E1-Schweden-5

August 2021
Die fünfte E1-Tour durch Schweden führt mich von Laxå durch die waldreiche Gegend des Bergslags hoch nach Leksand
E1-Tag: 147 - 159
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  • Day 4

    Lilla Tväggelaten

    August 11, 2021 in Sweden ⋅ ⛅ 19 °C

    Wieder bin ich früh wach und vor acht schon unterwegs. Das Zusammenpacken klappt schon besser als gestern. Langsam findet alles seinen Platz im neuen Rucksack. Auf Berglagsleden-Etappe 12 geht es vorbei an einer alten Wassermühle und an Gruben, in denen 4 Jahrhunderte lang Eisenerz geschürft wurde. Viel zu sehen gibt es allerdings nicht mehr, es ist alles zugewachsen. Ein echtes Highlight dagegen ist der See Lillsjön mit der "schönsten Badestelle der Kilsberge". Südseeflair! Die Schutzhütte ist von einem jungen niederländischen Pärchen belegt - klar bei der Lage! Ich will nicht stören und ziehe ohne Pause weiter. Es geht auf schönen Waldpfaden bergauf und bergab, vorbei an Aussichtspunkten, bis der Checkpoint Lecken und damit der Wechsel auf Etappe 11 erreicht ist. Ich hatte mir bei der Planung wer weiß was von diesem Punkt versprochen, vor allem einen Kaffee im Café, das es laut offizieller Tourbeschreibung hier geben soll. Doch ich finde es nicht, welch Frust! Dafür gibt es einen Badeplatz in der Nähe. Die zwei Zusatzkilometer hin (und später zwei zurück) nehme ich gerne auf mich. Wie gestern ist auch dieser Badplats schön gelegen, mit Badeplattform und langer Brücke in den See. Das Wasser ist warm und der Schweiß bald abgewaschen. Erfrischt geht's zurück zum Berglagsleden. Nun gilt es Höhenmeter zu machen, hinauf zur alten Wallburg Klunkhytteskans (wer erfindet nur solche Namen). Von ihr ist nichts geblieben außer dem schönen Blick zurück in die Kilsberge, die nun hinter mir liegen. Das Auf und Ab hat damit hoffentlich ein Ende. Als ich die Schutzhütte Lilla Tväggelaten erreiche, ist es keine Frage, ob ich hier bleibe. Es ist zwar erst 16 Uhr, aber diese Lage direkt am See ist atemberaubend! Sogar eine neue Badeleiter gibt es. Nach einem erfrischenden Bad im dunklen See liege ich im gemütlichen Shelter und beobachte, wie auf der anderen Seeseite Gewitterwolken aufziehen. Da habe ich wohl alles richtig gemacht.Read more

