Mittel- und Südamerika

octobre – décembre 2022
  • Marvin Grocholl
Eine Hochzeit in Uruguay, surfen in Chile, Kuba, und vieles mehr. Jede Woche ein neuer Beitrag über die Erfahrungen aus Mittel- und Südamerika. En savoir plus
  • Marvin Grocholl

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  • Ein kleiner Zusammenschnitt vom Trip
    Blick vom Apartment von Mattias' Paplounge am Flughafen

    Der 43h-Reisetag. / The 43h travel day.

    17 octobre 2022, Uruguay ⋅ 🌙 13 °C

    -- English version below --

    Willkommen zu meinem kleinen Blog zu meiner Süd- und Mittelamerikareise. Ich werde versuchen möglichst viel von meiner persönlichen Erfahrung zu teilen. Das Ganze soll natürlich auch eine Art Tagebuch sein. Ich möchte in vielen Jahren zurück zu diesen Berichten kommen und mich an die Reise erinnern können. Aus diesem Grund und weil ich glaube, dass das die spannendsten Aspekte einer Reise ins ferne Ausland sind, werde ich möglichst viele Gefühle und persönliche Eindrücke teilen.

    Ich entschuldige mich jetzt schonmal für meine Rechtschreibung und Grammatik. Das hier soll auch ein bisschen Urlaub sein, also bitte ein Auge zudrücken. ;)

    Fangen wir an:

    Meine Reise begann mit der Übergabe meiner Wohnung an eine gute Freundin, welche sie für meine Reisezeit mietet. Wir gingen gemeinsam essen und ich zeigte ihr und einer Freundin von ihr meinen “Kiez” (ja i know, it’s Wedding - still).

    Ich hatte eine ziemlich stressige Zeit vor meinem Abflug. Wir haben Juriverse verkauft und mein Bachelor ist jetzt auch endlich durch. Zusätzlich hat man auch einfach noch viele Dinge zu erledigen, bevor es zwei Monate ins Ausland geht (Steuer, packen, back-ups, anderer small stuff). Mit der Übergabe der Wohnung fielen diese Dinge alle von mir ab. Ich hatte (fast) alles geschafft und konnte nun nach vorne in ein neues Kapitel blicken (jeder kennt diesen Moment, wenn ein Stein vom Herzen fällt). Dieses Gefühl hatte etwas befreiendes und war mit einer großen Vorfreude verbunden. Auf der anderen Seite stehe ich vor der Entscheidung, wie ich meine Zeit nach der Reise angehen möchte und das Gewicht der Entscheidung hat auch etwas beängstigendes.

    Nach der Übergabe der Wohnung, ging es dann für die letzten zwei Nächte nach Rahnsdorf zur Familie. Es war schön Mama und Paps nochmal zu sehen und den einen oder anderen guten Ratschlag gab es natürlich auch…und eine Regenjacke. Die werde ich hoffentlich nie brauchen, aber wenn ich sie brauchen werde, werde ich mega dankbar sein sie zu haben (also danke schonmal!).

    Nun kam die Abreise immer näher und ein letzter Termin stand mir bevor: Till (ein guter Freund und einer der Käufer von Juriverse) hatte Lucca (einer meiner besten Freunde und Mitgründer von Juriverse) und mich zu einer Bourlesqueshow eingeladen.

    Hier wartete folgende Situation auf mich: Die Bourlesqueshow ging von 23.30 bis 02.00 nachts. Ich musste um 04.00 am Flughafen sein, um um 07.00 meinen ersten Flug zu bekommen. Dies bedeutete eine schlaflose Nacht für mich. Da ich mich aber freute die Jungs ein letztes Mal vor Abreise zu sehen, sagte ich nicht ab.

    Gesagt getan, wir erfuhren eine tolle Show (ich war vorher noch nie bei einer Bourlesqueshow und muss sagen, dass ich begeistert vom Konzept der show bin: pures female empowerment). Danach ging es nach hause und ich holte Mama und Papa ab, denn sie wollten mich zum Flughafen bringen (danke!).

    Nach einer süßen Verabschiedung, ging es dann pünktlich um 07.00 in Richtung Madrid (einen meiner schlimmsten Flüge ever). Auf dem Flug kamen meine schlaflose, gequälte Laune mit Dudelmusik von Iberia im Flugzeug und wenig Beinfreiheit zusammen. Naja…

    Das lies ich aber nicht auf mir sitzen. In Madrid angekommen, checkte ich für die letzten zwei Flüge ein (mit Avianca nach Bogota und dann von Bogota nach Montevideo).

    Da ich einen 5-stündigen Aufenthalt hatte, gönnte ich mir für 39€ eine business-lounge am Flughafen, was sich absolut gelohnt hat. Dort gibt es Duschen, ein kostenloses all-you-can-eat-buffet und einen Schlafsaal. Alles habe ich vollstens ausgenutzt und mir noch Sandwiches und Getränke mit auf den Flug nach Bogota genommen.

    Meine Verpflegung, massiver Fußraum und ein sehr schlaffördernder Fensterplatz machten diesen 10h-Flug zu einem Genuss.

    Trotz fast 2h Verspätung des Fluges nach Bogota, schaffte ich meinen Flug von Bogota nach Montevideo. Auf deisem Flug saß ich zwischen einer ehemaligen Übersetzerin, die schon überall in der Welt war und einer jungen Reporterin aus Montevideo. Beide gaben mir tolle Tipps für Montevideo und gaben mir ihre Kontaktdaten.

    (Sidenote: Das ist sowieso eine Sache die mir innerhalb meines ersten Tages hier aufgefallen ist. Jede:r mit dem:der ich spreche bietet mir an, in Kontakt zu bleiben und mich bei ihnen zu melden wenn ich etwas brauchen sollte - sehr offen und einladend.)

    Jedenfalls kam ich um 6 Uhr morgens in Montevideo an und nahm einen Uber zum Hostel.

    Ein verschlafener Nachtwächter öffnete mir zum Glück. Dann wartete ich auf mein Zimmer, welches ich um 12 Uhr mittags bekam und mich nochmal 2h schlafen legte.

    Somit dauerte mein Reisetag von der Bourlesqueshow, bis zu meinem Einschlafen im Hostelbett, gepflegte 43h. In dieser Zeit schlief ich ungefähr 6h und schaffte mit ~900km/h Reisegeschwindigkeit und 5km/h Rückenwind knapp 12.000km zwischen Berlin und mich.

    Nach dem Aufwachen fühlte ich mich wie ein neuer Mensch und bekam meine erste 30-minütige Trainingseinheit rein. Außerdem lud mich Mattias direkt zur Geburtstagsparty seines Vaters (Hernando) am Abend ein. Natürlich habe ich zugesagt und bin hingegangen.

    Es war ein tolles Wiedersehen mit Mattias, seinem Papa und seinen Schwestern (Pame und Vicky). Zusätzlich lernte ich Mattias’ Verlobte (Manu), seine Oma (Irma) und seinen besten Freund (Nick) kennen. Wir hatten einen herzlichen Abend und ich konnte ein paar Worte Spanisch aufgreifen.

    Am Donnerstag und Freitag ist dann die uruguayanische Hochzeit mit 160 Leuten, für welche ich noch einen Anzug brauche. Wie das abläuft, erfahrt ihr dann in einer Woche. :)

    Apropos Spanisch: Ich will natürlich so viel Spanisch lernen wie ich kann. Ich hatte schon meine ersten Begegnungen, bei denen ich kein Spanisch und mein Gegenüber kein Englisch konnte. Somit wurde sich dann ausführlich per Zeichensprache verständigt.

    Aus diesem Grund wird nun die Duolingo (Sprachlernapp) Premiumversion gerockt. In diesem Sinne: La mujer come una manzana.

    English:
    Welcome to my little blog about my South and Central America trip. I will try to share as much of my personal experience as possible. Of course, the whole thing is also meant to be a kind of diary. I want to be able to come back to these reports many years from now and remember the trip. For this reason, and because I believe these are the most exciting aspects of a trip to a faraway continent, I will share as many feelings and personal impressions as possible.

    I apologize in advance for my spelling and grammar. This is also supposed to be a bit of a vacation, so yeah... ;).

    Let's start:

    My trip started with handing over my apartment to a good friend. She rents it for my travel time. We went out for lunch, and I showed her and a friend of hers my "Kiez" (yes, I know, it's Wedding - still).

    I had a pretty stressful time before I left. We sold Juriverse, and my Bachelor is now finally through too. Additionally, there are many things to do before going abroad for two months (taxes, packing, backups, and other small stuff). With the apartment handover, these things all fell away from me. I had (almost) everything done and could now look forward to a new chapter (everyone knows this moment of relief).

    This feeling had something liberating and was connected with great anticipation. On the other hand, I am faced with deciding how I want to approach my time after the trip. The weight of the decision also has something scary.

    After handing over the apartment, I went to Rahnsdorf to stay with my family for the last two nights. It was nice to see mom and dad again, and of course, I got some excellent advice...and a rain jacket. Hopefully, I will never need it, but if I do, I will be so thankful to have it (so thank you already!).

    Now the departure was getting closer and one last appointment was coming up: Till (a good friend and one of the buyers of Juriverse) had invited Lucca (one of my best friends and co-founder of Juriverse) and me to a bourlesque show.

    The following situation was waiting for me: The burlesque show went from 23.30 PM to 02.00 AM at night. I had to be at the airport at 04.00 AM to catch my first flight at 07.00 AM. This meant a sleepless night for me. But since I looked forward to seeing the guys one last time before departure, I didn't cancel.

    We experienced a great show (I have never been to a burlesque show before and have to say that I am thrilled with the show's concept: pure female empowerment). Afterward, I went home, and I picked up mom and dad because they were going to take me to the airport (thank you!).

    After a sweet goodbye, I left on time at 07.00 for Madrid (one of my worst flights ever). On the flight, my sleepless, tortured mood came together with bagpipe music from Iberia on the plane and little legroom. Well...

    I didn't let that get to me, though. Once in Madrid, I checked in for the last two flights (with Avianca to Bogota and then from Bogota to Montevideo).

    Since I had a 5-hour layover, I treated myself to a business lounge at the airport for 39€, which was totally worth it. There were showers, a free all-you-can-eat buffet, and a dormitory. I took full advantage of everything and took sandwiches and drinks with me on the flight to Bogota.

    My care package, massive legroom, and a sleep-inducing window seat made this 10h flight a pleasure.

    Even though the flight from Madrid to Bogota was delayed by 2h, I made my flight from Bogota to Montevideo. On this flight, I sat between a former translator who has been all over the world and a young reporter from Montevideo. Both gave me great tips for Montevideo and gave me their contact information.

    Sidenote: That's one thing I noticed within my first day here anyway. Everyone I talk to offers to keep in touch and get back to them if I need anything - very open and inviting.

    Anyway, I arrived in Montevideo at 6 AM and took an Uber to the hostel.
    A sleepy night watchman opened for me, fortunately. Then I waited for my room, which I got at 12 noon, to catch a few more hours of sleep. I was exhausted and stiff from all the sitting, and my body requested rest and activity.

    Thus, my travel day lasted a neat 43h, from the burlesque show to my falling asleep in the hostel bed. During this time, I slept about 6h and got 12,000km between Berlin and me, with ~900km/h cruising speed and a 5km/h tailwind.

    After waking up, I felt like a new person and got my first 30mins of exercise in. Additionally, Mattias invited me directly to his dad's (Hernando) birthday party that evening. Obviously, I accepted and went.

    It was a great reunion with Mattias, his dad, and his sisters (Pame and Vicky). Additionally, I got to meet Mattias' fiancée (Manu), his grandma (Irma), and his best friend (Nick). We had a warm evening, and I could pick up my first few words of Spanish.

    On Thursday and Friday is the Uruguayan Wedding with 160 people, for which I still need a suit. You will find out in a week how that will go. :)

    Speaking of Spanish: Of course, I want to learn as much Spanish as I can. I already had my first encounters where I didn't know Spanish and my counterpart didn't know English. So we had to properly communicate by sign language.

    For this reason, I am already rocking the premium version of Duolingo (a language-learning app). So let me leave you by saying: "La mujer come una manzana."
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  • Montevideo

    21 octobre 2022, Uruguay ⋅ ⛅ 17 °C

    Ich sitze mittlerweile in Santiago, der Hauptstadt von Chile und denke zurück an meine Reise nach Uruguay. Auch hier in Santiago habe ich innerhalb des ersten Tages schon wieder so viele Eindrücke sammeln dürfen, dass ich mich nun sputen muss, die Erinnerungen aus Uruguay niederzuschreiben. Dieser Blogbeitrag beginnt also am Morgen nach dem Geburtstag von Ernesto (Matias’ Vater) und endet mit meinem Flug nach Santiago. Am Ende des Beitrags liste ich noch einige Kuriositäten auf, die mir aufgefallen sind.

    In dieser Zeit sind genau sieben Tage vergangen.

    Am ersten Tag verbrachte ich den Vormittag damit, Sport zu machen und meinen letzten Beitrag zu schreiben. Nachmittags kam Simone an. Simone, Mattias (der Bräutigam aus Uruguay) und ich waren auf derselben Schule in unserem Auslandsjahr in Norwegen. Wir haben dort gemeinsam Basketball gespielt und auch in der sonstigen Freizeit viel miteinander gemacht.
    Aus diesem Grund war es natürlich eine riesige Freude den Burschen wiederzusehen. Er kam “nur” aus Brasilien angereist, was uns erlaubte direkt loszuziehen.
    Gesagt, getan.

    Netterweise hatte sich Nick (Matthias' bester Freund) dazu bereit erklärt, uns ein wenig die Stadt zu zeigen. Dazu gehörte auch, zu einem Anzugverleih zu gehen, denn ich brauchte noch einen Anzug für die Hochzeit (konnte ich natürlich nicht für die gesamte Reise mitnehmen). Nach kurzem Warten und Anprobieren hatte ich einen passenden, dunkelblauen Anzug gefunden.

