• Überlaufende Insel

    24 сентября, Норвегия ⋅ 🌬 11 °C

    Es regnet immer noch, als ich am späten Vormittag in Kabelvåg aufbreche. Heute will ich die Insel Henningsvær besuchen. Die Straße -gewohnt schlecht mit vielen Bodenwellen und Schlaglöchern- windet sich an der Küste entlang durch eine malerische Herbstlandschaft.
    Henningsvær ist über 2 schmale Brücken mit dem "Festland" der Lofoten verbunden. Per Ampel wird die Straße jeweils in eine Richtung freigegeben. Schon vor den Brücken fällt mir der Verkehr auf. Zuerst schiebe ich es auf die Ampeln, die dafür sorgen, dass immer ein ziemlicher Schwung an Fahrzeugen entgegen kommt. Aber auf der Insel werde ich eines Besseren belehrt: die Straßen: grauenhaft schlecht, die Häuser: naja - geht so. An sich niedlich und pittoresk, aber bei genauerem Hinsehen eher ungepflegt. Ausnahmen bilden die Souvenir-Geschäfte: sehr herausgeputzt, hell beleuchtet, die Auslagen schon vom weitem erkennbar hochwertig. Dazwischen: viele Fußgänger - sichtlich Touristen. Auf den zentralen Parkplätzen (zu 3-4€/Stunde) etliche Reisebusse und Wohnmobile.
    Wenn das an einem Wochentag in der Nebensaison und bei schlechtem Wetter so aussieht....wie muss es dann in der Hochsaison sein?!? So langsam verstehe ich, warum die (wenigen) Einheimischen auf der Straße einen eher rabiaten Fahrstil an den Tag gelegt haben und mich (die ich allerdings wegen fehlender Motorleistung, nicht wegen "ich will die Aussicht genießen" besonders an den Brücken langsam gefahren bin) genervt und teilweise halsbrecherisch überholt haben...
    Ich drehe eine Runde über die Insel und fahre dann ohne auszusteigen zurück. Die Bewohner hier tun mir leid -.sie müssen sich wie Zoo-Tiere vorkommen.

    Stattdessen fahre ich genieße Norden Richtung Lyngvær und Brenna. Auch hier: wunderschöne Landschaft, die, da teilweise die Sonne durchkommt und für schwache Regenbögen und Nebelschwaden sorgt, aussieht, wie von Caspar David Friedrich geschaffen. Vielleicht finde ich ja hier einen schönen Übernachtungsplatz.
    Aber die wenigen Stellen sind entweder sehr exponiert, sehr windanfällig oder sehr matschig. Ein paar Mal fahre ich von der Straße ab, versuche zu parken. Aber es wird nichts - eine vielversprechende Stelle entpuppt sich als holpriger als gedacht. Im Kriechgang fahre ich zurück auf die Straße und will Gas geben, als der ganze Camper fürchterlich zu vibrieren anfängt. Erschrocken nehme ich Gas weg, trete die Kupplung. Der Motor läuft ruhig weiter. Aber beim Weiterfahren das Gleiche: abhängig von Drehzahl und Belastung ein starkes Vibrieren, fast schon ein Schlagen. Die Kupplung? Könnte sein, aber dann müsste sich eigentlich die Drehzahl erhöhen, ohne daß die Geschwindigkeit hoch geht. Der Dieselfilter? Probleme mit der Spritzufuhr würden erklären, warum die Symptome unter Last stärker werden. Aber die Schläge kommen eigentlich nicht vom Motor - fühlen sich eher "mechanisch" an...
    Vorsichtig fahre ich weiter - hier anzuhalten würde nichts bringen -.kein Platz und auf Hilfe müsste ich ewig warten. Schnell steht der Entschluss fest: ich versuche, soweit wie möglich zu dem Parkplatz in Kabelvåg zurück zu kommen. Dort stehe ich nicht im Weg und kann besser Hilfe organisieren. Es sind nur 20km, die mir wie eine Ewigkeit vorkommen. Wenn ich langsam und sehr gleichmäßig fahre, sind die Vibrationen fast weg - Motor und Fahrgeräusche normal. Also kann es eigentlich nichts "wirklich Ernsthaftes" sein. Zurück in Kabelvåg ist es zu spät, um zu einer Werkstatt zu fahren. Ich mache mich an die Planung und nehme an der zweiten Schnupperstunde vom Lu Yong Yoga teil. Diesmal klappen die Übungen schon besser und auch die Technik funktioniert so wie gewünscht.

    Insgesamt bin ich erstaunlich gelassen, obwohl mir das Ganze schon Kopfschmerzen bereitet: egal, was es ist - meine Planung für die "1-Jahr-Unterwegs"- Feier dürften genauso Makulatur sein, wieder Plan, Ende nächster Woche die Fähre nach Bodø zu nehmen. Außerdem: eine Werkstatt-Rechnung in Norwegen dürfte auch so ziemlich zu dem gehören, was man so gar nicht braucht....

    Egal - es muss sein. Ich werde morgen in Solvær (die 4km wird der Camper noch schaffen) zuerst Gas und Diesel tanken, dabei nach einer Werkstatt fragen. Vielleicht hat dort Jemand einen Tipp für mich. Wenn nicht fahre ich zu "Lofoten Bil", einer Mekonom-Werkstatt. Nun sind die nicht gerade mein Favorit, weil sie eher zu den "Low-Budget"- und "Wir-machen-nur-nach-0815-Standard"-Werkstätten gehören, aber es gibt keine sinnvolle Alternative.
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