohl an den langweiligen Straßen liegen. Die Kurven sind so langgezogen, dass sie selbst mit 200 km/h keine Herausforderung wären. Aber nun kann mein Motorradnavi mal beweisen, was es kann! Es unterscheidet leider nicht zwischen befestigten und unbefestigten Straßen, deshalb habe ich die Route gestern ein wenig mit Hilfe von Google nachjustiert. Das Ergebnis kann sich auf jeden Fall sehen lassen.

    Unterwegs habe ich mich dann für die Nachtfähre entschieden und gebucht. In Trelleborg am Hafen dann kein Check-In-Schalter mehr, sondern Selbst-Ausdruck-Terminals. Mir soll's Recht sein. Man darf dann durch genau 3 Schranken - jedesmal die Karte scannen. Ist als Motorradfahrer besonders nervig. Man bekommt aber keine Spur mitgeteilt, was dazu führt, das der Einweiser jeden nochmal fragen muss, mit welcher Fähre er fahren möchte...

    Auf der Fähre dann schnell die Kabine bezogen und noch auf ein Feierabendbierchen in die Cafeteria. Kaum legt das Schiff ab, schließt sie und von der Crew ward niemand mehr gesehen. Die sind bestimmt zum Captains-Dinner auf der Brücke. Sehr merkwürdig das Ganze...

    Ich geh mal schauen, wo hier die Crew-Party stattfindet.
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  • Day 8

    Im Morgengrauen durch Mecklenburg

    September 14, 2019 in Germany ⋅ ☀️ 11 °C

    Um 5 Uhr ist kollektives Wecken angesagt. Aber nicht mit mir! 20 Minuten Schlaf gehen noch. 5:30 dann die Durchsage, man möge doch bitte die Kabinen verlassen. Warum das? Wir haben noch ne halbe Stunde Zeit.

    Die Sonne erhebt sich langsam über dem Horizont und der Nebel liegt schwer auf den Mecklenburgischen Feldern. Über die mecklenburgische und brandenburgische Seenplatte fahre ich wieder zurück nach Hause.
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