    Das ganze Anprobieren macht natürlich Hunger, weshalb wir uns entschieden Chivito essen zu gehen. Chivito ist die bekannteste Speise aus Uruguay. Angeblich kam mal ein Ausländer aus Chile nach Montevideo und bestellte Lamm in einem Restaurant. Das hatte der Besitzer jedoch nicht da. Er wollte sich aber auch nicht die Blöße geben, diesen Umstand zuzugeben. So packte er ein Stück platt geklopftes Rindfleisch in ein Sandwich mit Salat, Wurst, Spiegelei, Tomaten, Soße, Oliven und vielem mehr, in der Hoffnung, dass der Gast es nicht bemerken würde. Der Gast war begeistert und so wurde Chivito geboren.
    Im Laufe der Zeit in Uruguay habe ich 3 unterschiedliche Chivitos gekostet. Das beste hatte ich hier: https://maps.app.goo.gl/WcwVoqLtaop1ee8Q8?g_st=iw (Weik House)
    Weiter im Text.
    Nach unserem Essen ging es zu Mattias und wir haben noch mit seinen Schwestern, seiner Verlobten und einigen Freunden und Verwandten den Abend verbracht (dort gab es auch Chivito haha).
    Wir haben grundlegend sehr viel Zeit miteinander verbracht. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das nun spezifisch uruguayisch/südamerikanisch ist, oder ob das einfach aufgrund des speziellen Wochenendes und Besuchs war. Das finde ich vielleicht im Laufe der Reise noch besser raus.

    Der zweite Tag begann ruhig. Ich hatte ein wenig was am laptop zu tun. So machte Simone ein Spaziergang bis ich fertig war (wir haben übrigens im selben Hostel gewohnt, was cool war). Danach ging es auf eine free walking tour. Ich bin ein großer Fan von diesen Stadtführungen. Die Touren sind kostenlos und man gibt am Ende ein Trinkgeld. Das motiviert die Stadtführer eine gute Tour zu machen und meistens bekommen sie trotzdem eine gute Bezahlung (ca. 10€ pro Person). Dazu kommt, dass man immer ordentlich was lernt auf diesen Touren. Sie sind meine liebste Art einen ersten Kontext für die Stadt und die Bewohner zu bekommen. Das Sahnehäubchen sind meistens die Empfehlungen für lokales Essen, “hippe” Gegenden, Bars und andere Geheimtipps, was den Rest der Städtereise gezielt planen lässt.

    Einige Sachen die wir gelernt haben:

    - Jeden Tag gibt es Candombe Trommler in unterschiedlichen Teilen Montevideos (Dutzende Karneval Trommler). Sie üben für den großen Karneval, den es einmal pro Jahr gibt - jeden Abend in einem anderen Stadtteil.

    - Es gibt sehr viel europäische (hauptsächlich französische) Architektur in Montevideo. Vor allem die Leute aus Montevideo, Buenos Aires und Santiago schauten im 19./20. Jahrhundert viel nach Europa. Aus diesem Grund wurde viel Europäisches nachgeahmt und viele französische Architekten wurden eingeladen, um die Architektur hier zu reproduzieren.

    - Uruguay gehörte immer wieder mal den Argentiniern und Brasilianern. Sie werden oft als Provinz vom einen oder anderen Land “beschimpft”. Interessant ist, dass man auch einen nicht vorhandenen Nationalstolz bemerkt. Die Leute sagen sogar, dass sie nicht für ihr Land kämpfen würden, wenn jemand versuchen würde es einzunehmen. Ebenso sagen Mattias und Manu, dass sie nach Norwegen oder in die USA ziehen wollen. Sie mögen Uruguay nicht und sagen, dass sie nicht dafür verantwortlich sind, ihr schwächer werdendes Land wieder aufzubauen.

    Nach der Free Walking Tour haben wir den Tag mit einem Pastakochen bei Mattias beendet. Simone war schon zwei Wochen bis zu dem Tag unterwegs und sein italienisches Herz brauchte Pasta.
    Wir gingen also zu einem Laden, wo man frische Pasta (roh) kaufen kann, kochten Pasta bei Mattias und ließen den Abend ausklingen.

    //Sidefact: Im Viertel von unserem Hostel gibt es drei solcher Läden. Da fragt man sich schon: Warum gibt es in Uruguay so viele Läden, die nur rohe frische Pasta verkaufen? Die Antwort sind italienische Einwanderer. Im Zuge der spanischen Kolonialisierung kamen auch viele Italiener nach Uruguay. Somit sind 80% der aktuellen Bevölkerung von italienischer oder spanischer Abstammung (Mattias’ Oma ist auch halb Italienerin, weshalb Mattias auch einen italienischen Pass hat).//

    Der nächsten 2 Tage beinhalteten die Hochzeit. Am Donnerstag ging es ins Standesamt und am Freitag war die Party. Da ich hierbei viel Videomaterial habe und auf einige Aspekte näher eingehen möchte, schreibe ich dazu nochmal einen einzelnen Beitrag. Deshalb lasse ich diese zwei Tage jetzt mal aus und mache mit dem Samstag weiter, an dem wir ein echtes Asado (uruguayisches BBQ) gemacht haben.

    Ich habe noch NIE so viel Fleisch auf einem Grill gesehen.
    Das ganze fand im Scouts (Pfadfinder) Hauptquartier von Mattias’ Schwestern statt. Man muss sich das wie einen Bootsschuppen mit Küche und Indoor-Grillstelle vorstellen - sehr gemütlich. Nach dem Asado sind Mattias’ Schwestern, Simone und ich dann noch feiern gegangen. Wir waren auf einer Studentenparty, auf die wir ohne die Schwestern nie gekommen wären - eine mega Reggaeton-Party. Die Leute können soooo gut tanzen!

    Der letzte Tag bestand aus einem Trip nach Punta del Este und La Barra. Dort schauten wir uns einen botanischen Garten an und machten im Kunstpark der Fundación Pablo Atchugarry ein Picnic. Ich habe nicht alles richtig verstanden, aber dieser Pablo ist durch seine Kunst sehr wohlhabend geworden und jetzt unterstützt er junge Künstler indem er ihre Kunst in seinem (kostenlosen) Park ausstellt. Ein wirklich wunderschöner Park mit beeindruckender Kunst.
    Nach einem kurzen Besuch bei so einer komischen riesen Hand ging es dann für mich zum Flughafen und nach Santiago.

    Kommen wir nun zu den Kuriositäten:

    - Preise -
    Die Preise in Uruguay sind außerirdisch. Die Leute verdienen ca. 500 US$ im Monat. Auf der anderen Seite kosten aber z.B.Chips 6€ oder eine 300g- Packung Mandeln 12€. Niemand konnte mir erklären warum das so ist. Als ich dann ein bisschen recherchiert habe, bin ich endlich auf die Antwort gestoßen: Uruguay hat nur 3,5 Mio Einwohner und ist fast halb so groß wie Deutschland. Dazu ist die Bevölkerung nicht wirklich kaufkräftig und das Land hat keine wirkliche eigene Produktion an Gütern (Uruguay exportiert hauptsächlich Fleisch und Soja). Fast alle produzierten Güter werden importiert.
    Die geringe Kaufkraft und die wenigen Leute machen den Markt unheimlich unattraktiv für Unternehmen. Aus diesem Grund haben es ausländische Firmen sehr einfach sich als Monopolisten zu etablieren. Sie haben keine wirkliche Konkurrenz und können dann die Preise aufrufen die sie wollen.
    Uruguay hat übrigens 5x so viele Kühe wie Menschen im Land.

    - Der Ozean vor der Tür ist eigentlich ein Fluss -
    Wenn man in Montevideo ist, ist man fast die ganze Zeit am Wasser, da die Stadt an 3 Seiten von Wasser umgeben ist. Wenn man jedoch in den vermeintlichen Ozean geht, merkt man, dass man in Süßwasser schwimmt. Der Grund dafür ist, dass es eine Flussmündung des Uruguay Flusses ist. Sie ist jedoch so groß, dass man die gegenüberliegende Landmasse (Argentinien) nicht sieht.
    Durch die dreiseitige Wasserflanke ist Montevideo auch sehr windig. Bei Stürmen werden leinen in Gassen gespannt und die Feuerwehr hilft den Leuten über die Straße, weil die Leute sonst wegfliegen/umgeworfen werden.

    - Spanisch = wichtig! -
    Dass ich kein Spanisch kann, ist ein echter Blocker. Die Leute können teilweise wirklich 0% englisch. Ich muss echt besser werden. So langsam klappen die zwischenmenschlichen Sachen aber schon ganz gut.

    // English Version //
    By now, I am sitting in Santiago, the capital of Chile, and thinking back to my trip to Uruguay. Already here in Santiago, I collected so many impressions within the first day that I now have to hurry to write down the memories from Uruguay. So this blog post starts the morning after Ernesto's (Matias' father) birthday and ends with my flight to Santiago. At the end of the post, I list some curiosities I noticed.

    In that time, seven days passed.

    I spent the morning doing sports and writing my last post on the first day. In the afternoon, Simone arrived. Simone, Mattias (the groom from Uruguay), and I were at the same school during our year abroad in Norway. We played basketball together and did a lot together in our other free time.
    For this reason, it was, of course, an enormous pleasure to see the guy again. He came "only" from Brazil, allowing us to start our day immediately.

    Nicely, Nick (Matthias' best friend) had agreed to show us around the city a bit. This included going to a suit rental shop because I still needed a suit for the wedding (I couldn't take it with me for the whole trip, of course). After a short wait and trying on, I found a matching dark blue suit.

    Of course, all that fitting makes you hungry, so we decided to eat Chivito. Chivito is the most famous dish from Uruguay. Supposedly, a foreigner from Chile once came to Montevideo and ordered lamb in a restaurant. However, the owner did not have lamb meat. But he did not want to admit this fact. So he packed a piece of flattened beef in a sandwich with lettuce, sausage, fried egg, tomatoes, sauce, olives, and much more, hoping the guest would not notice. The guest was delighted, and so Chivito was born.
    Throughout my time in Uruguay, I have tasted three different chivitos. The best one I had was here: https://maps.app.goo.gl/WcwVoqLtaop1ee8Q8?g_st=iw (Weik House).
    ...moving on.
    After our meal, we went to Mattias and spent the evening with his sisters, his fiancée, and some friends and relatives (they had Chivito there too haha).
    We spent a lot of time together. I'm not sure if that's specifically Uruguayan/South American, though, or if that was simply because of the specific weekend and visit. I may figure that out better as the trip progresses.

    The second day started quietly. I had a little something to do on the laptop. So Simone went for a walk until I was done (we stayed in the same hostel, by the way, which was cool). After that, we went on a free walking tour. I am a big fan of these city tours. The tours are free, and you tip them at the end. This motivates the city guides to do a good tour, and most of the time, they still get paid well (about 10€ per person). In addition, you always learn a lot on these tours. They are my favorite way to get a first context of the city and its inhabitants. The icing on the cake is usually the recommendations for local food, "hip" areas, bars, and other insider tips, which lets you plan the rest of your city trip nicely.

    Some things we learned on the walking tour:

    - Every day, there are candombe drummers in different parts of Montevideo (dozens of carnival drummers). They practice for the big carnival that happens once a year - every night in a different part of town.

    - Montevideo has a lot of European (mainly French) architecture. Especially the people from Montevideo, Buenos Aires, and Santiago looked a lot to Europe in the 19th/20th century. For this reason, the inhabitants imitated many European things, and many French architects were invited to reproduce the architecture here.

    - Uruguay has always belonged to the Argentines and Brazilians. They are often "insulted" as a province by one country or the other. It is interesting to note that there is also a non-existent national pride. People even say they would not fight for their country if someone tried to take it. Likewise, Mattias and Manu say they want to move to Norway or the United States. They don't like Uruguay and say that they are not responsible for rebuilding their weakening country.

    After the free walking tour, we ended the day with a pasta cookout at Mattias' house. Simone had been traveling for two weeks until that day, and his Italian heart needed pasta.
    So we went to a store where you can buy fresh pasta (raw), cooked pasta at Mattias' place and finished the evening.

    //Side fact: In the neighborhood of our hostel, there are three such stores. It makes you wonder why there are so many stores in Uruguay that only sell raw fresh pasta? The answer is Italian immigrants. During the Spanish colonization, many Italians also came to Uruguay. Thus, 80% of the current population is of Italian or Spanish descent (Mattias' grandma is also half Italian, which is why Mattias also has an Italian passport).//

    The following two days included the wedding. On Thursday, we went to the registry office (the official part) and on Friday was the party. Since I have a lot of video footage here and would like to go into more detail on some aspects, I'll write another individual post about it. So I'll skip those two days now and continue with Saturday when we had an authentic Asado (Uruguayan BBQ).

    I have NEVER seen so much meat on a grill.
    The whole thing took place at the Scout's headquarters of Mattias' sisters. You have to think of it as a very cozy boat shed with a kitchen and indoor BBQ area. After the Asado, Mattias' sisters, Simone and I went out. We went to a student party that we would never have gotten to without the sisters - a mega reggaeton party. The people can dance soooo well!

    The last day consisted of a Punta del Este and La Barra trip. There we checked out a botanical garden and had a picnic at the Fundación Pablo Atchugarry art park. I didn't get all the info because of my bad Spanish, but this Pablo has become very wealthy through his art, and now he supports young artists by exhibiting their art in his (free) park. A lovely park with impressive art.
    After a short visit to a giant hand, I went to the airport and then to Santiago.

    Now let's get to the curiosities:

    - Prices -
    The prices in Uruguay are out of this world. People earn about 500 US$ per month. On the other hand, things like chips cost 6$ or a 300g pack of almonds 12$. No one could explain the reason to me. When I did some research, I finally found the answer: Uruguay has only 3.5 million inhabitants and is almost half the size of Germany. In addition, the population has no purchasing power, and the country has no actual production of its goods (Uruguay exports mainly meat and soy). Nearly all manufactured goods are imported. The low purchasing power and the few people make it very unattractive for companies. For this reason, it is very easy for foreign companies to establish themselves as monopolists. They have no real competition and can charge whatever prices they want.
    Uruguay, by the way, has five times as many cows as people in the country.

    - The ocean in front of the door is a river -
    When you are in Montevideo, you are by the water almost all the time, as the city is surrounded by water on three sides. However, when you go into what is supposed to be the ocean, you realize that you are swimming in freshwater. The reason is that it is an estuary of the Uruguay River. However, it is so big that you cannot see the opposite land mass (Argentina).
    Montevideo is also very windy because of the three-sided water flank. During storms, lines are strung in alleys, and the fire department helps people across the street because otherwise, people will fly away/be knocked over.

