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  • Day 76

    Die Abenteuer im Wilden Westen

    June 20, 2021 in Mexico ⋅ ⛅ 21 °C

    Unser Road-Trip durch die Baja California geht an der Westküste der Halbinsel weiter. Ich habe das Gefühl, dass jeder einzelne Western-Film hier gedreht wurde. Staubige, endlose Prärie mit zahllosen riesigen Kakteen und dornigen, blattlosen Büschen dazwischen. So weit das Auge reicht, gibt es nur diese ausgedörrte Landschaft. Um noch einen drauf zu setzen, weht der Wind noch einen dieser Dornenbuschbälle, die jeder aus Western-Filmen kennt, über die Sandpiste, vor unserem Auto. Klischee lass nach. Dazu sehen wir vereinzelt Männer mit Cowboyhüten und -stiefeln. Der wilde Westen ist hier noch voll in Mode bzw. top-aktuell. Wir fahren an einsame, kilometerlange Strände, die hier sehr leicht zu finden sind. Es gibt hier kaum Menschen, die hier wohnen und auch niemanden der hier Urlaub machen will. Abseits der Touri-Ami-Hochburgen im Süden der Baja California Halbinsel, ist hier tote Hose, tote Wüste sozusagen. Kai findet die Wüste überhaupt nicht langweilig und ist voll in seinem Entdecker-Element. Er springt mittlerweile wieder überglücklich durch die Dünen und erkundet die Gegend und zeigt mir ständig irgendwelche Pflanzen, Insekten, Reptilien oder Vögel, die ich unbedingt inspizieren soll. Oder aber er schleppt Schildkrötenpanzer oder andere Tierskelette an, folgt Tierpfärten, sammelt Brennholz, baut Lagerplätze und Schattenplätze, macht Lagerfeuer, grillt Würste am offenen Feuer, etc. Und das alles mit wachsender Begeisterung. Ich versuche da gar nicht mehr hinterher zu kommen, bei allem was er so vorhat. Aber ich muss zugeben, dass Kai's Begeisterung ansteckend ist und ich diesen Wildcampingtrip in der Wüste nun auch sehr genieße, auch wenn es viele Entbehrungen gibt, wenn man tagelang auf den Komfort eines Zimmers verzichten muss. Wir werden jedoch mehr als belohnt indem wir auch Wild-Life sehen dürfen. Wir sehen Geier, Pelikane, Delphine, Echsen, und als absolutes Highlight einen Koyoten. Der kommt direkt zweimal vorbei, da wir uns scheinbar in seinem Revier aufhalten. Nach dem Kulturschock an der Südspitze der Baja, bestätigen Kai und ich uns gegenseitig: Wir lieben die Natur!
    Eine brenzliche Situation darf während des Wildcampings natürlich nicht ausbleiben. Also folgendes: Da Kai immer noch ständig seinen Kram verliert, haben wir gesagt, dass der einzige vorhandende Autoschlüssel in meiner ständigen Obhut bleiben muss. Gesagt, nicht getan. An dem Abend, an dem wir am weitesten von menschlicher Zivilisation weg sind, fragt Kai mich nach dem Autoschlüssel, da er etwas aus dem Kofferraum holen möchte. Er klappt den Kofferraum zu und lässt den Schlüssel im Kofferraum liegen. Diesen kann man allerdings nur mit dem Schlüssel öffnen und von innen kommt man ebenfalls nicht ran. Tatsächlich haben wir nun ein verdammtes Problem. Der Zugang von innen zum Kofferraum ist hermetisch abgeriegelt, er befindet sich in einer Art Metallumschalung. Trotz roher Gewalt gelingt es zuerst nicht Zugang von innen zum Kofferraum zu bekommen und so an den Autoschlüssel zu kommen. Von außen geht es ebenfalls nicht, da wir kein Werkzeug haben um das Schloss aufzubrechen. Wir müssen Hilfe holen, aber es gibt hier keinen Handy- und auch keinen Internetempfang. Wir überlegen, wie viele Tage wir laufen müssten, bis wir in einen bewohnten Ort kommen würden. Drei, eher vierTage, oder mehr? Alleine, oder zu zweit? Der Plan ist nachts zu laufen, da die Hitze tagsüber zu stark ist. Vielleicht haben wir Glück und es kommt auf dem Weg ja doch noch ein Auto vorbei... Es werden noch viele verzweifelte Pläne geschmiedet, wie wir uns nun aus der Misere retten können, aber zuletzt kommen wir irgendwann inmitten der Nacht dann doch noch zum Glück an den Autoschlüssel ran. Mensch, ey, das war dann schon wieder etwas zu viel Abenteuer als gebucht.
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