Paraguay
Villa Ygatimí

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Travelers at this place
    • Day 117

      Mbaracayú

      June 4, 2023 in Paraguay ⋅ 🌙 23 °C

      „Theo wir fahren nach Lodge…“ ungefähr im gleichen Takt wie dieses Lied dröhnt „wunderschöne“ guaranische Musik vom Fahrersitz des Busses. Acht Stunden! Mir wurde immer erzählt die Hölle sieht anders aus. Zumindest die Temperaturen kommen dem Bild ziemlich nahe. Nach grob 300km lande ich so mitten in der Pampa in dem Dorf Villa Yigatimí. Dort wartet seit über zwei Stunden geduldig ein Fahrer auf mich. Er bringt mich zu später Stunde tatsächlich zu einer Lodge. Der von Mbaracayú - einem privaten Naturschutzgebiet im Nordosten des Landes. Ich hatte in Pilar so gute Erfahrungen mit dem privaten Naturschutz gemacht dass ich mich gleich noch einmal eingeschrieben habe. Nun warteten am Empfang drei Leute geduldig auf mein Eintreffen. Nachher durfte ich mein Zelt aufbauen und dann war Feierabend.

      Am frühen Morgen wecken mich die Vögel sanft aus dem Schlaf. Die Nach war recht frisch. Ich war immer wieder mal wach um zu prüfen dass nicht irgend eine Blattschneideameise mittlerweile mein Zelt und Matraze für gutes Futter befunden hätten oder ob nicht doch eine Otter in meine Sandalen gekrochen ist. Stattdessen war der Fuchs in der Nacht fleißig und hat den Mülleimer ausgeräumt.
      Nach dem Frühstück fahre ich mit einem Guide in das innere des Parks hier gibt es einen geführten Wanderweg und die beste Chance für Tierbeobachtungen. Denn leider bieten sie hier keine Nachttouren an. Die Nachfrage wurde mir bereits am Vorabend mit „weißt du nicht wie gefährlich das ist?“ beantwortet. Ich miss ja kein Vorreiter sein. Puma, Jaguar und Otter haben es in sich. Tatsächlich leben die hier in großer Zahl und werden am Eingang des Wanderweges von einer Fotofalle regelmäßig registriert.
      Mein Guide antwortet hingegen auf die Frage was er denn von Beruf gelernt habe dass er Ranger ist. Während er gut auf mich aufpasst hat er nur leider von Mate mehr Ahnung als von Tieren. Immerhin entdecken wir unzählige Ameisen, Termiten die hier in den Bäumen anstatt auf dem Boden leben, 15-20 Schmetterlingsarten, zwei kleine Wildschweine und eine kleine Affenfamilie. Für die Mittagszeit ist das keine schlechte Ausbeute. Ich sollte dazu schreiben dass ich einmal mehr in der Nebensaison unterwegs bin und weit und breit der einzige Gast bin.

      Deswegen will es auch zum Mittag nicht so richtig in meinen Kopf. Auf der einen Seite Zelte ich zwischen den Blattschneideameisen und Termiten und zum Mittag bekomme ich von gleich drei Bediensteten das Essen serviert. Jeder hat ein volles Tablett in der Hand und serviert mir ein drei Gänge-Menü. Kartoffellasagne mit Fleisch-Gemüse-Füllung, dazu Maniok und dazu noch Rohkostsalat. Abgeschmeckt wird mit Öl, Balsamico und Zitronensaft. Zum Nachtisch gibt Milchreis mit Zimt. So etwas Feines hätte ich bei weitem nicht auf meinem Campingkocher gezaubert.

      Während es für die Angestellten der ganz normale Alltag ist fühle ich mich fürstlich behandelt und rolle zum Mittagsschlaf über. Ist halt eine Lodge…Lang darf der Schlaf jedoch nicht dauern dann geht es mit dem Kanu hinaus auf den Fluss. Nun ja, Tiere gibt es diesmal keine zu Gesicht und wenigstens eine Enttäuschung muss so ein Tag nun einmal auch bereit halten. Nach einer halben Stunde bin ich wieder an Land. Da bleibt ausreichend Zeit für ein paar mehr Schmetterlinge.