    - Spanish = important! -
    Not knowing Spanish is a real blocker. Some people know 0% of English, making conversations quite hard, so I have to improve. Slowly, the interpersonal things are working quite well, though.
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  • Die Hochzeit / The Wedding

    31 octobre 2022, Uruguay ⋅ ⛅ 12 °C

    //ENGLISH VERSION BELOW//
    Nochmal für den Kontext: Mattias und ich haben uns im Auslandsjahr 2014/2015 auf den Versterålen (Nordnorwegen) kennengelernt. Er war auch ein Austauschschüler mit AFS. Wir haben über die Jahre Kontakt gehalten und Mattias war uns sogar 2018 (glaube ich) mit seiner Familie in Deutschland besuchen.
    So kam es im Juni diesen Jahres (2022) dazu, dass Mattias mich anrief, mir von seiner Verlobung mit Manu berichtete und mich zu seiner Hochzeit Ende Oktober einlud. Ich habe letztendlich zusagen können und habe die Hochzeit als Startpunkt meiner Südamerikareise genommen.
    Die einzelnen Events der Hochzeit waren auf zwei Tage aufgeteilt. Dieser Beitrag handelt von diesen zwei wundervollen Tagen.

    - Erster Tag, Donnerstag -
    Opening shot: Montevideo, Regen, Wind, Simone und Marvin sitzen im Taxi auf dem Weg zum Standesamt in Montevideo.
    Wir dachten eigentlich, dass wir zu spät wären. Es stellte sich jedoch heraus, dass das sonst so pünktliche Standesamt ein wenig mit all den Hochzeiten hinterher hing. Das Standesamt muss man sich wie ein großes Gebäude mit mehreren Zimmern für Trauungen vorstellen. Es geschehen mehrere Trauungen gleichzeitig. Das bedeutet also auch, dass mehrere Hochzeitsgesellschaften im Vorraum warten.
    Das war für Simone und mich übrigens sehr verwirrend, weil wir noch kaum Leute kannten. Somit fiel es uns ziemlich schwer, herauszufinden, wen man begrüßt und wen nicht.

    Jedenfalls haben wir im Standesamt gewartet und z.B. die deutsche Gastfamilie getroffen, die extra aus Deutschland angereist ist (und nur für insg. eine Woche geblieben ist). Ebenso ist die norwegische Gastfamilie angereist, bei der Manu ihre Zeit in Norwegen verbracht hat. Mattias und Manu haben sich nämlich über AFS und das Auslandsjahr kennen und lieben gelernt.

    Nach kurzer Zeit war es aber soweit: Es ging mit ca. 40 Leuten in den zweiten Stock in einen 40 m2 großen Raum. Alle versammelten sich um den großen Tisch, der vorne stand. Die Standesbeamtin legte sich eine Schärpe in Uruguayflaggenfarben um und erzählte ein paar Sachen auf spanisch, die ich alle nicht verstanden habe (sorry). Danach ging es an die Unterschriften des Brautpaars und der Trauzeugen.
    Im Gegensatz zu Deutschland haben Braut und Bräutigam jeweils 2 Trauzeugen, die auch mit unterschreiben. Sobald das vollbracht ist, spricht die Standesbeamtin nochmal ein paar Worte und dann gibt es den Kuss und alle flippen aus.
    Danach kommt eine Tradition, die auch sehr ähnlich zu uns bekannten Traditionen ist. Alle versammeln sich vor dem Standesamt und schmeißen mit Reis. Den Reis verkauft eine alte Dame an einem Stand vor dem Standesamt in allen möglichen Farben.

    Side note: Interessant zu sehen war, dass der Vater von Manu immer kleine Machtspielchen mit Mattias gespielt hat. Ich weiß nicht, ob das hier einfach so üblich ist, ob er Manu noch nicht loslassen konnte, oder etwas anderes. Aber z.B. beim Reiswerfen hat er Mattias (gefühlt) ein halbes Kilo Reis in den Rücken geschüttet. Solche kleinen Spielchen gab es mehrmals.
    So hat er z.B. auch beim ersten Tanz des Brautpaares nach 5-10Sek mit seiner Frau die Tanzfläche betreten, was mir ein wenig schnell vorkam.
    Er ist ein super lieber Mensch, die Aktionen kamen mir dennoch ein wenig heftig vor.

    Hiermit war der offizielle Part nun abgeschlossen und der Großteil der Hochzeitsgesellschaft machte sich auf den Weg in die Wohnung von Mattias und Manu.
    Simone und ich machten nochmal einen kleinen Abstecher zum Anzugverleih, wo wir meinen Anzug für Freitag abholten. Danach fuhren wir auch in die Wohnung des Brautpaares.

    Dort angekommen, gab es Schnittchen und Drinks für 2-3h. Viel angeregtes Reden auf spanisch, bei welchem ich natürlich nicht so gut partizipieren konnte.
    Ich muss aber der Fairness halber sagen, dass die Fam. von Mattias immer versucht hat, so gut wie möglich zu übersetzen, wofür ich sehr dankbar bin.
    Als die Gesellschaft sich nach und nach verabschiedete, sind Simone und ich ins Hostel zurückgefahren und haben ein wenig geschlafen. Die Beschäftigung mit einer komplett neuen Sprache und die Aufregung mit all den Leuten machen dann doch müder als man denkt.
    Das finale Event des Tages war ein informelles Abendessen mit dem Brautpaar, der Familie von Mattias und allen internationalen Gästen.

    - Zweiter Tag - Die Party -
    Am Freitag haben Simone und ich es richtig ruhig angehen lassen. Wir haben lange geschlafen, ich habe Sport gemacht und nochmal einen nap gemacht. Das hatte zum einen den Grund, dass es Simone nicht so gut ging. Zum anderen begann die Party erst um 21.00 Uhr und ging fest bis 04.30 Uhr morgens. Aus diesem Grund wollten wir natürlich so fit wie möglich sein.

    Um 19.00 Uhr machten wir uns dann fertig und gingen ein Bier trinken. Wir wurden halb neun von einem Shuttle abgeholt und würden eine halbe Stunde zur Location fahren, weshalb wir uns schon mal einstimmen wollten. Außerdem waren wir komplett eingekleidet und es war ein gutes Gefühl, schon mal ein wenig unter die Leute zu kommen. ^^
    Der Shuttle holte uns bei Nick (Mattias bestem Freund) ab und war zum Glück schon relativ voll, was bedeutete, dass wir nicht mehr so viele Leute abholten mussten und ziemlich direkt zur Location fuhren.

    Vor der Hochzeit malt man sich natürlich vieles aus, wie die Party werden könnte. Man fährt auf ein großes Fest auf einem komplett neuen Kontinent mit einer anderen Kultur. Die Musik, die Sprache, die Geschichte und vielleicht auch die Einstellungen sind anders. Dadurch fällt es einem schwer, einzuschätzen, was auf einen wartet.

    Aus diesem Grund war ich sehr gespannt auf die Location, als wir auf den Hof rollten und ich muss sagen, dass es wunderschön war. Der ganze Raum war mit weißen Tüchern geschmückt, die Gäste saßen an großen, runden Tischen und es lief entspannte, aber anregende Musik. Alle waren natürlich perfekt gekleidet und es wurden schon Häppchen rumgereicht.
    Bei der Beschreibung fällt bestimmt auf, dass das gar nicht mal so anders als eine typische deutsche Hochzeit klingt. Das ist auch so… außer dass die Leute besser tanzen können und auch viel schneller auf der Tanzfläche sind (wer hätte es gedacht haha).
    Dort angekommen, haben wir erstmal die Location erkundet. Es gab Fotowände und wir haben alle begrüßt, die wir kannten.

    Dann änderte sich auf einmal die Musik und Manu hatte ihren Auftritt. Sie kam in weißem Kleid, eine große Treppe herunter, begleitet von ihren Eltern.
    Dieser Moment ging direkt in den ersten Tanz über und endete darin, dass die Tanzfläche voll war und die Musik sehr schnell auf Reggaeton wechselte.
    …da meine Erinnerungen nur noch eine verschwommene Masse sind und in ihrer chronologischen Reihenfolge leicht zu verwechseln sind, zähle ich jetzt noch 1-2 Eckpunkte des Abends auf:

    Jedes Familienmitglied hat Reden über und für das Brautpaar gehalten, aber das habe ich natürlich wieder nicht verstanden.
    Einer der Freunde von Mattias und Manu ist Rapper und hat einen seiner Songs performed.
    Es gab Lasagne und andere Gänge zwischendurch. Wir saßen übrigens am Tisch des Brautpaars.
    Es wurden die Torten angeschnitten und verteilt.
    Ein super junges Baby hatte ungefähr 10 Minuten lang meinen Zeigefinger in seiner Hand (cute as hell).
    Es wurde sehr viel getanzt und sehr viel getrunken. Hier wird übrigens sehr gerne Fernet mit Cola getrunken (Kräuterschnaps, welcher Jägermeister ähnelt). Schmeckt mir gar nicht haha.

    Dann endete die Party Punkt 04.30 Uhr und es ging mit dem Shuttle nach Hause (das pünktliche Ende hat noch mit Coronaregelungen zu tun). Alles in allem war es ein wundervoller Abend und wir hatten viel Spaß.
    Ich bin dankbar, dabei gewesen zu sein und dankbar für die Gastfreundschaft der Familie von Mattias und von allen anderen auch.

    Herzlichen Glückwunsch an Mattias und Manu! <3

    //ENGLISH VERSION//
    Again, for context, Mattias and I met during our year abroad in Versterålen (northern Norway) in 2014/2015. He was also an exchange student with AFS. We have kept in touch over the years, and Mattias even came to visit us in 2018 (I think) with his family in Germany.
    So it was in June of this year (2022) that Mattias called me, told me about his engagement with Manu, and invited me to his wedding at the end of October. I was able to arrange it and took the wedding as the starting point of my South America trip.
    The individual events of the wedding were divided into two days. This post is about those two beautiful days.

    - The first day, Thursday -
    Opening shot: Montevideo, rain, wind, Simone and Marvin sitting in the cab on the way to the registry office in Montevideo.
    We thought we were too late. However, it turned out that the usually so punctual registry office was a little behind with all the weddings. You have to think of the registry office as a large building with several wedding rooms. Several weddings are happening at the same time. So that also means several wedding parties are waiting in the anteroom.
    This was very confusing for Simone and me, by the way, because we hardly knew any people. So it was pretty hard for us to figure out who to greet and who not to greet.

    Anyway, we waited in the registry office and met e.g. the German host family, who came just for the wedding from Germany (and stayed only for a total of one week). Also, the Norwegian host family arrived, with whom Manu spent her time in Norway. Mattias and Manu met and fell in love through AFS and their year abroad in Norway.

    After a short time, however, it was time to go to the second floor with about 40 people in a 40 m2 room. Everyone gathered around the large table in front. The registrar put on a waistband in Uruguay flag colors and said a few things in Spanish, which I didn't understand (sorry). Then it was on to the signatures of the bride and groom and the witnesses.
    Unlike in Germany, the bride and groom each have two witnesses to the marriage, who also sign. Once that is done, the registrar speaks a few words again, and then there is the kiss, and everyone freaks out.
    After that comes a tradition that is also very similar to the traditions we know in Germany. Everyone gathers in front of the registry office and throws rice. An old lady sells rice at a stand in front of the registry office in all possible colors.

    With this, the official part was now finished, and the majority of the wedding party made their way to Mattias and Manu's apartment.
    Simone and I made a small detour to the suit rental, where we picked up my suit for Friday. After that, we also went to the bride and groom's apartment.

    Once there, we had canapés and drinks for 2-3h. A lot of exciting talking in Spanish, in which I could not participate so well.
    But I must say in fairness that the family of Mattias has always tried to translate as well as possible, for which I am very grateful.
    Simone and I returned to the hostel as the company gradually departed and slept for a bit. Dealing with a completely new language and the excitement of all the people makes you more tired than you think.
    The day's final event was an informal dinner with the bride and groom, Mattias' family, and all the international guests.

    - Second day - The party -
    On Friday, Simone and I took it easy. We slept for a long time. I did some sports and took a nap. One reason for that was that Simone was not feeling well. On the other hand, the party started only at 9 PM and went firmly to 04.30 AM. For this reason, we wanted to be as fit as possible.

    At 7 PM, we got ready and went for a beer. We were picked up by a shuttle at half past eight and would drive half an hour to the location, so we wanted to get in the mood. Besides, we were fully dressed up, and it was a good feeling to already get a little bit among the people. ^^
    The shuttle picked us up at Nick's (Mattia's best friend) place, and luckily it was already relatively full of people, so we didn't have to pick up as many people and went pretty much straight to the location.

    Before the wedding, of course, you imagine many things about how the party might turn out. You're going to a big party on a completely new continent with a different culture. The music, the language, the history, and maybe the attitudes are different. As a result, it's hard to gauge what's waiting for you.

    For this reason, I was very excited about the location when we rolled into the courtyard, and I have to say it was beautiful. The room was decorated with white cloths, guests were seated at large round tables, and relaxed but energizing music played. Everyone was dressed perfectly, of course, and servers were already passing around appetizers.
    I'm sure you'll notice from the description that this doesn't sound all that different from a typical German wedding. It is... except that people can dance better and are also much faster on the dance floor (who would have thought it, haha).
    Once we got there, we explored the venue first. There were photo walls, and we said hello to everyone we knew.

    Then all of a sudden, the music changed, and Manu made her entrance. She came down a giant staircase in a white dress, accompanied by her parents.
    This moment went directly into the first dance and ended with the dance floor being packed, and the music changed very quickly to reggaeton.
    ...Since my memories are now only a blurry mass and easily confused in their chronological order, I will now list 1-2 key points of the evening:

    Every family member made speeches about and for the bride and groom, but I didn't understand that again.
    One of Mattias and Manu's friends is a rapper and performed one of his songs.
    There was lasagna and other courses in between. By the way, we sat at the bride and groom's table.
    The wedding cakes were cut and distributed.
    A super young baby had my index finger in his hand for about 10 minutes (cute as hell).
    There was a lot of dancing and a lot of drinking. By the way, people here like to drink Fernet with Coke (herbal schnapps, which resembles Jägermeister). I was not fond of it at all, haha.

    Then the party ended at 04:30 AM sharp, and we took the shuttle home (the punctual end still has to do with corona regulations). Overall, it was a wonderful evening, and we had a lot of fun.
    I am grateful to have been there and thankful for the hospitality of Mattias' family and everyone else's.

    Congratulations to Mattias and Manu! <3
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  • Der Chile Speedrun?

