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  • Day 44

    Einfaches Leben mit Registratia

    September 29, 2019 in Russia ⋅ ☁️ 9 °C

    Lees Bruder Boris, seine Frau Christine und ihre sechs Kinder sind noch mitten im Umzug zu dem kleinen Ort in dem wir am Nachmittag eintreffen.
    Da ihre größeren Kinder langsam ihrer eigenen Wege gehen, haben sie sich entschlossen von ihrem Einödhof in diesen Ort am Fluss Kasir in Südsibirien zu ziehen.
    Sie haben diesen Sommer bereits ein Haus gebaut aber wohnen noch nicht dort sondern in angemieteten Häusern.
    Auch hier im Nirgendwo schlägt aber der Staat zu: So wurde ihr neues Haus, das zugegebenermaßen etwas aus der Reihe fällt, beanstandet und auch dem Meldewesen haben sie nicht entsprochen.
    Eines Morgens hält ein Polizeiauto vor der Tür und erklärt Lees Bruder, dass binnen einer Woche seine Familie ordnungsgemäß angemeldet werden muss. Auch wir werden heraus zitiert und im Gegensatz zu vorherigen Besuchern wird von uns eine Registrierung in der nächsten Kreisstadt für unseren Aufenthalt verlangt. Dieser Prozess dauert dann etwa eineinhalb Stunden.
    Wir besuchen die Familie also in einer turbulenten Zeit und merken, dass Sibirien doch nicht ganz so frei ist wie angenommen. Die strenge Anwendung des Gesetzes findert aber nur gegen Ausländer und insbesondere in diesem Landkreis statt. Innerhalb unser Aufenthaltszeit klappt die Registrierung noch, so dass das erste Damoklesschwert abgewendet werden kann.
    Abgesehen von diesen bürokratischen Verwicklungen ist das Leben in diesem Dorf hier für uns wie ein Ausflug in das vorletzten Jahrhundert. So gibt es kein WC, sondern ein Plumsklo, das Wasser wird mittels einer Handpumpe im Garten gefördert, und die Häuser mittels eines großen Holzofens beheizt. Statt einer Dusche gehört zu jedem Haus eine Banja, indem das zuvor mühevoll gepumpte Wasser auf einem Ofen erhitzt, mit kalten Wasser passend gemischt und dann mittels einer Kelle über den Körper gegossen wird.
    Für uns ist das alles eine tolle Erfahrung und wir merken, dass die Bequemlichkeit des modernen Lebens absolut nicht nötig, teilweise sogar umständlicher ist.
    Wenn wir über die wenig befahrene Dorfstrasse gehen begegnen wir Kühen, Pferden, Gänsen, Truthähnen und spielenden Kindern.
    Auch unsere Gastfamilie hält Ziegen und Hühner und das hervorragende Essen besteht jetzt im Herbst bis auf das Salz ausschließlich aus selbst erzeugten Lebensmitteln: z. B. Kartoffeln mit Kürbisgemüse dazu Käsesoße aus selbstgemachtem Ziegenkäse und Karottensalat.
    Die Kinder üben jeden Tag melken und wollen auch gerne eigene Ziegen.
    Wir gehen zum nahegelegenen traumhaften Fluss und bewundern die herbstliche, unberührte Natur. Ende September gibt es hier bereits nachts Frost und wir genießen abends das knackende Feuer in dem riesigen Steinofen in dem uns zugewiesenen modernen Haus. Hier gibt es sogar eine elektrische Pumpe (Stanzia), so dass wir in den Luxus eines Waschbeckens mit fließendem Wasser kommen.
    Nach 10 Tagen fahren wir noch zum deutschen Haus.
    Abgesehen von der überbordenden Bürokratie, hat uns das einfache Leben von Boris, Christine und den Kindern gut gefallen auch wenn der lange und harte Winter eine zusätzliche Herausforderung darstellt.
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