into the world

January - February 2017
A 14-day adventure by weite Welt. Read more
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  • Day 1

    Kolkata Azadgarh

    January 24, 2017 in India ⋅ 🌫 18 °C

    Es ist kurz nach 10 abends, dunkel und mein Taxifahrer hat mich eben in einer kleinen belebten Gasse abgesetzt. Angeblich ist die Adresse, hinter der sich meine airbnb-Unterkunft verbirgt, genau hier. Auf ein ganz kleines Haus hat er gezeigt, der untere Teil mit einem verriegelten Tor, im ersten Stock sehe ich einen kleinen Balkon, Vorhänge und eine Person scheint da zu sitzen. Im Dunkeln erkenne ich das nicht so genau.Ob das mein Gastgeber ist?
    Ich wähle nochmal seine Nummer, unter der ich ihm auch schon mitgeteilt habe, dass ich bald da sein werde, als ich das erste Schild des richtigen Ortsteils bei der Taxifahrt entdecken konnte. Nilanjan verspricht, in fünf Minuten da zu sein. Die Gestalt auf dem Balkon kann er also nicht sein.
    Ein wenig deplatziert fühle ich mich so mit meinem Koffer, der gefütterten Winterjacke über dem Arm, wie ich da in dem Sträßchen stehe und eindeutig viel viel blasser bin als all die Menschen, die hier sonst herumwuseln oder in Grüppchen zusammenstehen und sich unterhalten.
    Nachdem ich etwa zehn Minuten lang so herumstehe, werden die Ersten auf mich aufmerksam oder sagen wir besser: Sie fangen an, über mich zu reden. Ich rufe meinen Gastgeber nochmal an und wir stellen fest, dass ich offenbar doch nicht an der richtigen Adresse warte, denn er sei schon ums ganze Haus herumgelaufen und habe mich nicht gefunden. Er fragt mich, was ich sehe und versucht an Hand meiner Schilderung der Ladennamen, die ich lesen kann, herauszufinden, wo ich bin. Und er verspricht, zu mir zu kommen. Wieder warte ich und überlege kurz, ob es echt so eine prima Idee war, in einem fremden Land über airbnb zu buchen. Nach Hotels könnte man wenigstens fragen und sie hätten ein Schild...oder?
    Ein junger Inder etwa in meinem Alter guckt etwa zum fünften Mal zu mir rüber und löst sich schließlich von dem Grüppchen, in dem er steht und kommt auf mich zu. Einer seiner Kumpels folgt ihm etwa im Abstand von zwei Schritten nach und sieht ein bisschen so aus, als halte er das, was sein Freund da vorhat, für keine so gute Idee. Der steht nun vor mir, grinst und fragt, wen oder was ich denn suche. Ich nenne ihm die Adresse und er guckt so fragend, dass ich Sorge habe, ich sei in der völlig falschen Gegend gelandet. Aber der Stadtteil heißt doch so? ... Er fängt mit seinem Begleiter an zu diskutieren, da klingelt mein Handy, mein Gastgeber ist dran. Er streckt die Hand aus, ich gebe ihm das Telefon und er unterhält sich mit Ninjalan auf einer mir natürlich fremden Sprache.
    Als er auflegt, bin ich nicht sicher, ob er weiß, wo ich hinmuss, aber er geht los und sagt, ich solle mitkommen. Wir gehen also im Entenmarsch los, schön am Rand, damit uns keine der Rikshaws und auch kein Motorrad umfahren kann und nach wenigen Metern kommt uns mein Gastgeber entgegen. Er schüttelt mir die Hand, schnappt sich meinen Koffer und seine hübsche Begleiterin stellt sich mir als Portia vor.
    Mir fällt in diesem Moment ein riesengroßer Stein vom Herzen. Jetzt kann ja nichts mehr schiefgehen...
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  • Day 2

    Kolkata - Erster Tag.

    January 25, 2017 in India ⋅ 🌫 24 °C

    sicherer Hafen.
    Direkt mein erster Vormittag in Kolkata beginnt mit einer kuriosen Taxifahrt, weil der Fahrer mir trotz Angabe einer genauen Adresse einfach nicht glauben mag, dass ich - die Deutsche, die Weiße, die Touristin - KEINEN der beiden der Adresse nahe gelegenen Tempel besuchen möchte.
    Wieder und wieder fragt er: "Temple?" und lächelt mich über den Rückspiegel an. Mein Kopfschütteln wird immer vehementer, ich tippe schließlich fast auf sein Handy, das in googlmaps die richtige Adresse anzeigt, die eben zu keinem Tempel führen wird. "I want to go there, this number, this place!"

    Er scheint zu resignieren, aber nicht zu verstehen.

    Schließlich setzt er mich vor keinem Tempel ab und dennoch vor der falschen Hausnummer. Ich sehe es diesmal schon aus dem Auto, geübt von der Erfahrung bei meiner Ankunft am Vorabend habe ich nämlich die Schilder draußen im Auge behalten und nach lesbaren Nummern durchsucht. So genau nehmen es die Fahrer hier nicht mit dem Lesen, scheint mir. Aber ich habe die richtige Nummer im Vorbeifahren drausen sehen können und ich bin mir sicher, schneller ohne als mit Auto in dem Gewühl aus Menschen, Rikschas und Gemüsebergen, die zum Verkauf stehen, zu sein.

    Also zahle ich, steige aus und gehe die wenigen Meter zurück zu meinem eigentlichen Zielort. Ich schaue mich um. "NewLight" sollte hier doch irgendwo stehen, denn so lautet der Name der Organisation, bei der ich verabredet bin.