    31 octobre 2022, Chili ⋅ ☀️ 19 °C

    Ist eine Woche Chile nicht viel zu wenig Zeit?
    Wenn ich in Hostels anderen Reisenden erzählt habe, dass ich nur eine Woche in Chile bin, habe ich im ersten Moment immer einen fragenden Blick bekommen. Das ist verständlich. Wenn man das Land Chile in all seinen Facetten sehen möchte, reichen wahrscheinlich nicht mal 2 Monate.
    Als ich dann aber, kurz nachdem ich den fragenden Blick bekommen habe, erzählte, dass Chile für mich nur ein Zwischenstopp ist, erntete ich Verständnis. Ich hatte nämlich das Privileg eine Woche alleine in Südamerika verbringen zu dürfen, bevor ich mit Tim die Mittelamerikaetappe meiner Reise beginne. Ich treffe Tim in Kuba und von dort geht es nach Mexico, Panama, Costa Rica und Nicaragua.
    Meine Wahl für mein Zwischenstoppland fiel auf Chile - seien wir ehrlich - weil die Flüge von Montevideo nach Santiago de Chile und von Santiago nach Havana am günstigsten waren. Es nur darauf zu reduzieren wäre aber auch nur die halbe Wahrheit. Meine Fam und einige Freunde waren auch schon in Chile und somit hatte ich eine Premiumberatung für meinen Zwischenstop, welche mir die Woche schmackhaft machte.

    Durch die ausführliche Beratung (Danke nochmal!) erfuhr ich aber auch schnell, dass es sich keinesfalls lohnen würde, die komplette Woche in Santiago zu verbringen. Aus diesem Grund buchte ich mich nur 2 Nächte in Santiago in einem Hostel ein, um dann weiter in die wunderschönen Küstenstädte Valparaiso, Viña del Mar und Concon weiterzureisen.

    Ich sitze übrigens aktuell im Flugzeug nach Panama um von dort dann nach Kuba weiterzufliegen (insg. 10h). Ich bemühe mich diesen Beitrag noch am Flughafen in Panama online zu bekommen. Wir haben ziemlich krasse Stories über Internet, Strom und sogar über die aktuelle Verpflegungslage in Kuba gehört, weshalb ich euch den Beitrag nicht noch zwei weitere Wochen vorenthalten möchte. Es ist aktuell 3 Uhr nachts und ich habe einen vollen Arbeitstag hinter mir, weshalb ich hoffe, dass meine Gedanken halbwegs Sinn ergeben.

    2 Nächte Santiago
    Für meine ersten zwei Nächte in Santiago hatte ich das bisher schönste Hostel meiner Reise (Eco-Hostel Tambo Verde). Große Betten, extrem sauber, ein tolles Frühstück (welches ich erst nach einem Horrorfrühstück in meinem darauffolgenden Hostel schätzen lernte), leise und super liebe Menschen.
    Es lag fußläufig an schönen Vierteln Santiagos und das nutze ich auch aus. Ich kam sehr spät in der ersten Nacht in Santiago an und machte an meinem einzigen vollen Tag in Santiago wieder eine Free Walking Tour, um so viel wie möglich über die Stadt zu lernen, wie es meine kurze Zeit zuließ. Ich lernte dort seeehr viel über die Lokalitäten der Stadt, Mythen über satanistische Orgien von Katholiken und wie das ganze mit den vielen Erdbeben in Chile zu tun hat. Das beste der Tour war aber mal wieder der Kontakt zu den anderen Teilnehmern. Ich lerne vor allem einen DJ aus Montreal kennen (Francois), mit welchem ich mich befreundete und ihn auch später in den Küstenstädten wiedergetroffen habe. Dazu später mehr.
    Am zweiten Abend in Santiago trafen Francois und ich uns nochmal und gingen essen. Da mit dem Essen der eine oder andere Pisco Sour einher ging, entschieden wir uns dann noch, den !Montag Abend! mit dem Versuch abzuschließen, feiern zu gehen.
    Wir gingen in den wohl angesagtesten House/Techno Club. Dort angekommen, waren mit uns noch 3-4 andere Leute in dem voll ausgeleuchteten, für 300 Personen ausgelegten, Laden. Davon ließen wir uns aber nicht unterkriegen. Da wir beide an Musik interessiert sind, analysierten wir die Fähigkeiten des DJs und tranken weiter. Dazu wussten wir, dass die Parties in Südamerika eigentlich erst gegen 1 Uhr morgens beginnen und wir betraten den Club gegen Mitternacht. …und tatsächlich, es füllte sich leicht. Als wir dann so gegen 3 gingen, waren ca. 40 Leute im Club, was natürlich nicht viel ist. Dennoch tanzten alle und die Stimmung war gut (und der DJ hat auch echt was drauf gehabt, auch wenn die Musikrichtung nicht 100%ig meins war).

    Am nächsten Morgen ging es dann für mich mit dem Bus ca. 2h nach Valparaiso. Die Busse kosten zwischen fünf und zehn Euro für eine 2h-Fahrt und die Fahrt ist übers Land.

    5 Nächte Valparaiso
    Auf meiner Fahrt nach Valparaiso und nach Ankunft in meinem Hostel in Valparaiso realisierte ich zum ersten Mal richtig, dass ich alleine reiste. Mein Hostel war sehr unpersönlich und ich teilte mir mein Zimmer eigentlich jede Nacht mit einem neuen Chilenen, der in der Regel kein Wort mit mir sprach.
    Dazu kam, dass ich von dem alleine sein, aber auch von der Ungewissheit wie ich meine Zeit nach der Reise verbringen würde, ein wenig gestresst war. Nach solch sehr sozialen Begegnungen wie der Hochzeit und dem Trubel einer Großstadt wie Santiago, dann auf einmal mit seinen eigenen Gedanken und Gefühlen allein zu sein, sorgt schonmal für Schwankungen. Auf der anderen Seite schien die Sonne, ich hatte schon einige Optionen im Kopf wo für mich die Reise karrieretechnisch hingehen sollte und wollte mir die Möglichkeit der tollen Erfahrungen nicht von einschränkenden Gedanken kaputt machen lassen. So ging es für mich gefühlsmäßig in den ersten 2 Tagen in Valparaiso auf und ab.
    Auch mit der Gruppe mit der ich in Valparaiso eine Free Walking Tour gemacht habe bin ich nicht 100%ig warm geworden, was wahrscheinlich an meinem mentalen hin- und her lag. Die Leute waren nämlich echt schon viel in der Welt und in Südamerika herumgekommen, kamen teilweise auch aus der Tech- oder Marketingwelt und waren sehr aufgeschlossen. Ich entschloss mich dennoch mich auf mich selbst zu konzentrieren und mich ein wenig von der Gruppe abzukapseln.
    Ich habe mich am dritten Tag dann aber gut gefangen und bin in Concon surfen gegangen. Dadurch, dass ich echt ein paar Wellen gecatcht habe und ich im Alleine-Reisen-Modus angekommen war, ging es mir deutlich besser.

    Bei dem Alleine-Reisen-Modus sollte es aber nicht lange bleiben. Erstens lernte ich eine Chilenin kennen, die mir im laufe der nächsten Tage ein paar tolle Strände zeigte und mich ein wenig mehr in die lokale Barkultur einführte.
    Zweitens kam Francois mit seinem Papa nach Valparaiso und wir gingen zusammen surfen. Bei unserem gemeinsamen surfen, habe ich zum ersten Mal in meinem Leben eine 2-Meter Welle alleine gestanden, was mich ziemlich happy macht. Das 2-Meter Maß kommt übrigens von Francois der am Strand stand und mich gesehen hat. Angefühlt hat sich die Welle wie eine 3-Meter Welle. Man steht ja auf dem Brett, das wiederum auf der 2 Meter Welle ist, weshalb das viel höher wirkt (typisches Anfängerding die Wellen dann höher einzuschätzen).

    In diesen letzten Tagen in den drei Küstenstädten besuchten Francois und ich auch einen DJ, den wir im Club in Santiago kennengelernt hatten, bei einem seiner gigs und übernehmen den dann eigentlich. Er spielte auf einem Künstlermarkt und Francois hat dann mal seinen Stick mit seiner Musik angesteckt und ein bisschen den Markt abgefackelt (und mich auch ein paar Songs mixen lassen).

    Eine weitere überraschende Erfahrung war folgende: Nach einem kleinen Barabend, sind Aline und ich an der Promenade von Viña entlanggelaufen. Auf einmal hörte man gequälte Schreie. Die kamen aber nicht von Menschen, sondern Walrössern, die auf den Steinen vor der Küste lagen. Die Schreie hören sich für uns gequält an, die klingen aber normal so. …oder die müssen mal zur Gruppentherapie oder so.

    Noch ein tierisches Phänomen kann man beim Auf-Die-Wellen-Warten beim Surfen beobachten. Manchmal gibt es nämlich nicht weit von einem entfernt (manchmal ca. 10m) ein Platschen im Wasser. Das sind keine Haie (zum Glück), sondern Vögel, die nach Fischen tauchen. Die Vögel (ich weiß leider nicht welche - sie haben einen Riesen Schnabel und sind weiß - würde mich über eine Recherche freuen - ich kann nämlich nicht, ich sitze im Flugzeug) begeben sich aus 30m Höhe in einen Sturzflug und donnern ins Wasser um einen Fisch zu schnappen. Das hat mir ein Riesen Lächeln aufs Gesicht gezaubert, sowas begeistert mich.

    Valparaiso, Viña del Mar und Concon sind übrigens voller Kunst und alter europäischer Baukunst. Durch die große natürliche Bucht in Valparaiso, bot die Bucht europäischen Kolonialisten Schutz vor Unwetter auf ihrer Reise entlang der südamerikanischen Küsten. So geschah es, dass sie sich dort nach und nach ansiedelten. Man sieht in der Altstadt viele Holzhäuser mit alten europäischen Bauarten. Französische Architektur, neben deutscher, neben, spanischer, neben italienischer. Diese alte Bauweise wird unterstützt durch wirklich atemberaubende Straßenkunst.
    Ich muss echt sagen, dass mir nicht zu viel versprochen wurde bei den drei Städten (vor allem Valparaiso und der Surfstrand in Concon).

    Zwei facts noch zum Ende hin:
    - Abtreibung ist in Chile verboten, weshalb Frauen die abtreiben wollen sich mit einer Pillenflut zuschütten um das Kind hormonell loszuwerden, wobei manche sterben. Total krank. (Thema hat keinen persönlichen Anlass - keine Angst Mama und Papa)
    - In Chile ist das Trinkgeld von 10% einfach immer mit auf der Rechnung und man muss aktiv sagen, dass man es nicht geben will. Dieser Opt-Out-Weg ist viel schlauer und ich habe bisher IMMER die 10% gegeben.

    Meine letzte Nacht und mein letzter Tag in Santiago sind nicht der Rede wert. Ich musste viel am Computer machen, was liegengeblieben war, die Kubareise vorbereiten und noch einige Besorgungen machen. Eine Beobachtung die ich bezüglich des „Arbeitens“ am Computer in Südamerika mache ist, dass es deutlich mehr Aufwand benötigt um die selbe Menge Arbeit zu erledigen, für die man in Deutschland deutlich kürzer gebraucht hätte. Das hängt vor allem mit dem äußerst schlechten Internet zusammen, aber auch mit dem vielen hin- und her- reisen und den unruhigen Orten an denen man arbeiten kann. Deshalb bin ich gerade umso dankbarer, dass zwischen mir und meiner Sitznachbarin im Flugzeug ein Platz freigeblieben ist, obwohl das komplette restliche Flugzeug ausgebucht ist. So kann ich freier schreiben und jetzt besser schlafen.

    Letztendlich kann ich die Frage ob sich Chile für eine Woche lohnt mit „Ja“ beantworten. Ich habe tolle Leute kennengelernt, wunderschöne Orte gesehen, Zeit für mich gehabt und mein Spanisch verbessert. Vor allem aber, habe ich Lust bekommen nach Chile zurückzukommen und das Land noch besser kennenzulernen.
    Ich freue mich tierisch auf die Zeit mit Tim und bin sehr gespannt auf Kuba. Liebe Grüße in die Heimat, ich vermisse euch.
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  • Hier kostet Strom 4€ im Monat

    7 novembre 2022, Cuba ⋅ ☀️ 28 °C

    Wäre es nicht schön, wenn man nur 4€ im Monat für Strom zahlen würde? Bei der aktuellen Situation in Deutschland käme das sehr gelegen. In Kuba ist das eine Realität als Mieter. Dafür muss man aber an ganz vielen anderen Stellen Abzüge machen. Welche das sind und was wir so in der ersten Woche auf Kuba erlebt haben, folgt jetzt.

    Mittlerweile ist hier fast eine Woche vergangen und wir haben schon einiges gesehen. Ich schreibe diesen Eintrag aus Trinidad, einer ca. 6h entfernten Stadt von Havana. Das Restaurant, in welchem ich gerade sitze, hat mir extra den Generator angemacht, weil hier pro Tag ein paar Stunden der Strom der Stadt abgestellt wird. Somit schaue ich auf die nasse Straße hinaus und höre das Laufen eines Generators im Hintergrund. Dazu sitze ich in einem alten Kolonialbau und bekomme gleich Hühnchen mit Reis, Ananas und Kokosnuss, worauf ich mich freue.

    Die Zeit in Kuba beginnt eigentlich schon mit dem schönen Anflug auf die Insel. Man fliegt über kleine Inseln und türkises Wasser und bekommt totale Karibikgefühle. Die Ankunft ging für mich so weiter, dass ich am Flughafen auf der Toilette neben einem Typen stand, der sich erstmal im Gebäude eine Zigarette angezündet hat. Welcome to Cuba!

    Eine 30-minütige Fahrt brachte mich dann zum Airbnb in der Innenstadt Havannas, wo Tim schon auf mich wartete. Er hatte zwei weitere Berliner kennengelernt (Johannes und Juri), mit welchen wir unsere nächsten Tage verbringen sollten.
    Ich war recht fit, was uns erlaubte, direkt nach meiner Ankunft essen zu gehen und eine Tour mit einem der berühmten alten Autos zu machen.
    Diese Autos bringt man sofort mit Kuba in Verbindung, wenn man an das Land denkt, denn sie sind wirklich überall. Ich dachte erst, dass es sie nur im Stadtzentrum gäbe, als Touristenattraktion, aber sie werden wirklich viel benutzt. Genauso verhält es sich mit alten LKWs und alten Bussen. Man sieht sich auch nicht satt an dem Anblick dieser alten, oftmals fit gehaltenen Autos.
    Genauso verhält es sich auch mit der kolonialen Bauweise der Stadt. Wie ich gelernt habe, war Kuba vor seiner sozialistischen Zeit mal sehr reich. Havana hatte viele Casinos und hier herrschte das bunte Leben. Das sieht man den Gebäuden auch an. Havana besteht eigentlich nur aus alten, französisch aussehenden Häusern. Stuck, Marmortreppen, wunderschöne Fensterläden und Gitter, hohe Türen und Fenster und schöne Balkone und Dachterrassen. Die absurde Schönheit kommt durch den jetzigen Verfall hinzu, denn viele Häuser werden nicht instand gehalten und zerfallen vor sich hin.
    So sorgen die Bauweise, der Verfall, die exotischen Pflanzen, die typische kubanische Musik, das heiße Wetter und die starke Sichtbarkeit des Sozialismus für ein einzigartiges Bild.
    Die Autotour war ein perfekter Start in die Zeit in Havana, wir machten eine 1-stündige Rundtour mit einem Stop bei einem Mojitostand mitten in einem schönen Wald.

