• Tag 2 - Tokyo

    18.–20. nov. 2024, Japan ⋅ ☀️ 14 °C

    Erfrischt und voller Tatendrang springen wir aus dem Bett, bereit für das Abenteuer namens Frühstück. Wir haben uns für das Hotelbuffet entschieden und lassen uns überraschen – schließlich ist der Morgen die beste Zeit für kulinarische Experimente! An der Rezeption herrscht bereits ein munteres Durcheinander, die Angestellten tanzen einen fröhlichen Schuhplattler um den Empfangstresen. Wir jedoch schlängeln uns elegant vorbei, auf direktem Weg ins Restaurant. Oder sollten wir sagen: in den Frühstücks-Schuhkarton?
    Der Raum ist so klein, dass man fast glaubt, er sei ein japanisches Origami-Kunstwerk. Einige Gäste haben es schon an die Tische geschafft – kein Wunder, es ist ja auch schon 9:30 Uhr, quasi mitten in der Nacht für Urlauber. Wir werden an einen Tisch im hinteren Bereich geführt, mit exklusivem Blick in die Küche. Ein Blick auf die Sauberkeit dort, lässt mich allerdings denken, dass ich meine Augen besser auf dem Teller lasse.
    Das Frühstücksangebot ist typisch japanisch: Misosuppe, weißer Reis, Sushi und Fisch. Doch siehe da, zwischen all dem entdecke ich tatsächlich Brot, Butter und Marmelade – ein kleines Wunder der westlichen Zivilisation! Wir stürzen uns darauf wie Entdecker auf neues Land. Das Croissant schmeckt zwar leicht nach Fisch – na ja, Augen zu und durch! Der Kaffee hingegen ist ein echter Genuss.
    Der Raum selbst ist eine Ode an den asiatischen Stil und duftet entsprechend exotisch. Ein Erlebnis für alle Sinne!

    Nach dem Frühstück, bei dem wir uns wie Eroberer des japanischen Frühstücksbuffets fühlen, machen wir uns auf zur Tokioter Entdeckungstour. Unser Plan: Hop on, Hop off - oder wie wir es nennen, “Zufallstouristik mit Stil”.
    Die Metro wird zum ersten Schlachtfeld unserer urbanen Expedition. Und seht her, Damen und Herren: Wir finden nicht nur den richtigen Eingang, nein, wir gleiten auch noch elegant durch die Schranken - ohne Bestechungsgelder oder akrobatische Einlagen! In der U-Bahn ergattert meine Wenigkeit sogar einen Sitzplatz. Applaus, stille Post!
    20 Minuten später landen wir am Bahnhof Tokio. Google wird zu unserem persönlichen Navigationsirrgarten und jagt uns quer durch die Stadt. Die Hop-on-Hop-off-Station? Ein Phantom! Nach einer Irrfahrt, die einem Krimi würdig wäre, fallen wir buchstäblich auf die Bushaltestelle. Juhuu gefunden!

    Okay, es ist nicht der rote Bus unserer Träume (wir wollten die rote Linie nehmen), sondern der blaue Bus der Realität - aber hey, Hauptsache, wir sind unterwegs! Google, du kannst uns mal!

    Die Bustour der schrägen Hoffnungen!
    Der Audioguide rattert los wie ein übermotivierter Geschichtenerzähler, während ich - gelinde gesagt - eine Mischung aus Verwirrung und Belustigung durchlebe. Seine Worte tanzen einen wilden Tanz zwischen Realität und Fantasie: Er spricht von einem historischen Gebäude links, während nur eine Wand oder ein Parkplatz zu sehen ist.
    “Damen und Herren”, denke ich bei mir, “das ist keine Stadttour, das ist pure Improvisation!”
    Als endlich das magische Wort “Tempel” fällt, tauschen Claudia und ich vielsagende Blicke aus. Beschluss gefasst: Wir steigen aus! Nicht weil wir den Tempel wirklich gesehen haben, sondern weil unsere touristische Neugier größer ist als unsere Verständnislosigkeit.
    Motto des Tages: Wo Verwirrung ist, ist auch Abenteuer! 🏯😂

