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  • Day 197

    Lost and lonely but free ⏩ Cairns

    April 11, 2017 in Australia ⋅ ⛅ 25 °C

    Es ist schon ironisch: jeder Mensch strebt (zumindest zu einem gewissen Zeitpunkt) in seinem Leben nach vollkommener Freiheit. Doch sobald mal diese erlangt hat, sucht man nach Dingen, die diese Freiheit wieder einschränken. Sucht nach Leitfaden, nach Aufgaben oder Erfordernissen.
    So habe ich in den letzten Tagen gelernt, dass meine mit dem Wegreisen aller anderen einhergehende und neugewonnene Unabhängigkeit mich sehr einsam und verloren fühlen ließ. In solch einer Verfassung kann ein simpler Smalltalk oder eine neue Handynummer und ein einziges Wort eines Freundes mehr Bedeutung haben als je zuvor.

    Aber fangen wir von vorne an:
    Am Freitagmorgen weckte uns Kathi, die nach Neuseeland floh, mit einem Abschiedsfrühstück 🍩🍴 Klingt toll und wäre es vermutlich auch gewesen, wenn ich mich nicht gleichzeitig von meinen Zukunftsplänen hätte verabschieden müssen. Denn gerade als ich mein Nutellabrot fertig geschmiert hatte, rief Farmerin Elli an, die mich eigentlich als Wooferin vom 12. - 21.April auf Ihrer tropischen Farm bei sich gehabt hätte. Mit verzweifelten Gedanken und Tränen in den Augen entließ mich dasTelefonat, in dem sie mir abgesagt hatte, der darauffolgende Abschied von Kathi machte meine Verfassung auch keineswegs besser.
    Meine ursprünglichen Gedanken, Arbeit in Cairns zu finden oder bloß in einem Hostel für Unterkunft zu schuften, konnte ich angesicht der Tatsache, dass ich unter 2 Wochen hier bin ,vergessen. Zu kurz 📆 Mir erschien mit dem aufkommenden Hass gegen die kleine und dreckige Stadt der Zeitraum von 10 Tagen ,die ich bis zu meinem Flug✈️ nach Perth hier gefangen war, allerdings wie eine Ewigkeit.

    Zumal Cairns eine relativ kulturlose Partystadt ist, in der man quasi nichts machen kann, als unbezahlbar teure Touren ins Hinterland. Dabei reichen Destinationen von Dschungel über Wasserfälle bis hin zu Bergen und natürlich Reefs und Inseln🌄🌅🌇 Also muss schon zugeben, dass es die schönst gelegene Stadt ist, die mir bislang untergekommen ist.
    Half mir aber recht wenig, angesichts des Problems, dass Ramona und ich noch immer das Auto verkaufen mussten um uns überhaupt das nächste Mittagessen zu finanzieren.

    Der Partybus am Samstagabend war die perfekte Gelegenheit jegliche Sorgen des Tages zu vergessen, die Anna, Ramona und ich schon zuvor im Pool des seinem Namen gerechtwerdenden Dreamtime Hostels ansatzweise ertränkt hatten 🏊🌸
    Tatsächlich war die Nacht mit Free BBQ und zahlreichen Locations wo's free drinks gab sowie verrückten Saufspielen ein voller Erfolg. Seit 10 Jahren aß ich mal wieder ein Kaugummi, beim ersten Partyspiel, bei dem man dieses durch die Hose eines Typen schieben, dann essen und aufblasen musste. Aufgrund von Erfahrungsmangel (im Kaugummikauen natürlich!;) scheiterte ich am blasen und auch Ramona und Ana konnten das Rennen nicht für sich entscheiden.
    In der weiteren Nacht musste mein Schal als Limbostange und Leine herhalten, damit ich ja nicht verloren gehe. Ana und ich belästigen die Leute damit, dass sie nur Limbo tanzend in den Bus kommen und dort angekommen belästigen wir ahnungslose Spaziergänger mit Bikiniflashen an der Panoramaacheibe des Doppeldeckers. Im Empire erwickelten wir den Pizzadance und sahen Breakdance von den Leuten, bei denen ich am Tag mein lost-fühlen, bei einem kostenlosen Hip Hop Workshop abgebaut hatte. War schon gut🍸🎶👯