    Am Tag darauf ging es direkt auf eine… who would have guessed…free walking tour. Wir liefen 5h mit Rolli (unserem Guide) durch die Stadt. Wir waren seine einzigen Gäste der Tour und bekamen somit eine Privattour. Er führte uns durch den historischen Stadtkern und gab uns super viele Infos.
    Durch die Tour wurden wir alle noch begeisterter von Havana. Am Ende gingen wir mit Rolli in einem (lokalen) Stammrestaurant essen, das eigentlich ein wenig wie das Wohnzimmer der Restaurantbesitzerin aussah. Rolli hatte ein bisschen Angst, dass wir uns eine Magenverstimmung holen würden, doch da wir nur die gekochten Sachen aßen (Reis, Schweinefrikassé, Yuca, Soße), ging alles gut.
    Abends ging es dann noch, für umgerechnet 2ct pro Person (es lebe der Sozialismus), mit einer Fähre auf die andere Seite des Hafens, um die Jesusstatue und den Kanonenschlag zu sehen. Danach ließen wir den Abend in der Stammbar von Hemingway mit einem Daiquiri ausklingen, weil wir morgens früh aufstehen wollten.

    Der Morgen am Mittwoch begann früh, da Tim und ich ein Sunrise Set für den Youtube Channel aufnahmen. Außerdem mussten wir früh dran sein, weil um 9 unser Taxi nach Viñales abfuhr. Viñales und die umliegende Gegend sind für den dortigen Tabakanbau bekannt. Nur von dort kommt der schwarze Tabak, für den die berühmten Cohibas und andere kubanische Zigarren bekannt sind. Außerdem ist die Gegend für ihre wunderschöne, hügelige Landschaft bekannt.
    Zum Glück erreichten wir Viñales relativ früh und hatten somit die Chance, nach einem stärkenden Mittag, eine geführte Wanderung durch die Umgebung zu machen.
    Leider wurde Viñales vom Hurricane Ian getroffen, wodurch viele Häuser ihre Dächer verloren haben und alle Holzschuppen (vor allem die Schuppen zum Trocknen des Tabaks) zerstört wurden. Dies traf auch für die Tabakfarm zu, die wir auf der Tour besucht haben. Dort haben wir Zigarren direkt vom Farmer geraucht. Wer schon mal Zigarre geraucht hat, weiß, dass das nicht wirklich schmeckt - selbst gute Zigarren sind sehr bitter und stark. Uns wurde erklärt, dass das einfach damit zu tun hat, dass sie sich lange halten müssen und dadurch Konservierungsmittel und andere Chemikalien hinzugefügt werden. Alle aus der Gruppe sind auch keine Raucher, weshalb wir alle ein bisschen skeptisch den Zigarren gegenüber waren. Der Farmer tippte die Zigarren in dort angebauten Honig und gab jedem eine zum Probieren …und wow, es schmeckte tatsächlich gut und nicht bitter oder zu stark. Natürlich bot er uns auch direkt an, Zigarren in 30er-Packs zu kaufen, was keiner von uns gemacht hat. Später hat uns aber unser Guide der Tour erzählt, dass manche Touristen nur wegen der Zigarren in die Region kommen. Diese Zigarren sind nämlich Cohibas und beim Farmer kauft man sie für 5€ das Stück. Im Laden bezahlt man 60-80€ pro Cohiba.

    Eine natürliche Attraktion in Viñales sind die Schwärme an Geiern, die über dem Tal kreisen. Geier sind wirklich große Vögel. Da ich vorher noch nie Geier gesehen hatte und sie wirklich in großen Zahlen über das Tal kreisen, war es spannend anzusehen.

    Am nächsten Morgen ging es für uns direkt wieder zurück nach Havana, um zu schauen wie ein richtiger Freitagabend in Havana abläuft. Dort besuchten wir die Fabrica De Arte Cubano (Kunstfabrik), eine riesige Galerie, die an Wochenendsnächten zu einer Eventlocation mit mehreren Bühnen wird. An diesem Freitagabend gab es Salsagruppen mit Bands, andere lokale Bands (die Musik hatte etwas afrikanisches) und Videostreams von modernen Aufführungen. Gleichzeitig war die komplette Galerie geöffnet und man durfte die wirklich beeindruckende Kunst bewundern.
    Mein kleines Ziel für Kuba war es, Salsa zu tanzen. Ich weiß, dass das eine sehr touristische Idee ist, aber ich wollte meine Vorstellung erfüllen. An diesem Abend bekam ich die Gelegenheit zu den lokalen Salsagruppen zu tanzen (mir wurde sogar gesagt, dass ich echt gut bin, die Person muss aber sehr betrunken gewesen sein ^^) und wir verließen erst in den frühen Morgenstunden völlig verschwitzt die Fabrica De Arte Cubano.

    Noch ein paar Fakten zur aktuellen Lage auf Kuba:
    Das Land ist sehr heruntergekommen. Monatlich verlassen ungefähr 40.000 Menschen das Land und wandern aus. Sie haben die Möglichkeit nach Nicaragua ohne ein Visum zu kommen, von wo sie nach México und in die USA kommen. Das ist auch total verständlich, denn die Verdienstmöglichkeiten sind sehr gering und verschoben. Das Land lebt noch in einer sozialistischen Struktur, welche dafür sorgt, dass Professor*innen oder Ärzt*innen umgerechnet 25€ pro Monat verdienen.
    Gleichzeitig werden Touristen komplett ausgenommen, wodurch im Tourismus das meiste Geld zu verdienen ist. Wenn eine kubanische Ärztin sieht, dass wir für eine Taxifahrt in den nächsten Ort 25€ (2h Fahrt) pro Person ausgeben (weil es keine andere Möglichkeit gibt, da die Busse nicht fahren), wie soll sie dann noch motiviert sein? Der Taxifahrer verdient mit einer Fahrt ihr 4-faches Monatsgehalt.

    Gleichzeitig muss man für alles anstehen und hat trotzdem nicht die Sicherheit, es zu bekommen. Um eine SIM-Karte zu bekommen, musste ich 1,5h anstehen. Auch die Lebensmittelläden in Havana haben nur 4-5 Produkte am Tag, je nachdem welche gerade geliefert wurden. Johannes, der die DDR auch noch als Kind aktiv miterlebt hat, meinte, dass er sehr viele Parallelen zu damals sieht.
    Rolli, unser Stadtführer hat auch erzählt, dass es monatliche Rationen pro Person gibt (2,5 Kilo Reis, 1 Kilo Hühnchen, 250g Kaffee und dann noch variable Sachen), die aber auch vom Staat gekauft werden müssen.

    Wir rätseln schon den gesamten Urlaub, in welche Richtung sich dieses Land entwickeln wird.
    Zum einen merkt man die leichte Öffnung in Richtung Westen. Die ersten Straßenzüge in Havana werden renoviert, der Besitzer unseres Hostels erzählt uns, dass er aktuell eine Partylocation für 10.000 Leute eröffnet und die Kreuzfahrtschiffe legen an der Nordseite der Insel an.
    Zum anderen hält die politische und wirtschaftliche Situation die Leute klein und ungebildet und viele Kubaner*innen verlassen das Land, weil sie hier keine Zukunft sehen.

    Kuba ist definitiv eines der Länder, bei denen es sehr spannend ist, in 10 Jahren wiederzukommen und sich die Entwicklung anzusehen.

    Wie anfangs erwähnt sind wir schon in Trinidad und unsere zweite Woche in Kuba ist angebrochen. Wir haben viele spannende Dinge vor, von denen ich dann nächste Woche berichte.
    Ich kann natürlich nicht auf alles eingehen, was wir hier über dieses Land lernen - die Berichte sind eh schon viel zu lang. Stellt also gerne Fragen, wenn euch spezifische Sachen interessieren.
    Ich habe auch mal, zusätzlich zum typischen Video, ein 2-minütiges Video von einem Spaziergang durch Havana hinzugefügt. Ich finde, es zeigt recht authentisch das Stadtleben von Havana.
    LG <3
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  • Der Kampf mit dem Sozialismus

    13 novembre 2022, Cuba ⋅ ⛅ 29 °C

    Die zweite Etappe unserer Kubareise ist vorbei und ich schaue mit Staunen zurück, was wir schon wieder alles erlebt haben. Dieser Bericht führt uns von Trinidad im Süden der Insel, über Varadero im Norden der Insel zurück nach Havana, von wo Tim und ich dann nach Mexico fliegen. Let’s go!

    Die Fahrt nach Trinidad war ein wenig sketchy. Wir fuhren zu viert in einem heißen, überteuerten Taxi mit einem Fahrer, der wirklich gerast ist. Man muss bei solchen Fahrten echt ausblenden, dass man in einem Land ist, wo die Infrastruktur sehr lückenhaft ist. Dazu kommt, dass ich eine spanische Medizinstudentin kennengelernt habe, die mir berichtet hat (und Fotos gezeigt hat) wie krass es in kubanischen Krankenhäusern vor sich geht (Spritzen die einfach auf die Wege zwischen den Gebäuden geworfen werden, OP-Säle mit kaputten Decken und Moskitos drin (dazu sind die Ärzte unterbezahlt). Sie hat mir auch von einem ausländischen Studenten erzählt, der von einem kubanischen Krankenhaus weggeschickt wurde, denn er sei ja nicht kubanisch und deswegen nicht „deren Problem“. Der Student ist dann gestorben.
    Letztendlich kamen wir dann aber sicher in Trinidad an. Unsere Hosts des Airbnbs hatten uns ein Abendessen zubereitet und so mussten wir nicht mehr auf die Suche gehen und konnten uns einfach ins Bett fallen lassen.
    Am ersten Tag haben wir nichts großes unternommen. Wir wollten eigentlich eine Tour durch den Nationalpark machen, zu den Wasserfällen. Es stellte sich aber heraus, dass man die etwas früher beginnen sollte und am besten über die Touristinformation buchen sollte. Das taten wir und buchten sie für den nächsten Tag.

    Side fact: Eine Sache, die einem direkt in den mehr ländlichen Regionen auffällt, ist, dass Pferde und Pferdekutschen noch normale Fortbewegungsmittel sind. Auch werden die Acker noch mit Ochsen gepflügt.

    „Leider“ entdeckten wir dann eine echt tolle Bar, bei der es selbstgemachte Pina Coladas gab (Kokosnuss & Ananas wurden frisch im Mixer gemixt) und so genossen wir den einen oder anderen. Die Jungs wollten dann noch weiterziehen, ich ging aber zurück zum Airbnb und schlief, machte Sport und schrieb meinen letzten Blogbeitrag.
    Jetzt kommt aber ein total verrückter Zufall hinzu. Wir hatten in unserem Hostel/Airbnb in Havana ganz am Anfang unserer Zeit ein wenig mit unserem Mischpult gemixt und der Manager des Hostels hatte das mitbekommen und uns eine Bar empfohlen, bei der wir möglicherweise spielen könnten. Wir hatten das so hingenommen und die Bar folgte uns schonmal auf Instagram.
    Wie es der Zufall wollte, war das genau die Bar, in der es die tollen Pina Coladas gab. Der Hostelmanager hatte früher in Trinidad gelebt und kannte den Barbesitzer von früher. So kam es, dass der Barbesitzer uns einlud, bei ihm ein wenig zu mixen. Gesagt, getan. Wir gingen gegen 22.00 in seine Bar und legten ein wenig auf. Der Barbesitzer hatte uns zusätzlich mitgeteilt, dass es in Trinidad einen Club gäbe, der in einer Höhle sei. Das wollten wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen.
    Einem spontanen Stromausfall geschuldet (war nicht das einzige Mal während unserer Zeit auf Kuba), beendeten wir unseren Mix dann 23.30 und gingen mit einer Gruppe von 8 Leuten zum Club.
    Die Musik war grässlich (ein Reggaeton-, David Guetta-, Black and Yellow- Mix) die Location aber der Hammer (wirklich eine riesen Höhle in der ein Club mit mehreren Bars war und die einzelnen Orte über Höhlengänge und Treppen zu erreichen waren).
    Da die Musik nur sehr betrunken zu ertragen war, war das frühe Aufstehen am nächsten Morgen für die Wanderung/ Tour zum Vegas Grande Wasserfall eine Qual. Ein zusätzlicher, erschwerender Faktor war, dass wir kein Frühstück im Airbnb bestellt hatten und so bis 15.00 auf leeren Magen unterwegs waren - nice!

    Side fact: Für das Frühstück haben wir im Airbnb 5€ pro Person bezahlt und hatten es auch an unserem ersten Tag. Für diese 5€ gibt es meistens ein bisschen Toast, ein paar geschnittene Früchte, Schinken, Sirupwasser und Kaffee (wenn man Glück hat auch ein Ei). Das klingt auf den ersten Moment nicht schlecht, jedoch sind die Mengen mini. Man wird keinesfalls satt und verlässt das Frühstück unbefriedigt und noch hungrig. Aus diesem Grund haben wir für den nächsten Tag (den Tag der Wanderung) kein Frühstück bestellt: „wir finden schon ein Frühstücksrestaurant vor der Wanderung“ - Pustekuchen! Wir sind in Kuba! Nichts mit Essen, kein Sandwich, kein Riegel, kein Stück Obst. Wir mussten uns am Ende mit ein paar trockenen Brotscheiben und einem übersüßen Softdrink abgeben.
    Dass ich das Frühstücksproblem so schildere, klingt vorerst vielleicht erstmal snobby oder abgehoben. Jedoch bezahlt man fast überall in diesem Land als Tourist mehr für dieselben Dinge wie in Deutschland und bekommt dafür noch weniger (kleine Portionen, schlechte Bedingungen, schlechte Sauberkeit, lange Wartezeiten). Das sorgt für eine Frustration, die einen dann in Situationen wie der mit dem Frühstück enden lässt, weil man „Dinge selbst in die Hand nehmen will“. Da macht der Sozialismus dann aber ganz schnell einen Strich durch die Rechnung. Ein kleines weiteres Beispiel sind die Umrechnungskurse. Man muss unbedingt bei Unterkünften vorher fragen, was deren Pesos zu Dollar -Umrechnungskurs ist. Bei der Bank bekommt man beim Abheben am Automaten pro Euro/Dollar 120 kubanische Pesos. Die meisten Taxis, Unterkünfte, Touren oder Restaurants rechnen aber mit einem 160er Kurs. Die Preise werden immer in Dollar angesagt, weil die Einheimischen natürlich eine stabile (West-) Währung haben wollen. Sagen sie also 25$ für eine Autofahrt, denkt man sich „okay“. Mit einem Umrechnungskurs von 1 zu 160 werden dann aber ganz schnell 33$ (25$*160/120) daraus.

