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  • Day 169

    Xhosa

    February 20, 2019 in South Africa ⋅ 🌬 23 °C

    Wie versprochen, sende ich heute meinen Blogbeitrag zum Thema „Die Xhosa-Kultur“.
    Xhosa ist eine der größeren Bevölkerungsgruppen in Südafrika. Die Kultur besitzt ihre eigene Sprache, Bräuche und Feiertage. Ihren Ursprung hat sie angeblich in dem Distrikt Mpumalanga, allerdings hat sie sich über die Jahrzehnte hinweg ausgebreitet und man findet Xhosas überall in Südafrika. Sie ist eine ausschließlich schwarze Kultur.

    Die Sprache heißt isiXhosa und ist eine der elf offiziellen Landessprachen Südafrikas. Für ein mitteleuropäisch geprägtes Ohr hört sie sich etwas sonderbar an, denn anstatt einiger Vokale werden bei bestimmten Buchstabenkombinationen stattdessen Klick- und Schnalzgeräusche eingebaut. Insgesamt gibt es drei davon. Bei einer Kombination mit einem X wie beispielsweise in dem Namen „Xabiso“ (ich verwende am liebsten Namen als Beispiele, da ich mit der Sprache selbst nicht vertraut bin und nur in Namen versuche die Klickgeräusche zu verwenden) schnalzt man mit der Zunge, indem man zwischen ihr und dem Gaumen einen Unterdruck erzeugt und sie schlagartig löst. Der zweite Laut funktioniert motorisch ähnlich, nur dass man dieses Mal die Zunge direkt hinter den Zähnen schnalzen lässt, was ein schmatzendes Geräusch erzeugt. Diesen Laut spricht man bei Kombinationen aus meistens einem „M“ oder einem „N“ zusammen mit einem „C“ aus, wie beispielsweise in dem Namen „Ncesh“. Unser Center (kurz MCA) wird von den Locals ebenfalls so abgekürzt. Der dritte und letzte Laut kommt aus der Wange heraus und ist ähnlich dem Geräusch, dass man macht, um ein Pferd anzulocken. Zumindest wurde es mir so von Brian, dem texanischen Englischlehrer erklärt (Sie Blogbeitrag „Testing the African Soil – Lesotho“). Xhosa spricht man im Übrigen auch so aus.

    Zu den Traditionen kann ich noch nicht allzuviel sagen, da ich die meisten Bräuche nur wenig und meist im vorbeifahren am Straßenrand beobachten konnte. Nach allem was ich jedoch gesehen habe und was mir erzählt wurde, schätze ich Leute der Xhosa Kultur allerdings als etwas abergläubisch ein, auch wenn so ziemlich jeder über sein Handy Zugang zum Internet hat und der Schulunterricht zumindest thematisch halbwegs mit dem Deutschen übereinstimmt, so hält sich einiger Aberglaube dennoch hartnäckig. Bestes Beispiel dafür ist die Witchcraft. Auf Deutsch übersetzt heißt es nichts anderes als Hexerei und aus irgendeinem Grund glauben die allermeisten Bewohner des Townships an übernatürliche Geschehnisse. Dabei hat das wenig mit Religion zu tun, denn der Großteil aller Südafrikaner ist streng gläubig und fast jeder ist Mitglied einer christlichen (Frei)kirche. Soweit ich es verstanden habe ist Witchcraft etwas jenseits dessen, auch wenn man es ebenfalls mit übernatürlichen Mächten in Verbindung bringt. So kommt es oft vor, dass ich beim Laufen durchs Township vor den kleinen Hütten angebundene Kühe stehen sehe, ein Zeichen dafür, dass hier eine der alten traditionellen Riten durchgeführt wird. Es kann nämlich passieren, nach Glauben der Leute, dass die Vorfahren aus irgendeinem Grund Kontakt mit jemandem aufnehmen. Dabei geben sie meist einen Ausblick in die Zukunft, woraufhin sich ein Großteil der Familie zu einer mehrtägigen Tradition trifft, singt, tanzt und feiert und an deren Höhepunkt die bereits erwähnte Kuh geopfert wird. Diesem Prozess durfte ich bereits einmal durch Zufall beiwohnen, als ich mit unserem Barista Lloyd aus dem Fenster schaute, während auf der gegenüberliegenden Straßenseite die zeremonielle Opferung bei unserem Hausmeister stattfand.
    Als erstes wird die Kuh mit Stricken, die um ihre Hörner gebunden wurden, zu Boden gezogen, während sich zwei kräftige Männer auf ihre Hinterbein setzen, um ein erneutes Aufstehen zu verhindern. Das Ganze kann schon ein paar Minuten dauern, denn es wird sich nicht beeilt sondern während des Opferungsprozesses die gesamte Zeit gesungen und getanzt. Als nächstes, wenn die Kuh am Boden liegt, kommt eines der Familienoberhäupter mit der Opferungsklinge, um der Kuh die Kehle zu durchtrennen. Vorher wird jedoch noch ein Auffangbecken für das Blut hergebracht. Den Höhepunkt selbst habe ich verpasst, da die Menge sich vor die Kuh und den Zeremonienmeister geschoben hat,allerdings sah ich, dass nachdem der blutige Ritus vollendet war, die Kuh in windeseile hinter ein paar Planen gezogen wurde, bevor man ihr den Kopf abtrennte und sie essbar zubereitete.

