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    Neuseeland / Aotearoa

    5. februar 2023, Sveits ⋅ ⛅ 1 °C

    Neuseeland hat eine Fläche von 269.652 km². Wenn man diese mit der Schweiz vergleicht ist Neuseeland 6,5 x grösser. Während wir mit beinah 8,7 Mio. Einwohner auf dem kleinen Landstück leben, beläuft es sich in NZL auf 5,1 Mio. Deshalb ist es dort um einiges ruhiger und gelassener. Die Bevölkerungsdichte beläuft sich auf 18 E/km². Ca. 69% Kiwis von europäischen Abstammungen, , 14,6% sind einheimische Maori, 9;2% Asiaten und 6,9% pazifische Insulaner. Geografisch gesehen, leben über drei Viertel der Bevölkerung auf der Nordinsel, mit einem Drittel der Gesamtbevölkerung in Aukland. Der Rest der Kiwis lebt hauptsächlich in den grossen Städten Wellington, Christchurch und Hamilton. Es ist der Traum vieler Auswanderer, der Inbegriff für zauberhafte Landschaften. Die Arbeitslosenquote ist eine der niedrigsten weltweit. Doch Einwandern kann nur derjenige, der entweder über das entsprechende Kapital oder über gute Fachqualifikationen verfügt. Neuseeland hat es – zum wiederholten Male – als einziges Land außerhalb Europas in die Top 10 des World Happiness Reports geschafft. Der Inselstaat in Ozeanien besteht nicht nur aus zwei großen Landstrichen, der Nordinsel und der Südinsel, sondern besteht auch mehr als 700 kleineren Inseln. Das Land belegt Platz neun der Länder mit den glücklichsten Menschen, unter anderem dank des starken sozialen Unterstützungssystems.
    NZL Einwohner sind freundliche, bodenständige Einwohner, etwas ganz Besonderes und bleiben allen Reisenden - im besten Sinne - noch lange in Erinnerung. Ich werde die Abenden in der Gesellschaft unserer Gastgeber nie vergessen. Es war eher so, als würde man mit Freunden eine angenehme Zeit bei einem kulinarischen Genuss geniessen als bei Fremden Leuten die man erst kennengelernt hat.

    Wenn man sich je nach Region umsieht, hat es noch massenweise Platz für all diejenigen die sich dort niederlassen wollen. Die Staatsform; parlamentarische Monarchie, das
    Regierungssystem eine parlamentarische Demokratie. Das Land ist äusserst sauber. Nirgends sieht man Abfälle, Petflaschen oder Zigarettenstummel herumliegen. Was letzteres betrifft so rauchen nur gerade 8% der Erwachsenen NZL. Die niedrigste Raucherquote weltweit. Und ja, man sieht selten jemanden rauchen, was es für mich noch mehr lebenswerter macht.

    Neuseelands Naturwälder sind immergrüne Regenwälder mit riesigen, beeindruckenden Baumfarnen, die wie Palmen ihre Fächer in den Himmel strecken. Überhaupt gibt es unzählige Farne in unterschiedlichsten Formen und Grössen, die einen rasch zum Farnfan werden lassen – Schirmfarn, Lederblattfarn, Streifenfarn, Kronen-Rippenfarn, Fingerfarn, Baumfarn u.v.a.m. Etwa 20 Prozent aller Pflanzen sind endemisch, kommen nur auf Neuseeland vor, wie die meisten der Farne oder die Kauri-Fichten. Der Kauri, Agathis australis, wird bis zu 60 m hoch und 2000 Jahre alt und ist Neuseelands grösster und berühmtester Baum. Auch andere typisch neuseeländische Bäume wirken auf uns ungewohnt prächtig mit ihren gräulichen Blättern und roten, lila oder blauen Blüten, wie der Rata, Rimu, Kawakawa, Pohutukawa, der Gras-/ Drachen- und Pfefferbaum, die Silber- und Südbuche, das Lanzenholz, der Pandanus und Cabbage Tree oder die Nikau-Palme, die südlichste Palme der Welt. Aus Europa wurden Ginster und Fichten eingeführt, aus China der Kiwibaum, aus den USA der Mammutbaum, die Douglastanne und die Monterey-Kiefer. Jeder Stopp und Waldspaziergang auf einem der Walks (zwischen 5 und 50 Minuten Gehzeit) lohnt.
    Etwa 25 Prozent der Landesfläche sind mit Regenwald überzogen. Naturwald gibt es nur in den Schutzgebieten. 32 Prozent der Landesfläche sind unter Schutz gestellt, ein Drittel davon, etwa 10 Prozent der Landesfläche, sind Nationalparks. Derzeit gibt es in Neuseeland 14 Nationalparks, die dem DoC (Department of Conservation) unterstehen. Die meisten befinden sich im Westen der Südinsel.

