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  • Day 14

    Spansfäbodarna

    August 21, 2021 in Sweden ⋅ ⛅ 10 °C

    Der E1 folgt weiter dem Sméleden Richtung Norden. Allerdings lasse ich ihn auch heute eher links liegen. Die lokalen Wanderwege haben immer die Tendenz, jede Attraktion auf kleinstem Wanderpfad mitnehmen zu wollen. Als Weitwanderer möchte man aber vorrangig schnell vorankommen. Ich habe ja nicht ewig Zeit. So wähle ich auch heute Asphalt-, Schotter- oder sandige Forstwege, wo immer es geht. Etwas ist vom gestrigen Hörbuch noch übrig und so geht's mit spannender Unterhaltung geschwind die Hügel rauf und runter. Der Himmel ist klar, die Luft kühl, ein leichter Wind kommt von vorn. Ideales Wetter zum Wandern. Nach drei Stunden habe ich 17km geschafft, die ich gar nicht recht gemerkt habe. Zeit für die Mittagspause. Die möchte ich im Naturreservat Jätturn machen, dort soll es am Ende des gleichnamigen Sees ein Shelter geben. Auch ein Boot, mit dem man zu einer Grotte auf die andere Uferseite rudern können soll. Es ist ein Umweg von 2km. Was schwerer wiegt, ist der buckelige Waldpfad, der um den See herum führt. Seit der Berglagsleden hinter mir liegt, habe ich auf derartige Trails keine Lust mehr. Aber der Weg lohnt, der Ort liegt idyllisch. Da heute Samstag ist, bin ich an diesem abgelegenen Ort leider nicht alleine. Denn Samstags machen die Schweden bei gutem Wetter gerne Ausflüge. Bald bin ich zurück auf dem breiten Hauptweg, auf dem es wieder schneller weitergeht. Bis in Bråfall am See Tunsan der Sméleden endet. Tosend fällt das Wasser unter mir durch's Wehr. Ab jetzt wird es vermutlich eine Weile ohne Markierung auf dem E1 weiter gehen. Zwar gibt es den offfiziellen E1-Wegeverlauf, aber der ist nun für die nächsten Kilometer unklar. Zunächst geht es einfach auf einem breiten Forstweg weiter. Diese Wege existieren ja nur, um schweres Gerät in und geschlagenes Holz aus dem Wald zu schaffen. Gelegentlich enden diese Wirtschaftswege irgendwo an einem Wendehammer. Dahinter ist der weitere Verlauf des Wanderwegs manchmal schwer zu entdecken. So auch hier, als ich den See Lappudden erreiche: hinter dem Wendehammer kein Weg. Ich irre umher, gehe erst nach links, dann nach rechts, um schließlich direkt voraus die Spur eines Weges zu vermuten. Gemäß Navi bin ich auch richtig, doch es wird immer unwegsamer. Ich bin am moorastigen Ufer des Lappudden gestrandet, der Pfad führt mitten durch's Wasser. Grassbüschel und kleine Bäume ragen daraus hervor. Gut wäre es jetzt wohl, die Schuhe auszuziehen und barfuß weiter zu gehen. Aber was mag sich da unter der Wasseroberfläche so alles befinden? Ich ziehe es vor, mich an den Bäumen entlang hangelnd von Grassbüschel zu Grassbüschel zu hüpfen, auf denen ich einigermaßen trocken stehen kann. Eine Weile geht's gut so, ich komme langsam voran. Dann bricht ein morschen Zweig unter meiner Last. Patsch! Da liege ich wie eine Schildkröte rücklings im Wasser, fluchend wie ein Rohrspatz. Schnell komme ich wieder auf die Beine. Das meiste Wasser hat der Rucksack abbekommen, doch auch die Hose ist von hinten klatschnass wie auch das Merinoshirt am rechten Ärmel, mit dem ich reflexartig ins Nass gegriffen hatte, um mein Fallen zu bremsen. Wie ein begossener Pudel stehe ich nun da. Noch ein paar Meter, dann ist die nasse Passage geschafft. Die Ironie an der Geschichte: die Stiefel habe ich weitgehend innen trocken behalten. War's das wert?
    Gut, dass die Sonne von hinten scheint. Als ich eine halbe Stunde später den Långsjöns rastplats, der direkt an einer Schnellstraße liegt, erreiche, bin ich schon wieder halbwegs trocken. Meine Kaffeepause genieße ich sehr.
    Es ist 15 Uhr durch, 14km liegen immer noch vor mir. Um 18 Uhr erreiche ich mein Etappenziel. 37km, 8:30 Stunden. Mir reicht's.
    Mein Ziel ist die Spånsanstugan am See Gomen. Ich gehe davon aus, dass die Stuga vermietet sein wird und ich auf der Rasenfläche davor zelte. Doch es kommt viel besser! Ich stehe vor einer Hütte, die für jedemann offen steht. Und niemand ist drin! Die Hütte ist sauber, hat Strom, liegt direkt am See, es gibt einen Badesteg. Bingo! Das wird ein gemütlicher Abend.
    Vor dem Zubettgehen schaue ich noch mal kurz auf das Thermometer, das draußen an der Hüttentür hängt. Es zeigt sechs Grad an! Um 21 Uhr. Das wäre eine kalte Nacht im Zelt geworden.
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