  • Day 5

    Blankhult

    August 12, 2021 in Sweden ⋅ 🌙 15 °C

    Das Unwetter zieht glücklicherweise weiter, die Abendsonne kommt heraus und färbt die umliegenden Bäume glutrot. Was für ein Naturschauspiel! Beim Zuschauen fallen mir die Augen zu.
    Am nächsten Morgen zieht es mich um sieben Uhr wieder auf den Trail. Für heute habe ich mir ein strammes Programm vorgenommen. Zunächst geht es am Naturschutzgebiet "Dunderklinterna" entlang, auf der anderen Seite des Weges liegt ein Militärgebiet. Zu unterscheiden vom Naturreservat ist es nur anhand der Warnschilder. Die Natur präsentiert sich auf beiden Seiten großartig. Anschließend macht der Leden einen großen Bogen südwärts und folgt einem neu ausgewiesen Pfad, der mitten durch ein frisches Rodungsgelände führt. Das braucht man eigentlich nicht. Irgendwann bin ich in Suttarboda, dem nächsten Etappenziel. Wie gestern schon ist auch hier der Hund begraben. Die Etappenpunkte scheinen sich zu gleichen: Parkplatz, Hinweistafel, kleine Bank.
    Weiter geht's auf Etappe 10, die mit 7km nur kurz ist. Der Weg ist wohlpräpariert, führt er doch zum Ferienressort"Annaboda". Von dort kommen mir viele Tageswanderer entgegen. In Annaboda selbst ist für mich die Badestelle das Wichtigste. Während ich nach dem erfrischenden Bad in der Sonne trockne, lädt mich eine nette Schwedin zu einem richtigen Kaffee aus der Thermoskanne ein. Da habe ich aber Glück gehabt!
    Annaboda ist wieder ein Etappenwechsel, weiter geht's nun auf die dritte Etappe für heute. Jetzt ist Schnaufen angesagt, denn es geht die Kilsberge hinauf. Auf einer Alm standen früher einmal ein paar Häuser, eines davon steht noch. Es mutet fast an wie in den Alpen! Die Kühe hatten offenbar auch Glocken um den Hals hängen. Wer hat da von wem abgekupfert? Einige Exemplare hängen verrostet am Wegesrand und laden zum Läuten ein. Bimm - Bamm.
    An einem kleinen See will ich für heute Schluss machen, so mein Plan. Doch die Schutzhütte ist belegt. Ein junges Pärchen lümmelt am See in der Sonne. Diskret ziehe ich weiter, will nun bis zum Etappenende in Blankhult laufen. Um 17:30 Uhr komme ich an. Doch dort ist die Schutzhütte ebenfalls belegt. Ich freunde mich gerade mit einer Zelt-Übernachtung auf der nahen Wiese an, da meint das im Shelter hockende Mädchen, sie warte auf ihre Freunde, die gerade zurück nach Annaboda laufen würden, um das Auto zu holen. Sie will also nicht in der Schutzhütte übernachten. So richte ich mich dort häuslich ein. Da sie noch zwei Stunden auf ihren Lift warten muss, kommen wir ins Gespräch. Wie schön, dass die Schweden so gut Englisch sprechen können, die Verständigung fällt leicht. Ich erfahre, sie sei Krankenschwester und wegen Corona habe sie eine schwere Zeit hinter sich. Corona, gerade so weit weg für mich, ist für einen Moment wieder präsent. Nachdem die drei gefahren sind, mache ich es mir im Shelter gemütlich, so gut das eben geht. Es dämmert, als ich im Schlafsack liege. Die Schutzhütte liegt nicht so idyllisch wie mein Schlafplatz von gestern. Egal! Nachts sind sie Böden alle gleich hart.
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  • Day 6

    Nora

    August 13, 2021 in Sweden ⋅ ☁️ 21 °C

    Die Sonne kitzelt mich wach. Die Nacht ist so lala gewesen, ein naher Stromkasten hat die Nacht lang gesummt. Beim Kaffee machen stoße ich Schussel die Wasserflasche um. Für den Kaffee reicht es noch, für mehr nicht. Die 300m zurück zum Wasserhahn, wo ich mich gestern ausreichend versorgt hatte, will ich nicht noch einmal auf mich nehmen. Also packe ich meine 7-Sachen und mache mich auf den Weg. Frühstück soll es in der nächsten Schutzhütte geben. Vorher aber will ich Oberschlauer eine Abkürzung gehen. Der eingeschlagene Pfad wird schmal und schmaler und ohne Berglagsleden-Wegmarken beginne ich die Orientierung zu verlieren. Da ist es gut, dass ich einen Kompass dabei habe. Richtung Nordost muss es gehen und tatsächlich finde ich zurück auf den Berglagsleden. Wie leicht man in Schweden doch verloren gehen kann!
    An der Schutzhütte 'Vinterhagen' gibt es Wasser aus einer Grundwasserquelle, die sich als nahezu ausgetrocknet erweist. Ich kriege die Flasche gerade so voll, grob gefiltert mit einem Damensöckchen, das ich für diese Zwecke dabei habe. Klappt gut. Mit dem frisch geschöpfen Quellwasser bereite ich das Müsli und bald kehrt Kraft zurück in meinen Körper. Das ist auch bitter nötig, geht's doch nun stetig bergauf in die Amboberget. Am Gipfel schnaufend angekommen, gibt's zur Belohnung eine feine Fernsicht. Anschließend geht's natürlich wieder talwärts und das ist angenehmer, auch wenn der Weg knorrig und steinig ist. Ich sehne die Rasthütte 'Kvarndammen' herbei. Bei nettem Blick über bunt schimmerndes Moor lege ich dort ein Powernap ein, der Wunder wirkt. War mein Schritt zuvor leicht torkelig geworden, geht es nun wieder zügiger voran. Vielleicht lockt das Ziel, das vor mir liegt. Am Stausee Dammsjön gibt es noch ein schnelles Bad in braunschwarzem, aber glasklarem Wasser, dann gebe ich Fersengeld. Werfe einen schnellen Blick nur in die Hüttenanlage 'Persyttan', einem Museum, in dem es viel Geschichte zu erleben gibt. Hier dreht sich noch ein riesiges hölzernes Wasserrad. Die Größe ist imponierend und die ganze Museumsanlage ein lokaler Touristenmagnet. Es gibt sogar ein Café! Bald eile ich weiter, nehme ausnahmsweise die Strasse als Abkürzung, denn nun will ich ankommen! Und da stehe ich auch schon am Bahnhof von Nora, direkt daneben liegt das 'Nora taghem', mein Zuhause für die nächsten zwei Tage.
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  • Day 6

