Norway
Tangberget

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Travelers at this place
    • Day 53

      Über Bellingstua zur Veresstua

      July 22, 2023 in Norway ⋅ ☁️ 13 °C

      Wieder habe ich recht gut geschlafen. Am Morgen verlängere ich den Wecker noch drei Mal bevor ich das Wasser für Kaffee und Müsli heiß mache. Er regnet nicht. Juhu. Als ich anfange zu packen, fängt der Regen an. In voller Regenmontur baue ich das Zelt ab. Von Osten her wir es aber etwas heller. Für heute ist eigentlich den ganzen Tag Nebel vorhergesagt.

      Als ich losgehe hört der Regen auf. Alles ist grau und es geht wieder stundenlang durch den Sumpf. Als ich zuversichtlich bin, dass es nicht wieder anfängt zu regnen, ziehe ich die Regensachen aus. Ohne Regenzeug läuft es sich gleich etwas leichter. Ich bin froh, dass es nicht regnet. Aber heute bin ich nicht so gut drauf. Nicht wirklich schlecht. Aber auch nicht gut. Das Gehen durch den Sumpf ist anstrengend. Es ist wie Gehen durch tiefen Sand. Die triste Gegend und die nassen Füße lassen mich jetzt wieder fragen, warum ich das tue? Aber ohne so wirklich an dem, was ich tue, zu zweifeln. Mir fehlt einfach mal wieder etwas Sonne. Dass ich mal entspannt eine Pause mache. So ist es einfach nur mühsames Vorankommen. Ich frage mich, was ich machen würde, wenn ich jetzt zu Hause wäre. Faulenzen. Etwas PlayStation, Fernsehen, Essen. Nichts für das es sich lohnen würde, das hier einzutauschen. Es wäre alles nur für den Moment schön.

      Nach 2,5 Stunden Sumpfkampf erreiche ich eine Straße. Asphalt. Wie schön! Das tut zur Abwechslung mal richtig gut. Fast fünf Kilometer bleibe ich auf der Straße. Es hätte auch einen früheren Pfad von der Straße weg gegeben. Aber ich möchte einfach so wenig Sumpf wie möglich heute.

      Nach 15 Tageskilometern geht mein Pfad von der Straße ab. Nach kurzer Zeit komme ich an eine Hütte. Hier mache ich Pause, ziehe die Schuhe aus und esse händevoll Nüsse. 29 Kilometer stehen heute auf dem Programm. Immerhin ist die Hälfte geschafft. Meist wird es dann leichter. Als ich weiter gehe, sind frische Bretter über dem Sumpf installiert. Herrlich! Und so geht es die nächsten 5 Kilometer. Sumpfhighways! Davon müsste es viel mehr geben! Nach 5 Kilometern ist damit aber leider schlagartig Ende. Ab jetzt sinken die Füße wieder regelmäßig knöcheltief im Sumpf ein. Dafür zeigen sich plötzlich erste Sonnenstrahlen. Es lockert richtig auf und es dauert nicht lange bis es richtig sonnig ist. Die Gegend ist plötzlich richtig schön! Heute Vormittag war alles ein graugrüner Brei. Jetzt genieße ich die Sonne und die tolle Landschaft.

      Die letzten Kilometer zur Veresstua geht es bergab durch den Wald und dann noch etwas über eine Schotterstraße. Hier merke ich meinen linken Fuß auch wieder stärker. Als ich ankomme, stehen schon zwei Paar Trekkingstöcke vor der Tür. Allein bin ich heute nicht. Es sind Matthias und Nele, zwei Deutsche, mit denen Grunde zwei Tage zuvor in der Angeltjønnhytta übernachtet hat. Es ist cool, mal wieder deutsch zu sprechen. Beide sind wirklich nett. Nele ist auf einem Auge blind und hat spezielle Hörgeräte. Die beiden machen regelmäßig Urlaub in Norwegen und trekken regelmäßig. So arbeiteten sie sich Jahr für Jahr immer weiter hoch richtung Norden. Aber schon jetzt steht fest, dass sie es nicht gemeinsam schaffen werden. Nele wurde ALS diagnostiziert. Sie ist erfolgreiche Langstrecken- und Ultraläuferin und hält einige nationale und internationale Rekorde. Von ihrer Diagnose erzählt Matthias fast nebenbei. Beide wirken extrem lebensfroh und wir unterhalten uns über die Höhen und Tiefen des Wanderns. Nele erzählt, was sie aus den Tiefen beim Laufsport gewinnen konnte. Auch die zunehmenden Einschränkungen durch die Krankheit spielen hierbei eine Rolle. Bei einem Wettkampf war sie nicht in der Lage zu essen, weil die Atmung dann sofort gestockt hat. Sie konnte also entweder essen oder atmen. Schlussendlich hat sie auf das Essen verzichtet und ist an 6 Tagen je 60 Kilometer gelaufen. Gegessen hat die dann erst am Abend. Ihr habe es unglaublich viele gegeben, zu erfahren, dass sie es trotzdem geschafft hat, obwohl sie zunächst dachte, aufgeben zu müssen.

      Ich merke richtig, wie ich dieses Thema ALS gar nicht an mich heran lassen möchte. Wenn ich jetzt zu sehr darüber nachdenke, was das bedeutet, werd ich hier meine Fassung nicht bewahren können. Und vor mir sitzen diese zwei netten lebensfrohen Menschen und wir unterhalten uns lachend. Wahnsinn wie stark die beiden sind. Und dass Nele sich nach der Diagnose nicht hängen lassen hat, sondern ganz bewusst ihr Leben lebt, beeindruckt mich. Ich weiß natürlich nicht, wie es in ihr aussieht. Aber nach außen macht dir den Eindruck, als würde die Diagnose einfach akzeptieren. Einen 80km-Lauf habe sie abbrechen müssen. Das war vor der Diagnose und es war der erste Lauf, den sie hat abbrechen müssen. Einen Marathon möchte sie noch laufen. Das sei normalerweise keine große Herausforderung für sie. Jetzt solle es aber noch möglich sein.

      Gehen 22.00 Uhr gehen wir ins Bett. Die Hütte hat zwei Viererzimmer, dass ich eines für mich alleine habe. Ich schlafe zwar gut ein, werde aber um zwei mit stärker werdenden Kopfschmerzen wach. Um kurz nach fünf stehen Nele und Matthias auf.
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    You might also know this place by the following names:

    Tangberget, Q31238018

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