      Am Abend bin ich auf dem Zeltplatz nicht mehr der Einzige. Zu mir haben sich zwei Franzosen gesellt. Und ein Affe. Das Tier wird später leider zum Problemtier als es mein aufgehängtes Essen für Toll empfindet und sich als erstes die fast leere Flasche Alkohol 96% angelt. Die wird sogleich erstmal ganz ausgetrunken. Vom restlichen Essen kann ich ihn vertreiben aber es tut weh anzuschauen dass die Tiere lieber eine Stunde um einen herum tanzen um am Ende auf irgendwelcher Plastik zu beißen anstatt fünf Minuten in den Wald bis zum nächsten saftigen Orangenbaum zu klettern. Die Option ist hier ja zumindest gegeben.
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    • Day 117

      Die Spinnen in Mbaracayú

      June 4, 2023 in Paraguay ⋅ ☀️ 28 °C

      Der Affe, betrunken wie er war, hat sich dann irgendwann auf dem Dach der Essenhütte schlafen gelegt. Die Parkangestellten erzählten noch dass er bereits „ordnungswidrig bekannt“ sei. Der Affe wurde früher als Haustier gehalten und nun ist er an den Menschen gewöhnt so dass den Rangern kein Mittel zur weiteren Auswilderung einfällt. Am Morgen turnt der Affe auch schon wieder über das Hausdach als wäre nichts gewesen. Nur frech ist er geworden. Er kann es sich ja erlauben. Während ich versuche meine Sachen und das Zelt zu packen um den Rückweg anzutreten muss ich gleichzeitig ein Auge auf ihn werfen. Das mag ich überhaupt nicht. Die Sachen passen nur in den Rucksack wenn sie fein säuberlich nach dem Tetris-Prinzip geordnet sind und nicht wenn sie krampfhaft schnell zusammen gewürfelt werden. Natürlich konnte das nicht gut gehen und er hängt an meiner Jacke wie an einer Affenschaukel. Ich bin sauer und habe definitiv eine Idee für das nächste BBQ. Immerhin hat er mein Zelt ganz gelassen. Und Schlangen gab es in der Nacht auch keine.
      Die zwei Franzosen sind ebenso wie ich der Meinung heute früh auf eigene Faust den Morgentau im Regenwald zu erkunden und anschließend wieder abzureisen. Das ist mein Glück denn Sontag fährt der Bus äußerst unchristlich und wir sind uns einig dass auch die Qualität geführter Touren über Nacht nicht zugenommen haben wird. Sie nehmen mich ein Stück des Weges mit. Zuvor geht es noch einmal über abenteuerliche Brücken. An den Blättern hängt der Morgentau. In der Nacht ist deutlich mehr Wasser kondensiert als am Vortag. Die Spinnweben glänzen gegen das Sonnenlicht und der Wald dampft. Ich könnte schwören die habe ich gestern Abend auf meinem Spaziergang alle erst weg gemacht. Die spinnen. Regelmäßig verfängt sich der erste der Gruppe darin. Oben von den Bäumen lachen uns schon die Vögel und die Termiten aus. Damit man sich hier im Wald nicht in die Quere kommt lebt der eine Oben der andere unten. Interessant ist dass jene Bäume die Termiten beherbergen nie von Schmarotzern besiedelt werden oder diese dann absterben. Die Bäume stehen stets frei. Einige lassen sich umarmen. Das zaubert definitiv ein Lächeln.

      Was wäre der Tag auch ohne Lachen. Vor mir liegen trotz der Mitfahrt noch unzählige Stunden Busfahrt. Dabei erfahre in meinem Podcast heute eine verrückte Geschichte zu Wildtieren. Wusstet ihr dass die wieder Auswilderung von Tieren mehr zum Klimaschutz beiträgt als das Pflanzen neuer Bäume? Biologen haben herausgefunden dass sich durch die natürliche Verteilung von Samen durch die Tiere ein widerstandsfähigerer Mischwald bildet und auch länger besteht und mehr CO2 aufnimmt als ein vergleichbarer künstlich gepflanzter Wald. Wenn Bäume unter für sie ungünstigen klimatischen Bedingungen gepflanzt sind geht das sogar so weit dass sie Tag und Nacht insgesamt mehr Co2 freisetzen als ihr Holz aufnimmt. Deshalb ist Wald nicht gleich Wald.
      Am Abend habe ich sogar noch eine Zecke aufgesammelt. Ich glaube in der Wüste ist es weniger nervenaufreibend.
      Ein Grund mehr weiter zu ziehen ist das ich die Berge vermisse. Mal wieder so richtig schön wandern zu gehen endet hier in Paraguay leider viel zu schnell daran das gut erreichbare hohe Erhebungen selten mehr wie 300m messen oder es endet weit vorher im Kreislaufkollaps.
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    You might also know this place by the following names:

    Villa Ygatimí, Villa Ygatimi

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