    Nora kulinarisch

    August 13, 2021 in Sweden ⋅ ☁️ 20 °C

    Fünf Tage leben von dem, was im Rucksack gebunkert ist. Da kriegt man Gelüste. Bei mir ist es immer der Junker auf Bohnenkaffee. Ich habe genug von Löslichem! Da ist man in Schweden gut aufgehoben, denn hier gibt's fast immer "Kaffee satt". Zum Kaffee nehme ich Waffeln mit Lachs, zum Abendbrot gleich im Anschluss im Stadthotel Lachs mit Kartoffeln, dazu lokales Bier. Nun ist Hunger und Bedarf gestillt.
    Ich freue mich auf morgen. Ich werde mir einen Ruhetag in Nora gönnen. Ein Tag ohne Rucksack auf dem Buckel.
    Volker, die Bilder sind für Dich!
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  • Day 7

    Nora: Ansichten einer Stadt

    August 14, 2021 in Sweden ⋅ ⛅ 16 °C

    Den Ruhetag nutze ich zum Ausruhen und ein bisschen Stadtbummeln.
    Nora ist mit knapp 7.000 Einwohnern nicht besonders groß, aber eine von drei Städten, die sich durch ihren Bestand alter Holzhäuser, die an die 200 Jahre alt sind, auszeichnet. Es gibt einen Marktplatz, um den sich die meisten der Holzhäuser reihen, eine große, weiße Kirche mit buntem Innenleben, eine Uferpromenade, ein Eisenbahnmuseum und das Viertel Bryggeriet, ehemals Industriegebiet, heute touristisch aufbereitet mit Kunsthandwerk und kleinen Geschäften. Der kleine Ort gefällt mir gut.
    🔹Nora Impressionen: https://www.schwedentipps.se/oerebro/nora/
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  • Day 8

    Nora Tåghem, mein Hostel in Nora

    August 15, 2021 in Sweden ⋅ 🌧 18 °C

    Für zwei Nächte war das Tåghem mein Auftankort, um frische Kraft für die nächsten 70km bis zum nächster Versorgungspunkt zu sammeln.
    🔹 Nora Tåghem:
    https://www.norataghem.se/nora-taghem-ett-vandr…
    Eine Ansammlung von vier Waggons ergeben eine Herberge. Zwei Schlafwagen, ein Salon- und ein Speisewagen. Die Waggons sind aus den 1930gern und vieles ist noch im Originalzustand. Weitere Waggons beherbergen ein Restaurant. Das Ensemble steht sinnigerweise auf Abstellgleisen nahe Nora Station, gegenüber sind weitere antike Loks und Waggons geparkt, die zum Eisenbahnmuseum gehören. Sehenswert!
    Eine schöne Idee, die ich ähnlich schon in Leksand (oder war es Mora) gesehen habe.
    Tåghem bedeutet übrigens"Zug nach Hause", aber die entgegengesetzte Richtung ist vorerst noch mein Weg.
    Nach ein paar ergiebigen Schauern gestern Nachmittag und heute Nacht lacht heute morgen wieder die Sonne und ich finde, so könnte es bleiben, denn es geht auf der offiziellen Etappe #5 weiter nach Uskavi. Allerdings muss ich erst einmal wieder auf den Berglagsleden stoßen, den ich kurz vor Nora verlassen habe. Einige Höhenmeter gilt es auf der 20km langen Strecke auch heute wieder zu überwinden. Von wegen Flachwanderweg!
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  • Day 8

