Meine letzten Tage auf der TuiGlen-Farm gingen unheimlich schnell vorbei. Laura hat Sofia und mir eine Reitstunde gegeben, in der sie uns ihre Reitweise (eine Art Westerndressur) erklärt hat, zudem haben Sofia und ich einen riesigen Ausritt unternommen, auf dem wir die Farm noch weiter erkundet haben und über die riesigen Kuhkoppeln galoppiert sind. Nach dem Truckpacken fürs Turnier am Donnerstagnachmittag wäre ich dann eigentlich fertig gewesen mit meiner Arbeit hier. Laura hat darum ein Überraschungs-Abschiedsessen für mich organisiert, bei dem alle "jüngeren" Farmmitbewohner teilgenommen haben und worüber ich mich sehr gefreut habe.
Ich hatte auch schon meinen Bus für die Weiterreise am Samstag gebucht, als ich erfahren habe, dass es sich dieses Mal nicht um ein normales Turnier, sondern um eine riesige Pferdemesse mit ein paar Prüfungen (mitsamt Grand Prix in der Freitagabendshow, in der Popeye starten sollte) handelte, an dem die TuiGlen-Farm teilnehmen wollte. Ganz kurzfristig bin ich dann dorthin mitgefahren und habe meinen Bus umgebucht, was sich absolut gelohnt hat.
Es war zwar ein sehr anstrengendes Wochenende mit einer sehr kurzen Nacht im Pferdetruck, eingewickelt in Pferdedecken, aber die Pferde waren sehr erfolgreich (Popeye wurde 3. im Grand Prix) und wir hatten jede Menge Spaß, insbesondere weil Lucia uns erlaubt hat, mit ihrem Jeep über das Turniergelände zu fahren. Zudem gab es mal wieder einen gefüllten Kühlschrank, Kaffee soviel wir trinken konnten und ich konnte kostenlos auf die Messe, indem ich einfach immer ein Pferd geführt habe, wenn ich durch das Eingangstor gelaufen bin, ohne dass jemand mein nicht vorhandenes Ticket sehen wollte. Für die Shows und die zahlreichen Shops hatten wir so zwar kaum Zeit, dafür konnten wir das ganze Turniergeschehen von einem völlig anderen Standpunkt aus betrachten, da wir nicht nur einfache Zuschauer waren, sondern "unsere" Pferde vorbereiten und anfeuern konnten.
Als wir Samstagnachmittag zurück auf der Farm angekommen sind, waren wir alle so fertig, dass wir erstmal 20 Minuten im Jeep sitzen geblieben sind und sich niemand motivieren konnte, auszusteigen und die Stallarbeit zu Ende zu bringen.
In den letzten Wochen habe ich mich allerdings richtig an das Farmleben gewöhnt und mag es mittlerweile echt gerne. Nach den ersten Tagen hier habe ich mir geschworen, dass dies fürs Erste mein letzter Farmjob sein würde, weil es einfach so anstrengend war und dafür schlecht bezahlt wurde. Jetzt bin ich jedoch freiwillig am Sonntag wie gewohnt um halb 8 aufgestanden und habe die Pferde versorgt. Ich habe gelernt, dass man Farmarbeit nicht machen sollte, wenn man viel Geld verdienen will, sondern nur wenn es einem wirklich Spaß macht und man gerne Zeit mit Tieren verbringt. Letztendlich wurde ich für mein Hobby bezahlt und nachdem ich in den letzten Wochen eine immer bessere Ausdauer bekommen habe, habe ich die Arbeit wirklich genossen. Ich war noch nie so viel draußen (eigentlich war ich die letzten 5 Wochen immer draußen außer zum Essen, Duschen und Schlafen), habe mich mit meinen dauerhaft dreckigen Händen abgefunden, komme damit klar, dass hier Sauberkeit gerne vernachlässigt wird, dass das Wasser manchmal einfach nicht funktioniert und somit diesen Lebensstil schätzen gelernt, einfach weil alles viel lockerer ist als in Deutschland.
Zudem habe ich ziemlich viele Erfahrungen gewonnen und viele neue Menschen kennengelernt. Diese haben sich übrigens total um meine nächste Bleibe gekümmert. Jemma hat mir angeboten, für ein paar Tage zu ihr zu ziehen und hat Kontakt mit verschiedenen Freunden mit Pferdefarmen aufgenommen und Tom hat mich an eine andere Turnierreiterin weiterempfohlen. Ich habe mich jetzt jedoch erstmal fürs Weiterreisen entschieden. Schließlich möchte ich möglichst viel von diesem Land sehen!Läs mer