    Während so einer Zeremonie kann es passieren, dass es auch anderen Verwandten gelingt, Kontakt zu den Ahnen aufzubauen. Erkannt wird dies daran, dass sie Vorraussagen treffen, die sich später bewahrheiten. Diese Leute sind von nun an auserkoren, „Witchcraft-Doktoren“ zu werden. Eine große Ehre in der Gemeinschaft, die man nicht wirklich ablehnen kann. Bei der Zeremonie, die ich beobachten konnte, wurden angeblich insgesamt drei Witchcraft-Doktoren „identifiziert“. Allerdings kann es wohl gelegentlich passieren, dass die Witchcraft-Doktoren die Zukunft falsch vorhersagen, dies passiert jedoch nicht, weil sie ihre Verbindung zu den Vorfahren verloren haben, immerhin sind sie die Einzigen, die von sich aus diese Verbindung herstellen können, während alle anderen nur auf eine aktive Kontaktaufnahme der Ahnen mit ihnen warten können, sondern prüfen ihre Schützlinge, um sie zu testen. Was genau dieser Test bezwecken soll, ist mir noch unklar, insgesamt gelten Witchcraft-Doktoren jedoch allgemein als Lügner. Trotz allem wird ihnen viel Respekt entgegen gebracht.

    Als höchster traditioneller Feiertag gilt der Heritage Day Ende September. Dieser wird national von allen Bevölkerungsgruppen gefeiert. Er ist gleichzeitig auch Nationaler Grilltag.
    Neben Xhosa gibt es, wie bereits erwähnt, noch einige andere Kulturen, wie beispielsweise die Zulu. Sie teilen sich zusammen mit einem dritten Stamm, dessen Namen ich jedoch gerade leider vergessen habe, dieselbe Wurzel. Der Legende nach, gab es einst drei Brüder namens Zulu, Xhosa und einen dritten, die sich trennten und sich mit ihren Familien über die Zeit hinweg über ganz Südafrika verteilten, woraus die drei hetugen großen Kulturen wurden.

    Damit erst einmal genug, mehr würde den Rahmen eines Blogbeitrages definitv sprengen. Aber ich denke damit müssten alle meine aktuellen Informationen ausreichend abgedeckt sein und jeder Leser hat die Chance, sich - zumindest ein wenig - ein eigenes Bild von Südafrikas Kulturen zu machen.
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