    Am nächsten Morgen gab's doch tatsächlich Hoffnung fürs Auto 🚘 mit der Nachricht einer deutschen Interessentin gegen 8 Uhr morgens (nach 3h Schlaf, die ich in meinem Bett verbracht hatte, war ich zuvor doch im Deko VW Bus des Dreamtime eingratzt). Dies hinderte mich nicht daran eine gute halbe Stunde später mit der noch verschlafenen Ramona auf der Matte, sprich vorm Auto, zu stehen und das deutsche Pärchen Typus: Festivalgänger freundlich zu begrüßen. Auch wenn wir ebenso wie Beauty gleich mit den 2 harmonierten, wollten sie keine voreilige Entscheidung treffen und sich nachmittags nochmal treffen, ließen uns also noch etwas ungewiss zurück.⌚ Diese Phase der Ungewissheit überbrückte ich mit Ana beim gemeinsamen Tigern durch Cairns. Mit Sonnenschein und vereinzelten Ethnoläden und schönen Grünflächen erschien die Stadt in völlig anderem Licht.. Auch die Lagoone direkt am unbegehbaren Strand erwies sich als "A place to be" und ich freundete mich langsam mit dem Gedanken an, hier bald einige Tage völlig allein, ggf. mit Beauty und der Sorge, wie ich das Drecksauto verkaufe, zu verbringen.
    Diese Sorge nahm mir das Treffen um 3 mit den Interessenten vom morgen, Carla und Arthur ab,die Beauty doch tatsächlich für 2100$ (statt 2200$ aber gut!) erstanden, was wesentlich besser ist, als vom Händler bloß 500$ zu bekommen 🚘💲
    Meine Stoßgebete wurde offenbar erhört!
    Wer hätte gedacht, dass unsere Geldbeutel sich um je 1050$ füllen, einen Tag bevor Ramona fliegt ✈️
    Außerdem quatschten wir noch stundenlang mit den beiden, die spontan entschieden uns abends iwo zu treffen. Der Abschied von Anna sorgte für Tränen, aber immerhin weniger als am Vortrag... ich werde besser in Abschieden. Ihr wisst ja, kurz und schmerzlos. Klappt nur schwer, wenn man vorher wie ich nochmal die gemeinsam erlebte Zeit und Highlights Revue passieren lässt.

    Voller Euphorie über die nun finanziell möglich gewordene Schnorcheltour zum weltbekannten Great Barrier Reef buchten Ramona und ich eben jene für den letzten gemeinsamen Tag. Dank Rezeptionistin Gabi ergatterten die letzten Plätze auf einem Segelboot, da durch das als gut vorhergesagte Wetter alles ausgebucht war.

    Abends traf ich allerdings erstmal Philipp, sprich Till Kämpfer, den ich gesimst hatte ob er mit mir reisen will, um die nächsten Tage zu planen, zumal mir 10 Tage in Cairns noch immer viel erschienen.
    Tatsächlich entschieden wir uns Tickets fürs "Coalscence" Festival über Ostern zu besorgen und als wir Carla und Arthur an der von Straßenmusik behinderter Kinder erfüllten Lagoone trafen, erschienen auch die von der Festival Idee ganz angetan, sie hätten ja jetzt ein Auto- haha. Mit diesem gaben sie mir nach einer Nacht inspirativer Gespräche auch einen Lift zum Hostel, ein letztes Mal in Beauty 😊

    Und ihr glaubt's nicht, die Guten haben sich ebenso wie Philipp und ich ein Ticket zugelegt (okay, P. und ich haben uns aus Versehen 2 zu viel bestellt, Notiz an mich : Bestelle niemals etwas nach einer Party! 😜)
    Außerdem hab ich Philip heute beim Vorspielen zur Lizenzstelle für Straßenmusik begleitet, die er sich mit Justin Bieber erspielte. Er darf sich offiziell Straßenmusiker nennen und mich seinen Fan. Wenn das Geld also die nächsten Tage wieder zu knapp wird, erspielt er sich einfach was, während ich nebenan für 5-10$ Spende Hennatattoos anbiete🎤
    Es ist unfassbar wie sich von meiner scheinbaren momentanen Perspektivlosigkeit alles in eine Perspektivfülle gewendet hat.
    Plötzlich hat ein anderer Farmer mir Woofing bei ihm angeboten, was ich wegen dem Festival absagen musste. Upps haha.
    Plötzlich schreibt mir eine unfassbar sympathische Couchsurferin (die ich schon als komisch abgestempelt hab, da sie nicht geantwortet hatte) ich könne bei ihr schlafen. Plötzlich sagt mir eben jene sie geht vermutlich auch aufs Festival🎆

    Auch die Tatsache, dass Ramona kurz vor ihrem Abschied mit Pippa und Sedi (2 exotische Namen hinter denen sich super coole Mädels aus UK und USA verbergen) anbändelte und mich ihnen hinterließ, verbesserte meine Aussicht auf die nächste Zeit in Cairns. Und lenkten vom Abschied mit Ramona ab, der wohl eigentlich der schwerste gewesen wäre.

    COOL BANANAS FLAIR & CAIRNS

    Als Ramona und ich am Tag des intensiven Autoverkaufversuchens in einer Phase unermüdlichen Schilderaufhängens auf die dänische Family trafen, mit der wir zuvor in Agnes Water festgesteckt hatten, deutete sich bereits an, dass so ziemlich jeder seinen Weg von dort aus nach Cairns machen würde.
    So begegneten wir einigen Mädels abends im Pub und eine Clique die bereits im cool bananas zsm. war, freut sich hier nun über Wiedervereinigung. Nachdem mich Kati, Ana und Ramona verlassen haben, begrüßen mich Clement und die anderen mit offenen Armen.

