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  • Day 20

    Sum up Marokko - Trip, Natur und Kultur

    March 15 in Morocco ⋅ ☀️ 30 °C

    Wieder in kürzen Überthemen gebündelt, damit ihr Interessengeleitet lesen könnt 😊

    🧕Mentalität
    Zu unserer Sorge und Missgunst sieht man auf den Straßen fast ausschließlich Jungs und Männer. Entweder rauchend und Teertrinken oder Fußball spielend. Frauen und Mädels sind unterrepräsentiert, werden nach wie vor versteckt gehalten. Ein Guide erzählte, sie träfen sich mit Freunden im Hammam, während die Männer auf den Straßen rumhängen.
    Spannend, wenn man bedenkt, dass die Frauen überwiegend ihre äußerlichen Reize verschleiern, dem Mann zu gehören scheinen und Sexualität eher sündhaft oder versteckenswert betrachtet wird, eine Europäerin, die nicht komplett verdeckt ist aber nicht selten wie ein Sexobjekt behandelt wird. Die Verkäufer beherrschen Cat Calling as it's best. Kopftuch ist empfehlenswert, wenn man so nicht behandelt werden will. Und wenn man nicht direkt sieht, dass Du Europäerin bist, haben die Marokkaner es innerhalb der drei bis vier Standardfloskeln "Where are you from? Germany? Guten Tag ! 1st time Marokko?" schnell herausgefunden.
    Da sind die Weichen für eine Essenseinladung oder ein Hochzeitsangebot doch gestellt.
    Grundsätzlich sind sie den deutschen Touris aber wohlgesonnen und oft sehr herzlich gegenüber.
    Verrückt auch zu hören, dass die Frauen sich im
    Hammam treffen, wo sie - zumindest mit dem Touri programm- halb nackt von einer anderen Frau gewaschen und mit der landestypischen Seife komplett eingerieben und abgerubbelt werden. Die nicht Aussparung sonst sexuell konnotierter Zonen kam mir eher sehr fortschrittlich und tantrisch vor als konservativ vertuschend :D
    Verrückt ist auch, wie sich die Stadt und Lebensrealität während Ramadan ändert. Die so bereits reizüberflutenden Straßen Marrakeschs seien außerhalb der Fastenzeit noch wesentlich belebter, einige Shops und Stände, Hammams und Cafés haben den Monat über komplett geschlossen. Kurz vor Sonnenuntergang scheinen alle auszurasten und zum festlichen, oft im Familienkreis verbrachten Essen zu rasen. Achtung Moped-Crazyness. Hier kann man kurz vorher gute Verkaufsdeals aushandeln oder Essenseinladungen erhalten :) viele essen und trinken gegen 3 Uhr nachts nochmal, schlafen bis mittags und haben dann quasi durch die 1h- Zeitumstellung nur 6-7h bis die Sonne untergeht und das Festessen wieder beginnt. Klug, diese Zeitumstellung. A propos

    🍽️Essen
    Hier sind die Portionen grundsätzlich kleiner und ein Gericht sättigte mich und die Jungs in den seltensten Fällen. Außerdem würzen die Marokkaner* oft sehr wenig. Leider erfuhren wir erst in den letzten Tagen, in der hofften in Form von Harissa, endlich einen Brotaufstrich gefunden zu haben, dass die rötliche Paste viel zu scharf fürs Brot aber perfekt für Gerichte ist und oft zum Nationalgericht Tajine dazu bestellt wird. Der Mangel an Gewürzen kompensieren die Marokkaner* offenbar mit einem Übermaß an Zucker, drei Würfel in schwarzen oder Minztee sowie in sämtlichen erhältlichen Süßigkeiten und Joghurts, die neben Früchten meist das einzige ist, was man überall in Mini Markets, die wir Kiosks aussehen, findet.
    Immerhin erquicken die Fruchtsäfte und füllen dem Vitaminahaushalt, welcher sonst bei den sehr fettigen, fleischhaltigen und ungesunden Snacks wie Tacos, Sandwich, Pommes mal leidet. Für Veganer* ungeeignet. Wenn es dann doch mal mehr auf der Karte gibt, sollte man sich darauf nicht verlassen. Viele Gerichte sind entweder mittags schon aus (v.a. Suppe) oder nie da gewesen.
    Auf die uns immer wieder gegenseitig gestellte Frage, ist das Essen gut, bürgerte sich ein achselzuckendes "naja für 1€/1,,50€/2-3€ schon"
    "It's okay" ein. Du bist, was Du ist. Ich hab Spaßeshalber die Prozentzahlen für Diabetiker* im Jahr 2021 in Marokko für 20-79 Jährige mit denen in Deutschland verglichen: 9,1% zu 6,1%. Quelle:
    https://data.worldbank.org/indicator/SH.STA.DIA…

    🏞 Natur
    Wie das Essen sind auch die Orte oft sehr klein, neben den Dörfern sind, so etwa die überlaufenen Wasserfälle oder die Todra Schlucht, die zwar sehr beeindruckend, aber auch überschaubar sind. Das macht es praktisch, Orte zu erschließen und dann weiterzuroadtrippen und nach einiger Zeit der Trockenheit und Einöde, den nächsten faszinierender Berg, endlich wieder grüne, schöne Palmen zu erspähen. Die Strände sind oft sehr belebt aber traumhaft schön. Optimale Surfwellen. Einige Hippies im Höhlen und vor allem in der Einöde, in Gebirge oder Wüste (sehr vielseitig ja) viel Platz, aber auch Unfruchtbarkeit dafür.
    Das Land erlebt den Klimawandel übrigens sehr, etwa in Form von nah ans Meer gebauten, gefährdeten Häuschen, sodass sich politisch für "Green Energy" stark gemacht wird 💚