    Etwas ratlos stehen wir in der Gegend herum und suchen verzweifelt den Tempel. Hinter dem Parkplatz erspähen wir ein kleines historisches Gebäude. “Der Takisan-ji Tempel?”, fragen wir uns ungläubig. “Das soll er sein? Echt jetzt?” Google muss es richten, also befragen wir unseren digitalen Orakel. Und siehe da, es gibt noch mehr zu entdecken!
    Wir machen uns auf den Weg und stolpern schließlich über den Zojo-ji Tempel. Dieser beeindruckende Ort diente während der Edo-Periode dem Tokugawa-Clan als Familientempel und liegt malerisch neben dem Tokyo Tower. Der Zojoji Tempel (増上寺, Zōjōji) diente während der Edo-Periode (1603-1868) dem Samurai-Clan der Tokugawa als Familientempel. Er ist vor allem für seine Grabanlagen und schönen Bauten bekannt und steht direkt neben dem berühmten Tokyo Tower und dem Shiba-Park. Zojoji wurde im Jahre 1393 in Hibiya (Tokio) gegründet und 1598 von Shogun Tokugawa Ieyasu an seine heutige Position gesetzt, dazu auserkoren, als Familientempel der Tokugawa zu fungieren. Insgesamt gehörten damals 48 Untertempel dazu. Zur Blütezeit lebten unglaubliche 3.000 Priester und Novizen auf dem Gelände. Schon von weitem sehen wir die Sentaiko sodate jizo bosatsu mit den roten Mützen, Lätzchen und Windrädern. Diese Mönchsfiguren stehen zum einen für das sichere Aufwachsen von Kindern. Zum anderen geleiten die auch Kinderseelen heil ins Jenseits.

    Wir betreten den Tempel und sind sowohl von der Geschichte als auch von der Architektur so beeindruckt, dass wir fast vergessen, zu atmen. Wir stehen da, als wären wir in einem Geschichtsbuch gelandet – nur dass wir die Kapitel nicht lesen können, weil wir zu sehr mit Staunen beschäftigt sind! Nach diesem kulturellen Hochgenuss schlendern wir in ein Café – schließlich haben wir uns eine Belohnung verdient!
    Dort gönnen wir uns einen Kaffee und ein Tiramisu à la Green Tea. Ja, richtig gehört! Auch wir sind baff, dass es so etwas gibt, und wollen das unbedingt ausprobieren. Und was soll ich sagen? Es ist ein wahrer Traum! Wer hätte gedacht, dass Matcha und Mascarpone so gut harmonieren können? Ein Hoch auf die kulinarische Kreativität Japans!

    Nach unserem kulinarischen Hochgenuss machen wir uns auf den Weg zurück zur Hop-on-Hop-off-Station. Japan ist ja bekannt für seine Pünktlichkeit, also sind auch wir pünktlich am Ort – schließlich wollen wir nicht als die Touristen in die Geschichtsbücher eingehen, die den Bus verpasst haben! Während wir warten, überlegen wir uns: Wenn dieser Bus bei diesem Verkehr pünktlich ist, verbeugen wir uns tief und nennen ihn den neuen Shogun der Straßen!
    Aber wie das so ist im Leben: Im Buch steht viel, in der realen Welt läuft es nicht immer so. Also stehen wir da und bestaunen die Hochhäuser um uns herum. Es ist bereits dunkel, aber trotzdem hell – die Bürolichter leuchten wie übermotivierte Discokugeln. Der Tokyo Tower strahlt in voller Pracht und sieht aus, als hätte er sich für einen Auftritt für die nächste Weihnachtsfeier herausgeputzt!

    Unser Bus kommt mit ein bisschen Verspätung um die Ecke angerast. Wir steigen ein und genießen die nächtliche Fahrt durch den Wald der Hochhäuser Tokio‘s. Bevor wir auf die Autobahn abbiegen, ertönt aus dem Lautsprecher: „Schnallen Sie sich an, es wird gefährlich! Halten Sie Ihre Wertsachen fest, damit sie nicht wegfliegen, und bleiben Sie sitzen.“
    Ich dachte mir: „Oh, jetzt verspüre ich plötzlich den Drang, eine Bollywood-Einlage im Bus vorzuführen!“ Claudia und ich schauen uns grinsend an – wenn das mal nicht nach einem Abenteuer klingt! Mit einem schelmischen Lächeln fügt sie hinzu:
    „Wenn das Toupet jetzt abhebt, ist das nicht nur ein Verlust für mich, sondern ein potenzieller Luftangriff auf die Passagiere hinter mir!“ Genau mein Humor.