    Insgesamt trifft man in der übersichtlichen Stadt fast stündlich zufällig jemanden, den man kennt, was einem ein Gefühl von Heimat, wie in Dorf äh Metropole Wolfhagen vermittelt😊
    Auch gibt es für die Cool Banana Crew täglich Grund zu feiern, um den Abschied oder Ankunft eines Menschen zu zelebrieren. Und sollte dem mal nicht so sein, bieten Travel Agencies, Hostels und Clublandschaft Party für Backpacker an 7 Tagen die Woche. Tatsächlich könnte man in Cairns jeden Abend for free essen und trinken, würde ich behaupten, wenn man weiß, wo. Das herauszufinden ist allerdings nicht schwer, wenn man mit offenem Augen durch Cairns geht... Oder zumindest die Promoter in der City nicht überhört, die dir Ausgehmöglicheiten aufschwatzen wie Händler Sonnenbrillen an spanischen Stränden😎🙌

    So ließen wir uns von Filmabend, Pizza night über Free Chicken wings und Drinking games bis hin zu Free champagner for girls (oder für beKLEIDeteTypen;) noch nichts entgehen🍕🍗🍻🍷🍸 Heute steht nach dem Grillen mit der Crew Jelly Wrestling auf dem Plan 🙌😂

    GREAT BARRIER REEF

    Auch wenn es am Absterben ist, was an bräunlich grauen Stellen an den Riffen zu erfassen ist, war es definitiv eine Schnorcheltour wert. Neben einigen Korallen und Regenbogenfischen erhalten die türkis leuchtenden Fische die Magie des Reefs mit dessen leuchtender Schönheit 🐟 Wir waren glücklich genug eine FindetNemoFilmreife Schildkröte zu bestaunen 🐢 und einen 1m kleinen Hai zu passieren 🐋 Fasziniert war ich aber von anfassbaren dunkelblauen Seesternen und den schwarzen Seegurken, die optisch an verfaultes Holz oder Hunde💩 erinnern.
    Das anfängliche Schnorcheln in der Gruppe bei relativ starken Wellen und der Unsicherheit darüber, ob ich tauchen oder dem Gelaber des Guides zuhören sollte, empfand ich als etwas stressig, hinderte es mich doch daran in Ruhe die Schönheit des sich mir offenbarenden Naturwunders zu betrachten. Spätestens beim Schnorcheln auf eigene Faust, war das Schnorcherlebnis aber perfekt. Das Anschließen an den Guide, der mit ganz persönlich Insider zeigte, erwies sich als besonders gut, zumal ich in letzter Sekunde auch Seeanemone mit Nemos erspähte 🐚 Whoop whoop
    Auch stellte ich fest, dass es vielen Menschen bei derartigen Tätigkeiten sehr darum geht, WAS sie Sehen, während mir wesentlich wichtiger ist, WIE ich mich Fühle. Ob ich nun den einen Fisch gesehen habe oder Puff, erfüllender ist es für mich meine Arielle Fähigkeiten neben den vergleichsweise langweiligeren Fischen auszubauen.

    BACKPACKER FEELING

    Als ich am Montagabend zu Fuß mit all meinen Gepäck das Hostel wechselte, fühlte ich mich zum ersten Mal seit langem wie ein Wortwörtlicher Backpacker und realisierte, wie easy und luxuriös die Monate mit dem Auto gewesen waren. Da ich meine gut 6 Rucksäcke schwer tragen konnte, freute ich mich über den herumstehenden Einkaufswagen, mit dem ich locker easy das Gepäck schieben konnte🛄 Dachte ich zumindest, bis ich lernte, dass Supermarkt Coles die Räder blockiert, sobald man sich vom Laden entfernt. Nach einigen weiteren Einkaufswagen fand ich doch tatsächlich einen ohne Ruderblockiersystem und stapfte neuen Mutes weiter Richtung Hostel. Und was dann passierte, glaubt ihr nicht :
    Eine Frau mittleren Alters zückte voll random ihr Portemonnaie als ich sie passierte und überreichte mir mit den Worten "Here, a 10y for food" einen 10$ Schein💵 Glaubt mir, mein Blick sah noch nie mehr aus wie ein bekifftes Eichhörnchen.
    Durch meine Verdutztheit die aus Verständnisproblemen resultierte und durch misstrauische Gedanken fortgeführt wurde, verpeilte ich fast, Dankeschön zu sagen.Und tatsächlich gab es keinen Grund für Mißtrauen und sie wollte auch nicht, dass ich ihr das Geld wechsel, wie ich anfangs dachte. Nein, stattdessen konnte ich dieses Ereignis als meine leichtest verdienten 10$ im Leben niederschreiben💸

    FUNFAKT: Seegurken, die nur Mund und Po und verbindende Masse haben, eignen sich wunderbar als Wasserpistole 😀
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