    Naja… weiter im Text.
    Die Tour zum Wasserfall war jedenfalls der Hammer. Wir hatten einen ehemaligen Geschichtsprofessor als Tourguide, der in die Tourismusbranche gewechselt ist, weil er dort das 25-fache verdient (Problem wurde im letzten Beitrag geschildert). Er zeigte uns den Nationalvogel, die Nationalpflanze (die eigentlich aus Nepal kommt - witzig oder?), wir gingen zu einer Kaffeeplantage (wo es lokalen Kaffee für jeden gab - puren Arabica) und letztlich dann zum wunderschönen Wasserfall. Dort war unsere Gruppe (ca. 12 Leute) die einzige und wir konnten schwimmen gehen und uns unter den Wasserfall stellen, was der absolute Hammer war. Ein atemberaubendes Erlebnis, das ich hoffentlich nie vergessen werde.
    Den Abend ließen wir im Restaurant ausklingen, in dem ich meinen letzten Beitrag geschrieben habe. Es war eines der (wenn nicht sogar DAS) Restaurants mit Generator und mit einer erstaunlich großen Auswahl (die anderen zwei Jungs, Juri und Johannes, haben sich sogar einen Abend Lobster bestellt).
    Am nächsten Morgen wiederholten wir unseren Frühstücksfehler (aka. kein Frühstück für uns), bevor es auf einem Katamaran zur Cayo Iguana (Iguana Insel) ging. Dort leben hunderte von diesen Urzeitechsen auf einer bildschönen Karibikinsel. Auf dem Weg dorthin, hielten wir auch an einem Riff, um zu schnorcheln. Dort konnten wir uns von unheimlich gesunden und artenreichen Riffen erzeugen. Was noch dazukommt, ist, dass wir das einzige Boot breit und weit waren (wir sind den ganzen Tag auch keinem anderen Schiff begegnet). Wer schon mal an anderen Orten schnorcheln war, weiß, dass meist viele Touren zu den selben Riffen fahren und dadurch dutzende Leute im Wasser sind - man wird wahrhaftig durchgeschleust. Hier waren wir alleine und konnten in aller Ruhe das schönste Riff erkunden, das ich jemals gesehen habe. Ich denke, dass das übrigens damit zu tun hat, dass durch Corona aktuell wenig Tourismus herrscht und der Süden von Kuba sowieso keine Massentourismuslocation ist.
    Die Insel zu der es danach ging, war halt eine Trauminsel. Wir bekamen Seafood Risotto, Papaya und so viel Bier und Rum wie wir wollten. Das Wasser war lauwarm, die drinks kalt und wir saßen unter Palmen. Mehr beschreibe ich das jetzt aber nicht, weil in Deutschland ist es kalt und ich will, dass ihr weiterhin meine Beiträge lest.

    Mit den vielen Aktivitäten hatten wir dann aber auch schon drei volle Tage in Trinidad hinter uns, an denen immer viel passiert war.
    Da Tim und ich auch an unseren Videos arbeiten wollen/müssen und wir auch alle ein wenig entspannen wollten (und uns auch mal keine Sorgen um die Beschaffung der nächsten Mahlzeit machen wollten), entschieden wir uns für die nächsten zwei Tage in ein All-Inclusive-Hotel in Varadero zu ziehen.
    Das war nochmal eine komplette Erfahrung für sich. Ich will nicht zu viel über All-Inclusive-Urlaub herziehen, jedem/jeder sei das gegönnt, was ihm/ihr gefällt, aber meins ist es auf keinen Fall. Die Aktivitäten (wir Würfeln am Pool oder Luftgewehrschießen) schrecken mich total ab (wir haben keine einzige gemacht) und das Verhalten von all den (hauptsächlich deutschen) Touristen an den Buffets ist erschreckend. So kam es zu Situationen, in denen uns ein typischer Werner anschnauzte, dass er zuerst hier war und dass das seine Säfte seien und wir früher aufstehen sollten und wir überhaupt nicht wussten, was abgeht.

    Jedenfalls haben wir viel geschafft, konnten trainieren und konnten unsere Essenspeicher mal wieder auffüllen. An der Bar waren wir nicht ein Mal und den Pool nutzten wir auch nicht. Wir nutzten das Wlan, die Buffets und das Gym und reisten nach 2 Nächten wieder ab. Ich habe ein bisschen die Angst, dass Werner nach Hause fährt und seiner Familie erzählt, dass Kuba alles habe und es schön sei und das Wetter gut ist, weil er das Hotel in seinen zwei Wochen Pauschalurlaub nicht einmal verlassen hat. Liebe Grüße an ihn.
    Aus Varadero waren es dann nur noch zwei Stunden Taxifahrt zurück nach Havana.
    Hier erwartete uns ein unheimlich schönes Airbnb, das ich durch Zufall gefunden habe. Es gehört einem Kunstsammler, der ein Paar seiner Zimmer an Gäste (hauptsächlich Amerikaner) vermietet. Wir nutzten die beeindruckende Location natürlich direkt, um ein Set für YouTube dort aufzunehmen. Gleichzeitig hatte Tim am 12.11. (ein Tag vor unserer Abreise) Geburtstag und wir feierten am Freitag in den Geburtstag hinein.

    Nun sitzen Tim und ich in einer Propellermaschine nach Cancun (Mexico). Wir werden die anderen zwei Berliner wahrscheinlich in Mexiko wieder treffen, denn wir verstehen uns gut und zufällig haben sie auch Mexiko auf ihrer Reiseroute. Uns erwartet eine kleine Rundreise durch Yucatan mit Stränden, Inkatempeln, Zenoten und Kolonialstädten.
    Ich muss sagen, dass ich ein gutes Stück froh bin, Kuba zu verlassen. Die Natur, die vom Krieg verschonte (aber von der Zeit angegriffene) Bausubstanz, das Wetter, die Geschichte und die politische Lage sind unheimlich beeindruckend. Die Erfahrung, sich im Sozialismus durch dieses Land zu schlagen, möchte ich nicht missen und ich bin froh, Kuba noch in seiner aktuellen Form gesehen zu haben, bevor der Kapitalismus Einzug nimmt. Dennoch frustrieren einen viele Dinge (vor allem als Tourist), wenn man westliche Standards gewöhnt ist. Sich darauf verlassen zu können, dass der Krankenwagen einen in einen sterilen OP bringt, ist auch schön. Ich kann Kuba jedem empfehlen, der/die eine extrem beeindruckende Erfahrung machen möchte, ein Erholungsurlaub wird die Reise aber nicht - außer man heißt Werner.
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  • Hochmut kommt vor dem Fall

    16 novembre 2022, Mexique ⋅ ⛅ 29 °C

    Hochmut kommt vor dem Fall - ein Erfahrungsbericht

    Hey Leute, ich lebe noch! Leider hat mich eine sehr heftige Mittelohrentzündung inkl. geplatztem Trommelfell für knapp zwei Wochen außer Gefecht gesetzt, weshalb die Blogbeiträge warten mussten. Trotzdem hatte ich vorher die Chance, ein gutes Gefühl für das bereisenswerte Land Mexiko (im speziellen die Staaten Quintana Roo und Yucatan) zu bekommen und werde in den folgenden Seiten wieder mal meine Eindrücke schildern. Es ist viel passiert und ich schreibe diesen Beitrag schon aus Costa Rica. Let’s go!

    Alles hat mit der ersten Nacht in Cancun begonnen. Wir sind gegen Mitternacht gelandet und fanden ein Taxi Colectivo (ein Gruppentaxi) zum Busbahnhof. Dort erwartete uns der erste Berührungspunkt mit dem Kapitalismus seit zwei Wochen (Kuba). Wir waren begeistert! Ein voller Laden mit unterschiedlicher Auswahl für das jeweils gleiche Produkt (10 Sorten Chips, 100 Sorten Getränke und alles weitere) überforderte uns fast nach 14 Tagen purer Knappheit.
    Wir deckten uns erstmal mit den wichtigsten Dingen ein (Sandwiches, Snickers, Chips und Wasser ^^) und verbrachten eine kurze Nacht in Cancun.
    Cancun kann man mit dem mallorquinischen Ballermann vergleichen. Amis lieben es dorthin zu fliegen und Party zu machen, was uns absolut abschreckte.

    Deshalb ging es für uns direkt am nächsten Morgen weiter nach El Cuyo, wo wir planten, die anderen zwei Berliner wiederzutreffen.
    El Cuyo ist eine noch wenig touristische, kleine Strandstadt mit langen Stränden, starkem Wind (viele Kitesurfer) und Palmen. Die Fahrt mit dem Bus nach El Cuyo präsentierte mir direkt einen besonderen Eindruck:
    Jeder noch so kleine Laden ist komplett in Coca Cola Farben und Schriftzug gestrichen. Ich habe es leider versäumt, Bilder und Videos davon zu machen, aber es war wirklich beeindruckend viel. Die Firma scheint es wirklich geschafft zu haben, das Land komplett zu durchdringen.

    In El Cuyo angekommen, ging es direkt ereignisreich weiter. Wir liefen am wunderschönen Strand entlang zu einem Restaurant und bestellten zur Sonnenuntergangszeit Abendessen. Was wir total ausgeblendet hatten, war, dass El Cuyo zwischen dem Meer und einer riesigen Lagune liegt. Was bedeutet das (Roman)? Mücken!
    Das Abendbrot war kaum auszuhalten (obwohl das Essen phänomenal war) und Tim nahm seine Empanadas sogar einfach in die Hand, damit wir so schnell wie möglich los konnten. Zurück im Airbnb angekommen, zählten wir unsere Mückenstiche. Ich hatte 30 und Tim über 50.
    Eins kann ich sagen: Den Fehler kein Mückenspray mitzunehmen, haben wir kein zweites Mal gemacht.

    Am nächsten Morgen fuhren Juri und Johannes mit ihrem Leihwagen weiter nach Merida, was wir uns nicht entgehen lassen wollten. Also beendeten wir unsere Zeit in El Cuyo nach einer Nacht und sprangen mit den Boys ins Auto. In Merida planten wir mehrere Nächte zu verbringen, um uns auszukurieren (ich war immer noch verschnupft) und ein wenig zu entspannen. Dazu kam, dass es in Merida ein Maya-Museum gibt, was wir uns nicht entgehen lassen wollten. Deshalb ließen wir die Jungs schon mal alleine nach Tulum fahren (denn sie wollten schon weiter), wo wir uns später wieder treffen wollten.

    Sidefact 1: Merida ist die sicherste Stadt in Mexico. Warum? Weil dort alle Familien der Kartelle leben. Die Kinder gehen zur Schule und leben mit den Familien in der Stadt. An die Familien wird nicht herangegangen und deshalb herrscht dort sehr geregelter Frieden.
    Man sieht die Kartelle übrigens nicht aktiv (nirgends in Mexiko). Man liest nur ab und zu von Vorfällen (z.B. in Tulum).

    Sidefact 2: Eine Sache, die mir in Merida zum ersten Mal stark aufgefallen ist, sind die vielen "Trash-Läden". Selbst im absoluten Stadtkern gibt es Läden die Plastikblumen verkaufen, Billigkleider, Tischdecken, billo-Elektronik und andere “Ramschläden”. Dieses Bild kennt man aus deutschen Innenstädten nicht. Klar gibt es bei uns auch in vielen Innenstädten die immer wieder gleichen Läden (H&M, C&A, Zara, etc.), doch haben sie eine höhere Qualität. Die alte Architektur der mexikanischen Städte steht in einem starken Kontrast zu diesen "Billo-Läden".

    Höchst gebildet vom Maya Museum, ging es für uns nach zwei Nächten in Merida weiter nach Valladolid. Dort wollten wir uns Ek Balam (eine ehemalige Maya Stadt) und einige Cenoten (Senklöcher, die durch den Einsturz von Kalkstein entstehen und sich mit Grundwasser sammeln - sie sind für ihr klares Wasser bekannt) ansehen.

    In Valladolid passierte noch etwas Verrücktes: Es hatten Freunde von mir auf Social Media gesehen, dass ich in Mexiko bin und sie waren zufällig zur selben Zeit wie wir in Valladolid. Also trafen wir uns und erkundeten Ek Balam (und später Valladolid) gemeinsam.

    Der damalige Fortschritt der Maya Kultur und der Aufbau ihrer Gesellschaft und Städte ist höchst beeindruckend. Die Beiträge werden aber immer viel zu lang, weshalb ich davon gerne mal später in einem Gespräch erzähle.
    Es war jedoch wundervoll, auf die Maya-Pyramiden zu steigen und sich das damalige Treiben in den Städten vorzustellen. Wir wurden sogar von einem ordentlichen Schauer überrascht, der sehr gut zum Setting gepasst hat. Da es super warm ist, machen solche Schauer auch nicht wirklich etwas aus.

    Nun kommen wir aber leider zum fatalen Teil von Ek Balam:
    Wir hatten am Eingang zur Maya-Stadt gesehen, dass es bei Ek Balam auch eine Cenote gibt. Da wir alle bis dahin in noch keiner Cenote waren (in Quintana Roo und Yucatan gibt es Dutzende), waren wir alle sofort dafür begeistert, ins Wasser zu springen. Zum Eintritt gab es sogar Fahrräder, mit denen man zur Cenote fahren konnte.

    Die Cenote war atemberaubend, 15m tief und 40m im Durchmesser. Lianen hingen in das Wasser und es schwammen schwarze Welse an den Rändern, wirklich traumhaft. Natürlich gab es auch eine Affenschaukel und Sprungplattformen.
    Nachdem jeder einmal die Affenschaukel ausprobiert hatte, kam ich auf die grandiose Idee, von einer 10m Plattform zu springen. Ich hatte zwar im Hinterkopf, dass ich noch “restkrank” war, doch war ich in diesem Zustand in der Vergangenheit schon oft ins Wasser gesprungen und dachte deshalb, dass “schon nichts schief gehen würde”.

