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  • Day 24

    Dschungel-Hippie-Drogen-Kartell-Symbiose

    April 29, 2021 in Mexico ⋅ ⛅ 38 °C

    Der Dschungel ruft uns wieder. Wir sind kaum 15 Minuten dort angekommen in einem Hippie-Backpacker-Dschungel-Enklave und schon werden uns Cocaína, Mushrooms, und Weed von den Locals angeboten. Wir verlängern direkt das gebuchte Zimmer um einige Tage. Sehr vorausschauend von uns ;-)
    Der erste Abend und es spielt eine Live-Combo mit südamerikanischen Instrumenten wie Charango und einer Panflöte, dazu trinken wir Micheladas und es gibt eine Feuershow - und das ganze vor der tiefgrünen Dschungelkulisse. Einen Wehmutstropfen hat der 1. Abend trotzdem: Kai verliert sein Portmaine oder es wurde ihm gestohlen. Dieses Mal ist es "nur" Geld. So langsam beschleicht mich das Gefühl, dass ich mir Arbeit mitgenommen habe.
    Am nächsten Tag besichtigen wir die nächsten Maya-Ruinen. Ja, sie sind majestätisch, aber mich beeindruckt der Dschungel in dem sie thronen, mehr als das archäologische Geröll. Ich kann mich einfach nicht hineinversetzen und das, obwohl wir es auf Anraten der Locals, mit ein bisschen Magic-Mushrooms probiert haben um eine bessere connection hinzubekommen- so wie es die Maya seinerzeit wohl auch gemacht haben. Aber die Boa constrictor auf dem Gelände war schon echt... und imposant.
    Wir lernen einen Nachfahren der Maya, einen sogenannten Indigena, mit seinem Sohn kennen. Sie haben ein großes Wissen über den Dschungel, seine Heilpflanzen, und leben noch in einigen Teilen ihre alte Kultur aus. Spanisch musste Xel selber als Fremdsprache lernen, da seine Muttersprache Tzeltal (eine der Maya-Sprachen) ist. Da ich sehr an seinem ethnobotanische Wissen und an seinen spirituellen Bräuchen interessiert bin, machen wir zuerst eine Dschungelwanderung mit ihm, die nicht ohne ist. So mussten wir z. B. eine nahezu senkrechte 50m hohe Erdwand im Dschungel hochklettern, die gesäumt war mit stacheligen oder giftigen Pflanzen, die wir nicht berühren sollten. Ich frag mich im Nachhinein selber, wie ich da hoch gekommen bin. Aber Angst kann ein verdammt guter Motor sein. Im Dunkeln erreichen wir dann das Temazcal (eine mesoamerikanische Schwitzhütte). Wir machen dort mit einigen anderen Menschen aus seiner Familie ein Reinigungsritual. Das Temazcal ist, anders als bei den nordamerikanischen Indigenen, aus Stein erbaut. In einem Jaguarsteinkopf wird das heilige Feuer entfacht. Wir legen aus Blumen einen Kreis, räuchern Harze, Kräuter. Dann gehen wir in die Grotte und übergeben einem der alten Gottheiten Kakao als Opfergabe. Die glühenden Steine werden in die Grotte getragen und mit einem Kräuterwasser übergossen. Wir schwitzen, stöhnen, singen und meditieren bis in die Nacht. Es berührt mich tief.
    Den nächsten Tag hängen wir noch gemeinsam rum und fangen bereits Mittags an uns mit Corona und Mezcal zu betrinken. Bis zum Abend ist es gesellige und nette Gesellschaft. Zu späterer Stunde ändert sich allerdings die positive Atmosphäre, da sich sowohl die Saufkompanen, als auch die berauschenden Mittel geändert haben. Es wird richtig schräg und immer respektloser. Die neuen Bekannten sind irgendwelche kriminellen, unangenehmen Kokainbarone, welche im Laufe der Nacht dazu gestoßen sind, und mit steigendem Konsum immer paranoider werden. Da ich mich von der unangenehmen Situation distanzieren möchte, und ich mit dem starken Zeug in meinem Gehirn, auch nicht zurecht komme, gehe ich schlaflos, rastlos, getrieben und unzufrieden im Dschungel spazieren. Es ist wahrscheinlich auch nicht sicherer, aber irgendwann tritt dann doch die Müdigkeit ein und ich kann endlich ins Bett. Von Cocaína werde ich in Zukunft die Finger lassen. Der Umgang damit in Mexiko bringt wirklich negative Vibes.
    Am gewünschten Abreisetag wird unsere gebuchte Weiterfahrt mit dem Bus nach San Cristobal gecancelt, da die Straße dorthin von bewaffneten Straßensperren blockiert wird. Und tatsächlich haben wir die gesamte Nacht Schüsse gehört. Ich will immer noch glauben, dass es Jäger waren, die Tiere geschossen haben. Wir müssen schauen, wie wir jetzt hier wegkommen.
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