    Kein Schild, kein Wegweiser, nichts. Ich schaue mich nochmals um, ob irgendjemand aussieht, als würde er oder sie auf mich warten, denn ich bin pünktlich zur vereinbarten Zeit da - das einzige Mal in Indien, wie sich später zeigen wird.

    Eine Frau sitzt auf einer Stufe, hinter der eine ganz schmale, keinen Meter breite Gasse beginnt. "NewLight?", fragt sie und ich nicke. Sie geht vor, ich folge ihr hinein in den schmalen Gang zwischen aus Stein gebauten Hütten, einem katakombenartigen Gebilde, auch wenn es überirdisch liegt. Ich sehe Frauen und Kinder, die mich kritisch und neugierig mustern. Fühle mich als Eindringling und irgendwie bin ich das ja auch.

    Sie lässt mich vor einem offenen Durchgang stehen, deutet auf eine Treppe. Ich gehe nach oben, leicht verwirrt, weiß immer noch nicht, wo genau ich hier bin. Eine weitere Frau zeigt mir den restlichen Weg und dann bin ich da...
    Am Hauptsitz von NewLight in einem kleinen Büro. Hier weiß man auch, wer ich bin und freut sich über meine Ankunft.

    Ich bin erleichtert.
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  • Day 2

    Kolkata, 1. Tag, nachmittags

    January 25, 2017 in India ⋅ ☀️ 27 °C

    Indien, Kolkata, 1. Tag im Land.
    Zu Besuch bei NewLight in einem Workshop für Prostituierte, indem sie lernen sollen, trotz des schlimmen Jobs ein gutes Verhältnis zu ihrem Körper zu haben. Yoga, Wellness, Töpfern, Ausdruckstanz und mehr standen auf dem Programm.

    Begegnung nach dem Mittagessen.
    Sie sah meine Kamera. Stupste mich an, rückte sich den Stuhl zurecht und nahm diese Pose ein. Ich fotografierte sie ebenso übertrieben, wie sie ihre Pose vorbereitet hatte. Danach mussten wir beide erst einmal lachen. Dann wurde sie aber doch neugierig und wollte das Foto auf dem Display sehen. Überrascht schaute sie es an, offenbar gefiel es ihr. Sie holte ihre Freundinnen, damit diese sich auch fotografieren ließen.
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  • Day 3

    New Light

    January 26, 2017 in India ⋅ ☀️ 28 °C

    Kolkata, 3. bzw. 2. Tag. (Jenachdem, wie man die Anreise wertet.)
    Die Kinder haben mich entdeckt und während eine Kleine mich wieder in Beschlag nimmt und gefühlte 101 Fotos von sich haben mag, kommen zwischendurch auch andere Kinder und fragen nach einem Foto.
    Dieses Kind gönnte mir exakt einen Klick auf den Auslöser und das bei fast keinem Licht.
    Ich mag aber dieses Bild von jenem Tag am meisten.
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  • Day 11

    Gujranwala - Hochzeitsbesuch.

    February 3, 2017 in Pakistan ⋅ ⛅ 31 °C

    PAKISTAN, Hochzeit, 1. Teil, abends.

    Ich trage einen kratzigen geborgten Wollpullover und meine schicke schwarze Hose, darüber meine Winterjacke. Mir ist warm, ich fühle mich in die Sachen hineingesteckt, obwohl sie ja irgendwie "westlich" sind und größtenteils mir gehören. Aber die ganze Zeit schwirrt mir im Kopf herum: Denken die wirklich, ich würde SO auf eine Hochzeit gehen? ... Und ich bereue, dass ich meine schwarze schicke Bluse zuhause gelassen habe, weil ich dachte, dass ich hier sowieso eher traditionelle Sachen zur Hochzeit tragen würde. Doch auf Grund meiner Sturheit, weil ich keine drei Outfits geschenkt haben wollte, stehe ich nun am ersten Abend "ohne was" da. Und da mein schwarzer eigentlich schicker Rollkragenpullover nicht meinen Hintern bedeckt hat, darf ich ihn nicht tragen.
    Das ist zu nackt. Zu freizügig. Sowas trägt man nicht.

    Und das sagt mir einer, der die ganze Zeit betont hat, er sei "Den Westen" gewöhnt, er habe Familie in den USA.

    Als ich gerade endlich etwas gegessen habe - nicht so einfach, denn Hochzeitsessen bedeutet hier Fleisch, Fleisch und nochmals Fleisch - zerrt mich mein Gastgeber durch die Menschenmenge nach draußen. Hier könne ich Fotos machen, das sei jetzt spannend. Ich stehe eingekeilt zwischen Männern und Jungs unter einem Baum an einer Mauer und kann mich kaum rühren. Ich habe abwechselnd Angst um meine Kamera und meine Jacke, als das Feuerwerk plötzlich direkt vor unseren Füßen loszischt. Mir regnen Funken ins Haar und ich habe Ruß in den Augen.
    Trotzdem versuche ich, ein paar Bilder zu machen von dem verrückten Treiben, das sich da vor meiner Nase abspielt und eigentlich viel zu nah und trubelig, als dass ich ein ordentliches Motiv vor die Linse bekäme. Aber irgendwie gelingen mir ein paar Bilder und ich bin froh, nur meine kleine Kamera mitgenommen zu haben.
    (Aber mein Weitwinkel, das ich in Indien gelassen habe, weil ich dachte, ich würde es nicht brauchen, das vermisse ich ein wenig...)

    Und damit also: WILLKOMMEN auf einer pakistanischen Hochzeit :) im Jahr 2017.
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