    Mir sollte das Gegenteil bewiesen werden. Direkt nach dem Sprung merkte ich einen ordentlichen Druck auf dem rechten Ohr und ein Schwindelgefühl.
    Dass wir am selben Abend noch feiern gegangen sind und dass Klimaanlagen so ziemlich überall installiert sind, half dem Ohr auch nicht wirklich.
    Auch die Weiterfahrt nach Tulum, dass wir dort mit einem Motorroller rumgefahren sind, in Galerien gegangen sind und noch ein Set für YouTube aufgenommen haben, war im Nachhinein keine gute Idee. Ich hätte einfach Ruhe gebraucht und habe stattdessen nicht auf meinen Körper gehört und ihn weiter strapaziert.
    Das Resultat habe ich am Anfang des Beitrages beschrieben.

    Solche Schmerzen, wie die von der Mittelohrentzündung, habe ich lange nicht mehr (bzw. noch nie) erlebt. Der Flug nach Panama hat mir dann wahrscheinlich den Rest gegeben, denn einen Tag nach Ankunft ist dann mein Trommelfell geplatzt. Leider habe ich Johannes und Juri auch nicht mehr sehen können, weil ich ab einem gewissen Zeitpunkt einfach nur noch im Bett gelegen habe.

    Jetzt aber genug gejammert. Die Message, mit der ich eigentlich diesen Beitrag beenden möchte, ist, dass Mexiko absolut eine Reise wert ist. Das Essen ist von einem anderen Stern (Enchiladas, Tacos, Chilaquiles und vieles mehr), die Leute sind super freundlich, die Natur ist wunderschön und die Geschichte unbekannt (für mich zumindest) und spannend. Ich werde definitiv nochmal nach Mexiko kommen. Das Land ist sehr einfach zu bereisen und bietet wirklich viel.

    P.S.: Mittlerweile geht es mir deutlich besser, aber ich spüre das Ohr noch sehr. Aktivitäten wie Surfen, Schnorcheln, Schwimmen, den Kopf unter die Dusche halten, Alkohol trinken, laute Musik und jegliche Art von Druck oder Belastung auf das Ohr sind jedoch untersagt. Ein bisschen Aktivität lässt sich aber einfach nicht vermeiden. Hier in Costa Rica muss man einfach in den Djungel, wenn man die wunderschöne Natur sehen will und dazu gehört ein bisschen Wandern. Ich heile so schnell es geht! LG in den Schnee <3
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  • Oh, wie schön ist Panama.

    27 novembre 2022, Panama ⋅ 🌧 28 °C

    Ja, von Panama habe ich nicht viel gesehen. 90% der Zeit habe ich in einem Airbnb verbracht, 5% beim Arzt und 5% im größten Einkaufszentrum, das ich jemals gesehen habe.
    Dadurch, dass es mir so schlecht ging, habe ich Tim nach 3 gemeinsamen Tagen in einem Airbnb in Panama City angeboten, dass er schon weiterfahren kann, während ich mich in Panama City auskuriere.

    Trotz des totalen "Neben-mir-stehens" sind mir ein paar interessante Aspekte aufgefallen, die ich jetzt teilen werde.

    Tim fuhr also auf die Bocas del Toro weiter, während ich mich in ein sehr schickes Airbnb einbuchte, um mich wohlzufühlen und genesen zu können.
    Aktuelles Sidenote: Mir geht es übrigens Tag für Tag besser. Wenn nichts schiefgeht, bin ich zur Rückreise wieder bei 100%.

    Die erste Sache hat mit den Apotheken zu tun. Die sehr liebe, vom Auswärtigen Amt empfohlene HNO-Ärztin in Panama, hat mir eine riesige Palette an Medikamenten verschrieben, die ich teilweise aus der Apotheke holen musste. Darunter waren Antibiotika, Allergietabletten, Nasenspray und Ohrentropfen.
    Die Apotheke war direkt im Ärztezentrum, was sehr hilfreich war. Der Aspekt der mich jedoch so stark verwundert hat, war, dass am Eingang der Apotheke (in der Apotheke) ein Snackshop mit warmen Speisen und Kaffee zu finden war. Es gab keine Stühle oder Tische, es war lediglich eine Theke für to-go snacks. Man konnte sich also in der Apotheke Snacks kaufen. Total verwunderlich und ein bisschen witzig meiner Meinung nach.

    Eine weitere Sache, die mir teilweise schon in Mexiko aufgefallen ist, ist das “Vor-Ort-Marketing” der einzelnen Läden. Die Taktik, die verwendet wird, ist, die anderen Läden zu übertönen. Entweder steht eine Box draußen und spielt laute Musik, oder es steht jemand mit Mikro daneben und ruft Marketingbotschaften über die Straße.
    Das ganze ist aber nicht nur in Einkaufszonen in der Stadt so, sondern auch in Einkaufszentren.
    Als Kunde ist das natürlich keine so schöne Erfahrung, jedoch verstehe ich auch, dass man mitziehen muss, wenn alle anderen Läden um einen herum diese Taktik verwenden.

    Das riesen Kaufhaus, welches ich am Anfang beschrieben habe, war übrigens komplett weihnachtlich geschmückt.
    Ich glaube, ich muss nicht wirklich beschreiben, wie komisch es ist, bei komplettem Sommerwetter Weihnachtsbäume und Geschenke zu sehen und Weihnachtsmusik zu hören. Auf der anderen Seite sorgen die stark klimatisierten Gebäude für winterliche Stimmung. ;)
    Übrigens war das Kaufhaus rappelvoll. In Deutschland habe ich immer das Gefühl, dass Kaufhäuser aussterben, in Panama keinesfalls.

    Nachdem ich einige Tage eine Antibiotikakur hinter mich gebracht hatte, war der schlimmste Teil meiner Mittelohrentzündung hinter mir und ich fühlte mich bereit weiterzureisen.
    Also machte ich mich mit einem Bus auf nach David, einer Stadt im Norden des Landes, um mich mit Tim zu treffen und am nächsten Tag weiter nach Costa Rica zu fahren.
    Hier widerfuhr mir eine weitere Marketingerfahrung. Sobald der Reisebus losgefahren war (man kann sich die Busse wie Flixbusse vorstellen), stand ein Mann auf und bepries 5 Minuten lang lautstark Handyverträge, Powerbanks und Ladekabel. Danach ging er durch den Bus und versuchte, sie an die Leute zu bringen.
    Als er relativ erfolglos fertig war, stand der nächste auf und pries getrocknetes Obst an. Er hatte wiederum mehr Erfolg.

    In David angekommen, traf ich mich mit Tim in unserem Airbnb und am nächsten Tag ging es für uns per Bus über die Grenze nach Costa Rica, wo uns eine riesige Palette an wunderbaren zwischenmenschlichen Erlebnissen und Naturschauspielen erwarten sollte.

    Der Grenzübergang läuft übrigens folgendermaßen ab:
    - man kommt mit dem Bus an der Grenze an
    - dort läuft ein Grenzbeamter mit Waffe durch den Bus und schaut nach dem rechten
    - dann müssen alle aussteigen (mit Gepäck) und holen sich den Ausreisestempel an einem Schalter
    - danach läuft man durch das Grenzgebiet - dort gibt es Restaurants, Klos, Shops
    - dann holt man sich den Einreisestempel an der costa-ricanischen Grenze
    - währenddessen wird der Bus durch eine Art Waschanlage gefahren (ich könnte mir vorstellen, dass das wegen des Artenreichtums der Länder gemacht wird, weil die Busse wirklich in einem Stück mehrere Länder durchqueren)
    - dann wird der leere Bus von den costa-ricanischen Grenzbeamten begutachtet
    - danach dürfen alle wieder einsteigen
    - 500m nach der Grenze war dann nochmal eine spontane Polizeikontrolle

    Pause macht der Bus meist an sehr kernigen Raststätten, mit langen Theken, an welchen man sich dann meistens eine warme Malzeit zusammenstellen kann. Früchte, Kaffee, Klos und Wlan gibt es auch. Mit dem Bus durch Mittelamerika zu reisen, funktioniert wirklich gut.

    Den Panamakanal und die unheimlich schöne Natur von Panama habe ich nicht zu Gesicht bekommen. Ich habe lediglich die vielen Schiffe aus dem Kanal fahren sehen (die Schlange ist lang) und ein wenig die Natur aus dem Bus bestaunen dürfen.
    Ich bin froh, die Zeit der heftigen Mittelohrentzündung jetzt hinter mir zu haben. Danke an die Ärztin, die mich in ihre Mittagspause gequetscht hat und danke an Tim, dafür dass er länger in Panama City geblieben ist, um sicherzustellen, dass es mir besser geht. Mir ging es wirklich nicht gut und er hat für mich eingekauft, alles organisiert und mich zum Arzt begleitet, wofür ich sehr dankbar bin. Es ist toll, Freunde zu haben, auf die man sich verlassen kann.

    Im nächsten Beitrag wird es um den artenreichsten Nationalpark der Welt gehen, den Tim und ich für 3 Tage besucht haben. Es wird um viele exotische Tiere und Pflanzen gehen. Bis bald. <3
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  • Wale die spielenKrokodilbaumSehr fotogene Kuh

    Nationalpark Corcovado

    4 décembre 2022, Costa Rica ⋅ 🌧 27 °C

    Unsere erste Station in Costa Rica sollte direkt die beeindruckendste natürliche Erfahrung sein, die ich bisher erleben durfte. Der Nationalpark Corcovado gilt als der artenreichste Nationalpark der Welt; er beherbergt 4% der gesamten Flora und Fauna weltweit.
    Das Schöne ist, dass das Land Costa Rica schon sehr früh verstanden hat, dass die Natur des Landes der Grund ist, warum Touristen das Land bereisen wollen. Deshalb schützen sie die Nationalparks des Landes sehr gut.
    Eine Sache darf ich schonmal vorweg nehmen: Wir sollten bezüglich der Artenvielfalt nicht enttäuscht werden.

    Um in den Nationalpark zu kommen, muss man ca. eine Stunde mit dem Boot fahren. Man nimmt für 30$ pro Person ein Speedboot, nennt dem Kapitän seine Unterkunft und wird dann entsprechend an seiner Bucht abgesetzt.
    Diese Fahrt stimmt einen schon mal gut auf die kommende Erfahrung ein. Man beginnt die Tour noch entlang Palmölplantagen. Jene Monokulturen sind natürlich ein Horror für die Natur, doch leider recht schön anzusehen. Danach geht es mit Höchstgeschwindigkeit entlang von Mangrovenwäldern bis hin zur Flussmündung. Von dort fährt das Boot immer tiefer in Richtung Herzen des Nationalparks und setzt nach und nach Gäste an ihren Buchten ab.
    Wir waren mit einem Pärchen die fast letzten Gäste an board. Das Boot setzte rückwärts an den Strand und klappte die Motoren hoch. Wir zogen unsere Schuhe aus und stiegen mit unserem Gepäck bis zu den Knien ins Wasser, um an den Strand zu laufen. Dabei hielt die Crew das Boot fest, damit es nicht von den Wellen hin und her geworfen wurde.

    Die ersten Momente am Strand werfen einem direkt ein großes Grinsen aufs Gesicht. Der Djungel führt direkt bis an den Strand, Palmen ragen über den dunklen Sand und relativ warmes Wasser streicht um die Knöchel.
    Wir werden von Matti (unserem Airbnb Host) in einem entkernten Jeep abgeholt. So ein rohes und dennoch höchst strapazierfähig wirkendes Auto habe ich noch nie gesehen. Er fährt uns 500m hoch zum Airbnb, was wirklich eine Erleichterung ist, denn gefühlt sind es auch 500 Höhenmeter.

    Oben angekommen, beziehen wir unser Zimmer. Das Airbnb ist nicht nur eine Unterkunft. Dort kann man auch Essen und von dort aus werden auch die Touren organisiert. Diese Aufmachung ist auch nötig, denn so wirklich gibt es keine Supermärkte oder andere Restaurants. Man befindet sich schließlich fernab von jeglicher Zivilisation, im Djungel.

    Kurz nach Ankunft lernen wir den Nachbarn von Matti kennen. Er lässt uns Mangostan (eine Frucht die wie eine Mango schmeckt, aber die Konsistenz eines Apfels hat), Zuckerrohr und süße Zitronen (sehen aus wie Zitronen, schmecken wie Zitronen, sind aber nicht sauer, sondern süß) kosten. Alle drei Köstlichkeiten wachsen auf dem Grundstück und ich koste sie zum ersten Mal in meinem Leben. Von Mangostan hatte ich vorher noch nie etwas gehört. In einem Nebensatz erwähnt der Nachbar, dass am Mangostanbaum auch Vanille entlang rankt. Ich habe nicht ganz verstanden, ob es wirklich Vanille war oder ein Gewürz, das wie Vanille schmeckt. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es wirklich Vanille war.
    Sidenote: Ich habe Mangostan gerade mal gegoogelt und bei Mangostan kommt definitiv was anderes heraus als das, was wir gegessen haben. Was wir gegessen haben, ähnelte vom Aussehen mehr einer kleinen Honigmelone. Vielleicht kennen nur die Einheimischen es unter diesem Namen.

    Beim Mittag erzählt uns Matti, dass es zum Sonnenuntergang eine Schildkrötenaussetzung gibt. Es gibt eine Station am Strand, die die Schildkröteneier einsammelt und die geschlüpften Schildkröten dann aussetzt. Somit vervielfachen sie die Überlebenschancen der Schildkröten.
    Also laufen wir zum Sonnenuntergang nach unten und schauen zu, wie sich dutzende Babyschildkröten ins Meer aufmachen. Sie merken sich den Strandabschnitt und werden in 30 Jahren genau zu diesem Ort zurückkehren und ihre Eier legen.
    Der Sonnenuntergang lässt sich auch schön ansehen. Der Himmel färbt sich nicht nur orange, sondern auch pink, lila, gelb und blau.

    Der folgende Tag ist ein Ruhetag für mich. Die Mittelohrentzündung verlangt mir noch Ruhe ab und die versuche ich dem Körper zu geben. Also kümmere ich mich um Arbeit am Computer und liege in der Hängematte. Währenddessen geht Tim ein wenig die Umgebung erkunden. Die Erkundungstour wird jedoch durch ein Brüllen unterbrochen, welches Tim im Urwald hört. Er glaubt, einen Jaguar oder Puma gehört zu haben und rennt durch einen plötzlich eintretenden Tropenregen zurück zur Unterkunft. Wir werden nie erfahren, was es war, Tim ist aber mit einem ordentlichen Schrecken davongekommen.

    Corcovado ist übrigens der Ort, an dem wir die heftigsten Regengüsse erleben. Teilweise regnet es sehr stark für mehrere Stunden.
    Bei solch einem Regen in der Hängematte zu liegen und dem Prasseln auf das Wellblechdach zu lauschen, hat etwas sehr meditatives.