    Uskavi

    August 15, 2021 in Sweden ⋅ ☁️ 18 °C

    Es gibt noch ein schönes Frühstück im Tåghem mit Müsli, Ei, Speck und viel Kaffee, dann geht es um 9 Uhr mit der Wanderschaft weiter. Für meinen Pausentag hatte ich den Berglagsleden verlassen müssen, denn er läuft östlich um Nora herum. Heute morgen geht's auf breiten Wegen ihm entgegen. Am Rastplatz Storsjön sind die Wegmarken wieder da. Damit ist auch schon die halbe Etappe für heute erledigt. Ich habe also viel Zeit und genieße eine lange Mittagsrast in der Schutzhütte mit Blick auf den See. Dann geht es weiter. Am Ende eines Wirtschaftsweges verliert sich die sonst so ausgezeichnete Markierung. Statt umzudrehen und die letzte Wegmarke zu suchen, folge ich alten Harvesterspuren, die hier vor langer Zeit eine Schneise in den unberührten Wald bahnten. Denke, sie werden mich schon wieder auf den Leden leiten. Tun sie aber nicht, sondern führen immer weiter weg. Zurück? Nee, doof! Ich zück' den Kompass und versuche mich zu orientieren. Endlich entscheide ich, die Harvesterschneise zu verlassen und einem Bachlauf am Moor vorbei zurück zum Weg zu folgen. Er muss in nördlicher Richtung liegen. Man geht schnell verloren, hat man keinen Weg. Doch das Risiko ist gering, es sind ja nur ein paar hundert Meter querfeldein. Ich bin heilfroh, als ich endlich die roten Markierungen an den Bäume sehe und somit wieder auf dem Leden stehe.
    Ein paar Kilometer später wartet der Södra Brunsjön mit einer schön gelegenen Badestelle auf, aber es weht eine steife Brise über den See. Es hat sich merklich abgekühlt, zum Baden fehlt mir nun die Lust. Zum Wandern aber sind die kühleren Temperaturen ideal.
    Hinunter zum See Usken geht es auf einem alten Pilgerweg. Mein Tagesziel ist erreicht. Gestern schon hatte ich mich auf dem "Hof Uskavigården" eingebucht, weil die Wetterprognosen düster waren. Nun stehe ich an der Rezeption, empfange Bettwäsche und Handtuch, genehmige mir noch ein Lakritzeis, bevor ich meine Unterkunft inspiziere. Vierbettzimmer mit Waschbecken, Dusche und WC gleich nebenan, ich der einzige Gast im ganzen Hause, auf dem zugehörigen Campingplatz stehen vereinzelt Wohnmobile herum. Die Saison ist rum in Schweden, denn morgen ist Schulanfang im ganzen Land. Hier ist der Sommer seit heute gelaufen und das Wetter pendelt sich offenbar gerade darauf ein. Der schöne Badeplatz vor meinem Fenster interessiert mich auch nicht, sondern eher die heiße Dusche. Und dann mache ich mir die Nudeln Bolognese heiß, die ich vorhin an der Rezeption erstanden habe. Sie wurden in der Küche des Restaurants gekocht, das seit heute auch geschlossen hat. Aber es gibt ja noch die Gemeinschaftsküche. Meinen Proviant und den Spiritus spare ich mir so für später auf.
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  • Day 9

