• Albergue As pozas Termais | 22 km

    2023年5月13日, スペイン ⋅ ⛅ 20 °C

    Heute war ich eine der Letzten, die das Hostel verlassen hat. Als ich ging waren nur noch 3 oder 4 Personen da. Das hatte ich glaube ich auch noch nicht. Ich habe am Morgen extra etwas abgewartet, weil so wenig Bäder und Toiletten vorhanden waren. Und dann habe ich irgendwann einfach das Bad für Behinderte genommen, da die anderen ständig voll waren. Da hatte ich ordentlich Platz. Es ging glaube ich ca. 8:30 Uhr los. Also relativ spät. Aber heute stand auch keine so lange Strecke an, daher kein Problem.

    Die Stadt war sehr ruhig, alles noch zu, kaum Menschen unterwegs. Als ich um eine Ecke bog, waren da auf einmal hunderte Fahrradfahrer. Sie fuhren alle zu einem Startpunkt für ein Rennen. Da waren sie also alle.

    Über ein paar Umwege ging es dann auch fix wieder ins Grüne. Nach einer Stunde Gehen machte ich eine Frühstückspause im Wald, wo aus Steinen ein Tisch und Bänke standen, sowie eine Wasserquelle, um die Flaschen aufzufüllen. Entsprechend sah ich in der Zeit, wo ich mein super Luxus Baguette mit dem Käse vom Vorabend (Esther und ich hatten uns den Rest aufgeteilt) vertilgte, einige Wanderer, die ihr Wasser aus den Flaschen wegkippten, um die Flaschen mit Quellwasser aufzufüllen. Schmeckt auch einfach besser. Das Leitungswasser ist teilweise schon sehr gechlort.

    Nach der Pause ging es weiter auf dem
    Weg und beim Meilenstein 60,000 km (die Steine zählen die Kilometer runter bis Santiago und es gibt immer 3 Nachkommastellen + es ist wirklich selten, dass man einen Stein mit drei Nullen findet) machte ich ein Foto. Eine Taiwanerin wollte ebenfalls. Sie fragte, ob ich ein Bild von ihr machen kann. Klar. Danach kamen wir ins Gespräch. Huifen Huang, kurz Hoi, 65 Jahre, Rentnerin. Sie hat ein Haus in Taiwan und eins in Miami direkt am Wasser, 3 Kinder die alle in den USA leben und ihr Mann ist Zahnarzt. Ich weiß sehr viel über Sie, denn ich habe immer wieder Fragen gestellt, aber sie mir nicht. Ich wollte etwas über sie und ihr Leben erfahren und sie erzählte gerne davon. So kam es, dass wir die gesamte Tagesetappe zusammen liefen, ich sie nun sehr gut kenne, sie aber kaum etwas von mir weiß. Wollte ich ihr dann auch nicht aufdrängen. Auch mal spannend.

    Spannend war ebenfalls ein Missverständnis, das wir bei der Mittagspause hatten. Wir saßen sehr schön bei einem Bistro unter Weinreben. Da ich ein reichhaltiges Frühstück hatte nahm ich nur einen frischgepressten Orangensaft und ein Radler. Sie hat das erste Mal ein Radler probiert und fand es sehr gut. Ich sollte ihr den Namen aufschreiben und wir übten die Aussprache, damit sie es beim nächsten Mal selbst bestellen kann. Um von der Aussprache von Godla zu Radler zu kommen, hat es einige Versuche gebraucht. Nachdem sie auf der Toilette war und ich auf unsere Sachen aufgepasst hatte, wollte ich auch fix gehen. Als ich wieder kam, war mein zur Hälfte ausgetrunkenes Radler weg sowie das ganze andere Geschirr. Ich fragte sie, wo mein Radler hin ist und sie sagte sie hätte alles schon weggebracht. Aber ich hatte ja noch nicht ausgetrunken? Achso, aber man geht doch immer als allerletztes, wenn man mit Essen und Trinken durch ist, auf die Toilette. Ach ok, ich dachte man geht auf Toilette, wenn man muss. Nun gut, so war mein Radler leider weg. Schade drum.