    Am Sonntag bekommen wir endlich das grüne Licht für den Nationalpark. Als Tourist muss man sich für die Nationalparkbesuche bei Regierungsstellen anmelden (Incl. Foto vom Pass) - der Eintritt in den Park wird sehr ernst genommen. In Corcovado muss dieser dann sogar nochmal bestätigt werden. Bei den Nationalparks später in unserer Reise musste man sich nur registrieren und nicht nochmal bestätigt werden. Ich denke das hängt mit der Besonderheit von Corcovado zusammen.

    Wir stehen also um 5 Uhr auf, frühstücken (ich habe hier einen Wassermelonensmoothie für mich entdeckt, den ich zu jeder Mahlzeit trinke) und werden 6.20 Uhr mit dem Speedboot abgeholt. Auf der 45 minütigen Fahrt zum Nationalpark, sehen wir einige Schildkröten und Delfine.
    Die Gruppen und die dazugehörigen Guides stehen schon vor Ankunft fest. Also finden sich alle Gruppen zusammen und werden nochmal bei Eintritt kontrolliert. Essen und Plastikflaschen sind nicht erlaubt und müssen im Boot gelassen werden.

    Auf unserer Wanderung durch den Sekundärwald Corcovados sehen wir eine riesige Palette an Tieren. Die Tiere, die wir auf jeden Fall sehen wollten, waren Tukane und Tapire. Bezüglich der Tukane wurden wir nicht enttäuscht. Die Tapire, die noch am Vortag im Park gesehen wurden, blieben aber leider versteckt.

    Hier mal eine Liste mit allen Tieren die wir gesehen haben:
    - Spider Monkeys (klettern auch mit ihrem Schwanz)
    - blue morphing butterfly (und viele andere Falter)
    - Tucan 😍
    - Faultier (2- und 3 Krallen)
    - Squirrel Monkey
    - Wildschwein
    - Gruti (große Djungel Ratte)
    - Howler Monkey
    - Guati (Waschbären)
    - common black hawk (Krabbenbussard)
    - Turkey (Djungel Truthahn)
    - red cap mannequin (tanzt moonwalk um Weibchen zu beeindrucken)
    - Kolibris
    - Krokodile
    - auch sieht man unheimlich viele bunte Vögel, die große und Vielfalt der bunten Vögel ist sehr beeindruckend

    An Pflanzen, wurden wir mit folgenden Arten begeistert:
    - Limetten
    - Knoblauch
    - Viele Orchideenarten (es gibt 1360 in Costa Rica und die Orchidee ist die Nationalpflanze in Costa Rica)
    - Crocodile Tree (Baum mit Stacheln)
    - Guavebaum
    - schlafender Hibiskus
    - Tourist tree (Der Baum ist rot und pellt sich -> Touristen werden rot und pellen sich auch im Urlaub -> Tourist tree)
    - wilde Ananas

    Die 4-stündigen Wanderung durch das Herz des Nationalparks, bestand aus einem konstanten stop-and-go, bei welchem unser Guide immer wieder sein Fernglas aufstellte und uns die Tiere hoch oben in den Bäumen zeigte. Die Wanderung durch die lianenbehangenen Bäume und Büsche unterbrachen wir mit einem Stop bei der Rangerstation, die früher ein Flughafen war. Dort gab es frisch gepresste Säfte und selbstgemachte cookies.

    Das absolute Highlight wurde uns dennoch gar nicht im Park selbst präsentiert.
    Auf der Fahrt zurück zum Airbnb, stoppte unser Boot auf einmal und unser Kapitän teilte uns mit, dass er Buckelwale sähe, was zu dieser Jahreszeit sehr selten sei. Die Buckelwale seien nämlich eigentlich schon auf dem Weg in den Süden.
    Was dann geschah, sollte uns umhauen. Die Buckelwalmama und ihr Kind begannen miteinander zu spielen. Unser Kapitän, der dort aufgewachsen ist und die Strecke jeden Tag fährt, sagte, dass es für ihn das dritte Mal sei, dass er dieses Naturschauspiel erleben durfte - wir hatten also großes Glück. Ich habe euch mal ein zweiminütiges Video angehängt, bei welchem man einen Teil des Spielens mitbekommt.
    Total glücklich, dass wir solch eine Vielfalt an Natur gesehen hatten, ging es für uns zurück zur Unterkunft.

    Am nächsten Tag ging es für uns wieder zurück, aus diesem Nationalpark in den nächsten Nationalpark (Manuel Antonio).

    Ein kleiner Fakt zum Ende: In Costa Rica gibt es so eine Art Kartoffelpuffer. Man legt Bananenstreifen übereinander (in Kartoffelpuffergröße) und brät sie. Danach werden sie gesalzen und anstatt Reis, Yuca oder Kartoffeln serviert. Sehr lecker!
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  • Zwei Parks, eine Party und ein Vulkan

    8 décembre 2022, Costa Rica ⋅ ☀️ 27 °C

    Nach unserer wirklich beeindruckenden Erfahrung in Corcovado, ging es für uns mit dem Bus nach Manuel Antonio. Dort liegt ein weiterer Nationalpark Costa Ricas. Er ist sehr leicht per Straße zu erreichen, weshalb die Region um den Nationalpark recht stark touristisch ausgebaut ist. Dies hat Vor- und Nachteile. Zum einen kann man sich sehr gut versorgen und hat eine große Auswahl zwischen Hostels und Airbnbs, zum anderen ist der Park sehr ausgebaut und man läuft auf gepflasterten Wegen durch den Park.
    Manche Reisende, die wir auf früheren Stationen getroffen hatten, hatten wegen der vielen Touris nicht vom Park geschwärmt.

    Aufgrund der niedrigen Erwartungen, die wir an den Park hatten, waren wir positiv überrascht. Wir haben die giftigste Schlange Costa Ricas, die Terciopelo-Lanzenotter (Fer de Lance), gesehen, bewanderten sehr abgelegene Wege und waren teilweise ganz alleine mit Brüllaffen. Schöne Strände hatte der Park auch zu bieten.
    Dafür, dass wir nur zwei Nächte dort waren, haben wir wirklich einiges gesehen. Der Park ist aber nicht sehr groß, weshalb ein 3-stündiger Besuch ausreicht.
    Einen schönen Moment haben wir dann durch die vielen Restaurants auch bekommen: Es gibt ein Falafelrestaurant in der Stadt. Natürlich haben Tim und ich einen großen Falafelteller gegessen und haben uns ein Stück zuhause gefühlt.

    Nach Manuel Antonio ging es für uns in die Hauptstadt von Costa Rica: San Jose. Dort holten wir einen Freund (Leo) ab. Ich hatte mit Leo ein paar Wochen vor der Reise telefoniert. Er hatte mir erzählt, dass er zur Zeit meiner Reise in der Dominikanischen Republik sei und so lud ich ihn ein, nach seinem DomRep Besuch, noch eine knappe Woche mit uns in Costa Rica zu verbringen. In San Jose, was übrigens keine schöne Stadt ist (ehem. Kolonialstadt um die einheimische Bevölkerung zu zentrieren), holten wir am selben Tag noch einen Leihwagen ab und fuhren nach Santa Teresa.

    Ab dem ersten Moment im Auto fühlten wir die Freiheit, die mit der flexiblen Bewegung einhergeht.
    Wenn man mit Bussen reist, ist man sehr unflexibel. Man ist auf Busrouten, Buszeiten und das Internet angewiesen (Informationen im Internet sind dort nicht sehr zuverlässig). Mit einem Auto kann man überall hinfahren, wann immer man will, was einem ein außerordentliches Freiheitsgefühl verleiht.
    So fuhren wir am ersten Tag direkt nach Santa Teresa. Wir nahmen die Fähre, mussten im Dunklen durch einen Fluss fahren (zum Glück haben wir noch auf einen 4x4 geupgradet) und kamen schließlich nach einer sehr hügeligen Sandstraße an.
    Santa Teresa ist ein schöner, mittelgroßer Surferort. Die Partyszene ist schon recht ausgeprägt, aber noch sympathisch. Die Restaurants sind gut, aber nicht zu teuer. Die Wellen sind anfängerfreundlich.
    Ich kann direkt schonmal sagen, dass ich nicht an den Strand gegangen bin, obwohl er 50m von unserer Unterkunft entfernt lag. Ich wollte mir die schlechte Laune sparen. Durch die Mittelohrentzündung hatte ich immer noch absolutes Wasserverbot und ich hatte mich seeeehr auf das Surfen in Costa Rica gefreut. Also blieb ich schön weg vom Strand.
    Unsere 3-4 Tage in Santa Teresa ließen sich sehr gut aushalten. Man hat dort das typische Aussteiger-, Backpacker-Leben. Die Leute sind sehr entspannt und wissen, wie sie eine gute Zeit haben.

    In Santa Teresa haben wir auch ein Set für YouTube in einer Villa aufgenommen, die 1100€ pro Nacht kostet - und zwar kostenlos! Hierbei wurde mein Glaube an den guten Willen von Menschen wirklich bestätigt. Ich habe die Villa auf Google Maps gefunden Daraufhin sind wir einfach hingefahren, haben den Manager angerufen, der fand uns nett, hat den Besitzer angerufen und der hat das “Go!” gegeben. Uns wurde einfach die Villa aufgeschlossen und wir konnten ein Set aufnehmen. Dieses Vertrauen war beispielhaft für die auffällige Freundlichkeit der Menschen in den LATAM Ländern.

    Der goldene Abschluss in Santa Teresa war eine Party im Djungel (man musste wieder durch einige Flüsse fahren). So toll wie die Party war, das eigentliche Highlight ist die Rückfahrt:
    Als wir von der Party zurückfuhren, mussten wir auf einmal an einem der Flussbetten warten, weil zwei Autos sich im Fluss festgefahren hatten. Das führte zu einer spannenden Situation, in der sie von Baggern aus dem Wasser gezogen werden mussten. Wir schauten es uns kurz an und fuhren dann entspannt vorbei (an der richtigen Stelle im Fluss) und weiter. What a night.

    Nach Santa Teresa ging es für uns nach Monteverde. Leo hatte noch keine Nationalparks gesehen + Monteverde ist einer der wenigen Orte auf der Welt, an denen es Nebelwälder gibt. Nebelwälder sind Waldformationen, deren Wasserbedarf ganzjährig zu einem Großteil durch Nebel gedeckt wird. Dadurch, dass sie erhöht liegen, verfangen sich Wolken und bilden ein sehr mystisches Bild. Die hohe Feuchtigkeit sorgt dafür, dass die Bäume mit Farnen und Moosen bewachsen sind. Beim Durchschreiten der Wälder fühlt man sich wie in Urzeitfilmen.
    Komischerweise haben wir sehr wenige Tiere im Nationalpark Monteverde gesehen. Es war trotzdem eine schöne Wanderung durch den Nationalpark mit den Jungs.

    Übrigens wurden wir auf dem Weg von Santa Teresa nach Monteverde von der Polizei kontrolliert. Ich muss ehrlich sagen, dass ich unser Auto auch angehalten hätte. Dadurch, dass die Straßen um Santa Teresa herum wirklich nicht gut sind, sah unser Auto mehr nach Sand als nach Auto aus.
    Also: Fenster runter. Erste Frage vom Polizisten: Do you have drugs? Cocaine? Weed?
    Wir mussten an die Straßenseite fahren und die Polizei fing an, unser Auto zu durchsuchen.
    1. Natürlich hatten wir nichts, sowas machen wir nicht. Say no to drugs!
    2. In Deutschland könnte die Polizei nicht so einfach ohne Verdacht dein Auto durchsuchen. In einem Land wie Costa Rica, wo bekannt ist, dass die Polizei auch einfach mal macht, was sie will, stellt man sich da eher weniger in den Weg. Uns ging trotzdem ein wenig die Pumpe, obwohl wir ja wussten, dass alles gut war.

    Nach zwei Nächten Monteverde ging es dann für uns nach Arenal.
    Man hört oft die Aussage: Costa Rica ist die Schweiz von Latein Amerika. Auf der Fahrt nach Arenal und in Arenal bestätigt sich das absolut. Man fährt über geschwungene Straßen durch Berglandschaften, an Bergseen vorbei. Grüne Wiesen, Almen (wirklich teilweise Häuser, die aussahen wie Skihütten) und Berge.
    Dazu kommen dann zwar Palmen, Lianen, Nasenbären und Papageien - das Schweizgefühl bekommt man trotzdem. Ich habe einen Teil der Fahrt mal mitgefilmt (wieder als 2. Video angehangen).
    Das Schöne an unserer Unterkunft in Arenal war, dass im Zimmerpreis die Eintritte zu den Thermalbädern in Arenal inbegriffen waren. Da Arenal ein aktiver Vulkan ist, ist die geothermale Aktivität in der Umgebung erhöht. Das erhitzt das Grundwasser, was dafür sorgt, dass es überall um den Vulkan Thermalbäder gibt.
    Also sind wir bei 30 Grad im Schatten schön zu 50 Grad warmen Thermalbädern gefahren und haben ein bisschen geköchelt.
    Ich kann mit Überzeugung sagen: Das geht ordentlich auf den Kreislauf! Die Thermalbäder lassen sich trotzdem sehen.

    Am nächsten Tag haben wir Leo nach Liberia gefahren und sind dann nach San Jose gefahren, wo wir eine Nacht übernachtet haben und das Auto wieder abgegeben haben, bevor es am nächsten Tag mit dem Bus nach Nicaragua ging.

    Warum wir dort fast nicht über die Grenze gekommen sind, erfahrt ihr im nächsten (und letzten Beitrag) meiner Reise.

    Pura Vida! (Nationalspruch in Costa Rica, wird immer und überall gesagt - auch als Verabschiedung - es heißt pures Leben).

    …ein kleiner fun fact noch zum Ende. In der Nähe von Santa Teresa gibt es einen kleinen Ort namens Montezuma.
    Manchen Leuten wird der Begriff Montezumas Rache ein Begriff sein. Der Ausdruck geht auf den Aztekenherrscher Montezuma zurück. Dieser soll bei der Unterwerfung der Azteken durch die Spanier einen Fluch ausgesprochen haben und somit umgangssprachlich für einen nach einer Reise in südliche Länder auftretenden Durchfall verantwortlich sein.
    Witzigerweise waren wir in Montezuma essen und einer von uns hatte am nächsten Tag Durchfall (nicht ich). Montezumas Rache hat also in Montezuma zugeschlagen.
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