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  • Day 11

    Sarajevo, Bosnien-Herzegovina

    July 3, 2018 in Bosnia and Herzegovina ⋅ ☀️ 26 °C

    Sarajevo war für mich ein völlig neues Erlebnis, was nicht so häufig vorkommt. Die Mischung aus muslimischer Kultur, gepaart mit krassen Plattenbauten aus der Zeit Titos gepaart mit den Spuren aus beiden Weltkriegen und der Belagerung im Bosnienkrieg muss man erstmal verdauen. Auch den Bosnienkrieg muss man erstmal verstehen. Ich bin nicht sicher ob mir das gelungen ist. Sicher ist, dass hier alles etwas improvisierter, multireligiöser und ärmer zugeht als in den meisten anderen Ländern auf dem Balkan. Katholiken (Kroaten), Bosniaks (Muslime) und Serben (Orthodoxe) leben hier friedlich miteinander, der Rest des Landes ist tief gespalten und politisch fragil. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei satten 62%. Die Musliminnen sind teilweise vollverschleiert, teilweise in Hotpants am Bier trinken. Alles ist hier vertreten 🤷🏻‍♂️
    Auslöser für den ersten Weltkrieg mit der Ermordung des österreichischen Kronprinzen Franz Ferdinand an der Lateinischen Brücke war hier ebenso wie die Ermordung tausender Zivilisten durch Sniper-Schützen, darunter auch mehr als 1600 Kinder. Die Häuserfassaden zeugen heute noch von den Schrapnellen, sowie die vielen Mahnmale und Graffitis and den teilweise noch zerstören Häusern. Die zentrale Straße durch Sarajevo ist von allen Hügeln ringsum der Stadt einsehbar gewesen und hieß während der Belagerung nur noch Sniper Alley.
    Bei aller Gastfreundlichkeit und Normalität die an den Tag gelegt wird, bin ich mir nicht sicher, ob der grundlegende Konflikt hier bereits gelöst ist oder nur verdrängt wurde nach Jahren des Kriegs und Zerstörung. Aber vielleicht liege ich ja auch falsch 🤷🏻‍♂️
    Sarajevo ist in jedem Fall eine einzigartige Stadt, mit Wurzeln zurück ins Osmanische Reich, Österreich-Ungarn und eben jenen unseligen Unabhängigkeitskrieg. Einig sind sich jedoch alle darin, dass die Zeit unter Tito die zuletzt beste Zeit für die Stadt war. Er ist hier nach wie vor sehr beliebt.
    Eine Postkartenschönheit ist die Stadt nicht, aber eine der authentischsten und ehrlichsten die ich je gesehen habe.
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