    Zig Haltestellen später steigen wir aus und steuern auf einen süßen kleinen Laden zu. Was genau er verkauft, bleibt ein Rätsel, denn alles steht nur auf Japanisch – aber hübsch sieht’s aus! Claudia entscheidet sich für eine lustige Tasse, doch bevor sie zuschlagen kann, kommt die Verkäuferin wie ein Blitz angerannt und ruft: „No sale, no sale!“ Tja, das war’s dann mit der Tasse!
    Wir nehmen an, dass es hier wirklich nur um die Süßigkeiten geht. Also bezahlen wir für unsere Leckereien und verlassen den Laden. Ich meine, wer braucht schon eine Tasse, wenn man mit einem Sack voller Süßigkeiten nach Hause gehen kann, insbesondere wenn man nicht weiss ob es sich wirklich um Süsses handelt. Lol! Die Tasse, die nicht sein durfte: Ein dramatisches Ende!

    Wir haben Hunger und stolpern in ein kleines, gut besuchtes Lokal. Wer behauptet, Japaner seien leise und zurückhaltend, war wohl noch nie hier! Der Lärmpegel könnte mit einem Rockkonzert mithalten.

    Der Kellner führt uns zu einem Tisch und reicht uns eine Speisekarte, die aussieht wie ein Geheimcode. Ich frage nach einer englischen Version, und der junge Mann lächelt charmant: „Only Japanese!” Toll, ich fühle mich wie in einer kulinarischen Escape Room-Challenge!
    Dann zaubert er einen QR-Code hervor – mein digitaler Retter in der Not. Ich scanne ihn und plötzlich öffnet sich eine Bilderwelt mit japanischen Untertiteln. Claudia und ich spielen nun „Erraten Sie das Gericht” – Google Translate wird unser Teamkapitän!
    Nach einem wilden Übersetzungs-Abenteuer entscheide ich mich für gebratenen Camembert mit Schinken und Mango, Claudia für Spaghetti. Der zweite Gang? Süßkartoffeln mit Kürbis, Rosinen, Walnüssen und Sauerrahm – ein Gericht, das klingt, als hätte es einen Identitätswechsel hinter sich!
    Himmel, das schmeckt – wer hätte gedacht, dass Speisekarten-Roulette so lecker sein kann?!

    Die Heimfahrt läuft wie geschmiert, und wir fühlen uns schon am ersten Tag wie echte Verkehrsprofis – wer hätte das gedacht? Selbst hier in der Metro hat jeder sein Handy fest im Griff! Da sitzen sie, wie hypnotisierte Zombies, und starren in dieses kleine Kästchen. Es ist ein einheitliches Bild: Die ganze U-Bahn sieht aus wie eine große Versammlung von Smartphone-Verehrern.

    Als wir in unsere Straße einbiegen, trifft uns der Anblick wie ein Blitz: Tagsüber eine brave Einkaufsstraße, aber nachts verwandelt sich die Gegend in ein pulsierendes Spektakel.

    Überall stehen auffällig viele junge Männer herum, die Frauen im gleichen Alter ansprechen. Wir schauen uns an und sind fasziniert und verwirrt zugleich. Es ist Montagabend, aber es sieht aus, als hätte die gesamte Jungmannschaft von Shinjuku hierher gefunden. Es wuselt und flirtet, dass selbst Amor einen Herzinfarkt bekommen würde. Himmel, haben wir versehentlich den Eingang zu einer Reality-Dating-Show entdeckt? Wo sind wir hier nur gelandet? Ich hoffe, das ist nicht die nächste Staffel von „Der Bachelor: Nachts in Shinjuku“

    Später hab ich folgendes rausgefunden:
    Unser Bezirk Kabukicho ist der wilde Westen Tokios. In Kabukicho, dem berühmten Rotlichtviertel, wird es besonders spannend. Hier stehen überlebensgroße Plakate von Hostessen und Hosts, die versuchen, dich in ihre Clubs zu locken. Es ist wie ein riesiges Spiel von „Fang mich, wenn du kannst“ – nur dass die Preise für die Drinks oft den Preis für einen Flug nach Tokio übersteigen!

    Typisch für uns, ein Hotel hier zu buchen! Aber hey, wer nicht wagt, der kann auch gleich zu Hause bleiben und sich die Netflix-Serien anschauen! Schließlich ist das Leben zu kurz für langweilige Übernachtungen!
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