    🎭 Kultur
    Während meiner fast dreiwöchigen Reise durchs Land begegneten uns keine Theater, Kinos oder kulturelle Beschäftigungen. Ich realisierte, dass Kultur -ebenso wie Sport- ein Privileg und Luxus ist! Viele Menschen hier sind etwas ärmer und dementsprechend arbeitstüchtig und haben gar keine Zeit sogenannten Hobbies nachzugehen, die sportlich oder kulturell motiviert sind.
    Neben dem Jammen mit Berber*Instrumenten in Höhlen oder am Lagerfeuer, begegnete uns jedoch die Gnawa Musik. Eine Fusion aus urindigenen Befreiungsritualen und Berber*trommeln, die von den Zuschauenden für Verhältnisse eines Heilungsrituals seltsam nüchtern und anteilnahmslos rezipiert wurde.
    Dafür gibt es aber umso mehr

    🫖Verkaufskultur
    Gleiche Stände mit gleicher Ware, bei der es weniger ums Produkt zu gehen scheint als vielmehr um das Lebensgefühl, was der meist männliche Verkäufer ausstrahlt.
    Und schon Kinder, die einen Taschentücher oder Gewürze andrehen wollen und sich mit ihren Freunden im Wettkampf beatteln.
    Dabei sind sowohl Kinder als auch erwachsene Verkäufer sehr hartnäckig und würden töten für die Hose in der Farbe Deiner Wahl, wenn Du einmal Interesse für vergleichbare Hosen gezeigt hast. Erst werden alle Nachbarstände um alle Hosen gefragt, dann der ursprüngliche Preis am besten auf die Hälfte oder ein Drittel runtergehandelt.
    Einkaufen ist eher ein Erlebnis, situationsbezogen statt Resultat eines gezielten Produktsuchens. Du findest keine Sonnenbrille. Die Brille findet Dich. Gezieltheit ist auch schwierig, denn oft sind die Verkäufer entweder aufdringlich, wenn man nix haben will oder abwesend, wenn man weiß, was man haben will. Seltsame Ambivalenz. Gezieltheit ist außerdem schwierig, wenn Läden öffnen und schließen, wann sie wollen. Grundsätzlich sind die Verkäufer sehr fleißig und öffnen meist von 10 Uhr morgens bis 22 Uhr abends, aber es scheinen auch viele selbstständig zu sein und sehr flexibel mit diesen Öffnungszeiten. Sie gehen wahrscheinlich mehr mit dem Flow als mit dem Plan.
    Die Straßen, die durch die Marktstände, welche tagsüber aus den Garagen schießen, und die auf ein Drittel der sonstigen Breite schrumpfen, beherbergen auch viele Werkstätten. Wie Minibüros. Viele Verkäufer sind wahre Künstler* oder zumindest Kunsthandwerker*, die auch oftmals den Produktionsweg Stolz präsentieren "take a photo, no problem!" grundsätzlich zeigt sich eine "pas de problème" Attitüde, die sehr angenehm ist und sich im Aussagen zeigt wie "You don't want to buy anything, pas de problème. We make it that cheap, pas de problème. You can't pay, pay tomorrow, pas de problème!"

    🚖Reisen
    Gestaltet sich, unabhängig von den Markteinkäufen als sehr preiswert und einfach. Das Land ist touristisch erschlossen und es gibt unendlich viele süße Orte, pittoresque Straßen, fast immer Dachterrassen und epische Aussichten. Viel fürs Auge. Perfekt für Ästhetiker, Models, Video- und Fotografen. Ich liebe die Architektur, Moscheen, Ornamente, Muster und Farben des Landes. Es gibt viel Geschichte und Traditionen zu entdecken. Selbst Stromkästen (siehe Foto 6) entzücken mit Ornamenten und stehen sinnbildlich für die Liebe zum Detail, die sich in jeder noch so ranzigen Absteige oder dreckigen Gasse dennoch zeigt.
    Außerdem super zum Surfen 🏄🏽‍♂️
    Vor allem local Busses und Tricks ermöglichen ein günstiges Reisen, auch mit Freunden oder in Gruppen Unterkünfte und Mietwagen oder Shared Taxis zu buchen, erleichtert einiges. Couchsurfing geht nicht so easy, da viele nicht antworten, aber durch direkte Gespräche trifft man schnell Menschen, die einen aufnehmen. Und falls nicht gibt es tolle Hostels in denen man immer wieder Deutsche trifft, die gerne Tipps geben. Alle wollen den Touri-Kram meiden und die "real authentic experience". Witzig nur, dass wir am Ende des Tages alle Touris oder Backpacker sind und das Land so sehr davon lebt, dass es eine real-Marokko-experience ist, das Land mit solchen Klischeetouren und Touritricks zu erleben. Aber die Deutschen sind im Durchschnitt sehr bemüht nicht tourimäßig zu sein und die Kultur tiefer zu verstehen, Sprache zu nutzen, Ramadan zu probieren. Alles in allem oft schön als Deutsche durch Marokko zu reisen. Manchmal ein Kulturschock, aber viel öfter ein Fest für die Sinne 🇲🇦

    Danke Dacia Mama und Patcha Mama für Marokko. Mein erstes Mal auf afrikanischem Boden 🌍
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