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  • Day 75

    Amerikanischer Urlaubs-(Alb-)Traum

    June 19, 2021 in Mexico ⋅ ☀️ 27 °C

    Der nächste Tag bzw. die nächsten Orte an der Südspitze der Baja California sind überhaupt nicht unsere Art wie wir uns das Reisen vorstellen, und sind ein schlimmes Beispiel für zerstörerischen Tourismus und die gnadenlose Ausbeutung der dortigen Ressourcen. Die Wüste dort ist nahezu verschwunden. Der „Korridor“, der einst spektakuläre Küstenstreifen (so wurde uns berichtet) zwischen San José del Cabo und Cabo San Lucas, wird mit hässlichen Ferienanlagen, US-amerikanischen Kettenläden, Grundwasser verschwendenden Golfplätzen und 5-Sterne-Hotels verschandelt. Die beiden Städtchen sind voll mit vollen US-Amerikanern, hauptsächlich Kaliforniern, die lärmend ihren All-Inklusiv-Urlaub dort verbringen und so gar nichts für die einzigartige Natur drumherum übrig haben. (Letzteres mag vielleicht eine Unterstellung sein, aber ansonsten würden sie sich ja nicht so benehmen!) Wo sonst organisieren Nachtclubs Polonaisen, damit Kellner die Gäste besser mit Tequila abfüllen können? Am nächsten Morgen kann man dann seinen Kater bei einer Bootstour neben Delfinen und spritzenden Walen kurieren, die eigentlich nur angeschaut werden, da es irgendwie dazugehört. Die Möglichkeiten für weitere Aktivitäten, die die dortige Natur schädigen, sind nahezu grenzenlos: Jetski, Bananenbootfahrten, Parasailing, seine Yacht spazieren fahren, Delfine füttern im Delfinarium,... Zu allem Überfluss ist die dortige Küste umzäunt und privatisiert und man muss Eintritt zahlen um sich dort aufzuhalten. Wir haben den US-Amerikanischen Ballermann gefunden, nur viel, viel teurer und deswegen findet man hier auch fast nur künstlich aussehende, augenscheinlich besserverdienende Kalifornier. Und die Mexikaner? Die haben sich voll auf diese Art von Tourismus eingestellt und sich assimiliert. Nichts wie weg, bevor unsere Lästereien in Aggressionen -auf beiden Seiten- umschlagen! Wir fahren deswegen direkt weiter zu einem naturnahen Ort, nämlich einem Meeresschutzgebiet – einem der weltweit erfolgreichsten Meeres-Nationalparks. Hier befindet sich auch das einzige pazifische Korallenriff im Golf von Kalifornien. Hier soll es große Schwärme von Großaugen-Makrelen geben, die sich regelmäßig zu einem riesigen, erstaunlichen Ball formieren. Ich will dies unbedingt sehen und deswegen bezahlen wir die völlig überteuerte Tour für den nächsten Tag. Auch den teuren Zugang zum Privatstrand zahlen wir deswegen. Zelt aufstellen kostet natürlich noch extra. Ein Zimmer zu nehmen, können wir uns bei Preisen von 250 US-Dollar die Nacht, nicht leisten und wollen das aus Prinzip auch nicht. Morgens, bekomme ich dann den Anruf vom Touranbieter, dass die Tour abgesagt wird. Sie erklären, dass die Konditionen auf dem Meer heute zu wild seien. Wir sollen es am nächsten Tag nochmals versuchen. Ich schaue mich um: Die Sonne scheint genau so wie gestern auch schon und das Meer ist spiegelglatt. Kai und ich sind uns einig, dass die Wetterkonditionen nicht der wahre Grund für die Absage sind, sondern es sind nicht genug Leute zum Schnorcheln zusammen gekommen, so dass der Bootsausflug wirtschaftlich nicht genug abwirft. Wir wollen nicht noch einen Tag hier verweilen und darauf hoffen, dass sich noch mehr Leute zum Schnorcheln anmelden. Ist uns wirklich zu doof hier. Und scheinbar sind wir immer noch zu nah, an dem beliebten kalifornischen Traumurlaubsdomizil, anders kann ich mir diese Preise und dieses Gebaren nicht erklären.Read more