Namibia
Turnhalle

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Travelers at this place
    • Day 8

      SMEs

      March 3, 2020 in Namibia ⋅ 🌙 14 °C

      Die letzten beiden Tage standen ganz im Zeichen der Interviews, wegen denen wir ja auch hier sind. Diese Woche findet jeden Vormittag ein ca 2-stündiges Interview mit einem männlichen Sozialunternehmer (male social entrepreneur = SME) inkl Netzwerkanalyse statt. Warum gerade Social Entrepreneurs? Social Entrepreneuren kommt im südlichen Afrika eine besondere Bedeutung zu. Nehmen wir Namibia: Die Jugendarbeitslosigkeit lag im vergangenen Jahr bei 44,79%. Ein Großteil der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze, was uns hier auch jeden Tag begegnet. Allerdings wurde das Land aufgrund des (vergleichsweise hohen) Wohlstandes einiger weniger, als Land mittleren Einkommens eingestuft, was wiederum internationale Spendengelder immens zurückgehen ließ. Wenn sich Namibia nicht selbst um seine Jugend kümmert, wer tut es dann? Meine ersten beiden Interviewpartner tun es. Beide aus gleichen Beweggründen heraus: Sie wollen etwas verändern, etwas besser machen, Namibia voran bringen - weil sie ihr Land lieben und für es brennen. Wenn sie es mir nicht so oder so ähnlich erklärt hätten, hätte ich es aus dem begeisternden Funkeln ihrer Augen herauslesen können! Mein erster Interviewpartner, nennen wir ihn Mufasa, kommt vom Land, aus ärmlichen Verhältnissen. Seine Mutter alleinerziehend, sein Vater Truckerfahrer, fast nie zuhause, anderweitig traditionell verheiratet, hat 10 Kinder von verschiedenen Frauen. Wohl nicht ungewöhnlich soweit. Immerhin ließ der Vater den Kindern alles zukommen, was er verdiente. Daher musste Mufasa nie barfuß zur Schule. Mufasa entschied sich eines Tages, sich nicht mehr nur zu beschweren, sondern sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Er meinte, Namibia sei das Land der Beschwerden, aber niemand gehe die Probleme an. (Hmm, kommt uns aus Deutschland irgendwie bekannt vor...). Jedenfalls war er tatsächlich der erste seiner Familie der studierte und nun eine Unternehmung gründete, die Jugendliche nach dem Studium den Weg in die Unternehmensgründung zeigen und sie unterstützen möchte. Er hat einen beeindruckenden Weg voller Widrigkeiten hinter sich!
      Der andere, nennen wir ihn Horst, kommt aus eben den genannten priviligierten Reihen, mit einer Mutter aus Südafrika und einem Vater (Zahnarzt) aus Namibia mit deutschen Wurzeln. Horst selbst, in Deutschland geboren, wuchs in allen drei Ländern behütet, teilweise auf der eigenen Farm, teilweise im Internat, auf. Er entschied sich eines Tages ebenfalls nicht mehr nur zuzusehen, sondern seine priviligierte Situation zu nutzen, etwas zurück zu geben an das Land, das er liebt. Er hat eine Art Inkubator für Entrepreneure mit Workshops (120 im vergangenen Jahr), Mentoringprogrammen und Büroräumen für frische Entrepreneure ins Leben gerufen. Der Spirit der in diesen Räumen herrscht, ist ansteckend! Sein Weg ist nicht weniger beeindruckend, hat er sich doch gerade gegen das finanzielle Ausnutzen der eigenen priviligierten Situation entschieden. Auch dazu braucht es viel Mut und Durchhaltevermögen! Namibia ist angewiesen auf Leute wie Horst und Mufasa. Junge Pioniere aus allen Einkommensschichten, die Namibia voranbringen möchten, indem sie sozialunternehmerisch aktiv werden.
      Und warum interessieren wir uns nur für Männer? Nunja, die Frauen wurden von uns schon vor 5 Jahren interviewt und eine Gegenüberstellung wäre mehr als interessant: wie kommen Männer auf ihre Ideen? Sind enge Freunde, Nachbarn und Familienmitglieder hier genauso bedeutend wie bei den Frauen, die wir befragten? Mufasa und Horst schienen zumindest anders zu ticken. Aber mehr dazu wissen wir in 7 Wochen.
      Was trieben Chrischi und die Boyz derweil? Sie ließen sich vor allem von allen und jedem anquatschen. In etwa: wo ist denn bloß die Mama zu dem Baby? (Ungehalten) Braucht es denn keine Milch mehr? (Ungläubig) oder Wolle Zeitung kaufen (ungeduldig). Wir haben also wieder viel kulturellen Input mitgenommen- im Business context und im alltäglichen Straßenleben Windhoeks. Be continued...
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