    Kleine Shelterkunde

    August 16, 2021 in Sweden ⋅ ☁️ 15 °C

    Ein ganz großer Pluspunkt des Bergslagsleden ist seine sehr gute Infrastruktur. Auf den 17 offiziellen Etappen gibt es immer einen Start- und einen Endpunkt. An diesen Etapmalen, die an großen Parkplätzen liegen und mit dem Auto leicht zu erreichen sind, findet sich stets eine Karte mit der Gesamtstrecke und einer Detailinformation (auch in Englisch) über die angrenzenden Etappen. Eine kleine Bank ist immer vorhanden, Mülleimer dagegen nicht.
    Für den Fernwanderer besonders wichtig zu wissen: in der Mitte einer jeden Etappe gibt es eine Rasthütte, in der es sich prima übernachten lässt. Meist ist sie gut in Schuss, immer von drei Seiten geschützt und zur vierten Seite offen. Davor eine Feuerstelle mit Grill, umgeben von Bänken. Trockenes Feuerholz ist in einem überdachten Verschlag vorhanden, Axt und Säge zum Zerkleinern ebenfalls. Immer etwas entfernt, meist in der Nähe des Wanderweges, gibt es eine Trockentoilette. Toilettpapier war dort immer ausreichend vorhanden. Frischwasser findet man meist in der Nähe, oft ist es ein kleiner See, an dem die Hütte liegt. Das geschöpfte Wasser ist von bräunlicher Färbung, aber ansonsten klar. Filtern muss man meist nicht, zur Sicherheit habe ich eine Katadyn Microplus Forte Tablette verwendet, die gegen Viren, Bakterien und Gsiardia wirken.
    An einigen Etapmalen sind Herbergen zu finden.
    🔹Eine detaillierte Auflistung aller Shelter findet sich HIER:
    https://laufliebhaber.de/bergslagsleden-windsch…
    🔹Es gibt auch eine offizielle Website, die ausgezeichnet ist:
    https://www.bergslagsleden.se/
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  • Day 9

    Nyberget

    August 16, 2021 in Sweden ⋅ ☁️ 17 °C

    Weil Regen und Gewitter für den Nachmittag vorhergesagt sind, bin ich schon seit 7 Uhr auf den Socken. Doch es bleibt den ganzen Tag trocken, streckenweise sogar sonnig. Ein schöner Tag zum Wandern also; nicht zu warm und nicht zu kalt. Die ersten zehn Kilometer gehen gut von den Füßen, Forststraßen sind eben schnell.
    Die Pausenhütte "Garpyttedammen", vielmehr die auffwändige Steganlage, die in den kleinen Nyasjön rat, gibt mir Rätsel auf. So viel Aufwand für eine Rasthütte in so abgelegener Gegend? Die Erklärung folgt auf dem Fuße. Ein FKK-Club hat diese Anklage offenbar zum Wohle der Freikörperkultur errichtet. Doch blanke Hintern kriege ich nicht zu sehen, meine Mittagsruh verläuft ungestört.
    Die Glieder auszuruhn war schlau, denn nun muss ich die Risberghöjden "erklimmen", immerhin 256m ünN. Eine tolle Aussicht nach Südost zeigt sich vom "Gipfel". Von da an geht's bergab, was ich überhaupt nicht als schlimm empfinde. Noch am Ufersaum des langgestreckten Granssjön auf gewundenem Pfade entlang mit Blick auf pittoreske Inselchen, dann wechselt der Waldpad am Ende auf eine Schotterpiste, die mich hurtig zu meinem heutigen Heim bringt. In der Nybergsstuga erwartet mich eine Überraschung. Ich kann nicht mit Kreditkarte bezahlen - nur Cash. Das ist ungewöhnlich in Schweden, denn sonst heißt es stets: "no cash, please". So zücke ich meine letzten Kronen, die von vier Schwedenwanderungen übrig sind. Es sind nur 30SEK (=3€). Es reicht natürlich nicht, meine letzten 20€ müssen auch noch ran. Nun bin ich Bargeldpleite. Für das kleine Geld kriege ich morgen um 7 Uhr sogar ein Frühstück in meine gemütliche Unterkunft gestellt.
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  • Day 10

