• Das Mangroven-Kleinod

    19 Oktober 2021, Guatemala ⋅ ⛅ 28 °C

    Weiter geht's zum letzten Stopp in Guatemala, wo wir einen Fluss queren wollen, welcher durch einen dichten, völlig unberührten Dschungel fließt. Es heißt der Rio Dulce sei der Amazonas Zentralamerikas. Mit ganz viel Glück können wir vielleicht dieses Mal die seltenen Seekühe sichten. Gewiss werden wir jedoch zahlreiche Vogelarten beobachten können. Wir schippern mit dem Boot also durch den wilden, grünen Fluss. Anfangs sieht man an den Ufern noch prächtige Häuser mit noch pompöseren Yachten, nebendran stehen schlichte Holzhütten auf Stelzen gebaut. Diese Gegend scheint also auch für Reiche beliebt zum Wohnen zu sein, da man eine gute Stromversorgung hat und das Internet noch funktioniert. Es führen immer wieder kleine Flussarme ab vom großen Hauptstrom, jedoch sieht man nur eine grüne Dschungelwand, wenn man versucht in die Ferne zu schauen. Nach einigen Minuten erreicht man die breiteste Stelle des Flusses, den Golfete. Es wirkt eher wie ein großer See den man überquert. Hier gibt es jede Menge Segelboote, die hier vor Anker gegangen sind. Später werde ich erfahren, dass dies ein sehr beliebter Ort für Weltumsegler ist. Sie warten hier die Hurrikan-Saison ab um dann wieder die Weltmeere zu besegeln. Wir treffen eine englische Familie mit 2 Schulkindern die bereits seit 4 Jahren auf ihrem Segelboot leben, ein australisches Pärchen mit Hund, was seit 1,5 Jahren umhersegelt und 3 freakige Russen, die eine Dokumentation über genau solche Weltumsegler filmen. Wir wussten vorher nicht das dies so ein Ort dafür ist, aber irgendwie ist es cool solche Menschen mit so einem Lifestyle mal kennen zu lernen und ihre Geschichten erzählt zu bekommen. Wir haben unsere Unterkunft aber noch ein bisschen weiter flussabwärts gebucht. Ein sehr netter Schweizer, namens Jonathan, betreibt dieses außergewöhnliche Hotel. Das Hotel ist nämlich ein schwimmender Steg oder besser gesagt, ein riesiges Floß mitten im Mangrovensumpf. Man kann diese schwimmende Holzplanken-Insel nur per Boot/ Kanu erreichen. Drumherum gibt es kein Festland. Es ist die geschmackvollste und außergewöhnlichste Unterkunft auf unserer bisherigen Reise. Wir steigen aus dem Boot und fühlen uns richtig wohl und willkommen. Es ist so urgemütlich und traumhaft gelegen, dass wir aufpassen müssen, hier nicht wieder zu versacken. Selbst die anfängliche Nervosität von Jonathan bezüglich seines Pitbulls der sich eigentlich mit keinem anderen Hund versteht, lässt sich innerhalb eines Tages klären. Zuerst wird Nola tatsächlich von dem Pitbull Mascha in die Kehle gebissen (leider tatsächlich auch tief) , aber sehr schnell werden die beiden Hündinnen trotzdem so richtig dicke Freundinnen. Sie sind kaum noch zu trennen. Tagsüber paddeln wir mit dem Kanu durch die Mangroven oder wir chillen in der Hängematte und beobachten Kolibris die an den Blüten vom Hotelgarten saugen. Abends trinken wir mit den anderen deutschsprachigen Freunden von Jonathan (Expats aus Deutschland und der Schweiz) echtes Weissbier aus Süddeutschland und bekommen handgeschabte Spätzle mit Gulasch serviert. Nee, wat is dat schön.
    Einen Tag paddeln wir bis zu dem Ort Livngston an die Karibik. Es soll dort total anders aussehen, als der Rest von Guatemala, da sich dort hauptsächlich Garifuna (ehemals entflohene Sklaven) niedergelassen haben. Es sieht tatsächlich total anders aus, als erwartet: völlig runtergekommen, zugemüllt und dreckig. Es gibt keine durchgängige Wasser- und Stromversorgung, da es so verarmt ist. Wir sehen schnell zu, dass wir wieder in unser kleines Mangroven-Kleinod zurück kommen und da noch unsere restliche Zeit im kleinen Paradies verbringen. Den nächsten Abend dann mit den 3 russischen Dokumentarfilmemachern, russischen Trinksprüchen und russischen Liedern/ Gitarrenmusik. Und noch einmal: Nee, wat is dat schön.
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