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  • Day 1

    Kolkata Azadgarh

    January 24, 2017 in India ⋅ 🌫 18 °C

    Es ist kurz nach 10 abends, dunkel und mein Taxifahrer hat mich eben in einer kleinen belebten Gasse abgesetzt. Angeblich ist die Adresse, hinter der sich meine airbnb-Unterkunft verbirgt, genau hier. Auf ein ganz kleines Haus hat er gezeigt, der untere Teil mit einem verriegelten Tor, im ersten Stock sehe ich einen kleinen Balkon, Vorhänge und eine Person scheint da zu sitzen. Im Dunkeln erkenne ich das nicht so genau.Ob das mein Gastgeber ist?
    Ich wähle nochmal seine Nummer, unter der ich ihm auch schon mitgeteilt habe, dass ich bald da sein werde, als ich das erste Schild des richtigen Ortsteils bei der Taxifahrt entdecken konnte. Nilanjan verspricht, in fünf Minuten da zu sein. Die Gestalt auf dem Balkon kann er also nicht sein.
    Ein wenig deplatziert fühle ich mich so mit meinem Koffer, der gefütterten Winterjacke über dem Arm, wie ich da in dem Sträßchen stehe und eindeutig viel viel blasser bin als all die Menschen, die hier sonst herumwuseln oder in Grüppchen zusammenstehen und sich unterhalten.
    Nachdem ich etwa zehn Minuten lang so herumstehe, werden die Ersten auf mich aufmerksam oder sagen wir besser: Sie fangen an, über mich zu reden. Ich rufe meinen Gastgeber nochmal an und wir stellen fest, dass ich offenbar doch nicht an der richtigen Adresse warte, denn er sei schon ums ganze Haus herumgelaufen und habe mich nicht gefunden. Er fragt mich, was ich sehe und versucht an Hand meiner Schilderung der Ladennamen, die ich lesen kann, herauszufinden, wo ich bin. Und er verspricht, zu mir zu kommen. Wieder warte ich und überlege kurz, ob es echt so eine prima Idee war, in einem fremden Land über airbnb zu buchen. Nach Hotels könnte man wenigstens fragen und sie hätten ein Schild...oder?
    Ein junger Inder etwa in meinem Alter guckt etwa zum fünften Mal zu mir rüber und löst sich schließlich von dem Grüppchen, in dem er steht und kommt auf mich zu. Einer seiner Kumpels folgt ihm etwa im Abstand von zwei Schritten nach und sieht ein bisschen so aus, als halte er das, was sein Freund da vorhat, für keine so gute Idee. Der steht nun vor mir, grinst und fragt, wen oder was ich denn suche. Ich nenne ihm die Adresse und er guckt so fragend, dass ich Sorge habe, ich sei in der völlig falschen Gegend gelandet. Aber der Stadtteil heißt doch so? ... Er fängt mit seinem Begleiter an zu diskutieren, da klingelt mein Handy, mein Gastgeber ist dran. Er streckt die Hand aus, ich gebe ihm das Telefon und er unterhält sich mit Ninjalan auf einer mir natürlich fremden Sprache.
    Als er auflegt, bin ich nicht sicher, ob er weiß, wo ich hinmuss, aber er geht los und sagt, ich solle mitkommen. Wir gehen also im Entenmarsch los, schön am Rand, damit uns keine der Rikshaws und auch kein Motorrad umfahren kann und nach wenigen Metern kommt uns mein Gastgeber entgegen. Er schüttelt mir die Hand, schnappt sich meinen Koffer und seine hübsche Begleiterin stellt sich mir als Portia vor.
    Mir fällt in diesem Moment ein riesengroßer Stein vom Herzen. Jetzt kann ja nichts mehr schiefgehen...
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