    Weiter ging es auf dem Weg. Hoi dachte die ganze Zeit, dass wir nur ein Drittel des Weges geschafft hätten. Als ich ihr dann sagte, dass die Hälfte bereits durch ist war sie sehr motiviert und legte noch einen Schlag zu. Sie war echt fix unterwegs. Passte gut für mich, da ich auch gut drauf war. Ca. 4 Kilometer vor der heutigen Stadt, kam ein Auto langsam vorbei gefahren und verteilte Flyer von seinem Restaurant. Ein Pilgermenü, das man bis 16 Uhr bekommen konnte! Wow. Normalerweise machen die Restaurants zwischen 15 und 19 Uhr zu. Das motivierte uns noch einen Schlag reinzuhauen, um direkt durch die Stadt zu dem Restaurant zu gehen um ein spätes Mittag/frühes Abendessen einzunehmen. Und es klappte. Wir saßen 15:30 Uhr am Tisch und bestellten. Es gab eine Galizische Suppe mit Kartoffeln, weißen Bohnen und Kohl vorweg, dann einen sehr leckeren gekochten Fisch mit Kartoffeln und danach einen Santiago Cake (ein viel zu süßer Mandelkuchen). Dazu einen Weißwein aus der Region. 12,50 Euro zum Glück. Danach verabschiedeten wir uns und gingen jeder zu unserer Unterkunft. Sie in ihr Sternehotel mit Gepäcktransport und ich in mein Hostel mit Stinkefüßen. Ich hatte wieder Glück mit dem Hostel, es war schön und sauber und immer wenn ich es zuvor über Booking.com buchte, bekam ich bei Doppelstockbetten unten ein Bett oder ein besonders schönes Zimmer. Kann ich also nur empfehlen.

    Ich machte erstmal Ruhe und legte mich hin. Während ich da lag, kam auf einmal ein Rollstuhlfahrer an mir vorbei. Ich dachte ich sehe nicht richtig. Wir kamen ins Gespräch und ich fragte ihn, ob er auch den Camino macht (in dem Fall macht das Wort „machen“ tatsächlich mehr Sinn als gehen). Ja, er hat ein spezielles Fahrrad auf dem er hier unterwegs sein kann. Es ist zwar sehr anstrengend, aber er kommt zurecht. Er hat einen Kumpel dabei, der ebenfalls mit einem Fahrrad mit ihm fährt. So kann eigentlich nichts passieren. Ich war beeindruckt. Man sieht auf dem Camino wirklich alle Arten von Menschen, aber jemanden mit einer körperlichen Behinderung hatte ich bisher nicht gesehen. Ich ermutigte ihn, da es ihm nicht so gut ging. Dann schlief er ein und sagte beim Schlafen und zwischen dem Schnarchen „Weed! Oh I love pills.“ Ok, der Mann hat sicher schon einiges ausprobiert, wenn er selbst im Traum davon spricht. Ich musste aufpassen nicht loszulachen.

    Ich ging duschen und gab meine Wäsche in die Waschmaschine. Ich gönnte mir nochmal Maschinenwäsche plus Trockner, da es mein letztes Mal waschen war. Wenn ich alles wasche, bis auf das Kleid, dass ich an hatte, dann komme ich damit bis zum Flug durch. Gesagt, getan.

    Dann meldete sich Oliver, er ist direkt um die Ecke. Ob wir noch einen Absacker trinken wollen. Klar warum nicht. Ich ging zu ihm ins Restaurant, wo er gerade mit Essen durch war. Wir nahmen einen Wein. Danach hatten wir Lust auf Bier. Und ich meinte, ob wir das nicht auf die Hand nehmen wollen und die heißen Quellen auschecken. Von denen hatte Oliver noch nicht gehört, aber ich wusste, dass der Ort dafür bekannt ist. Wir also mit unserem Estrella hin da. Wir waren nicht die Einzigen mit der Idee und so saßen wir alle am Rand von der heißen Quelle und hielten die Beine rein. Irgendwann kamen 2 ältere Spanier, die in Unterhose komplett rein gingen. Wir tranken Bier und sangen mit den anderen (es waren fast alles Pilger) diverse Lieder, die Alisha anstimmte, sie war auch bei mir im Hostel und Gesangslehrerin. Es war sehr ausgelassen und so tranken wir um die Ecke, in einem kleinen Bambuswald bei einer Bar noch ein Bier. Leicht angeschwipst ging es um 23 Uhr ins Bett. Was für ein außergewöhnlicher Tag mit spannenden Bekanntschaften.
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