    Kopparberg

    August 17, 2021 in Sweden ⋅ 🌧 14 °C

    Es regnet in Strömen. Und es soll heute auch nicht aufhören zu gießen, so die Wetterprognose. Erst einmal genieße ich das Frühstück, das mir Eva auf den Küchentisch gestellt hat. Dann packen und Regenklamotten an. Es hilft ja nichts, ich muss da jetzt raus!
    Wie mir mein Herbergsvater gestern geraten hat, wähle ich den nördlichen, breiten Forstweg um den Dammsjön und nicht den hügeligen Waldpfad, auf dem sich der Berglagsleden südlich um den See schlängelt. Ich würde viel Zeit sparen, meinte er. Kein unbedeutender Aspekt bei diesem Dauerregen!
    Auf weichen Forstwegen gelange ich zügig hoch auf die freien Grasflächen von Vintermossen. Hier, wo ich den Regenkapriolen ungeschützt ausgesetzt bin, treffe ich wieder auf den Berglagsleden, der bislang zwölf vermutlich mühsame Kilometer bergauf und bergab auf gewundenen Waldpfaden gebraucht hat, wofür ich nur fünf auf festen, gut und schnell zu gehenden Forstwegen benötigte. Das habe ich richtig so gemacht, denke ich mir. Ich muss nicht jeden Schnörkel mitnehmen! Schon gar nicht bei Schietwetter!! Also versuche ich weiterhin, auf Forstwegen zu bleiben und meide den Leden, wo immer es geht, denn der ist völlig abgesoffen und die schmalen Pfade sind zu Bächen oder Schlammpfützen mutiert. Doch manchmal gibt es keinen Forstweg...
    Den Pausenpunkt Stora Myggsjön schenke ich mir, Rast macht keinen Sinn bei dieser Feuchtigkeit. Ohne bisher etwas gegessen und getrunken zu haben, erreiche ich den Checkpoint Stärnfords, wo die Berglagsleden - Etappe #3 endet. Kein schöner Ort hier, denn Schwerlastverkehr donnert über die gut ausgebaute Straße. Der angrenzende Campingplatz und auch das Café sollen seit Jahren schon geschlossen sein, berichtete gestern mein Herbergsvater. Hätte ich es nicht gewusst, wäre es in diesem Augenblick ein heftiger Motivationskiller gewesen. So aber bin ich mental vorbereitet, dass mich hier kein trockenes Café erwartet. Ich gehe einfach stur weiter. Das Wetter zeigt weiterhin kein Erbarmen, während ich auf pfützenreichen Forstwegen Richtung Kopparberg eile. Kurz vor 14 Uhr stehe ich tropfnass am Bahnhof, dessen Wartehalle, trocken und warm, als Ruheoase lockt. Erst einmal die nassen Klamotten runter! Dann etwas trinken, danach eine Tafel Schokolade. Bald geht's mir wieder besser, während breite Wasserlachen von Rucksack und Regenklamotten tropfen und den sauberen Boden besudeln. Ich kann es nicht ändern, will nur sitzen. Und nachdenken.
    Wie geht's jetzt weiter? Soll ich mich im Dauerregen auf dem Berglagsleden noch bis Gillersklack abrackern, um dort in einer Freizeitanlage zu übernachten? So war jedenfalls heute morgen mein Plan. Ein Anrufversuch klärt: geschlossen! Der Sommer scheint auch für diese große Ferienanlage bereits vorbei zu sein. Hätte ich vorab recherchieren sollen...
    Eine Übernachtung im Shelter kommt für mich nicht in Frage. Nicht heute, bei dem Schietwetter! Ich will was Trockenes!
    So tritt Plan B, den ich mir gestern schon bereit gelegt habe, in Kraft. Damit ich bei Wanderlaune bleibe, denn sonst droht womöglich bald wieder mein berüchtigter Schwedenkoller, dem schon oft genug eine überstürzte Heimreise folgte. Dem gilt es vorzubeugen. Ich kauf' also ein Bahnticket, buche im Voraus ein Cityhotel und fahre kurzerhand - zurück - nach Örebro, dem Hauptort des Örebro lan, durch das ich gerade wandere. Einem trockenen Platz entgegen mit etwas Luxus und morgen Stadtgucken und Proviant nachkaufen. Etwas Seelenstreicheln wird mir gut tun nach all dem Regen.
    Denn auch morgen soll es wieder regnen...
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