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  • Day 6

    3. Trekking-Tag

    March 14 in Nepal ⋅ ☀️ 3 °C

    Es war trotz der intensiven Kälte in dem nicht isolierten Lehm-Steinhaus unserer Gastfamilie so gemütlich. Am Abend versammelten sich alle Familienmitglieder in der Küche, dem einzig warmen Raum im Haus. Denn hier wurde ein Kohleofen mitten in den Raum gestellt, wo wir alle drumherum sitzend die Wärme genoßen und dazu Chai tranken, während die Frauen der Familie das Abendessen für uns zubereiteten. Sie waren alle sehr lieb und ich fühlte mich dort wohl als Gast.
    Später hatte ich mit meinem Schlafsack, zwei Decken und Thermounterwäschen bewaffnet, trotz der eisigen Kälte in dem Haus, so einen guten, erholsamen Schlaf, dass ich die Strapazen und intensiven Rückenschmerzen vom vorherigen Trekking-Tag einfach vergessen habe.
    Beseelt, ausgeruht und zufrieden, starte ich also in den nächsten Trekking -Tag. Erst läuft es auch ganz gut und ich bin frohen Mutes. Wir machen eine kleine Rast, damit ich meine Jacke ausziehen kann, denn die Sonne scheint und es ist angenehm warm. Ich hebe meinen Rucksack auf um ihn wieder aufzusetzen und ×××Zack!!! ××× !!! Hexenschuss !!! ×××
    Ich bin nahezu bewegungsunfähig. Ich überschlage meine plötzlich eingetretene, missliche Situation und halte Krisensitzung mit meinem Führer Manoj. Sieht nicht gut aus, denn wir sind im Gebirge ca. 2 km von einer befahrbaren "Straße" entfernt. Erst muss ich kurz vor Verzweiflung und Schmerzen weinen, dann schlägt Manoj, wahrscheinlich auch aus lauter Verzweiflung vor, ein Lastentier zu organisieren, welches mich hier raus transportieren soll. Ich breche in schallendes Gelächter aus. Erst weiß er nicht warum es so lustig ist, aber spätestens nachdem ich ihm das ganze Szenario bildlich ausmale, z. B. wie ich überhaupt da drauf kommen soll, auf den Esel, auf den Yak, oder was auch immer das sein soll, so ein Lastentier, fängt auch er an zu lachen. Wir lachen uns zusammen immer weiter checkig, wegen der gesamten Skurilitat der Situation, während ich centimeterweise durch unwegsames Gelände Richtung Straße krieche und Manoj meinen Rucksack schleppt, und mich immer weiter zum Lachen bringt, auch wenn es eigentlich zum heulen ist. Auch wenn es eine blöde Sache für mich ist, ist es für das Verhältnis zwischen mir und Manoj richtig gut gewesen. Aus meinem steifen, desinteressierten (Pflicht-) Führer, welcher nur am Handy hing, ist ein Reisebuddy geworden.
    Gefühlte Stunden später kommen wir an der gewünschten Schotterpiste an. Manoj hat einen 4WD-Jeep organisiert, welcher uns 4 Stunden später zur Rettung kommt. Erst als ich schon so einige Zeit im Jeep sitze, bemerke ich, dass wir gen Norden fahren und uns somit nicht auf dem Rückweg nach Kathmandu befinden, wovon ich aufgrund meiner vollkommenen Immobilität ausgegangen bin. Für mich war irgendwie klar, dass es nun vorbei ist. Denn dort hat mein gebuchter Trip begonnen und dort endet er auch laut Vertrag mit der Reiseagentur. Auf meine verwunderte Frage hin, wohin wir denn fahren, erwidert Manoj mir: "Du wolltest doch unbedingt zum König von Mustang, oder habe ich da die letzten Tage was falsch verstanden?“
    Nein, hat er nicht! Irgendwie feier ich ihn dafür nun noch mehr, denn ich hätte wahrscheinlich aufgegeben.
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