    Wir merken schnell, das Wort Regenwald ist wörtlich zu nehmen. Gutes Wetter ist unter dem Einfluss von El Niño/ La Niña im neuseeländischen Hochsommer alles andere als selbstverständlich. Aber wir haben wirklich Glück, denn wir werden nur mit Sonne beschenkt. Grün sind die Inseln, abgesehen von den Regenwäldern, nach Monaten der Dürre auch nicht. Das Wetter wird schlecht, nass, kalt, stürmisch. Neuseeland hat genau so viele Regentage pro Jahr wie die Schweiz (99,9 Regentage) und etwas weniger Sonnenstunden pro Tag als die Schweiz (4,6 versus 4,8). Wir fahren durch den Obstgarten der Nordinsel. Hinter ungewohnt hohen (fünf/ sechs Meter und höher), langen und zackig-akkurat abgehauenen Hecken aus Pinien, Kiefern, Thujen u.a. erstrecken sich Monokulturen für Kiwis, Avocados, Pfirsiche, Kirschen, Zitrus- und anderes Früchte.
    Wir fahren durch braungelbes Auen-, Weide-, Kiwi- und Goldgräberland nach Süden. Wald sehen wir keinen, wenn dann aufgeforstete Kiefernplantagen.

    Abwechslungsreiche Trails am Fluss, Goldminen, Schluchten, alte Gleise, Kasernen, Baumfarne. Traumhafte Küste bei Whakatane, Hochseefischerei (Lachs, Krabben und Thunfisch), Papierfabrik, Umschlagplatz für Land- und Milchwirtschaft, Vulkane, kochende Schlammtümpel, türkisfarbene Seen uvm, soviel wird einem geboten, langweilig wird es nicht.

    Den Kiwi, den scheuen, flugunfähigen Nationalvogel, haben wir nicht gesehen, Kühe dafür umso mehr. Die Milch fliesst in Neuseeland in Strömen. Die Neuseeländer produzieren einen zehnmal grösseren Milchsee, als sie selbst verbrauchen. Die Milchwirtschaft ist der Motor der Landwirtschaft, Milch das neue Gold des neuseeländischen Exporthandels.

    Auf der Fahrt quer durch den Süden der Südinsel fallen mir die vielen toten Tiere am Strassenrand auf: Opossums, denen das Land den Kampf angesagt hat. Die putzigen, aber nicht endemischen Tiere gelten als Staats- und Biodiversitätsfeind Nr. 1 und werden erbarmungslos gejagt. Die marder- bzw. katzengrossen Raubtiere drohen den flugunfähigen einheimischen Kiwi-Vogel auszurotten. Es gilt als gute Tat, Possums zu schiessen, soviel man kann, Schonzeiten gibt es nicht.
    "Kiwis" bezeichnen in Neuseeland nicht etwa die haarigen, schmackhaften Früchte (diese sind als "kiwi-fruit" bekannt), sondern wahlweise den Nationalvogel oder die eigenen Einwohner.
    Der nachtaktive und flugunfähige Kiwi (Vogel) ist ein naturwissenschaftliches Phänomen. Die etwa hühnergroßen Vögel haben dichte, fast fellartige Federn und einen langen Schnabel, den sie in Kombination mit ihrem außergewöhnlich gutem Geruchssinn zum Aufspüren von Würmern und Insekten nutzen.
    Alle fünf Kiwi-Arten sind vom Aussterben bedroht, was hauptsächlich mit Lebensraum-Verlust und eingeschleppten Feinden, wie etwa Frettchen, Hauskatzen und Hunden, zusammenhängt. Die beste Chance, die scheuen Vögel in der Wildnis zu beobachten, bietet sich bei nächtlichen Wanderungen auf von Fressfeinden befreiten ("predator free") Inseln; etwa Kapiti Island nahe Wellington oder Stuart Island ganz im Süden. Zusätzlich gibt es viele Kiwi-Aufzuchtstationen - manche mehr auf Besucher und Touristen, manche mehr auf Schutz, Aufzucht und Auswilderung der putzigen Federbälle ausgelegt. Der Kiwi ist das Nationalsymbol Neuseelands. Von ihm leitet sich die Eigenbezeichnung der Bewohner Neuseelands als „Kiwis“ ab.

    Neuseeland liebt seine Café-Kultur. Kaffee ist allgegenwärtig, ob zum Trinken vor Ort oder zum Mitnehmen. Seit Jahren tobt eine Diskussion mit dem benachbarten Australien, wer den besseren "Flat White" serviert.
    Filter-Kaffee und Kaffee-Vollautomaten sind nicht üblich, stattdessen werden mit italienischen Espresso-Maschinen und Heißluft-Düsen wahre Milchschaum-Kunstwerke gezaubert. Ehrlich gesagt, schmecken die meisten Kaffees eher nach Spülwasser. Richtig guten Kaffee hab ich selten bekommen. Die Gastronomie funktioniert in Neuseeland bisweilen ein bisschen anders als von zuhause gewöhnt. An einem Tisch sitzen und auf die Bedienung warten kann man lange. In Pubs und sogar einigen Restaurants, insbesondere auf dem Lande, ist es üblich, sein Essen und seine Getränke selbst an der Theke zu bestellen und gleich zu bezahlen; die Speisen werden dann zum Tisch gebracht.

