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  • E1-85-DK Brabrand Sø (25km)

    May 25, 2017 in Denmark ⋅ 🌙 19 °C

    Ich schaffe den Weg (1)

    Sechs Tage später bin ich wieder unterwegs. Der Weg hat mich doch nicht geschafft und nun bin ich aufgebrochen, ihn zu schaffen. Die vierte, voraussichtlich letzte Etappe soll von Skanderborg nach Grenaa gehen, dort endet der dänische Teil des E1. Gerade sitze ich im Bahnhofscafé, genehmige mir zum Auftakt der Tour einen großen Milchkaffee, dazu ein Sandwich und Kekse als Energielieferant. Dieses Mal werde ich sehr auf meine Energiezufuhr achten! Auch das Rucksackgewicht habe ich nochmals reduziert, er wiegt jetzt acht Kilogramm plus je zwei Kilo für Lebensmittel und Trinkwasser. Leichter geht es kaum noch. Los geht`s Richtung Tagesziel, einem Zeltplatz vor Aarhus, wo der Wanderweg Aarhus – Silkeborg enden wird, der mich auf der letzten Etappe so schön geleitet hat. Ein kleines Stück fehlt wegen des vorzeitigen Abbruchs noch, ich gehe es heute.
    Jenseits der Bahngleise geht es die Illerup Ǻ entlang, ohne den Lärm der nahen Autobahn wäre die Idylle perfekt. Wald, Wiesen und Felder, dann folgt ein Moor. Auf einem interessanten Bohlenweg geht’s die Jexen Bæk entlang, schmale Holzbrücken spannen sich gelegentlich über die Au, um die Uferseite wechseln zu können. So erreicht man die Ǻrhus Ǻ, wo es schattig und angenehm kühl ist. Hier fühle ich mich an die wunderschöne Wutachschlucht versetzt, einem Schwarzwälder Highlight des letzten Sommers.
    Es folgt ein Golfplatz und weil Sonntag ist, schlagen viele Golfer ihre Bälle. Das Ende des langgestreckten Platzes bildet ein Clubhaus, dessen Terrasse gut besucht ist. Ich finde noch Platz, bestelle Kaffee, den ich mir aus einem Automaten für 10dKr selbst ziehen muss und Kuchen, der mir gebracht wird. Ein Paar fragt mich wie so oft nach woher und wohin und wir plaudern in Englisch über dies und das. Zum Schluss meinen sie, der Weg nach Aarhus werde mir gefallen. Sie wünschen mir viel Glück auf meiner weiteren Wanderung.
    Die Pause beflügelt mein Fortkommen. Nun folge ich einem Grünstreifen, der sich am Ufer der Aarhus Ǻ entlang schlängelt. Sie fließt durch den Ǻrslev Engsø, wo sich Wasservögel lautstark im flachen Wasser vergnügen. Kurz darauf folgt der ebenso flache Brabrand Sø. Es ist eine Freude, im Grünen zu wandern und zu wissen, dass die Großstadt Aarhus schon nah ist.
    Am östlichen Ende des Brabrand Sø sollte der angepeilte Zeltplatz liegen, doch stattdessen steht da eine Pension, auf die ein goldener Drache am Wegesrand hinweist. Eine Terrasse lädt zum Verweilen ein. „Hier bleibe ich“, beschließe ich spontan und checke ein. „No dinner this evening, sorry“, meint die Wirtin mit dem Hinweis, es sei noch Vorsaison und die Küche sei wegen zu weniger Gäste noch zu. „But you can have breakfast“, fügt sie hinzu. Gute Idee, nehme ich! Zwar ist das Zimmer klein und die Gemeinschaftsdusche auf dem Flur, aber das ist mir egal. In meinen Augen ist die Unterkunft ein Palast und ich denke, heute ist mein „Luxustag“. Alles kommt immer nur auf den Blickwinkel an. Ich hatte in Dänemark so viele Gelegenheiten, kostenlos auf einfachen Zeltplätzen und Sheltern zu übernachten, dass diese Pension mir prachtvoll vorkommt und ich sie mir mal gönnen kann. Denn günstig ist die Unterkunft nicht. „Dinner“ bereite ich mir in der Abendsonne selbst zu. Es gibt Trockenfutter, was sonst? Dazu zwei gut gekühlte Biere aus der Flasche, die mir die Wirtin mit einem Lächeln verkauft hat. „Pay what you guess“, meinte sie und zeigt auf das Trinkgeldschweinchen.
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