• Hochmut kommt vor dem Fall

    16 listopada 2022, Meksyk ⋅ ⛅ 29 °C

    Hochmut kommt vor dem Fall - ein Erfahrungsbericht

    Hey Leute, ich lebe noch! Leider hat mich eine sehr heftige Mittelohrentzündung inkl. geplatztem Trommelfell für knapp zwei Wochen außer Gefecht gesetzt, weshalb die Blogbeiträge warten mussten. Trotzdem hatte ich vorher die Chance, ein gutes Gefühl für das bereisenswerte Land Mexiko (im speziellen die Staaten Quintana Roo und Yucatan) zu bekommen und werde in den folgenden Seiten wieder mal meine Eindrücke schildern. Es ist viel passiert und ich schreibe diesen Beitrag schon aus Costa Rica. Let’s go!

    Alles hat mit der ersten Nacht in Cancun begonnen. Wir sind gegen Mitternacht gelandet und fanden ein Taxi Colectivo (ein Gruppentaxi) zum Busbahnhof. Dort erwartete uns der erste Berührungspunkt mit dem Kapitalismus seit zwei Wochen (Kuba). Wir waren begeistert! Ein voller Laden mit unterschiedlicher Auswahl für das jeweils gleiche Produkt (10 Sorten Chips, 100 Sorten Getränke und alles weitere) überforderte uns fast nach 14 Tagen purer Knappheit.
    Wir deckten uns erstmal mit den wichtigsten Dingen ein (Sandwiches, Snickers, Chips und Wasser ^^) und verbrachten eine kurze Nacht in Cancun.
    Cancun kann man mit dem mallorquinischen Ballermann vergleichen. Amis lieben es dorthin zu fliegen und Party zu machen, was uns absolut abschreckte.

    Deshalb ging es für uns direkt am nächsten Morgen weiter nach El Cuyo, wo wir planten, die anderen zwei Berliner wiederzutreffen.
    El Cuyo ist eine noch wenig touristische, kleine Strandstadt mit langen Stränden, starkem Wind (viele Kitesurfer) und Palmen. Die Fahrt mit dem Bus nach El Cuyo präsentierte mir direkt einen besonderen Eindruck:
    Jeder noch so kleine Laden ist komplett in Coca Cola Farben und Schriftzug gestrichen. Ich habe es leider versäumt, Bilder und Videos davon zu machen, aber es war wirklich beeindruckend viel. Die Firma scheint es wirklich geschafft zu haben, das Land komplett zu durchdringen.

    In El Cuyo angekommen, ging es direkt ereignisreich weiter. Wir liefen am wunderschönen Strand entlang zu einem Restaurant und bestellten zur Sonnenuntergangszeit Abendessen. Was wir total ausgeblendet hatten, war, dass El Cuyo zwischen dem Meer und einer riesigen Lagune liegt. Was bedeutet das (Roman)? Mücken!
    Das Abendbrot war kaum auszuhalten (obwohl das Essen phänomenal war) und Tim nahm seine Empanadas sogar einfach in die Hand, damit wir so schnell wie möglich los konnten. Zurück im Airbnb angekommen, zählten wir unsere Mückenstiche. Ich hatte 30 und Tim über 50.
    Eins kann ich sagen: Den Fehler kein Mückenspray mitzunehmen, haben wir kein zweites Mal gemacht.

    Am nächsten Morgen fuhren Juri und Johannes mit ihrem Leihwagen weiter nach Merida, was wir uns nicht entgehen lassen wollten. Also beendeten wir unsere Zeit in El Cuyo nach einer Nacht und sprangen mit den Boys ins Auto. In Merida planten wir mehrere Nächte zu verbringen, um uns auszukurieren (ich war immer noch verschnupft) und ein wenig zu entspannen. Dazu kam, dass es in Merida ein Maya-Museum gibt, was wir uns nicht entgehen lassen wollten. Deshalb ließen wir die Jungs schon mal alleine nach Tulum fahren (denn sie wollten schon weiter), wo wir uns später wieder treffen wollten.

    Sidefact 1: Merida ist die sicherste Stadt in Mexico. Warum? Weil dort alle Familien der Kartelle leben. Die Kinder gehen zur Schule und leben mit den Familien in der Stadt. An die Familien wird nicht herangegangen und deshalb herrscht dort sehr geregelter Frieden.
    Man sieht die Kartelle übrigens nicht aktiv (nirgends in Mexiko). Man liest nur ab und zu von Vorfällen (z.B. in Tulum).

    Sidefact 2: Eine Sache, die mir in Merida zum ersten Mal stark aufgefallen ist, sind die vielen "Trash-Läden". Selbst im absoluten Stadtkern gibt es Läden die Plastikblumen verkaufen, Billigkleider, Tischdecken, billo-Elektronik und andere “Ramschläden”. Dieses Bild kennt man aus deutschen Innenstädten nicht. Klar gibt es bei uns auch in vielen Innenstädten die immer wieder gleichen Läden (H&M, C&A, Zara, etc.), doch haben sie eine höhere Qualität. Die alte Architektur der mexikanischen Städte steht in einem starken Kontrast zu diesen "Billo-Läden".