    Die Kiwis lieben bargeldloses Zahlen und man kann fast überall im Land per Karte bezahlen. Wir haben gesehen, daß Leute selbst Spenden für karikative Zwecke bei Straßensammlungen bargeldlos tätigen. Sogar Zahlungen von 1-Dollar-Beträgen per Karte sind normal. Ich habe kein einziges mal mit Bargeld bezahlt sondern immer nur mit meiner Revolutcard.

    Diese Erfahrung mussten wir in Neuseeland mehrfach machen. Die Distanzen werden sehr leicht unterschätzt. Häufig sieht man auf der Karte nicht, wie kurvenreich, schmal oder hügelig die Strasse in Wirklichkeit ist. Es gibt auch Schotterpisten, Pässe und enge Serpentinen, die viel Zeit in Anspruch nehmen. Das Abbiegen im Linksverkehr bereitete uns die grössten Schwierigkeiten. Wir betätigten immer wieder den Scheibenwischer anstatt den Blinker. Das ist gar nicht so einfach, denn die beiden Schalter sind auch verkehrt herum platziert. Besonders am Anfang ist es eine Herausforderung, bei einer Kreuzung oder Abzweigung in die richtige Spur einzubiegen. Falls die Richtung mit Pfeilen auf dem Boden markiert ist oder viele Autofahrer unterwegs sind, kann man sich relativ gut orientieren. Schwieriger wird es an schwach befahrenen Strassen ohne Markierung. Wir sind zwei/dreimal rechts anstelle links gefahren.
    Zahlreiche einspurige Brücken gibt es zu überqueren, die sogenannten One Lane Bridges. Die Vortrittstafeln zeigen an, wer zuerst fahren darf. Bei starkem Verkehr, kann es schon mal etwas länger dauern, bis man auf die andere Seite der Brücke gelangt.
    Ganz anders als in der Schweiz, bezahlt man in Neuseeland für Benzin deutlich mehr als für Diesel. Die Preise sind stetigen Schwankungen ausgesetzt. Wir haben uns nach einer Tankstellenapp orientiert, die uns immer die günstigste Tankstelle raussuchte.
    Parken darf man übrigens am Strassenrand nur in Fahrtrichtung. Wer umgekehrt parkiert, riskiert eine Geldbusse oder im schlimmsten Fall wird es abgeschleppt.
    Viele Tiere sind Nachtaktiv. Deshalb wird man immer wieder mit Schilder davor gewarnt. Wir haben um ein Haar ein Opossum überfahren, konnten aber gerade noch ausweichen.

    Die neuseeländischen Steckdosen sind anders gebaut und nicht mit zwei Löchern auf einer Höhe versehen. Bei dem sogenannten Stecker-Typ I gibt es stattdessen drei Schlitze. Ein „Pin“ ist unten, zwei weitere schräg darüber angeordnet. Einer dieser Pole ist eine Erdung, als eine reine Sicherheitsmaßnahme. Nur mit einem Adapter ist es möglich, Strom abzuzapfen. Das funktioniert im Übrigen auch dann, wenn ein Stecker über keine Erdung, sondern nur über zwei Schlitze verfügt. Das Energiesystem der Neuseeländer ist äußerst klug durchdacht. Vor rund 50 Jahren wurden die beiden Inselteile über ein Kabel verbunden, welches durch das Meer verbunden wurde. Durch diesen Netzausbau ist es möglich, bei einem nachlassenden Ertrag eine der beiden Seiten mit Strom zu beliefern. Wenn im Süden die Niederschläge ausbleiben und die Wasserkraftwerke dementsprechend weniger Energie umwandeln können, werden die Geothermie-Anlagen im nördlichen Teil stärker beansprucht. Neuseeland gilt mit seiner Ökostrombilanz als großes Vorbild für viele Industrienationen. Das Land bezieht 80 Prozent seines Stroms aus regenerativer Energie.
    Praktisch und mega genial: Die Steckdosen sind in Neuseeland mit einem Ein- und Ausschalter versehen. Ein nach unten gekippter Schalter signalisiert, dass das Stromnetz geschaltet ist – anders als in vielen anderen Ländern. Die meisten Steckdosenschalter in Neuseeland verfügen auf ihrer oberen Seite über eine rote Markierung. Somit müssen die elektrischen Geräte nicht ausgestöpselt werden, stattdessen kann einfach die Stromquelle abgeschaltet werden. Find ich persönlich eine mega tolle Idee.
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