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  • Day 144

    Warten bis der Arzt kommt

    August 27, 2021 in Mexico ⋅ ⛅ 17 °C

    Wir warten also immer noch weiter auf Kai's Kredit- und EC-Karte in San Cristobal um dann endlich nach Guatemala reisen zu können. Die Schule habe ich nicht mehr verlängert, da es jeden Tag soweit sein könnte. Die Wehen sind bereits eingetreten und wir warten auf den großen Wurf. Und tatsächlich am 1. September 2021 kommt die ersehnte Post mit den Bankkarten aus Deutschland. 6 Wochen haben wir nun darauf gewartet. Jetzt, wo es endlich weiter gehen kann, hat es mich nun voll erwischt: ich bin ganz schön krank und liege mit Fieber und völlig erschöpft flach. Ein Corona-Test, den ich für die Grenzüberschreitung nach Guatemala, sowieso machen muss, bestätigt meinen Verdacht. Ich habe mich mit Corona infiziert. Kai's Test ist hingegen (noch) negativ, aber er ist aktuell auch kein bisschen krank. Ich frage die Ärztin, was ich nun machen muss. Sie zuckt die Schultern und fragt mich, was ich die letzten Tage denn genommen hätte? Ich antworte ihr: Paracetamol. Dann solle ich das weiter nehmen. Sie hat keine Quarantäneanordnung für mich, keine weiteren Fragen über Kontaktpersonen und auch kein Aufnehmen von persönlichen Daten wird erforderlich. Ich gehe wieder zurück ins Bett im Hostel und frage mich, ob es jetzt sinnvoll ist, die anderen Gäste zu informieren. Ich gebe mir Mühe es schonend rüber zu bringen, aber es interessiert hier keinen wirklich. Für die liebe Leserschaft in Deutschland mag dieser Umgang damit nun paradiesisch oder fürchterlich klingen, je nachdem, welchem Corona-Lager man nun angehört, aber ich bin einfach nur genervt. Nun verzögert sich die Ausreise nach Guatemala wiederrum, bis ich ein negatives Testergebnis vorweisen kann. Der Tip, der Ärztin umgerechnet 20 Euro für ein Negativergebnis zu geben, beherzige ich nicht, wobei dies hier scheinbar ohne große Umschweife möglich wäre. Dies weiß ich spätestens seitdem Kai beim Fahren ohne Führerschein von den Bullen erwischt wurde, und er sich mit einem 500 Pesos-Schein (das sind umgerechnet ca. 20€ ) problemlos freikaufen konnte. Als wir die Geschichte später reißerisch erzählen wollten, wurden wir müde belächelt und uns wurde erklärt, dass hier fast jeder bestechlich sei: Lehrer, Polizei, Beamte, Ärzte. Nichts sei unkäufllich und dies könne man auch ganz offen anfragen. Im Endeffekt sei es eine Win-Win-Situation. Die Schmiere, die die Gesellschaft zusammen hält. So... So...
    Etwas drüber nachgedacht, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ein klein wenig mehr Alltagskorruption, und dafür ein bisschen weniger Wirtschaftskorruption in Deutschland den Deutschen vielleicht auch ganz gut tun würde ;-)
    Einen Tag später ist Kai ebenfalls krank und hat Fieber. Bei unserem zweiten Test ist Kai nun positiv und ich bin negativ. Ich fühle mich aber auch wieder gesund. Wir müssen warten bis wir aber beide wieder gesund sind und somit beide ein (echtes) negatives Corona-Testergebnis vorweisen können. Über die Ungeduld, wann wir nun endlich nach Guatemala reisen können, legt sich nun das Gefühl von Frust und Traurigkeit, da die ewige Warterei auf die Ausreise uns nun so langsam echt zermürbt hat. Und dann Corona obendrauf, was uns beide -nacheinander- auch ganz schön niedergestreckt hat. Mann, ey. Mit stark gedrückter Stimmung verharren wir also weiterhin in Warteschleife.... Der dritte und der vierte Test schlagen bei Kai wieder positiv an, obwohl er sich laut eigener Aussage wieder fit fühlt..... Es ist zum verzweifeln. Ganz viel Zeit haben wir nicht mehr, denn unser Visa für Mexiko neigt sich auch langsam dem Ende zu.
    Das einzige was man der verkorksten Situation noch Positives abgewinnen kann, ist, dass wir insgesamt 3 Pärchen (aus den USA, Israel, England, Spanien und Deutschland) in dem Hostel sind, die allesamt Langzeitgäste sind und wir so eine Art temporäre WG darstellen. Wir ticken alle ein bisschen ähnlich und kochen zusammen vegan, spielen mit den Hunden, und hängen miteinander auf der Dachterrasse rum, ohne uns gegenseitig auf die Nerven zu fallen. Das ist irgendwie schon viel wert. Auch wenn es ein schwacher Trost ist.
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