    Höchst gebildet vom Maya Museum, ging es für uns nach zwei Nächten in Merida weiter nach Valladolid. Dort wollten wir uns Ek Balam (eine ehemalige Maya Stadt) und einige Cenoten (Senklöcher, die durch den Einsturz von Kalkstein entstehen und sich mit Grundwasser sammeln - sie sind für ihr klares Wasser bekannt) ansehen.

    In Valladolid passierte noch etwas Verrücktes: Es hatten Freunde von mir auf Social Media gesehen, dass ich in Mexiko bin und sie waren zufällig zur selben Zeit wie wir in Valladolid. Also trafen wir uns und erkundeten Ek Balam (und später Valladolid) gemeinsam.

    Der damalige Fortschritt der Maya Kultur und der Aufbau ihrer Gesellschaft und Städte ist höchst beeindruckend. Die Beiträge werden aber immer viel zu lang, weshalb ich davon gerne mal später in einem Gespräch erzähle.
    Es war jedoch wundervoll, auf die Maya-Pyramiden zu steigen und sich das damalige Treiben in den Städten vorzustellen. Wir wurden sogar von einem ordentlichen Schauer überrascht, der sehr gut zum Setting gepasst hat. Da es super warm ist, machen solche Schauer auch nicht wirklich etwas aus.

    Nun kommen wir aber leider zum fatalen Teil von Ek Balam:
    Wir hatten am Eingang zur Maya-Stadt gesehen, dass es bei Ek Balam auch eine Cenote gibt. Da wir alle bis dahin in noch keiner Cenote waren (in Quintana Roo und Yucatan gibt es Dutzende), waren wir alle sofort dafür begeistert, ins Wasser zu springen. Zum Eintritt gab es sogar Fahrräder, mit denen man zur Cenote fahren konnte.

    Die Cenote war atemberaubend, 15m tief und 40m im Durchmesser. Lianen hingen in das Wasser und es schwammen schwarze Welse an den Rändern, wirklich traumhaft. Natürlich gab es auch eine Affenschaukel und Sprungplattformen.
    Nachdem jeder einmal die Affenschaukel ausprobiert hatte, kam ich auf die grandiose Idee, von einer 10m Plattform zu springen. Ich hatte zwar im Hinterkopf, dass ich noch “restkrank” war, doch war ich in diesem Zustand in der Vergangenheit schon oft ins Wasser gesprungen und dachte deshalb, dass “schon nichts schief gehen würde”.

    Mir sollte das Gegenteil bewiesen werden. Direkt nach dem Sprung merkte ich einen ordentlichen Druck auf dem rechten Ohr und ein Schwindelgefühl.
    Dass wir am selben Abend noch feiern gegangen sind und dass Klimaanlagen so ziemlich überall installiert sind, half dem Ohr auch nicht wirklich.
    Auch die Weiterfahrt nach Tulum, dass wir dort mit einem Motorroller rumgefahren sind, in Galerien gegangen sind und noch ein Set für YouTube aufgenommen haben, war im Nachhinein keine gute Idee. Ich hätte einfach Ruhe gebraucht und habe stattdessen nicht auf meinen Körper gehört und ihn weiter strapaziert.
    Das Resultat habe ich am Anfang des Beitrages beschrieben.

    Solche Schmerzen, wie die von der Mittelohrentzündung, habe ich lange nicht mehr (bzw. noch nie) erlebt. Der Flug nach Panama hat mir dann wahrscheinlich den Rest gegeben, denn einen Tag nach Ankunft ist dann mein Trommelfell geplatzt. Leider habe ich Johannes und Juri auch nicht mehr sehen können, weil ich ab einem gewissen Zeitpunkt einfach nur noch im Bett gelegen habe.

    Jetzt aber genug gejammert. Die Message, mit der ich eigentlich diesen Beitrag beenden möchte, ist, dass Mexiko absolut eine Reise wert ist. Das Essen ist von einem anderen Stern (Enchiladas, Tacos, Chilaquiles und vieles mehr), die Leute sind super freundlich, die Natur ist wunderschön und die Geschichte unbekannt (für mich zumindest) und spannend. Ich werde definitiv nochmal nach Mexiko kommen. Das Land ist sehr einfach zu bereisen und bietet wirklich viel.

    P.S.: Mittlerweile geht es mir deutlich besser, aber ich spüre das Ohr noch sehr. Aktivitäten wie Surfen, Schnorcheln, Schwimmen, den Kopf unter die Dusche halten, Alkohol trinken, laute Musik und jegliche Art von Druck oder Belastung auf das Ohr sind jedoch untersagt. Ein bisschen Aktivität lässt sich aber einfach nicht vermeiden. Hier in Costa Rica muss man einfach in den Djungel, wenn man die wunderschöne Natur sehen will und dazu gehört ein bisschen Wandern. Ich heile so schnell es geht! LG in den Schnee <3
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