• Dpaso Urban Hostel | 22 km

    12 maja 2023, Hiszpania ⋅ 🌙 15 °C

    Die Nacht war nicht so doll, eher wenig Schlaf durch Bier und zu spätes Essen sowie 2 soliden Schnarchern im Zimmer. Einer davon Oliver. Der hat dafür super geschlafen. Natürlich. Trotzdem war gute Stimmung im Zimmer und durch einen Wortwitz kamen wir auf ein Lied, das wir gemeinsam anstimmten. Die musikalische Jugend ist bereit zum Aufbruch. Wir gingen jedoch alle in andere Richtungen - ich war die Einzige die auf dem offiziellen Jakobsweg weiter ging. Für den einen ging es direkt in ein Café, für den nächsten ans Meer für einen Seetag zum Ausruhen und die Ukrainerin hatte auch andere Pläne - welche weiß ich nicht.

    Also los ging es. Es war relativ kühl draußen, zudem bewölkt, also hatte ich über dem T-Shirt noch eine Zipperjacke an. Eine R1 wer sie kennt. Patagonia ist tatsächlich bei den jüngeren Leuten viel vertreten. Kann ich auch nur empfehlen, hat sich mal wieder sehr gut bewährt bisher.

    Es ging durch kleine Dorfgassen mal wieder ins Grüne, durch Wälder, auf Berge, wieder ein paar Höhenmeter. Man könnte denken Spanien sieht nur so aus. Aber was mich überraschte: Es waren so viele Pilger da. Denn ab Redondela geht der Küstenweg mit dem Zentralweg zusammen. Man merkt, dass der Zentralweg viel stärker frequentiert ist. Echt einige ältere Leute. Auch eine Wandergruppe bestehend aus 8 Weißschöpfen, ich nannte sie liebevoll „Letzter Sommer e.V.“. Nein Spaß, die waren echt fit für ihr Alter. Hatten nur kleine Tagesrucksäcke dabei, da sie Gepäcktransfer inklusive hatten (machen tatsächlich einige), sowie einen Guide, der sie von A nach B führte.

    Als ich eine Pause in Arcade einlegte und mir in einem Supermarkt Obst geholt hatte, saß ich auf einer Bank mit dem Gesicht in der Sonne. Auf einmal stellte sich jemand direkt vor mich, sodass ein Schatten entstand „Hallo Julia!“, es war Alex. Wie witzig, dass wir uns wieder treffen. Da Alex ein starkes Tempo drauf hat, habe ich nicht damit gerechnet. Aber durch meinen Marathon gestern, habe ich anscheinend die Karten für Begegnungen neu gemischt. Wir saßen eine Weile zusammen auf der Bank und gingen dann gemeinsam weiter. Wir hatten beide Lust etwas zu plaudern.

    Bei der Ponte Medieval de Pontesampaio, der historischen Brücke, die über den Verdugo führt, trafen wir alte Bekannte von Alex mit denen er die Tage mal gegangen ist. Wir machten direkt Fotos voneinander neben der Brücke. Schön ist’s da. Danach ging es wieder steil bergauf in ein Bergdorf über Straßen, die für Autos eher einen Abenteuerpfad darstellen. Das sind Steigungen, die teilweise nur mit durchdrehenden Reifen funktionieren. Immer wieder spannend zu beobachten und sie auch selbst zu Fuß zu erklimmen.

    Als es dann wieder durch einen Wald ging, trafen wir nicht nur einen Dudelsackspieler, den wir schon von weitem hörten, sondern auch Esther. Woher ich diese junge Kölnerin kenne? Durch die Erzählungen von Gemma. Gemma hatte mir von ihr erzählt und gesagt wie toll sie ist. Und zufälligerweise stand da eine junge Dame, die zu einem Polen sagte, der sie nach ihrem Namen fragte, dass ihr Name Esther sei. Und ich direkt: DIE Esther aus Deutschland?
    Sie verwundert: Ja.
    Dann hast du Gemma vor 3 Tagen kennen gelernt?
    Ja!
    Zack so findet man sich auf dem Camino.
    Und Esther wiederum wusste Dinge über Alex und mich. Wie verrückt ist das eigentlich. Ihr wurde sogar Alex von einer anderen Pilgerin als potenzieller Partner vorgeschlagen, da die Pilgerin wiederum wusste, dass er Single ist. Sowas verbreitet sich hier wie ein Lauffeuer. Echt herrlich.

    Wir gingen gemeinsam weiter und erzählten. Irgendwann machten wir eine Mittagspause mitten im Wald bei einem Herren der Empanadas und Getränke verkaufte. Wir saßen dort mit dem Polen zusammen, den Esther jeden Tag auf dem Weg trifft. Eine lustige Runde. Dazu kam dann auch noch Jorge ein sehr süßer Vierbeiner, der vor allem Interesse an meinem Empanada hatte und daher brav vor mir saß. Ich hatte noch eine selbstgemachte Strawberry Limonade genommen, daher brauchte ich noch etwas und ließ Esther und Alex ziehen. Esther und ich tauschten jedoch sicherheitshalber die Nummern aus, da wir wussten, dass wir beide auf der selben Ecke nächtigen würden.

    Es ging für mich alleine weiter durch Wälder und dann stand ich auf einmal an einer Gabelung. Camino Complementario oder Normalo? Letzteres hieß nicht so, aber passt gut. Ich stand dort und schaute auf die Karte. Eine Dame neben mir hatte einen Jakobsweg-Führer in der Hand, ich fragte sie, ob sie mehr dazu wüsste. Sie meinte, dass der eine Weg der normale an der Straße ist und schneller geht und der Complementario etwas länger ist, dafür aber durchs Grüne führt. Na dann ist die Entscheidung ja einfach. Die Extra-Meile hat sich bisher immer gelohnt. Und grün ist ja meine Lieblingsfarbe. Also ab auf den Complementario!

    Eine super Entscheidung, wie sich herausstellte. Wunderschöne Wälder, mit einem Bach mit klarem Wasser. So schön, dass ich mich irgendwann einfach mal hinsetzte und die Natur beobachtete. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich von einigen Vögeln ebenfalls begutachtet wurde. Einer war sehr neugierig und sprang mit etwas Abstand um mich herum. Es roch richtig schön natürlich und frisch und ich blieb eine Weile.

    Dann war es auch nicht mehr weit bis zum Hostel. Die letzten Meter zogen sich wie immer etwas und es wurde warm. Da merkte ich, wie müde ich doch war. Ich muss dringend Schlaf nachholen.

    Im Hostel angekommen, gab es eine Einführung in alles Wichtige und dann hatte ich auch schon eine Nachricht von Esther. Wir verabredeten uns fürs gemeinsame Abendessen. Da wir kein Restaurant fanden, das vor 20 Uhr Essen angeboten hat, entschlossen wir uns kurzerhand in einem Feinkostladen einen sehr lecker aussehenden Käse zu kaufen (konnte man nur im Stück, das waren vermutlich irgendwas um die 800 Gramm), dazu ein halbes Brot von einem Bäcker und Oliven. Damit setzten wir uns in die Sonne und hauten rein. Dazu gab es Geschichten aus dem Leben. Wir hatten eine prima Zeit. Dann ging es um 21 Uhr wieder zu den Hostels und langsame Vorbereitung für die Nacht und den Folgetag. Ich hoffe die kommende Nacht werde ich gut schlafen können für die nächste Etappe. Gute Nacht!
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